Helvetica der Kulturen der Welt

Anfang August stellte ich (etwas versteckt) das neue Logo des Haus der Kulturen der Welt vor (das übri­gens heute offi­ziell seine Wiedereröffnung feiert): Das Haus hat jetzt ein Logo. Inzwischen ist das Signet in den USA ange­kommen, beim Armin Vit, der das Gebäude als TYPO-2005-Sprecher gut kennt. Auf seiner Seite Brand New unter­zieht er es nun einer kriti­schen Betrachtung: »A far cry from the idio­syn­crasy of the buil­ding and an odd step back­wards in the other­wise inno­va­tive visual land­scape of Berlin … Helvetica’s neutra­lity and ubiquity func­tions as the perfect vessel upon which to create meaning for any insti­tu­tion, but when it dismisses its unique context, Helvetica can really be a drag.»Wenn Armin wüsste, was hier in der Zwischenzeit los war: Haus der Kulturen der Welt wird »das Haus«, Haus der Kulturen rudert zurück, Das Haus: Operation am offenen Herzen, …(Abbildung: Brand New/Fontblog)


37 Kommentare

  1. Tim

    Pfffff … Was soll man dazu sagen? So ähnlich schon tausendmal gesehen und immer noch nicht schön. Eine totale Fehlentscheidung, wenn das alte Logo daneben so konkur­renzlos frisch und jung aussieht.

  2. Bernd

    Helvetica-Missbrauch!

  3. HD Schellnack

    Au Mann.
    Ich LIEBE die Helvetica und ihre Schwestern ja und dieser blanke, nichts­sa­gende, sterile Look ist so passend für unsere Zeit und das Design dazu – das gelang­weilte Kaugummigesicht einer Prostituierten nach einer 48-Stunden-Dauerschicht. Auf eine perfide Art ist die Helvetica eben wieder die Schrift zur Zeit (seit den 90s eigent­lich)… fin de siécle eben. 

    Schlimmer als die Schriftwahl finde ich, wie die Fläche (NICHT) genutzt wird. Brody schafft typo­gra­phi­sche Spannung mit einfachsten Handgriffen – obwohl so ein ausge­wo­gener Blocksatz, der kaum jemals gesperrt wirkt, ja nur ober­fläch­lich leicht erscheint. Der Neuentwurf hingegen ist herun­ter­ge­tippt, unbalanciert,lieblos, neocon. Das Kerning, zumin­dest hier am Screen, wirkt auch strange. 

    Vielleicht schön für eine andere Sache. Das kalte klare, simple, redu­zierte hat ja einen Charme, den ich innigst liebe. Nim mweg,was du wegnehmen kannst. Und oft haben andere Schriften einfach zu viel «Klang».

    Aber nicht für ein Haus, das Reichtum, Impulsivität und globale Rhythmik, Feuer und Energie ausstrahlen will. Ist irgendwie disso­nant, diese eisige Kälte und der Ort, die archi­tektur, die Idee hinter der Sache. 

    Mann, schade irgendwie. 

    Und wirk­lich verblüf­fend… es ist DIE UMKEHR. 

    IN den 80er/90er haben sich die Designer aufge­macht, die Helvetica aus dem Alltag zu wischen und jetzt kommt der Rollback :-D. Es ist schon fast wieder Retro. 

    Um die Wahrheit zu sagen, wenn man die Reihenfolge UMDREHT, macht der Relaunch des Logos deut­lich mehr Sinn in Sachen vorher (ihhh) und nachher (huiii).

    Neville’s Ding ist schlicht, schön, zeitlos und hat trotzdem Druck. Why fix it, if it ain’t broken?

  4. kux

    helve­tica hin oder her, aber die neue version ist einfach schwach.
    das alte logo sieht viel besser aus.

  5. jamie oliver

    Ja es ist schade. Und Unsinnig. Sie hätten das Geld fürs Redesign lieber in die Website gesteckt. Ausserdem, viel­leicht lieg ich da total falsch, sieht das Logo wie nach einer Verzweiflungstat auf die Reaktion des Pixellogos aus.

  6. Kayzah

    Der Kommentar vom HD Schellnack hat mir sehr gut gefallen.
    Er hat es genau getroffen.

