Fontblog Artikel im November 2006

Zürich, 25. Nov.: Tag der Typografie

Seit 1989 gibt es die Tage der Typografie, veran­staltet von der schwei­ze­ri­schen Mediengewerkschaft comedia. Am kommenden Samstag ist es wieder soweit … im Züricher Technopark. Der Tag steht unter dem Motto «Eurotypo» und setzt sich mit der Identität und der Typografie Europas ausein­ander. Die Referenten: Claudia Wildermuth, Felix Müller, Stephan Rappo, Johanna und Peter Bilak, Daniel Janssen und Yves Zimmermann. Der Eintritt kostet zwischen 15 € (comedia-Mitglied und studie­rend) und 95 € (Nichtmitglied, nicht studie­rend). Weitere Informationen …


Neville Brody hat The Times überarbeitet

Die Londoner The Times behauptet heute stolz: Nach 221 Jahren zeigt die welt­füh­rende Tageszeitung ein neues Gesicht. Eine gehö­rige Übertreibung, denn in der glei­chen Meldung kann man per Diashow die 20 Faceliftings des Titelkopfes bewun­dern. Die eigent­liche Revolution fand vor ein paar Monaten statt, als die Zeitung ihr Format wech­selte, was ihr viele Leser bis zuletzt nicht verziehen haben.

Mit der heutigen Ausgabe wurde eine Art typo­gra­fi­sches Nationalheiligtum abge­schafft, die Hausschrift Times Roman. Doch auch die hat ihr Aussehen in den letzten Jahrzehnten mehr­fach verän­dert, alleine durch die Übersetzung aus dem Blei in den Fotosatz und schließ­lich in die Computerwelt. Die neue Schrift heißt übri­gens Times Modern. Auffälligstes Kennzeichen: die gerun­dete Serifen wurden durch gerad­li­nige ersetzt.
Was bleibt da noch groß an Sensationen. Vielleicht die Tatsache, das Neville Brody für das Redesign verant­wort­lich ist, der eins­tige Rebell, Entwerfer von Punk-Plattencovern, Radikal-Schriften und Design-Regelbrecher in den 80er Jahren.

Die Times »in his own words« über ihren neuen Auftritt.

Die letzte Ausgabe im alten Look, vom Freitag vergan­gener Woche:

Die heutige Ausgabe mit neuem Titelkopf, neuer Grundschrift und neuem Layout:


Hausschrift im wahrsten Sinne des Wortes

Der ameri­ka­ni­scher Computerfreak Jesse Vig hat beim Spielen mit Google Earth fest­ge­stellt, dass jede Menge Gebäude in der Form von Buchstaben gebaut sind. Nach einer kleinen Forschungsreise program­mierte er ein Google-Maps-Mash-up namens »Geogreeting«, mit dem jeder auf einfache Art Grüße aus lesbaren Gebäuden verfassen lassen. Zum Beispiel so etwas …

Danke an für diese Entdeckung an Ivo und Sascha Lobo. Selbst einen Text aus Häusern erstellen …


ATypI 2007 findet im englischen Brighton statt

Auf der 50. ATypI-Konferenz in Lissabon (27. 9. bis 1. 10. 2006, Fontblog berich­tete) hatten die Besucher erst­mals die Gelegenheit, sich mittels Fragebogen an der Wahl des nächsten Austragungsortes zu betei­ligen. Zur Wahl standen so attrak­tive Ziele wie Mexiko City, Cancun oder Warschau. Nun findet die ATypI 2007 in Brighton statt, ein Ort, der gar nicht auf der Liste stand.


Was machte Adobe falsch? (Nachtrag zu OpenType)

Ich verfolge gerade ein Diskussion auf Typophile: »Adobe, ihr seid faul! OTs ohne Mediävalziffern zu veröf­fent­li­chen … Lasst uns eine Gedenkminute für die Vermissten einlegen: Mendoza, Giovanni, Galliard (ihr über­lasst es ITC, diese Familie mit Old Style Figures zu bestü­cken), Bell, Berkeley Oldstyle, Esprit, Ehrhardt, Goudy Modern, Guardi, Hadriano, Horley Oldstyle, Italian Oldstyle, Legacy Serif, Minister, Photina, Plantin, Raleigh, Veljovic, Versailles, Wilke. Viele dieser Schriften sind Antiqua-Varianten, da ist es gera­dezu uner­hört, keine OSFs bereit­zu­stellen. Und in den meisten Fällen wurden sie sogar gestaltet und sollten verfügbar sein … «.

