Fontblog Artikel im Mai 2007

Dieses Datum muss bekannter werden

TYPO-Moderator Clemens Schedler lernte jüngst Klaus Stimeder kennen, den Gründer und Chefredakteur der öster­rei­chi­schen Monatszeitschrift Datum. »Dabei hat mir beson­ders sein trans­pa­rent-verständ­lich-über­zeu­gender Businessplan impo­niert, der da lautet: Keine Schulden!«

Seit heute ist Datum in ganz Österreich erhält­lich, das heißt, der Businessplan scheint aufzu­gehen. Mir impo­nieren die Themen sowie der Leser-freund­liche Online-Auftritt der Zeitschrift, den Clemens sicher schon seit der Gründung vor drei Jahren schätzt. Und ich nehme mir fest vor: Beim nächsten Österreich-Besuch werde ich noch am Flughafen die neue Datum kaufen.

Bis dahin erfülle ich, als alter Zeitschriftenmitbegründer und ehema­liger Chefredakteur, aus Solidarität den Wunsch der Datum-Redaktion zum 3. Geburtstag: »Sie müssen mit Ihren Bekannten, Verwandten, Freunden, Lebensabschnittspartnern über unsere Geschichten spre­chen, lobby­ieren.« Denn auch nach drei Jahren haben viele Menschen, die theo­re­tisch affin zu dem anspruchs­vollen Medium sind, noch nie von Datum gehört.

(Abbildung: Datum Heft 4/2007; Foto: Jürgen Teller)


Reichardts globale Schriftdatenbank ist online

Hans Reichardt verfolgt seit über 40 Jahren den Schriftenmarkt und seine Neuerscheinungen 

Seit Jahrzehnten ist die Schriftnamen-Datenbank des Frankfurter Sammlers Hans Reichardt eine der wich­tigsten Quellen für Schriftenhäuser. Linotype nutzt seine Daten zum Identifizieren von Clones, die unter Decknamen ange­boten werden; das Klingspor-Museum in Offenbach hat mit Reichardts Hilfe die umfang­reichste Schriftentwerfer-PDF-Sammlung ins Internet gestellt. FontShop setzt das Verzeichnis zum Ermitteln (und Verkaufen) einer Originalschrift ein, falls Kunden ledig­lich der Clone-Name bekannt ist … und die Datei lieferte uns stets eine aktu­elle Antwort auf die häufig gestellte Frage: Wie viele Schriften gibt es eigent­lich (siehe Abb. oben)?

Jetzt ist die Reichardt-Datenbank mit ihren über 90.000 Schriftnamen (teils mit Schriftmustern) komplett online und durch­suchbar. Wie bereits auf der ATypI in Lissabon ange­kün­digt, findet man sie unter der Adresse global​-type​.org, veröf­fent­licht unter einer Creative-Commons-Lizenz, denn die Inhalte sollen von der Allgemeinheit gepflegt und ergänzt werden. Die voll­stän­dige Schriftnamensuche funk­tio­niert einwand­frei, wobei gerade die Schriftmuster aus Bleisatzzeiten für die Kinder des Digitalzeitalters eine wahre Fundgrube sein dürften (man suche beispiels­weise mal den Namen »Koch«). Bei den Schriftkünstlern und Foundries ist erst der Grundstein gelegt.

Typografische Meilensteine: Ein Extrakt aus dem »Weltmodell der Schriftgeschichte«

Auch wer sich mit dem pseu­do­wis­sen­schaft­li­chen »Weltmodell der Schriftgeschichte« nicht anfreunden kann, wird die globale Schriftdatenbank als täglich Recherchequelle bald schätzen lernen. (Via: TypoWiki)


TYPOnight-Rückblick: Sounds und Visuals

Studio Adhoc reali­sierte neben dem gesamten Design der TYPO-Konferenz auch die TYPOnight-Projektionen in der Kalkscheune. Im Hof wurden mit fünf sich gegen­seitig über­la­gernden Projektionen die mit Zeitraffer aufge­nom­mene Handletterings auf Segel proji­ziert. Die Gestalter der Animation – Stefanie Giersdorf und Magnus Hengge von Studio Adhoc – haben ihr Artwork eben auf YouTube veröffentlicht:

Norman Liebich, Studio Adhoc, ließ als Live-VJ den Dancefloor blinken 

Magnus Hengge, Studio Adhoc, während der TYPOnight 

Die Musik der TYPOnight habe ich, auszugs­weise, zu einem TYPOnight-iMix zusam­men­ge­stellt. Die Liste der Tracks bekam ich vom TYPO-Sprecher Henry Steinhau über­mit­telt, der ein gutes Sound-Gedächtnis hat.

