Reichardts globale Schriftdatenbank ist online
Hans Reichardt verfolgt seit über 40 Jahren den Schriftenmarkt und seine Neuerscheinungen
Seit Jahrzehnten ist die Schriftnamen-Datenbank des Frankfurter Sammlers Hans Reichardt eine der wichtigsten Quellen für Schriftenhäuser. Linotype nutzt seine Daten zum Identifizieren von Clones, die unter Decknamen angeboten werden; das Klingspor-Museum in Offenbach hat mit Reichardts Hilfe die umfangreichste Schriftentwerfer-PDF-Sammlung ins Internet gestellt. FontShop setzt das Verzeichnis zum Ermitteln (und Verkaufen) einer Originalschrift ein, falls Kunden lediglich der Clone-Name bekannt ist … und die Datei lieferte uns stets eine aktuelle Antwort auf die häufig gestellte Frage: Wie viele Schriften gibt es eigentlich (siehe Abb. oben)?
Jetzt ist die Reichardt-Datenbank mit ihren über 90.000 Schriftnamen (teils mit Schriftmustern) komplett online und durchsuchbar. Wie bereits auf der ATypI in Lissabon angekündigt, findet man sie unter der Adresse global-type.org, veröffentlicht unter einer Creative-Commons-Lizenz, denn die Inhalte sollen von der Allgemeinheit gepflegt und ergänzt werden. Die vollständige Schriftnamensuche funktioniert einwandfrei, wobei gerade die Schriftmuster aus Bleisatzzeiten für die Kinder des Digitalzeitalters eine wahre Fundgrube sein dürften (man suche beispielsweise mal den Namen »Koch«). Bei den Schriftkünstlern und Foundries ist erst der Grundstein gelegt.
Typografische Meilensteine: Ein Extrakt aus dem »Weltmodell der Schriftgeschichte«
Auch wer sich mit dem pseudowissenschaftlichen »Weltmodell der Schriftgeschichte« nicht anfreunden kann, wird die globale Schriftdatenbank als täglich Recherchequelle bald schätzen lernen. (Via: TypoWiki)
6 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Nick Blume
Ist Hans Reichardt verwandt mit Peter Reichardt? Aber ansonsten eine sehr umfangreiche und umfassende Datenbank…
Till Westermayer
Abgesehen davon, dass ich es für den Verwendungszweck „Schriftengeschichte“ etwas seltsam finde, erscheint mir das vorgeschlagene Weltmodell so esoterisch nicht, sondern mehr wie ein Versuch, die raum-zeitlichen Kontexte und Zusammenhänge, wie sie etwa bei Giddens prominent auftauchen (der sich da wiederum u.a. auf „Zeitgeographen“ beruft, die Landkarten mit einer Zeitachse versehen, auf der z.B. individuelle Bewegungen im Tagesverlauf eingezeichnet werden), zu berücksichtigen. Was natürlich fehlt, ist das angedachte 3D-Interface — das macht das ganze deutlich plausibler als die Schriftentafeln, wie die oben abgebildete.
Ole
… bei «Klassikern» ok, sonst sehe ich vieles nicht was ich suche.
chriz the wiz
Schön dass das Projekt langsam in Gang kommt. Nach seinem Vortrag im Hamm-ForumTypografie vor ein paar Monaten war ich erst noch etwas skeptisch und auch auf der genannten URL war nicht viel zu finden. Jetzt hat sich was getan.
Meiner Meinung nach gerade auch für Stundenten eine gute Möglichkeit Sachinformationen zum Thema Typografie zu sammeln. Besonders für anstehende Referate oder ähnliches eine gute Quelle. Ich bin gespannt wie sich das Projekt weiterentwickelt.