Fontblog Artikel im März 2007

TYPO-Keynote-Speaker Steven Heller

Steven Heller ist überall und nirgends … er tarnt sich gerne. Dabei ist er seit fast 40 Jahren der produk­tivste Chronist der inter­na­tio­nalen Designszene. Heller ist Autor, Co-Autor und Herausgeber von über 100 Fachbüchern, viele davon Standardwerke. Als Journalist, Kritiker und Kommentator stand und steht er in Diensten der Zeitschriften Print, U&lc, I. D. Magazine, Affiche, Graphis, Creation, Eye, Design, How, Oxymoron, Design Issues, Mother Jones und Speak Magazine. Er ist, seit seiner Gründung Anfang der 80er Jahre, Herausgeber des AlGA Journal of Graphic Design.

So viel zu den Nebenbeschäftigungen von Steven Heller. Hauptberuflich wirkt er als Senior-Art-Direktor bei der New York Times Book Review, ein wöchent­li­ches Literaturmagazin. In dieser Funktion hat er unge­zählten Illustratoren zu einer Berufskarriere verholfen. Im Jahr 1999 erhielt er vom US-Grafiker-Verband AIGA die Goldmedaille für sein Lebenswerk.

Seit kurzem erst betreibt Heller die eigene Website www​.heller​books​.com, die schon eine detail­lierte Newsseite enthält und demnächst um ein Weblog erwei­tert wird.

Für die TYPO 2007 hat sich Steven Heller mit dem Schaffen des Designers Alex Steinweiss beschäf­tigt, der als der Erfinder des gestal­teten Plattencovers gilt. 1939 wurde Steinweiss der erste Art-Direktor bei Columbia Records, wo er bis 1945 eine grafi­sche Sprache des Album-Designs entwi­ckelte. Von 1945 bis 1950 baute er bei Columbia eine Grafikabteilung auf, anschlie­ßend war er auch für andere Labels aktiv, zum Beispiel Decca, RCA und Remington. Mitte der 50er Jahre setzte Steinweiss erst­mals Fotos bei der Gestaltung einer Plattenhülle. Seine letzte Schaffensphase reichte von 1960 bis unge­fähr 1973. Insgesamt gestal­tete er rund 2500 Cover.


Adobe kündigt CS3-Produktlawine an

Mit einem Heer von Pressemitteilungen und Produktblättern verrät Adobe (San Jose, Kalifornien) seit heute mehr über die heiß erwar­tete Creative Suite 3 (CS3). Das Software-Paket ist Adobes größter Produkt-Launch in der 25-jährigen Geschichte des Unternehmens.

Um das Ereignis gebüh­rend zu feiern, wird später ein Live-Webcast aus New York über­tragen, der gegen 21:30 unserer Zeit startet. Zur Webcast-Seite …

Die aus diversen Grafik-Anwendungen bestehende Suite (die bekann­testen sind InDesign, Photoshop, Illustrator, Flash, Premiere, Acrobat …) wird in sechs Linien für unter­schied­liche Zielgruppen angeboten:

• Adobe Creative Suite 3 Design Premium and Design Standard
• Adobe Creative Suite 3 Web Premium and Web Standard
• Adobe Creative Suite 3 Production Premium
• Adobe Creative Suite Master Collection (12 Programme)

Die Mehrheit der Software-Pakete können als Universal-Version für Intel- und PowerPC-Macs gelie­fert werden, sowie für Windows XP und Windows Vista. Die US-Preise liegen zwischen 1599,– und 2499,– Dollar; es gibt diverse Upgrade-Pfade für bestehende Kunden.


