Warum wir die Krautreporter brauchen

Der Journalist Stefan Niggemeier hat heute in einer Recherche darge­legt (die Fontblog mit freund­li­cher Genehmigung über­nehmen darf, siehe unten), wie sich Online-Journalismus und -Werbung in eine Sackgasse manö­vriert haben. Am Beispiel einer Meldung auf der RP-online-Site rechnet er uns vor, mit welchen Tricks die Zeitung einen redak­tio­nellen Beitrag in rund 30 Werbebausteinen vergräbt. Will sagen: Hier werden keine jour­na­lis­ti­schen Inhalte mehr gepflegt, sondern Werbeformen verflochten, wobei wahr­schein­lich niemand mehr in der Onlineredaktion weiß, warum das geschieht, denn »lesen« will und kann das keiner. Und von visu­eller Gestaltung, also der typo­gra­fi­schen Aufbereitung einer Zeitungsmeldung, kann sowieso keine Rede mehr sein …

Niggemeier ist einer von 28 Krautreportern, die der Ansicht sind, dass Journalismus im Netz auch anders gehen muss. Noch 9 Tage kämpfen sie für 15.000 Unterstützer, die ein Jahresabo (60 €) buchen, um bald darauf in den Genuss eines guten, werbe­freien Journalismus zu kommen. Fontblog macht da mit, und ich hoffe, eine Menge unserer Leser auch.

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Wie Waldo im Wimmelbild:
Journalismus und die Inflation von Online-Werbung

von Stefan Niggemeier

rp-onlineNichts gegen Werbung. Werbung ist theo­re­tisch und oft auch prak­tisch eine wunder­bare Art, hoch­wer­tige Inhalte zu finan­zieren. Das Unternehmen gibt Geld und ich zahle mit meiner Aufmerksamkeit. Das ist oft ein guter, fairer Deal für alle Beteiligten: Leser, Medium, Werbetreibender.

Online aber ist aus Werbung ein Monster geworden, das alles zu fressen und zersetzen droht. Es gibt hier ein solches Überangebot an Werbeflächen, dass Werbung fast nichts kostet. Weil die einzelne Anzeige so wenig einbringt, verviel­fäl­tigen die Medien das Angebot an Werbeflächen — auf jeder einzelnen Seite und durch eine Maximierung der Klickzahlen. Durch die Vervielfältigung der Werbung sinkt der Wert jeder einzelnen Fläche weiter, ein Kreislauf: Inflation. Machen wir es konkret.

Nehmen wir die »Düsseldorf«-Seite der »Rheinischen Post«. Ich habe das ganze Werbegedöns mal abge­schnitten; das hier rechts ist die Spalte mit den eigent­li­chen Inhalten. Könnte man glauben. Nur dass jeder dritte Artikel eine Anzeige ist. Es steht sogar das Wort »Anzeige« darüber, und wenn man es weiß, kann man es an der Dachzeile erkennen, die nicht grau, sondern orange ist. Und am Rhythmus natür­lich: Redaktion, Redaktion, Werbung; Redaktion, Redaktion, Werbung … Die bezahlten Inhalte sind gekenn­zeichnet. Getrennt von den redak­tio­nellen Inhalten sind sie nicht. Sie sehen aus wie Artikel. Sie sind Artikel. Das ist native adver­ti­sing.

Die ganze Gestaltung ist darauf ange­legt, dass man das eine mit dem anderen verwech­seln kann und soll. Und selbst wenn man es nicht verwech­selt: Dass man bewusst an den als Artikelanrisse gestal­teten Werbeinhalten vorbei­lesen muss. Für zwei Artikel-Anrisse einen Anzeigen-Anriss lesen.

Das ist der Preis, den derje­nige zahlt, der sich bei der »Rheinischen Post« kostenlos und werbe­fi­nan­ziert über Düsseldorf infor­mieren will. (Der Preis, den die »Rheinische Post« dafür zahlt, dass sie die Arbeit ihrer Journalisten verwech­selbar mit irgend­wel­chen Anzeigentexten macht und eine klare gestal­te­ri­sche Trennung für verzichtbar hält, steht auf einem anderen Blatt. Aber für jemanden, der heute möglichst viel Geld verdienen will und sich nicht um sein Image morgen sorgt, ist das kein Problem.)