  7. pixelpsycho

    Oha … ich finde es das es ein Rückschritt ist. Wenn man «before» und «after» austau­schen würde wäre es glaubwürdiger. ;-)
    Brodys gefiel mir weitaus besser.

  8. Simone

    Wenn ich mich als reiner betrachter-nicht-desi­gner dazu mal äußere: ich finde das neue logo nicht so schlecht. das alte find ich sehr ’50er‘ Jahre (und das ‚K‘ in Kulturen ist doch mal echt zu eckig… da könnte man was rein-inter­pre­tieren, nicht?). viel­leicht ist es einfach der schwarze unter­grund den ich austau­schen würde. ich finde schwarz meist unpas­send, hier zu hart im kontrast, vor allem im sinne des ‚haus der kulturen der welt’… ich glaube mit orange als unter­grund sähe es schon viel besser aus (wobei es ja auch nicht unbedling orange sein muss). Und helve­tica ist, wie man sieht, zeitlos und gut und die formen der schrift sind einfach sauber. Ich hätte die noch die wörter in den zeilen so verteilt, wie im alten logo – war doch sehr gut und prägnant.

  9. microboy

    helve­tica ist vorallem zeitlos langweilig …
    als wenn es keine anderen schriften gäbe!

  10. Anke

    Es ist sehr lang­weilig x-mal hinter­ein­ander zu lesen: „ach, schreck­lich das neue Logo, ne?“. Diese Einigkeit im Niedermachen ist depri­mie­rend. Und ich tue es mir auch nur an, um den seit langem gelun­gensten CI-Relaunch einer Institution zu vertei­digen (das Logo ist ja nur ein Teil davon). Die Plakate, Karten, Broschüren usw. muss man in der Stadt erleben. Ich möchte nicht wissen, wieviele Leute, die sonst nie Plakate foto­gra­fieren, am Anfang die Plakate foto­gra­fiert haben. Weil sie so unge­wohnt, inter­es­sant, auffällig, klar oder einfach nur schön waren. Weil sie aufge­for­dert und nicht über­for­dert haben, nicht blöd­sinnig für etwas geworben, sondern neugierig gemacht haben. Und zwischen den andern Plakaten extrem gut funk­tio­niert und ihren Zweck genau erfüllt haben. Genau wie jetzt, in der Zwischenzeit, die anderen Werbemittel auch, über die ich mich nach wie vor freue, wenn ich sie entdecke. Und die es schaffen mich wieder neu für das Haus der Kulturen der Welt zu inter­es­sieren und den Staub der Jahre wegzupusten.

  11. Hans

    … die Farben sind wohl ad lib, nach den bisher beob­ach­teten Einsatzmethoden (… Plakate, website). Kann orange sein, grün oder wie es der Kontext erfor­dert. HDs Kommentar hat ja eigent­lich schon alles gesagt/zusammengefasst. Vielleicht sollte man gar nicht von einem Logo spre­chen, sondern von einem »Gestaltungsmodul« (flexibel). Das alte Logo (von Cornel Windlin, nicht von Neville Brody, nach anderen Quellen, sonst wird er bald heilig gespro­chen in diesem Kontext hier) hätte für das neue »Corporate Design«, das ja eher ein Kampagnen-Design ist, nicht notwendig rede­signt werden müssen; sag ich mal ;-) cooler wärs allemal gewesen, auf ein quadra­ti­sches Pseudo-Logo im Legoraster zu verzichten. Damit wären sie auch dem berech­tigten Vorwurf eines flauen/halbgaren Redesigns aus dem Weg gegangen.

  12. Hans

    @ Anke: Super Kampagnendesign, sag ich ja. Hier gehts aber ums »Logo«.

  13. tom

    Redesign? Hoho. Ich dachte Redesign würde eine Verbesserung bedeuten.
    Wie einfallslos und unnötig.
    Ohne Profil, ohne Idee, keine Lösung – ganz im Zeitgeist der Aussagelosigkeit. Wie der Kommentar eines Politikers.

    Der Architekt dieses Hauses hat sich da wirk­lich etwas einfallen lassen, schade dass es nun ein Logo bekommt, das eher zur Sterilität des Bundeskanzleramtes passen würde.