Adrian Frutiger im TYPO-Video-Podcast

Im Sommer 1996 lud FontShop den großen Schweizer Schriftentwerfer Adrian Frutiger zur 2. TYPO-Konferenz nach Berlin ein. Weil er sich noch von einer Krankheit erholte, riet ihm sein Arzt von der anstren­genden Reise nach Berlin ab. Also reisen der TYPO-Moderator Erik Spiekermann und der Filmemacher Klaus Keller ins Schweizerische Bremgarten, um den Schriftentwerfer in seinem Atelier zu inter­viewen. Das 30-minü­tige intime Gespräch wurde während der TYPO 96 im großen Saal aufge­führt, wo es viel Applaus erntete.


ADC zeichnet 5 Schmidt-Bücher aus

Die Verleger Karin und Bertram Schmidt-Friderichs teilten soeben mit: »Die Jury des Art Directors Club (ADC) hat getagt. … Bücher hatten es in der Vergangenheit im Werbeumfeld eher schwer. Umso mehr freut es uns, heute von vier Bronze- und einer Silbermedaille für die krea­tiven Autoren und Gestalter des Verlages Hermann Schmidt Mainz berichten zu können. … Fast noch mehr freut uns, dass hinter drei der fünf Siegerarbeiten Studenten stecken.«

Die prämierten Bücher:

Fraktur mon Amour von Judith Schalansky (Silber)
Die kleine Serifee von René Siegfried (Bronze)
Book of Independence von Kirsten Dietz und Jochen Rädeker (Bronze)
rotis – eine Streitschrift von Christian Hartig und Ralph Burkhardt (Bronze)
Warum gerade ich? von Nils Holger Moormann und Jäger & Jäger (Bronze)


Kopie or not Kopie?

Strahletitel

Ich spiele gern’ mit offenen Karten und rege gerne auch Diskussionen an. Am Samstag bekam ich eine nette E-Mail von Jens Fassmann (SignForm24): »Gestern ist mir auf dem Nachhauseweg dieses Citylight-Poster aufge­fallen: Hat das was mit euch, den Moniteurs oder den ›100 besten Schriften‹ zu tun oder hat sich da durch Zufall etwas überschnitten?«

Ich antwor­tete ihm, dass es kein Zufall sei, sondern ein Zusammenhang bestehe. »Damit unser Strahle-Cover nicht nach Lenor oder Dash aussieht (vgl. form-Cover Packaging), suchte ich nach ›poeti­schen Waschmittel-Strahlen‹ … was ich jedoch nicht weiter beschreiben konnte. Im Dezember dann fielen mir die Heinrich-Plakate ins Auge, bei dem die Strahlen nicht gerade, sondern gebogen ange­legt sind. Ich mailte den Moniteurs ein Foto, um mich verständ­lich zu machen. Sie griffen die gebo­genen Strahlen auf und haben trotzdem etwas eigenes geschaffen. Wäre ich nicht zu dieser Bewertung gekommen, hätte ich mein OK nicht gegeben. Fazit: Beeinflussung ja, Kopie nein!«

Im Januar, kurz nach Erscheinen von »100 beste Schriften«, hatte Bernd Kreutz bereits eine erste Inspirationsquelle enttarnt, nämlich die Musik-Rankings der Zeitschrift Rolling Stone. Sein schmei­chelndes Fazit: »… es ist etwas komplett Eigenständiges und Großartiges geworden, eine Pflichtlektüre für alle an visu­eller Gestaltung Interessierten. Und zwar deshalb, weil es sein Vorbild nicht verleugnet, sondern es feiert, preist und ehrt. Weil es ihm seine Referenz erweist, nicht durch nach­ma­chen und nach­ahmen, sondern durch aufgreifen und weitertragen.«