Nehmen wir an, ein Leser schafft es, auf einen Teaser zu klicken, der tatsäch­lich zu einem redak­tio­nellen Inhalt führt. Zum Beispiel eine etwas rätsel­hafte Meldung des nord­rhein-west­fä­li­schen Landesdienstes von dpa über einen Termin in einem Düsseldorfer Hotel: Udo Lindenberg zeigte hier der Presse, wo er vor vielen Jahren gear­beitet hat.

Lindenberg

Oben auf der Seite ist ein Banner mit Autowerbung. Über dem Artikel ist ein Banner mit Werbung einer Fluggesellschaft. Rechts neben dem Artikel ist ein Banner mit Telefonanbieter-Werbung. Im Artikel stehen Textanzeigen für Udo-Lindenberg-Bilder …

… und, ironi­scher­weise, für einen Journalismus-Lehrgang. Unter dem Artikel steht eine Textanzeige für ein Open-Air-Festival. Links neben dem Artikel ist Werbung für ein Jazz-Festival, für eine Medizin-Schule, für Sprachreisen, für das Rheinland. Man kann sie leicht an der orange hinter­legten Zeile und dem Wort »Anzeige« darüber erkennen.

Der graue Kasten darunter hat keine orange hinter­legte Zeile und keine Kennzeichnung als »Anzeige«, ist aber auch eine. Gelb hinter­legte Rubriken scheinen für redak­tio­nellen Inhalt stehen; orange hinter­legte Rubriken für werb­li­chen Inhalt. Könnte man glauben. Unter dem Artikel ist eine gelbe Rubrik »Das könnte Sie auch inter­es­sieren« mit redak­tio­nellen Empfehlungen. Danach folgt eine eben­falls gelbe Rubrik »Mehr aus dem Web« mit Werbelinks, erkennbar nur daran, dass darunter in hell­grau fast zu lesen ist: »Content Anzeigen empfohlen von …«.

Ganz rechts unten schiebt sich gelb ein Kasten »Auch inter­es­sant« in die Seite. Eine Anzeige.

Außerdem steht neben und unter dem Artikel noch Werbung für: ein Auto, »Zukunftstechnik aus Asien«, ein Casino, einen Obsthof. Das mitten im Artikel einge­bun­dene Video von center​.tv trägt zwar den Titel »Udo Lindenberg in Düsseldorf«, bezieht sich aber auf einen über ein halbes Jahr zurück­lie­genden Besuch (und beginnt natür­lich erst nach einem halb­mi­nü­tigen Werbevideo). Die verlinkte 16-teilige und mit dem Anlass des Artikels nur sehr indi­rekt verbun­dene Klickstrecke »Das ist das Hotel Atlantic in Hamburg« besteht ausschließ­lich aus PR-Fotos des Hotels.

Die verlinkte 13-teilige Klickstrecke »Bildband Udo Lindenberg ›Stark wie zwei‹« ist Jahre alt und nur scheinbar redak­tio­nell: Sie besteht aus Fotos aus dem Buch und demPR-Text des Verlages. Weitere Werbung verbirgt sich auf der Seite im Inhaltskasten oben, der sich öffnet, wenn man mit der Maus darüber fährt: Für einen Autohersteller (»erkennbar« an der orangen Färbung), einen Reiseanbieter, Lotto, noch einen Reiseanbieter.

Lindenberg

Lindenberg

Ich könnte ewig so weiter­ma­chen. In den Menuleisten finden sich manchmal kleine Texte, wie hier »Ihre Meinung NRW«. Man muss den Mauszeiger ein paar Sekunden darüber halten, um vor dem Klick zu erfahren, dass es sich um Werbung handelt. (Echte Profis erkennen es vermut­lich daran, dass hinter dem Wort ein kleiner oranger Pfeil ist.)

Lindenberg

Inhalte, die auf einer Seite als Anzeige verlinkt sind, kommen auf einer anderen Seite dann als scheinbar redak­tio­nelles »Extra« daher. Und natür­lich befindet sich im Fuß der Seiten immer ein bran­chen­üb­li­cher Kasten mit »Top-Services«, wohinter sich, bunt gemischt, redak­tio­nelle Inhalte, bezahlte Werbung und fremde E-Commerce-Angebote verbergen.

Lindenberg

Und im Seitenkopf stehen noch Links zu diversen redak­tio­nellen oder E-Commerce-Angeboten, an denen die »Rheinische Post« irgendwie betei­ligt ist. 27 Werbelinks habe ich alleine auf der Seite mit dem kleinen dpa-Artikelchen über Udo Lindenberg gezählt, und ich bin sicher, ich habe welche über­sehen. Die RP-Online-Seiten sind pracht­volle Wimmelbilder aus werb­li­chen Inhalten, in denen sich der Journalismus fast wie Waldo versteckt.