  14. erik

    Und helve­tica ist, wie man sieht, zeitlos und gut und die formen der schrift sind einfach sauber.

    es geht ja bei einer solchen wort­marke nicht um die schrift, sondern um die buch­sta­ben­formen. Und da fehlen den versa­lien der Helvetica einfach kontrast und rhythmus. Die strich­stärke ist weder laut noch leise, das R ist das schlech­teste R einer grotesk über­haupt, das wort HAUS ist zwangs­läufig sehr dicht, KULTUREN ist löcherig. Die lauf­weite solcher zeilen muss man so einstellen, dass die engsten und die weitesten stellen berück­sich­tigt sind, denn ein kompro­miss ist es immer. Natürlich sieht das alte logo (das Cornel gemacht hat während seines prak­ti­kums bei Neville, aus Brody buch­staben) mani­riert und in die jahre gekommen aus, aber eine rich­tige wort­marke braucht etwas mehr sorg­falt. Wenn schon Helvetica, dann einen anderen schnitt (der 65er der Neuen ist prima, wird aber meis­tens igno­riert), denn die schrift steht negativ, und da wirkt bold wie extra­bold. Und man könnte ja an den Rs etwas rumschrauben, damit sie nicht wie kaputte Bs aussehen.

    Vielleicht hat mal einer zeit (ich gerade nicht) zu zeigen, wie zeitlos, unauf­ge­regt, unmo­disch, cool, aber hand­werk­lich geschickt diese marke aussehen würde in Futura, Akzidenz Grotesk, Gill oder so. Nicht Meta, Thesis oder Scala, das wäre ja modisch!

    Aber – wie man auch in dieser diskus­sion lesen kann – geht es nicht um die schrift oder um die wirkung des zeichens, sondern um Helvetica als ideo­logie, als angeb­li­ches state­ment von neutra­lität und cool­ness. Alles quatsch: diese marke ist einfach lieblos und hand­werk­lich schlecht gemacht, aber die gestalter verschanzen ihr unver­mögen oder ihre lange­weile hinter dieser pseudo-philo­so­phie, dass sie das ja alles ganz bewusst gemacht hätten. 

    Dummheit, Faulheit und Eitelkeit sind die apoka­lyp­ti­schen reiter der gestaltung.

  15. Anke

    Uups, wußte nicht das „Niedermachen“ hier dazu­ge­hört, beim Kampf um gute Typo.

  16. Oliver Adam

    Ich finde nicht, dass hier »nieder­ge­macht« wird. Oft wurden hier im Fontblog gute Gestaltungsarbeiten auch gelobt. Aber es muss auch erlaubt sein, konstruk­tive Kritik zu üben, was die meisten hier auch tun. Ich finde, man kann sogar sehr gut von den Kommentaren für seine eigene Arbeit lernen, wenn man sie reflektiert …

  17. HD Schellnack

    Hm, ich halte mich schon eher oft zurück :-D.
    Aber hier ist vorher/nachher so falsch, dass man schon zuckt. Und ich mag ja diese coole Neo-Swiss-Welle, die derzeit überall schwappt und die Raffael Stüken auch mal brutal in mein Blog gefum­melt hat. Es ist keine Kritik an den Designern an sich, sondern an der Frage, inwie­weit dieser Ansatz authen­tisch und ehrlich zu dem passt, was das HdK de facto macht.

  18. Anke

    Wenn erik sagt: „diese marke ist einfach lieblos und hand­werk­lich schlecht gemacht, aber die gestalter verschanzen ihr unver­mögen oder ihre lange­weile hinter dieser pseudo-philo­so­phie, dass sie das ja alles ganz bewusst gemacht hätten. Dummheit, Faulheit und Eitelkeit sind die apoka­lyp­ti­schen reiter der gestal­tung.“, dann ist das konstruk­tive Kritik, bei der die Gestalter was „lernen“ sollen? Hier herrscht eine völlig unver­ständ­liche Arroganz, die nicht nur die Gestalter, sondern auch die Kunden beleidigt.

  19. Jürgen

    @Anke
    Ich stimme Dir zu, dass Begriffe wie »Dummheit«, »Faulheit« und »Eitelkeit« in einer konstruk­tiven Kritik nichts zu suchen haben.