Labyrinthisches

Ich hole an dieser Stelle etwas weiter aus und betreibe eine Nabelschau, weil ich mich vor jemanden stellen möchte. Heute morgen erhielt ich nämlich eine E-Mail unseres Designer-Kollegen Benjamin Hickethier, einen der am besten vernetzten Pragmatiker der Branche. »Ein guter Freund von mir (Sandy, www​.image​-shift​.net) gestal­tete das Labyrinth-Cover einer G8-kriti­schen Broschüre mit dem Titel ›Die Deutung der Welt‹. Vor ein paar Tagen stieß er in einem Werbeflyer zufällig auf den Titel des Buches ›Orientierungssysteme und Signaletik‹, das eben­falls auf der Idee eines Typo-Labryinths basiert. ›Lustiger Zufall‹ dachte sich Sandy und rief den Entwerfer an, der wohl anfangs eher gelassen reagierte und Sandy bat, ihm das Cover zuzu­schi­cken. Nachdem er das getan hatte, bekam Sandy am folgenden Tag eine Mail, in der dieser Entwerfer bei Verwendung des Covers mit juris­ti­schen Schritten drohte.«

Wenn die Geschichte so stimmt, wie Benjamin sie erzählt, dann hielte ich eine solche Reaktion für über­zogen. Erst recht, wenn Sandy die »Vorlage« nicht kannte, was ziem­lich wahr­schein­lich ist, denn seine typo­gra­fi­sche Konstruktion ist eine völlig andere als die auf dem Buchtitel. Und deshalb stelle ich mich vor Sandy.


Lange Stromberg-Nacht im Kino Babylon, Berlin

Von links: Kameramann Johannes Imdahl, Christoph Maria Herbst (›Bernd Stromberg‹), Arne Feldhusen (Regisseur), Martina Eitner-Acheampong (›Erika Burstedt‹), Diana Staehly (›Tanja Seifert‹), Oliver Wnuk (›Ulf Steinke‹) und Bjarne Mädel (›Berthold Heisterkamp‹ genannt ›Ernie‹)

Am Freitagabend war ich mit Ivo im Berliner Kino Babylon zur langen Stromberg-Nacht. Schon beim Anstellen zeigte sich: Die Fans kamen aus ganz Deutschland. Hinter uns standen Verehrer aus Münster, die Freikarten auf der Stromberg-Fanseite gewonnen hatten. Andere kamen aus Helmstedt, Leipzig und Göttingen. Den weitesten Weg hatte Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst zurück­zu­legen, der direkt aus seinem Marokko-Urlaub anreiste und erst kurz vor 24:00 Uhr auf die Bühne stürmte, um sich den Fragen des Publikums zu stellen.

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Prof. Dr. Heiner Erke 1939 – 2007

Wer in München den Flughafen betritt, in Wien in eine U-Bahn steigt oder auf deut­schen Autobahnen fährt, folgt Hinweisen, die Heiner Erke als krea­tiver und produk­tiver Gestalter von Leitsystemen geschaffen hat. Der Braunschweiger Psychologe ist am 17.2.2007 nach schwerer Krankheit in München gestorben.

Als Student hat Erke in Münster bei Wolfgang Metzger und Wilhelm Witte die Gestaltpsychologie kennen­ge­lernt, die ihn nicht mehr los ließ. Nach einer Assistenzzeit in Münster und in Saarbrücken folgte er 1970 einem Ruf an die TU Braunschweig. Hier baute er im Institut für Psychologie seine Abteilung für Arbeits- und Organisationspsychologie auf, die er 31 Jahre lang leitete.

Auf der TYPO Berlin 2002 ›Information‹ sprach Heiner Erke über psycho­lo­gi­sche Aspekte beim Gestalten von Informations und Leitsystemen. Wikipedia über Heiner Erke. Nachruf auf der Webseite des Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. (Foto: Marc Eckardt)


T-Shirt-Wettbewerb bei Typografie​.info

Typografie​.info ruft seit heute im Rahmen eines Wettbewerbs zum Gestalten typo­gra­fi­scher T-Shirts auf. Den Gewinnern winken attrak­tive Preise, zum Beispiel ein Ticket für die TYPO-Konferenz. Die Sieger-Motive werden von einer fach­kun­digen Jury ermit­telt und die besten Shirts werden nach Abschluss des Wettbewerbes produ­ziert. Mehr Infos …