Hier dient Werbung nicht mehr der Finanzierung von Journalismus; hier ist Journalismus nur noch ein Vorwand dafür, Leser an die werbung­trei­bende Industrie zu verkaufen, zur Not durch Täuschung. Seien wir ehrlich: Bei RP-Online macht Werbung hoch­wer­tige Inhalte nicht möglich, sondern unmög­lich. Ich bin mir nicht sicher, ob das ein nach­hal­tiges Modell zur Finanzierung von Journalismus ist.

*Offenlegung: Ich bin Autor bei »Krautreporter«, einem Versuch, Journalismus radikal anders zu finanzieren.


29 Kommentare

  1. Wolfgang

    Die Website der Saarbrücker Zeitung ist auch dermaßen mit Werbung zuge­bal­lert, dass sie prak­tisch unbe­nutzbar ist. Ich frage mich, ob sich die Journalisten dafür schämen, oder ob es ihnen einfach egal ist.

  2. Jürgen Siebert

    Es gibt in diesen Online-Redaktionen keine Journalisten mehr, nur noch SEOler und Anzeigenverdrahter. Focus Online schreibt seit Monaten nichts eigenes mehr … nur noch Liveticker und Kopien.

  3. Johannes

    Vor einer ganzen Weile wurde hier NZZ-online hoch­ge­lobt, mir unver­ständ­lich ob der Unübersichtlichkeit und dem Wirrwarr der Hierarchien. Manche Kommentare bezogen sich auf die viele Werbung — ich hatte keine.
    So auch hier: wo bitte ist die Werbung im Lindenberg-Artikel und um ihn herum? Gefressen von AdBlock. So einfach ist die Sache.
    Übrigens, Jürgen: es gibt durchaus Zeitungen mit Online-Redaktionen, in denen Redakteure arbeiten, die ordent­liche Artikel schreiben.

  4. Johannes

    Zuviel Werbung zwischen den Artikeln? Da gibt’s doch Adblocker gegen. Hilft fast immer. Dann kann man auch fest­stellen, ob da noch Redakteure sitzen — und siehe da: es gibt sie noch!

  5. Ralf H.

    Gefressen von AdBlock. So einfach ist die Sache.

    Zuviel Werbung zwischen den Artikeln? Da gibt’s doch Adblocker gegen.

    Immer wieder erstaun­lich, wie selbst­ver­ständ­lich und »richtig« die Adblock-Nutzung manchen erscheint. Man scheint fast stolz auf den Einsatz zu sein.

    Dabei ist die Nutzung von Adblockern nicht nur purer Egoismus (»ich nehme mir die Leistung des Anbieters und behalte die erwar­tete Gegenleistung durch tech­ni­sche Tricks heim­lich ein«), sondern auch schreck­lich kurz­sichtig. Denn die Adblock-Nutzer nehmen den Betreibern der Seite, deren Leistungen sie doch eigent­lich nutzen wollen, die Finanzierungsgrundlage und machen die zukünf­tige kosten­lose Nutzung der Inhalte somit für sich selbst unmöglich.
    Niggemeier erklärt das oben ja sogar: »Werbung ist theo­re­tisch und oft auch prak­tisch eine wunder­bare Art, hoch­wer­tige Inhalte zu finan­zieren. Das Unternehmen gibt Geld und ich zahle mit meiner Aufmerksamkeit.« Dieser Deal kann aber nur funk­tio­nieren, wenn beide Seiten auch etwas »geben«. Wenn die Webnutzer massen­haft nichts mehr geben, dann wird auch der Anbieter über kurz oder lang nichts mehr geben (können) und die Webangebote werden einge­stellt oder die Inhalte verschwinden groß­flä­chig hinter Paywalls. Und wer will das schon?

    Gegen einzelne, reine Bezahlangebote, wie das hier versuchte Krautreporter-Projekt, gibt es natür­lich nichts zu sagen. Aber es ist natür­lich kein gene­relles Modell für Webangebote. Man schaue mal am Ende des Tages durch seinen Browser-Verlauf und prüfe, ob man für die 50 aufge­ru­fenen Seiten jeweils ein Bezahl-Abo abschließen würde. Wohl kaum! Und solange das so ist, sollte die Devise nicht sein »Gefressen von AdBlock. So einfach ist die Sache«, sondern »Wer etwas haben will, muss auch etwas geben. So einfach ist die Sache«.