  20. HD Schellnack

    Futura und Gill sehen – erik hat Recht – schon deut­lich netter aus. Selbst die Akzidenz macht schon mehr her – as usual. Ist aber so abstrakt schlecht, weil diese Schriften tatsäch­lich nicht zu dem Rasterkastendesign des Gesamtauftritts passen würden. 

    Ich werde ja nach wie vor die Ahnung nicht los, das der zuerst gese­hene Entwurf – nur «das Haus» und in dieser Blockschrift – die eigent­lich Idee war. Und als es dann Kritik gab, kommt so eine Kompromisslösung. Insofern kriti­sieren wir viel­leicht etwas, was der Designer selbst nicht mochte? Wie oft machen wir alle faule Kompromisse? 

    Ich selbst hätte an Cornells Entwurf besten­falls ein paar exal­tierte Besonderheiten raus­ge­nommen – wenn man schon muss, eigent­lich macht das russisch ange­hauchte K die Sache ja auch span­nend, ebenso die sehr wiene­risch anmu­tenden anderen Buchstaben. 

    Es ist schon seltsam.
    Die Kunden mit den schlimmsten Logos wollen sie auf KEINEN FALL verän­dert haben – und man muss irgendwie sehen wie man mit dem Trumm dann leben muss. Da, wo man selbst eigent­lich gar nichts ändern will hinge­gegen, verlangt der Kunde etwas neues. 

    Wir Designer sollten – wie Architekten – ein Gespür für Bewahrung und Respekt entwi­ckeln. Lasst uns einstampfen, was Scheiße ist, Zeitgeistfragmente, miese Handarbeit… aber bewahren was gut und richtig und mit hoher Schöpfungskultur versehen ist. Das hat auch etwas mit grafi­scher Denkmalkultur zu tun, die hier durchaus ange­messen ist. 

    Ohne es persön­lich zu meinen, diese Verschlimmbesserung ist leider in den Basics nicht besser als das neue UPS- oder das neue DC-Logo. Etwas Gutes, Bewährtes wird abge­rissen und durch etwas weniger über­zeu­gen­deres ersetzt. 

    Schaut euch den Durchschuss von dem Windlin/Brody-Design an, die Proportionen, in denen die Schrift in der Fläche steht, da ist so viel so intuitiv einfach richtig. Ich mag nicht mehr viel von Brodys alten Arbeiten (zu zeit­geistig, nicht so cool geklaut wie Saville, zu viel Haarspray und Shoulderpads), aber das HdK, den ORF und die Magnum-Sachen sind zeitlos gut, fast makellos. Da pinkelt man nicht einfach so drauf, oder???

  21. Jürgen

    HD ist wieder in Topform … ich freue mich. Der Urlaub muss ihm wohl bekommen sein ;-)

  22. Etienne

    inter­es­sante debatte dies – mit einigen ausrut­schern zwar.
    ich war gestern im hdkdw. lange gespräche mit meinen nicht-design-begleiterInnen, ob das programm­heft stil vermit­telt oder vor allem zu schlecht lesbar ist oder doch nur unüber­sicht­lich – oder neugierig macht, ob die plakat- und post­kar­ten­mo­tive passend sind… in jedem fall zeigt sich ein großes inter­esse über die form zu spre­chen – mir scheint, dann hat ein wich­tiger teil der kampagne schonmal funk­tio­niert. ich war ohnehin von den plakaten im stadt­bild ähnlich angetan, wie anke es oben schreibt. ein echtes glanz­stück, das ich dem hdkdw in seiner vor-umbau-phase nicht zuge­mutet hätte – das hatte nämlich unter gestal­tungs­ge­sichts­punkten seit der arbeit von cornel konti­nu­ier­lich abge­baut hatte. posi­tive über­ra­schung also. ich finde die block-schrift von vit dazu – spie­le­risch zwischen form und schrift – span­nend und animierend.
    über der bühne prangt dann das helve­tica-quadrat und in der tat kratzt das sehr an meinem guten eindruck vom rede­sign zur wieder­eröff­nung. vor allem, was HD über die schlechte raum­auf­tei­lung schreibt, spricht mir aus der seele. nichts pauschales gegen helve­tica, aber paßt es nicht besser zum haus und seinem themen­spek­trum auch über die im logo verwen­dete schrift einen charakter/eine stim­mung zu etablieren?
    auch in den schönen kampa­gnen-mate­ria­lien zeigt sich bei näherem blick etwas unfer­tiges, unsau­beres, das grob wirkt – als hätte die zeit nicht mehr gereicht. span­nende titel­bilder, die vor allem in ihrer gesamt­heit gut funk­tio­nieren. im detail (auf den innen- und rück­seiten) aber nicht mit genug liebe zuende gebracht?
    aber: freude über eine auffäl­lige kampagne, einen mutigen start in eine neue phase des hdkdw. und darüber, dass wir diesen ort zurück haben.