Ich darf da mal anfügen, als Ergänzung zu unserer OT-Diskussion von gestern und vorges­tern, dass Mediävalziffern in der FontFont-Bibliothek Quasi-Standard sind und Tabellenziffern die 2. Geige (also früher in den Expert-Sets ›versteckt‹ waren). In den OpenType-FontFonts befinden sich bis zu 6 verschie­dene Ziffernsätze, als da wären: Mediäval-, Mediäval-Tabellen-, Versal-, Versal-Tabellen-, hoch- und tief­ge­stellte Ziffern. Kleine Übersicht als PDF.


Die TYPO-2006-DVD ist fertig

Heute ein letzter Kontrollblick auf die TYPO-2006-DVD-Masterscheibe: Großartig. Sie enthält:

  • 1 Stimmungsfilm
  • 3 Vorträge im Zusammenschnitt (David Carson, Ellen Lupton, Chip Kidd …Yeah)
  • 14 Interviews … Wow (Chip Kidd, David Carson, Ellen Lupton, Davis Small, Andreas Trogisch, Fons Hickmann, Rald Grauel, Gail Anderson, Johannes Erler, Karlsson Wilker, Clemens Schedler, eBoy und Erik Spiekermann)
  • 1 PowerPoint-Karaoke Rückblick
  • 1 Video-Game-Movie

Anfang Dezember verschi­cken wir rund 6000 DVDs – kostenlos – in alle Welt. Bestellungen zwecklos … sie kommt auto­ma­tisch. Freut Euch. Hier weitere Standbilder:


FontFont OpenType Library 2.5

HD Schellnack schrieb gestern anläss­lich meiner Freude über die benut­zer­freund­li­chen OpenType-Schriften: »Und das aus dem Munde der Firma, die sich erst recht spät auf OTF einge­lassen hat :-D. It rocks. Aber ehrlich gesagt, ausnahmslos nur als PRO-Version.«

Es stimmt, dass die FontFonts erst spät im OpenType-Format heraus­kommen. Das liegt ganz einfach daran, dass FSI FontShop International viel­leicht ein biss­chen mehr Arbeit mit seiner Bibliothek hat als andere Schriftenhäuser mit ihren Bibliotheken. Schon die ersten FontFonts, zum Beispiel FF Scala und FF Meta, erfreuten ihre Benutzer mit Extra-Ligaturen, zwei Ziffernsätzen, Pfeilen und floralen Symbolen. Den Platz für die vom PostScript-Standard nicht vorge­se­henen Zeichen raubten wir uns durch das Ausmustern »unwich­tiger« Glyphen, zum Beispiel Sterbekreuz, @-Zeichen oder §.

Lange ging das nicht gut, denn Schriften, die Standards miss­achten, verhalten sich in Anwendungsprogrammen unbe­re­chenbar. Daher kamen die ambi­tio­nier­teren FontFonts über viele Jahre mit Ergänzungs-Zeichensätzen heraus, den Expert-Schnitten. In diesen steckte alles, was der Schriftentwerfer für wichtig hielt, unter PostScript jedoch nicht vorge­sehen war.

Heute wird der Anspruch der FontFont-Designer, die FSI nie einge­schränkt hat, belohnt. Dank OpenType fließen mehrere Fonts zu einem zusammen. Im Falle von FF Meta Pro, wie gestern berichtet, wurden zum Beispiel 300 Meta-Type-1-Fonts ganze 10 Meta-OpenType-Pro-Fonts. Insgesamt entspre­chen die zur Zeit liefer­baren 359 OT-FontFonts mehr als 1600 herkömm­li­chen PostScript-Fonts. Keine andere Bibliothek profi­tiert mehr von OpenType als die FontFonts.

Im übrigen hat HD recht: Die OpenType-OT-FontFonts rocken, aber nicht nur die Pro-Versionen mit ihrer breiten Sprachunterstützung, auch die Standard-Fonts mit tollen Automatiken, zum Beispiel die verbun­dene FF Schulschrift mit auto­ma­ti­schen Anschlüssen oder FF Kosmik mit auto­ma­ti­schem Buchstabenwechsel.

Mehr über die FontFont OpenType Bibliothek 2.5 in diesem Faltblatt, das man nach dieser Anleitung auf CD-Größe zusam­men­falten kann. Bis zum Jahresende gibt es die Bibliothek zum Vorteilspreis. Einfach anrufen: 030 69596-333.


Geschenktipp 3: Weihnachtsgeschenkpapier von eBoy

Ich weiß leider gar nicht, ob es das im Laden zu kaufen gibt. Und wenn ja … keine Ahnung in welchen. Aber eben haben eBoy diesen ziem­lich volu­mi­nösen Bildschirmhintergrund auf ihrer Seite veröf­fent­licht, was ich mal als Anregung für alle Pixel-Fans inter­pre­tiere, dieses Jahr das Einwickelpapier selbst zu drucken, oder?! Damit ist das hier nicht nur ein Geschenktipp, sondern ein Geschenk … von eBoy.