  6. Uhlala

    Das macht alles nix, Jürgen, weil wer nur noch solchen Scheiß bietet, der wird einfach weg sterben. Auch im Netz. Print zeigt die ersten Auswirkungen und die Typen schlafen noch immer. Vermutlich, weil sie von den Regierungen noch, was ja beson­ders mit den Zwangszulagen auch des TVs zutrifft, quer­sub­ven­tio­niert werden.

    Anders währen diese Demagogenburscherl schon längst weg: tausende davon.

  7. Christian

    @Ralf H.:

    Ich verstehe ja, dass aus Sicht der Seitenbetreiber AdBlock sehr ungern gesehen wird. Allerdings möchte ich nochmal diesen Satz aus dem Artikel aufgreifen:

    On­line aber ist aus Wer­bung ein Mons­ter ge­wor­den, das alles zu fres­sen und zer­set­zen droht. 

    Die Werbetreibenden scheinen sich im Nerv-Faktor über­bieten zu wollen, um die Aufmerksamkeit der User zu bekommen.

    Ich habe nichts gegen Werbung in Textform oder in Form dezenter Grafiken (zumin­dest solange eine Seite deut­lich mehr Content als Werbung enthält) und verstehe auch, dass sich die Seiten durch die Werbung finanzieren.

    Leider gibt es viel zu viele Seiten, bei denen die Werbung so aufdring­lich ist (in Form von Blinken, Animationen, Layern, Sound etc.), dass sie vom eigent­li­chen Inhalt extrem ablenkt. Oder die Seite enthält (wie im Artikel beschrieben) so viel Werbung, dass ich den eigent­li­chen Content mit der Lupe suchen muss.

    Was ist Dir bzw. dem Werbetreibenden in diesem Fall lieber?

    a) ich setze AdBlock ein (und berufe mich auf Notwehr ;-)

    b) ich setze das bewor­bene Produkt auf meine persön­liche „kaufe ich nie“-Blacklist, weil die Werbung so genervt hat

    Übrigens: auch offline gibt es nervige Werbung – z. B. hat meine Tageszeitung ein paar Mal Werbe-Post-Its auf die Titelseite geklebt. Reaktion meiner­seits: siehe b) ;-) Scheinbar war ich nicht der einzige, diese Werbeform gibt es nämlich schon lange nicht mehr…

  8. CB

    »Das Unternehmen gibt Geld und ich zahle mit meiner Aufmerksamkeit.«
    korrekt. Ich will aber nicht mit meiner gesamten Aufmerksamkeit zahlen, sondern nur mit einem kleinen Teil. Für die aller­meisten Nutzer ist Werbung sehr schnell Hausfriedensbruch, weil dieses Verhältnis weit davon entfernt ist, reell zu sein. 

    @ Ralf H.: leider ist der Einsatz von Werbeflächen so erodiert, dass alle Webseitenanbieter in Sippenhaft genommen werden und man keinem Betreiber mehr zutraut, ein akzep­ta­bles Maß an Werbung zu schalten oder sogar die Werbeformen redak­tio­nell einzu­hegen, sprich visuell zu gewichten. Ich habe für deine Seite meinen Adblock deakt­viert und sehe erstaun­li­cher­weise keinen Unterschied. Kann also gerne so bleiben :)

  9. Ralf H.

    Leider gibt es viel zu viele Seiten, bei denen die Werbung so aufdring­lich ist … 

    Dann hast du ja das Recht, diese konkrete Seite, die es über­treibt, nicht mehr zu besu­chen und sie damit abzu­strafen. Dass du als Reaktion einen Adblocker einschal­test und fortan auf sämt­li­chen Webseiten Leistungen ohne die erwar­tete Gegenleistung beziehst, ist einfach eine Sauerei. Gerade in Designerkreisen sollte man den Wert imma­te­ri­eller Leistungen ja eigent­lich nicht erklären müssen. 

    Ich will aber nicht mit meiner gesamten Aufmerksamkeit zahlen, sondern nur mit einem kleinen Teil. 

    Das Angebot macht aber nun mal der Anbieter. Du hast als Webnutzer die Wahl, es im gesamten anzu­nehmen oder es zu lassen. Eine einsei­tige Änderung, bei der du alles bekommst, was du willst, und der Anbieter nicht, ist nicht in Ordnung. Das würdest du dir doch auch nicht gefallen lassen, wenn dein Kunde nach Erfüllung des Auftrages sagt: achja, ich finde sie haben es da mit den Kosten etwas über­trieben. Ich zahlen ihnen aber 50 Prozent, okay?