  23. Etienne

    farben: lt kampagne
    font: foundry monoline

  24. Matthias

    in der Schlichtheit liegt die Kunst. Ich finde die neue Variante besser, obwohl sie zuge­ge­be­ner­maßen, wie schon hier mehr­fach betont, nicht sensa­tio­nell neu ist. Die Idee mit zwei Strichstärken zu hantieren kann aber einen zsl. Pepp bringen.

  25. Hans

    > Und man könnte ja an den Rs etwas rumschrauben, damit sie nicht wie kaputte Bs aussehen.

    Erst mal Danke an Erik Spiekermann für diese Beobachtung, es gibt wohl wenige Menschen, die sich so einge­hend mit dieser Schrift beschäf­tigt haben und ihre Abneigung auch genau begründen können.
    Es gibt viele Arten, den Bandwurmbegriff Haus der Kulturen der Welt zu setzen. Als

    HAUS
    DER
    KULTUREN
    DER
    WELT

    stehen zwei kaputte Bs (in Helvetica) über­ein­ander. Speziell in dieser Anordnung fällt der zweimal vorkom­mende Artikel DER erst recht auf.
    Bin ich eigent­lich der Einzige, den das nervt? Die Betonung des Wortes KULTUREN (weil es deut­lich länger ist als die anderen) in dieser Anordnung könnte man ausnutzen, durch, na sagen wir mal einen zsl. Pepp (s.oben), schlicht und ergrei­fend. Der würde dann viel­leicht von der Doppelung der Artikel ablenken. Das wär auch mein Kritikpunkt am rede­sign vom rede­sign mit foundry mono­line: why fix it if it ain’t broken? Durch die unter­schied­liche Strichstärke kriegen die beiden Artikel, die sich in der alten Anordnung ganz harmo­nisch einreihen, zusätz­liche visu­elle Aufmerksamkeit, die sie gar nicht kriegen sollen, oder?

  26. HD Schellnack

    Wie, das Ding von Etienne ist doch nur ein Beispiel gewesen oder? Nicht schon wieder ein Redesign des neuen Logos? Verstehe ich das falsch… ich dachte es sei, wie Jürgens Bilder, nur eine Demo, wie es anders wirken würde mit anderem Einsatzu von Schrift/Strichstärke usw. 

    Mir fällt gerade auf, die schwarze Helvetica-Variante hat irgendwie etwas vage 70s-DDR-mäßiges. Auch wenn die Helv dafür nicht ganz das rich­tige ist. Aber irgendwie dieses bräsig strenge… was ja manchmal cool ist. Nur denk ich da nicht an Abende voll Musik, Film, Lesungen, Performannce, sondern an Aktenschränke und stau­biges Licht.

  27. Marc

    Irgendwie zieht sich das bei double stan­dards wie ein roter Faden durch die Karriere. Sie haben das CD und Logo des Hebbel-Theaters zerhauen zu HAU1, HAU2 und HAU3 (www​.hebbel​-theater​.de). Die Berlinale Plakate zermatscht. Und nun stochern sie mit Ihren Versalienkäse im Haus der Kulturen der Welt Logo herum! Ich kenne kein Berliner Büro das soviele Berliner Kultureinrichtungen in so kurzer Zeit bedient hat. Bewundernswert! Hat wirk­lich was von »apoka­lyp­ti­scher Reiterei«. Die/Der Nächste bitte!

