Werben im Fontblog: Ein Selbstversuch

Für App-Abverkauf gibt’s leider keine App: Die »Lektüre für Nichtleser« Banner-Kampagne

Wie verkaufen sich eigent­lich Bücher im App-Store? Ganz einfach: so gut wie gar nicht. Ausnahme: Erotik. Das belegt zum Beispiel eine Momentaufnahme aus dem Juli 2010. Unter den Top 20 der meist­ver­kauften Buch-Apps tummeln sich 14 Erotik-Titel. Diese Entwicklung ist nicht auf einen Mangel an lite­ra­ri­schem Angebot zurück­zu­führen. Im Gegenteil: Im App-Store ist inzwi­schen alles an klas­si­scher und zeit­ge­nös­si­scher Literatur zu finden, was Rang und Namen hat  …  bezie­hungs­weise nicht zu finden, sondern nur gezielt aufzu­rufen, da in den Charts unsichtbar.

Einen Selbstläufer im digi­talen Buch-Segment zu landen ist nahezu ausge­schlossen. Vergleicht man den App Store mit einem Ladengeschäft, haben wir ein Schaufenster, in dem die Top 100 präsen­tiert werden. Der Rest liegt unsichtbar im Lager. Fazit: Die Bewerbung der Angebote muss über externe Marketing-Kanäle erfolgen. Der Autor Michael Bukowski und Fontblog wagten ein Experiment.

»Wir selbst sind mit unseren Nichtleser-Apps seit Juni 2009 im App Store vertreten und halten uns seitdem unter den Top 200. Diese Platzierung gene­riert aber keine oder kaum Verkäufe.« war die Erkenntnis nach einem Treffen, bei dem wir eigent­lich über neue Schriften spre­chen wollten. Was hilft sind Erwähnungen in Medien. Vor allem Online-Berichte wie zum Beispiel bei stern​.de oder bei yucca​tree​.de haben sich direkt nach­voll­ziehbar auf den App-Abverkauf ausgewirkt.

Naheliegend war daher die Idee, es erst­mals direkt mit Online-Werbung zu versu­chen. Fehlte nur eine geeig­nete und gut frequen­tierte Plattform. Warum nicht mal den Fontblog dafür nutzen, der seit 3 Monaten Bannerwerbung anbietet. Eigentlich zur Unzeit, nämlich während der Fußball-WM, star­teten wir die Nichtleser-Banner-Kampagne in zwei Flights à zwei Wochen für die Apps »Nichtleser 1« und »Nichtleser 91«. Ergebnis: »Nichtleser 91« hat es zwischen­zeit­lich immerhin bis auf Platz 53 der meist­ver­kauften Buch-Apps geschafft. Das ist beacht­lich, vor allem unter den widrigen Bedingungen der WM und des schönen Wetters im Juni/Juli 2010. Bukowskis Fazit: »Die Sache hat sich gelohnt und wir konnten ein kleines Ausrufezeichen setzen. Mehr kann man von einer Banner-Kampagne nicht erwarten. Wenn es unser Budget zuließe, würden wir die Kampagne* verlängern.«

* Siehe rechts … (Abbildung: Michael Bukowski, Autor/Marketing von lektuere​-fuer​-nicht​leser​.de)


9 Kommentare

  1. Simon Wehr

    Hmm. Man muss also tatsäch­lich Öffentlichkeitsarbeit betreiben, um eine Buch-App zu verkaufen? Gar auf Rezensionen in viel gele­senen Publikationen hoffen? Und im Laden liegt nicht jedes Buch direkt am Eingang vor meinen Füßen, sondern nur die Bestseller?
    Crazy – in der digi­talen Welt alles so total anders!

  2. Kies Ritschards

    Da habe ich ein Verständnisproblem: entweder war die Kampagne ein Erfolg (hat also mehr einge­bracht als gekostet) – dann ist eine Fortsetzung ja keine Budgetfrage. Oder sie hat nichts/zu wenig gebracht – dann stellt man sie ein. Aber die Aussage „Die Sache hat sich gelohnt […] “ gegen­über „Wenn es unser Budget zuließe, würden wir die Kampagne verlän­gern“ verstehe ich von der Logik her nicht.

  3. Tobias

    Und vieviel genau wurden vorher/nacher verkauft?

  4. johndoe

    wow … funky … ich bin überrascht!

  5. Tobias

    Und vieviel genau wurden vorher/nacher verkauft!?

  6. Michael Bukowski

    @Simon Wehr
    Völlig richtig, was Sie da ironisch sagen: alles anders in der digi­talen Welt. Die Erotik-Apps verkaufen sich ohne Marketing (das weiß ich nicht sicher, kann mir aber kaum vorstellen, daß die große Kampagnen fahren). Sie werden von keinem Händler und von keiner Marketing-Abteilung ins Schaufenster gelegt, sondern vom Publikum, bzw. den Käufern nach oben in die Charts getragen. Und noch ein Unterschied: Die Bestseller der analogen Welt schaffen es im App Store nicht ins Schaufenster, bzw. in die Charts.
    Der App Store scheint mir hier wie ein Buchladen mit umge­drehtem Sortiment: Man muß nach den Bestsellern sozu­sagen unter’m Ladentisch fragen, während die Auslage voll mit Erotik-Titeln ist. (Übrigens keine Wertung gegen­über eroti­scher Literatur. Habe ich kein Problem mit, staune nur über deren Erfolg unter den iPhonern.)

  7. Michael Bukowski

    @Kies Ritschards
    „Die Sache hat sich gelohnt“ heißt: Wir hatten sehr gute Klickraten, deut­lich mehr Verkäufe und wie gesagt zwischen­zeit­lich Platz 53 in den Charts erreicht. Das heißt aber nicht, daß wir etwa mehr Geld einge­nommen hätten, als die Banner gekostet haben. Das zu erwarten, wäre naiv, und ganz beson­ders bei Buch-Apps unrea­lis­tisch, die sich nun mal nicht wie geschnitten Brot verkaufen.

  8. Michael Bukowski

    @Tobias
    Wir bitten um Verständnis, genaue Zahlen geben wir nicht raus. Siehe aber meine Antwort an Kies Ritschards.

  9. BAR M Grafikdesign

    Enorm. Hätten wir nicht gedacht, dass das so eine Bedeutung einnehmen würde. Gruß nach St. Oberholz äh in die Crellestraße

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