    Ich habe für deine Seite meinen Adblock deakt­viert und sehe erstaun­li­cher­weise keinen Unterschied. 

    Ich setze auf meiner Seite keine externen Bannersysteme mehr ein. Man kann meine Seite werbe­fi­an­ziert oder gegen Zahlung werbe­frei nutzen. Adblock-Nutzer bekämen die Leistung der zahlenden Nutzer aber kosten­frei. Das kann nicht sein und daher habe ich die leicht erkenn­baren Bannersysteme notge­drungen und trotz der damit einher­ge­henden Verluste entfernt. Allein aus dem Gerechtigkeitssinn heraus.
    Dass Adblock-Nutzer bei mir gege­be­nen­falls eine Warnung ange­zeigt bekommen, erfolgt also auch rein aus Prinzip heraus. Es ist nicht an die Werbung selbst gekop­pelt und dient also auch nicht der Einnahmensteigerung – ganz im Gegenteil. Es vertreibt die allzu sturen Adblocknutzer natür­lich. Aber denen möchte ich meinen Webservice ja auch gar nicht anbieten.

  10. CB

    hi Ralf,

    … Dass du als Reaktion einen Adblocker einschal­test und fortan auf sämt­li­chen Webseiten Leistungen ohne die erwar­tete Gegenleistung beziehst, ist einfach eine Sauerei. Gerade in Designerkreisen sollte man den Wert imma­te­ri­eller Leistungen ja eigent­lich nicht erklären müssen.

    immer mit der Ruhe. Eine Vertragsbruch wäre eine Sauerei. Wenn ich jedoch Werbung ausblende, breche ich keinen Vertrag. Ich müsste ja sonst auch mit der glei­chen Logik die »Einkauf Aktuell« der Post verpflich­tend lesen, damit deren Kalkulation stimmt. Ich werfe die »Einkauf Aktuell« einfach in den Müll – genau so wie ich die Online-Werbung blocke. 

    Als »Gegenleistung« für meine Aufmerksamkeit will ich ein Mindestmaß an Respekt. Das bieten Seiten wie Spiegel​.de oder die Rheinische Post nicht im Ansatz – Typografie​.info hingegen sehr wohl, daher fortan gerne ohne Adblocker :)

  11. Ralf H.

    Von Vertrag habe ich auch nicht gespro­chen. (Obwohl man zumin­dest bei regis­trie­rungs­pflich­tigen Diensten sehr wohl auch entspre­chenden Regelungen treffen könnte.) Ich sprach von Sauerei, also eher einer menschlich/moralischen Beurteilung. 

    Der Vergleich zu einem Werbeheft ist natür­lich Unsinn. Denn das Heft ist selbst einfach nur ein Angebot, dass du nutzen kannst oder nicht. Wenn du aber auf Spiegel Online einen Artikel lesen möch­test, dann willst DU etwas. Du beziehst schlicht eine Leistung mit dem »Konsumieren« des Textes. Und es ist eben einfach schlicht egois­tisch und kurz­sichtig, diese Leistung zu nehmen, die erwar­tete Gegenleistung – die die bloße Existenz des Artikels über­haupt erst ermög­licht – aber einzu­be­halten. Es funk­tio­niert nur, solange sich noch genug »Dumme« finden, die wie ich keine Adblocker einsetzen und das System noch aufrecht­erhalten. Ist die Quote der egois­ti­schen Webnutzer erst einmal groß genug, wird es die Artikel nicht mehr geben. Wovon sollen die Menschen hinter dem Artikel, die jeden Tag zur Arbeit gehen und ihre Familien ernähren wollen, auch bezahlt werden?
    Und darum verstehe ich da auch keinen Spaß. Nicht nur, weil ich selbst Webanbieter bin, sondern auch, weil die Adblock-Nutzer den Seiten die Geschäftsgrundlage entziehen, die ich als normaler Webnutzer auch in Zukunft noch kosten­frei besu­chen möchte. 

