Fontblog Artikel im Mai 2007

Ausstellung: Die Schönheit von Schriftmustern

Am 21. Juni um 18:00 Uhr wird die Ausstellung »Scala. Bembo, Times und Dolly – Über die Schönheit von Schriftmusterbüchern« in der Deutschen Nationalbibliothek (Frankfurt am Main) eröffnet. Es sprechen:

  • Ute Schwens, Direktorin der  Nationalbibliothek
  • Uta Schneider, Geschäftsführerin Stiftung Buchkunst
  • Ralf de Jong, Prof. für Typografie Duisburg-Essen

Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit der Stiftung Buchkunst und dem Designbüro Typosition. Making of 1, Making of 2.


Mein erster DRM-freier iTunes-Einkauf

Am 8. Februar veröf­fent­lichte ich im Fontblog meine deut­sche Übersetzung des Steve-Jobs-Essays »Thoughts on Music«. Der Apple-Boss griff die Wünsche der iTunes-Kundschaft auf, die sich natür­lich zum Großteil mit denen seines Unternehmens decken. Er warf einen fairen Blick in Richtung Wettbewerb (Microsoft, Sony) und konfron­tierte die Musikindustrie mit ein lehr­rei­chen Fakten … vorbild­liche Unternehmenskommunikation.

Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten bzw. war bereits einge­fä­delt (DRM-freie Musik für 1,29 € pro Song). Seit heute ist die neue Abteilung im Apple-Shop geöffnet, genannt iTunes Plus. Eben habe ich meinen ersten unge­schützten Song erworben: »Feel Good Inc« (Single) von den Gorillaz, 265 kBit/s, Art: »Gekaufte AAC-Audiodatei«.


Schrift: Die unbekannte Geliebte [Update]

In den Augen vieler Menschen ist das Drucken mit beweg­li­chen Lettern die wich­tigste Erfindung des letzten Jahrtausends. Nicht umsonst wird der Sammelbegriff Presse, der aus dem Druckhandwerk stammt, in demo­kra­ti­schen Staaten als »vierte Gewalt« bezeichnet. Auch im Computerzeitalter ist die Bedeutung des Schreibens unbe­stritten. Allein die Hauptdarstellerin der geschrie­benen Kommunikation, die Schrift, führt ein unbe­kanntes Leben.

Daher ist es wichtig, mehr über die Entstehung und den Wert der Schrift zu erzählen. Eine neue FontShop- Broschüre möchte hierzu ihren Beitrag leisten. Angesehene Schriftgestalter und Font-Techniker gewähren uns einen Blick hinter die Kulissen der Schriftherstellung … mit dem Ziel, den Wert der Schrift verständ­lich zu machen.

Aus dem Inhalt:

  • Erik Spiekermann: Von der Schreibmaschine zum Laserdrucker –
    Wie ITC Officina entstand
  • Andreas Eigendorf: Wie aus Buchstaben Fonts werden –
    Was macht eigent­lich eine Type-Foundry?
  • Jürgen Siebert: Schrift und Urheberrecht –
    Drei Arten, eine Schrift zu schützen
  • Henning Krause/Erik Spiekermann: Exklusivschriften für
    Deutsche Bahn und Stuttgarter Zeitung

Die Broschüre »Es werde Schrift« ist kostenlos hier zu bestellen …

[Update] Jetzt auch im Download (PDF, 16 S., 2,5 MB)


Herzlichen Glückwunsch, Erik …

… zum 60. Geburtstag von allen FontShop-Kolleginnen und -Kollegen.

Du schreibst in Deinem Blog: »Um Militärparaden, pein­liche Ansprachen und Ehrungen durch die falschen Politiker zu vermeiden, werde ich an dem Tag und einigen anderen in Italien sein. Am 9. Juni sind wir zurück, und eine rich­tige Party wird es auch geben. Mehr dazu an anderer Stelle.«

Da wollen wir dann gerne mitfeiern.
Dir und Susanna viel Spaß in Italien, kommt gesund wieder zurück.
 
 
(Foto: Marc Eckardt)


Spiegel Online, Hans Reichel, FontFont

In der neuen FontShop-Broschüre »Es werde Schrift«, die auf der TYPO-Konferenz Premiere feierte, heißt es im Editorial: »Die Schrift führt ein unbe­kanntes Leben. Selbst Laien haben eine Vorstellung davon, wie ein Modefoto, ein Musikhit oder ein Kinofilm entstehen. Aber wer die allge­gen­wär­tigen Schriften macht, warum es davon so viele gibt und welche Aufgaben sie haben … wer weiß das schon, außer uns Profis? Es gibt keine andere visu­elle Ressource, die von so vielen Menschen konsu­miert und benutzt wird, und gleich­zeitig so fremd ist.«