  28. Chris Rehberger

    Liebe Blog-Teilnehmer,
    Zermatscht, zerhauen, Versalienkaese und vieles andere in frue­heren Beitraegen… man fasst kaum mit welchen Mitteln und welcher Hochnaesigkeit Kommentare auf unterstem Niveau geaeus­sert werden. Wie sich klaeg­lichster Privatgeschmack ohne Wirkung in die erste Reihe zu draen­geln vermag. Achtung, auch Hippies draen­geln. Erbaermlich. Mit Verlaub, darauf kann sich niemand ernst­haft einlassen.
    Der sprin­gernde Tiger endet als Sofadecke im Nebenzimmer.
    Ja, es gibt noch viel zu tun … und schon geht es weiter.
    Herzlichen Dank.

  29. Hans

    Gern geschehen. Danke vor allem für den sprin­gernden Tiger, der nun unseren kleinen Zoo berei­chert und direkt in den Käfig neben den apoka­lyp­ti­schen Reitern gesperrt wird. Lyrisch auf jeden Fall top, viel­leicht sogar ein wenig over the top.

  30. HD Schellnack

    Chris, weniger dünne Haut haben. Ihr macht viele gute Sachen – HAU finde ich exzel­lent, das Tabataicover ist schön, lots of good stuff… aber man muß auch mal ne blutige Lippe kriegen. Wir wissen alle nicht, in welchen prozessen das Logo entstand, wie zufrieden ihr selbst mit dem Ergebnis seid. Statt zurück­treten, einfach mal teil­haben lassen und den Prozess trans­pa­rent machen, austau­schen. Design ist kein Vakuum mehr. Sei froh, wenn solches Feedback kommt, nimm mit, was du brau­chen kannst, igno­rier den Scheiß, der dich anfrisst. Ich find zB die auf eurer Site gezigten Plakate struk­tu­rell dufte, aber das «Logo» nach wie vor unglück­lich gemacht. Nicht mal an sich – ich steh ja auf so mini­mal­house. Aber es passt nicht zur Party, die da bespielt wird. 

    Und für alle betref­fenden hier gilt, glaube ich… es geht nicht um PrivatGESCHMACK. Wir alle wissen als Designer, dass man über Geschmack eben nicht streiten KANN.

  31. robertmichael

    also hau123 habe ich gerade zum ersten mal gesehen und ich fands auf anhieb auch großartig …

  32. Anke

    Da wird jemand völlig fertig­ge­macht, sowohl persön­lich (Dummheit, Faulheit usw), als auch die Arbeit (zermatscht, Käse usw) und dann wird auch noch in merk­würdig gönner­hafter Arroganz eine Zusammenarbeit einge­for­dert (einfach mal teil­haben lassen… den Prozess trans­pa­rent machen…) Das ist keine Atmosphäre des Austausches, sondern der Indoktrination (du mußt dich hier mal kurz schlagen lassen (blutige Lippe) damit du auch brav was von uns lernst!). Woher kommen die ganzen Lehrer und woher nehmen Sie sich das Recht? Hier kriegt man gar keine Luft mehr.

  33. erik

    Unsere arbeit ist öffent­lich, darin liegt ihr sinn und dafür werden wir bezahlt. Ich habe mir auch schon böse kritik anhören müssen, egal, ob ich sie gerecht­fer­tigt fand oder nicht. Und natür­lich ist immer ein wenig neid dabei. Aber ich habe in erster linie hand­werk­lich argumentiert.

    Die nennung der apoka­lyp­ti­schen reiter der gestal­tung ist ein aperçu, den ich schon öfter gebraucht habe. War als gene­relle anmer­kung gedacht und stimmt auch so. Wer das persön­lich nimmt, muss mit seinem schlechten gewissen leben. Oder sollte eine arbeit machen, die nicht jeder sieht. 

    Da geht es in der musik- und film­kritik wesent­lich herber zu. Leider gibt es ja keine design­kritik, sondern norma­ler­weise nur lobhe­cheln von leuten, die sich den (vermeint­li­chen und momen­tanen) stars anbie­dern wollen oder auf jobs hoffen.