Wer sich für die Musik in der TYPOhall und den Video-Podcast-Beiträgen inter­es­siert, sei an die ffor­tis­simo-Audio-CD der FontFont-Designer erin­nert: Die wich­tigste CD der nächsten Woche. Drei Tracks stehen zum kosten­losen Download bereit, so dass Ihr Eure Berlin-Diashows mit der Original-TYPO-Ambient-Musik unter­legen könnt:

Quiescent von Peter Warren (mp3, 64 kBit/s, 1,8 MB, 3:40 min)
Jealousy Monster von Neko Punch ft. Joachim Müller-Lancé (mp3, 66 kBit/s, 2,4 MB, 4:42 min)
Selected Bright 3 von Selected Bright ft. Ole Schäfer (mp3, 66 kBit/s, 2,1 MB, 4:11 min)
Ottawa RC04 von Bruce Alcock (mp3, 66 kBit/s, 0,4 MB, 0:36 min)


Künstler und Kreative beobachten G8-Gipfel

Dropping Knowledge ist eine Non-Profit-Organisation, die im Sommer 2003 vom Regisseur Ralf Schmerberg, der Filmemacherin Cindy Gantz und der Aktivistin Jackie Wallace gegründet wurde. Ihr Ziel ist der welt­um­span­nende Dialog über die Probleme der Menschheit. Im September 2006 berich­tete ich erst­mals über den Runden Tisch am Bebelplatz, den ich auch besuchte.

Jetzt knöpft sich Dropping Knowledge den Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm mit einer Special-G8-Seite vor: »We are watching you!«. Im Rahmen eines Sommercamps will die Organisation vor Ort und im Internet Stellung zu dem umstrit­tenen Treffen beziehen. Die »Choreografie des Widerstands« wird in Form eines Webcasts publi­ziert, bestehend aus Videos, Fotos und Texten. Das krea­tive Gehirn des Dropping-Knowledge-Aktion wird die Rostocker Technische Kunsthochschule sein (Lagerstraße 26). Über den aktu­ellen Verlauf der Aktivitäten berichtet der Dropping-Knowledge-G8-Blog. (Via)


Dialog der Schrift in Kiel

Vom 7. bis zum 10. Juni finden die ersten Kieler Tage für Typografie statt … unter dem Motto »Dialog der Schrift« veran­staltet von der Muthesius Kunsthochschule, der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek und Sartori & Berger-Speicher. Vorträge, Diskussionen, Lesungen, Filmabend und Workshops behan­deln die Bedeutung von Schrift in einer bild­ge­prägten Zeit. Zusätzlich zeigt das Lehrgebiet für Typografie und Gestaltung Arbeiten von Ehemaligen und Jetzigen. Programm … Unter den Sprecherinne und Sprechern: Prof. Klaus Detjen, Prof. Petra Maria Meyer, Uwe Loesch, Albert-Jan Pool, Agnés Laube und Andreas Uebele.


Die 12 beliebtesten TYPO-2007-Sprecher

Lieblingssprecher

Nach dem Urteil der TYPO-Besucher hielten Mario Lombardo, Stupid Studio (Daniel Gjøde, Lars Neckelmann) und Niklaus Troxler die besten Vorträge auf der TYPO 2007. Es folgen: 4. Psyop (Mate Steinforth), 5. Armin Reins, 6. Steve Heller, 7. Carl-Frank Westermann, 8. Kim Hiorthøy, 9. Klaus Voormann (mit Gerrit Terstiege), 10. Hans Reichel, 11. Horst Moser und 12. Andreas Schimmelpfennig. Fotos: Marc Eckardt (3)

Zur Erinnerung: Die 12 belieb­testen Sprecher der TYPO 2006


Typografischer Tageskalender

Ivo hat eine viel­ver­spre­chende Webseite entdeckt, die einen auf Wunsch täglich mit einem typo­gra­fi­schen Kalenderblatt erfreut (per RSS). Damit nicht genug: User in aller Welt sind aufge­rufen, eigene Kalenderblätter einzu­rei­chen … aktuell für den 1. Juni. Die Architektur der Seite, die erst seit wenigen Tagen online ist, verrät, dass ein Diskussionsforum die Qualität der Einreichungen sichern könnten. Zur Kalenderseite Thisdayintype​.com …


Mehr Fotos im TYPO-2007-Album

Klaus Voormann at TYPO Berlin

Über 400 Fotos von 30 Mitgliedern befinden sich inzwi­schen in der Flickr-Gruppe TYPO 2007.