Unter diesem Sachverhalt »leiden« nicht wenige Schriftenmacher: sei es emotional, sei es wirt­schaft­lich (weil Benutzer die krea­tive Leistung nicht aner­kennen und sicher gerne raub­ko­pierter Fonts bedienen). Die emotio­nale Komponente bringt Matthew Carter (Bell Centennial, Charter, Verdana) im Helvetica-Film auf den Punkt: »Wenn ich meiner Sitznachbarin im Flieger meinen Beruf erkläre, erhalte ich häufig die Antwort ›Ach? Ich dachte, die sind alle tot.‹«

Helvetica-Film, Versal-ß, TYPO-Konferenz, 100 Beste Schriften aller Zeiten … die jüngsten Bestrebungen eines Teils der Designindustrie – dieses Weblog einge­schlossen –, das Thema Typografie popu­lärer darzu­stellen, trägt langsam Früchte. Wenn die Süddeutsche Zeitung am vergan­genen Freitag im Feuilleton schreibt: »In Berlin werden Typographen und ihre Schriften wie Popstars gefeiert«, wenn Spiegel Online gestern Hans Reichel (FF Dax) inter­viewt und resü­miert, seine Schriften seien »welt­weit so beliebt, dass Reichel von der Schriftgestaltung lebt.« … dann möchte ich das für mich mal ganz bescheiden als medialen Dammbruch interpretieren:

• Endlich reden mal dir richtig Wichtigen über Typografie
• Ja, es gibt neben Erik Spiekermann noch weitere Schriftentwerfer, die ihren Job verständ­lich erklären können
• Hurra, es gibt Journalisten (Julia Büttner, Konrad Lischka), die das Thema Typografie sorg­fältig recherchieren
• man kann tatsäch­lich mit dem Entwerfen von Schriften Geld verdienen
• FontFont berei­chert seit 1991 die Schriftenwelt mit stil­prä­genden Neuentwürfen
• es gibt eine Zukunft für neue Schriften


SpOn: »Deutsche Schriften für die Welt«

Firmenschilder FSI und FontShop, Bergmannstraße 102, Berlin Kreuzberg 

Von dieser Schlagzeile habe ich 15 Jahre geträumt … seit ich mich haupt­be­ruf­lich mit dem Aufbau und Ausbau der FontFont-Bibliothek beschäf­tige. Spiegel Online inter­viewt Hans Reichel und rückt den ausge­fal­lenen Beruf des Schriftentwerfens ins öffent­liche Interesse. »Der Wuppertaler Musiker und Designer Hans Reichel hat seit 1983 fünf Schriftfamilien entworfen. Sie sind welt­weit so beliebt, dass Reichel von der Schriftgestaltung lebt. Ein Gespräch über Schriften im Supermarkt, sein Klingelschild und die zu Recht geliebte Helvetica.« Weiter bei Spiegel Online …

Hans Reichel auf der TYPO 2007 (Foto: Gerhard Kassner)


Ein halbe Tonne VW-Schrift

Paletten

Auch das ist Corporate Font: Zwei Paletten mit einer von MetaDesign für die Marke Volkswagen modi­fi­zierten Utopia, lizen­ziert von Adobe via Linotype die eben bei FontShop im Lager eintrafen. Es handelt sich um die beschei­dene Restmenge (ca. 1500 CDs) der ursprüng­lich für 12.000 Volkswagen-Partner welt­weit lizen­zierten Hausschrift (= Agenturen, Importeure, Designbüros, …). Neuentwürfe und Updates werden inzwi­schen online versendet.


Factor-Design entwirft Bobbi Bolzer

In der April-Ausgabe von PAGE habe ich mich in meiner monat­li­chen Kolumne »Miszellen« mit der Sport-Maskottchen-Pest ausein­ander gesetzt und gefragt, wen diese Kunstfiguren tatsäch­lich begeis­tern. »Ich behaupte mal, dass sie außer einigen Plüschfabrikanten niemanden inter­es­sieren. Nicht mal die Kinder der Sportfans. … Warum sollen die sich darüber freuen, wenn Erwachsene in die Rolle von Kuscheltieren schlüpfen?« Ein Höhepunkt der Geschmacklosigkeit war sicher­lich das Fußball-Kuscheltier-Allstar-Game im Rahmen des Coca-Cola Ticket Kick (Abbildung unten, Foto: Coca Cola).

Kurz darauf schrieb mir Johannes Erler (HSV-Fan), dass sein Büro Factor Design gerade an einem Maskottchen für den Fußball-Bundesligisten VFL Bochum arbeite. Jetzt ist das Projekt beendet, Bobbi Bolzer, wurde offi­ziell vorge­stellt. Der blaue Mäuserich ist das Kinderklubmaskottchen des Revier-Vereins. Zwischen den Zeilen erfährt man auf der Factor-Website, dass Bobbi zum ersten Pressetermin »deut­lich schlanker als bei seiner Verpflichtung« erschien: »Wo sein Markenzeichen, der einst statt­liche Kugelbauch, geblieben war, mochte Bobbi den anwe­senden Journalisten aller­dings nicht verraten.« Ich vermute mal, dass der Frühstücksspeck von Sponsor Zimbo noch nicht ange­schlagen hat und mache mir große Sorgen um das neue Baby der Bundesliga.