    Es ist die gleiche Diskussion, die wir bei den Raubkopien schon durch­haben. Da kann sich der egois­ti­sche Nutzer auch dumm stellen und sagen: »Das unbe­zahlte Online-Streaming von Filmen kann ja recht­lich gar nicht verfolgt werden und dann mache ich halt das so. Sollen hunderte Mitarbeiter der Film-Crew doch sehen, woher sie ihr Geld bekommen. Mir doch egal. Die Leistung nehm ich mir aber jetzt erstmal. «
    Ich kaufe meine Filme aber einfach bei iTunes und inter­es­siere mich gar nicht dafür, ob ich sie auch irgendwo kostenlos finden würde. Das gehört auch zu dem RESPEKT, den du selbst ange­spro­chen hast. In glei­cher Weise besuche ich Webseiten ganz selbst­ver­ständ­lich ohne irgend­welche Manipulationen der Seiteninhalte.

  12. CB

    Es ist die gleiche Diskussion, die wir bei den Raubkopien schon durch­haben. Da kann sich der egois­ti­sche Nutzer auch dumm stellen […]. Mir doch egal. Die Leistung nehm ich mir aber jetzt erstmal. «

    nochmal: mir gehts nicht darum, Werbung komplett zu verhin­dern. Es geht – wie Stefan Niggemeier schon schrieb – um das Verhältnis von Werbung zu Inhalt und um die Form der Werbung, die es schwer möglich macht, den Inhalt zu erkennen. Dieses Verhältnis ist bei sehr vielen Anbietern in einem Missverhältnis. Die Nutzer würden weniger Werbung (in der Menge und in der Dominanz) akzep­tieren und adblo­cker als Notwehr weniger häufig einsetzen. 

    So wie iTunes Millionen von Nutzern aus der erzwun­genen Illegalität geholt hat, weil es das Kaufen von Musik einfach gemacht hat, fehlt es momentan schlicht an einfa­chen Bezahlmöglichkeiten für redak­tio­nelle Inhalte. die Krautreporter setzen auf eine ausschließ­liche Lösung. Das wird es in meinen Augen auf die Dauer nicht sein, ist aber ein guter Beitrag. 

    Gäbe es ein vernünf­tiges Mikropayment, die Redaktionen würden nicht mit der Bannerkanone auf ihre Artikel schießen.

  13. Ralf H.

    Dieses Verhältnis ist bei sehr vielen Anbietern in einem Missverhältnis. 

    Das mag sein, aber den Werbeanteil muss jeder Anbieter für sich entscheiden und das hat in der Tat etwas mit Respekt gegen­über den Lesern zu tun.
    Mit Adblockern darauf zu reagieren, ist aber keine Lösung, sondern macht die ganze Sache ja nur schlimmer. Wie sollen die resul­tie­renden finan­zi­ellen Ausfälle denn ausge­gli­chen werden? Mit noch mehr Werbung? Verschmelzung von Inhalten und Werbung? Einsparungen durch mindere Qualität der Inhalte? …?

    Das Spekulieren über alter­na­tive Modelle ist immer leicht, wenn man nicht selbst davon leben muss. Die Realität ist eher, dass Werbung nun mal das einzige Standardmodell der Finanzierung von Online-Medien ist, weil es den Nutzer eben nichts kostet und die Inhalte frei zugäng­lich gehalten werden können. Und ein Springen von Seite zu Seite steckt nun mal tief in der DNA des Internets. Damit das Modell optimal funk­tio­niert, müssen aber beide Seiten mitspielen und gegen­sei­tigen(!) Respekt beweisen.

  14. Johannes

    Dann hast du ja das Recht, diese konkrete Seite, die es über­treibt, nicht mehr zu besu­chen und sie damit abzu­strafen. Dass du als Reaktion einen Adblocker einschal­test und fortan auf sämt­li­chen Webseiten Leistungen ohne die erwar­tete Gegenleistung beziehst, ist einfach eine Sauerei.

    Ralf, damit hast Du Dich selbst für jede Diskussion zu diesem Thema disqua­li­fi­ziert. Den Rest von Dir lese ich erst gar nicht mehr. Unflätigkeiten haben hier nichts zu suchen, es geht nicht um mora­li­sche Fragen (»Sauerei«), sondern um, ja, um Verträge. Und denen müssen beide zustimmen, sie können nicht von einer Seite (hier: Blogbetreiber und Zeitungsverlage) diktiert werden.

    Gerade sehe ich im Augenwinkel: Du forderst

    gegen­sei­tigen(!) Respekt

    — na, denn man tau!

  15. CB

    Was mir gerade beim Autofahren einfiel: Ich drehe Radiowerbung immer stumm. Deiner (Ralfs) Argumentation folgend würde ich mich damit auch den Radiobetreibern gegen­über unfair verhalten, oder? Das sehe ich leider nicht so.

  16. Ralf H.

    es geht nicht um mora­li­sche Fragen (»Sauerei«), sondern um, ja, um Verträge. 