  34. HD Schellnack

    Anke, gönner­hafte Arroganz liegt mir völlig fern. Wenn man als Designer etwas produ­ziert, ist es heute – vor allem online – so, dass man damit auch mal riskiert, eins auf die Backe zu kriegen. Da kann man dann belei­digt sein, oder man sieht es so wie immer im Design: Irgend einer meint immer, es besser zu wissen. Dein Prof, eine Jury, der Kunde sowieso. Was hier aber passiert, ist ein Austausch unter Peers, hitzig viel­leicht, aber unter Gleichgesinnten. Niemand will hier irgend wen eintüten und jeder von uns weiß, wie viel Kompromisse und Schwierigkeiten in einem Job stecken. Ich krieg gerade die Ohren dicke für das Redesign meines privaten Blogs, und die Sachen die ich mag, versuche ich zu vertei­digen, bei anderen Sachen höre ich zu und ändere was. Diskurs ist immer gut. Und wenn er in streit­barer Form ausge­tragen wird, hey… dann hängen wenigs­tens Gefühle mit drin und alle haben auch Spaß dabei. Mit Lehrerhaftigkeit hat das am aller­we­nigsten zu tun und – ganz im Ernst – so eine Mimosenhaftigkeit gibt unsere Branche, wie die Kunstbranche und schon gar nicht die Architektur, wo immer Blut im Wasser ist, einfach nicht her. Du machst was, es wird kriti­siert (weil öffent­lich) und dann stehste da und vertei­digst dein Baby mit Fug und Recht oder machst dir Gedanken, ob die anderen viel­leicht mal Recht haben.
    Erik hat – nebenbei – Recht. Wenn du ein Buch schreibst, einen Film drehst, kannst du Kiloweise überall Leute haben, die dich kriti­sieren, egal wie viel Liebe du in das Werk gesteckt hast. Jeder Zuschauer, egal wie wenig Ahnung er von Regie, Produktion, Drehbuch oder Schauspielern hat, ist ein Kritiker. Jeder einzelne erzählt seinen Freunden: «Ey, Meister, den Film soll­test du dir ersparen». Oder:«Hammer. Geh da rein.» Völlig normale Sache. Und nur ein Zeichen der Gesundung unserer schreck­lich abge­kap­selten, kultur­ent­wach­senen kleinen Inzestgruppe von Gestaltern, dass es wieder, wie in den Zwanzigern und Fünfzigern, bren­nende Debatten über Schön und Würg gibt. Kann niemanden schaden, auch wenn mal auf ein Ego getreten wird, was sicher im Einzelfall immer weh tut.
    Diese Peer-Critic zu haben, ist ein ganz wich­tiges Werkzeug, wenn wir als Branche Qualitätssicherung haben wollen. Da geht es nicht nur «Meinung», sondern tatsäch­lich um «Geschmack», im Sinne des geschulten, infor­mierten neutralen Gespürs für Richtig und Falsch von Profis, nicht im Sinne des privaten «find ich aber dufte jetzt, irgendwie so». Das ist ein großer Unterschied.
    Wir sind derzeit full circle. Die Helvetica, vor wenigen Dekaden noch der Inbegriff von Piefigkeit und Bürokratie, ist wieder hip geworden, weil ihre schein­bare Neutralität so gut zu allem passt. Ich mag sie ja auch. Und es gibt phan­tas­ti­sche Beispiele dafür, dass sie funk­tio­niert. Nur eben nicht als eine Art Schweizermesser in jedem Fall, so wie Baumann und Baumann semi­pau­schal zur Rotis greifen. Es gibt derzeit ein Wiederaufblühen eines büro­kra­tisch neutralen Looks, viel Müller-Brockmann, aber ohne dessen Herz und Künstlerseele, viel Schweiz. Raffinerie, 123… selbst Raffael Stükens Remix meines Blogs ist Helvetica und Striche. Aber das geht ja auch wieder vorbei :-D.
    Nur in diesem einen Falle, für diesen Ort, passt es nicht. Es ist legitim, darauf hinzuweisen.

  35. Heike Sperling

    Na, hier geht es ja mit Sachverstand und Respekt zur Sache. Richtig gemuet­lich bei Euch.

    Chris: Nobody does it better! Mit Sachverstand, Herz und Intelligenz. Meinen aller­groessten Respekt fuer meinen Lieblingstypographen.

    You know what happens to those stan­ding in the middle of the road…
    ;-)

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