    Das ist Unsinn, genauso wie die in der Folge gebrachte Argumentation. Ein Gast auf einer Website schließt im Rechtssinne keinen Vertrag. Weiter steig ich aber nicht auf deinen Kommentar ein, wenn du meine Meinung wegen der enthal­tenen Meinungsäußerung (mehr ist es nicht) nicht einmal in Gänze lesen willst. Das ist keine Diskussionsgrundlage. 

    Deiner (Ralfs) Argumentation folgend würde ich mich damit auch den Radiobetreibern gegen­über unfair verhalten, oder?

    Nein. Es ist völlig in Ordnung wegzu­schalten, stumm­zu­schalten, zu igno­rieren usw. Das geht doch im Web genauso. Werbung funk­tio­niert weder in (seriösen) klas­si­schen, noch in neuen digi­talen Medien über einen über­ge­büh­renden Wahrnehmungszwang. Aber die Werbung muss zur Finanzierung des Angebotes zumin­dest erst einmal ausge­lie­fert(!) werden, um dann gege­be­nen­falls wirken zu können. Das ist das Mindeste. Radio ist inso­fern auch ein gutes Beispiel, weil es wie das Gros der Webseiten kostenlos ist. Die Menge der Radiostationen in einem Gebiet korre­liert direkt mit der Größe der Hörerschaft und des dadurch zu vertei­lenden Werbekuchens. Wären »Radio-Adblocker« selbst­ver­ständ­lich, würden die privaten Stationen in kürzester Zeit eine nach der anderen dicht machen. Die Vielfalt des Radioangebotes ist eine direkte Folge der Werbefinanzierung. Keine Werbung, keine Vielfalt.

    Und so ist es im Internet auch. Rufst du einen Artikel bei Spiegel Online mit Adblocker ab, wird die Werbung gar nicht erst ausge­lie­fert. Du bekommst deine Leistung garan­tiert zu 100% aber mit Null Chance für die andere Seite einer Gegenfinanzierung. Und dies gilt dann nicht nur für den einen Artikel, sondern auch für alle zukünf­tigen. Auf hunderten Seiten.
    Das ist keine »nach­hal­tige« Mediennutzung. Es kann auf Dauer nicht funk­tio­nieren und befeuert gege­be­nen­falls sogar die Situation, die Niggemeier und du selbst auch anprangern.

  17. CB

    hm, das würde heißen, der perfekte Adblocker würde simu­lieren, dass die Werbung abge­rufen wird, aber nicht ange­zeigt, oder? :)

  18. thomas

    ralf, auf die gefahr hin, öl ins feuer zu gießen: die tatsache, dass ich auf deiner seite eine fehler­mel­dung wegkli­cken muss, stimmt nicht gerade freundlich.

    denn: ich bekomme ange­zeigt, dass du etwas über mich weisst, dass ich einen adblo­cker benutze. du forderst mich zu einer rück­nahme meiner entschei­dung auf. immer und immer wieder. du nimmst meine entschei­dung nicht enfach zu kenntnis und lebst damit, ich muss, wie chris­tian es bereits gesagt, mit einer defen­siven einstel­lung des adblo­ckers darauf reagieren. eine zahlung lohnt nicht, weil ich nicht soo oft vorbei­komme. würde ich bei jeder max. 10x im jahr ange­surften seite eine gebühr entrichten. würdest du das machen ralf? das hat nichts mit der rele­vanz von inhalten zu tun, auch einfach mit der häufigkeit.

    woher weiss ich denn eigent­lich, dass du »okaye« werbe­banner geschaltet hast?

    und mal ehrlich: die flut an blöd­sinns­ban­nern im web ist so immens, dass ich es schlicht nicht sehen möchte. beson­ders SpON hat es irgend­wann mal in solcher häss­lich­keit hinbe­kommen einen geka­chelten banner einer bekannten reise-seite hinter dem content liegen zu haben. das war wirk­lich störend. dass die betreiber so etwas dulden und keine richt­li­nien für banner­wer­bung erlassen, wundert mich dann doch. ;)

    keine ahnung, ob es hilft eine seite als magazin dekla­rieren zu können, um dann offi­ziell über werb­e­inhalte finan­ziert zu sein. hat im print ja wunderbar geklappt, bis das internet alles dies­be­züg­lich platt­ge­walzt hat, was einnahmen versprach. damit meine ich eine abo-funk­tion, eine echte maga­zi­nig­keit in look&feel, mit archiven etc. und weiss der kuckuck nicht noch alles. denk mal selber nach. 

    so richtig gedanken machen sich die seiten­be­treiber wohl wirk­lich nicht, sonst gäbe es zumin­dest den ein oder anderen test­ballon. lieber wird auf adblo­cker-user mit fehler­mel­dungen von 1995 geschossen. ;)

  19. Ralf H.

    du nimmst meine entschei­dung nicht enfach zu kenntnis und lebst damit

    Muss ich ja auch nicht. Die Mehrzahl der Webangebote sind rein private Dienstleistungen und die Anbieter müssen ihre Inhalte nicht jedem auslie­fern. Sie können bestimmte Nutzer auch aussperren, genau wie jeder Ladenbesitzer Hausverbot erteilen kann. Wer im Laden klaut, bekommt Hausverbot. Wer auf Websites Leistungen ohne Gegenleistungen bezieht, kann ebenso raus­ge­worfen oder mit einge­schränkter Nutzbarkeit bestraft werden.
    Ob dies dem Anbieter letzt­lich mehr Schaden oder Nutzen bringt, muss dieser selbst durch­rechnen und entscheiden. Legitim wären solche Maßnahmen auf jeden Fall. Bis hin zur kompletten Sperrung der gerade benutzten IP-Adresse. 

    eine zahlung lohnt nicht, weil ich nicht soo oft vorbei­komme. würde ich bei jeder max. 10x im jahr ange­surften seite eine gebühr entrichten. würdest du das machen ralf?

    Damit triffst du den Punkt! Man besucht viel mehr Seiten, als man bereit ist zu bezahlen. Selbst Micropayment-Verteilungen (wie bei Flattr) können dies nicht auf breiter Front lösen. Aber es gibt ein einfa­ches System, um die gele­gent­li­chen Nutzungen bezahlen zu können: Bannerwerbung.
    Aber dauer­haft Inhalte wollen ohne zu bezahlen (»ich komme ja zu selten vorbei. Es lohnt sich nicht«) und ohne Bannerwerbung zu betrachten (»nervt ja nur«) funk­tio­niert einfach nicht. Soweit muss eigent­lich auch der Nutzer selbst denken können. Den Ball statt­dessen schnell zur anderer Seite zu spielen, ist natür­lich immer so viel einfa­cher – siehe …

    so richtig gedanken machen sich die seiten­be­treiber wohl wirk­lich nicht, sonst gäbe es zumin­dest den ein oder anderen testballon. 

    Noch ein Tag bis zum Ende des Krautreporter-Testballons. Wir werden sehen, ob jene, die der Werbung im Netz so über­drüssig sind, alter­nativ lieber direkt bezahlen wollen.

  20. CB

    Es gilt für alle Anbieter von Inhalten mit Bannerwerbung, genau denje­nigen Grad an Werbedominanz zu finden, der redak­tio­nell haltbar ist und die Inhalte lesbar lässt. Dann wäre es voll­kommen legitim, wenn man auf einer Seite aufge­for­dert wird, den adblock zu pausieren, um die Finanzierung der Seite möglich zu machen. 

    Ich fürchte, dass die Seiten, die eine gute Balance von Inhalt und Werbung treffen, dauer­haft in der Minderheit bleiben werden. Es ist einfach zu leicht, mal eben eine Fläche frei­zu­geben und mit Werbung voll­laufen zu lassen. 

    Kein Nutzer dürfte wegen eines mora­li­schen Prinzips seinen adblo­cker dauer­haft ausschalten, aber viel­leicht gezielt für einzelne Seiten Ausnahmen einräumen, wenn die Seite einen Mehrwert bietet.

  21. Jürgen

    Die Bewertung der Benutzung von Ad-Blockern wird sich doch sicher einfach lösen lassen, in dem die Seitenbetreiber ihre Inhalte, bei vorhan­denen aktiven Ad-Blockern eben­falls blockieren. (Das sollte tech­nisch doch ein leichtes sein?).

    Allerdings hege ich Sympathien für all jene die die immer ausufernde Werbefinanzierung boykot­tieren. Diese ist nichts anderes als eine Sozialisierung von Kosten. Ich pers. glaube nicht daran, dass sich diese Leistungen (Was bekommt der Konsument, und was muss er bezahlen) ausglei­chen. Ich, für mich persön­lich, weiss, dass wenn die Allianz Versicherung genug Geld hat, um sich den Namen eines Stadions zu kaufen, ihre Tarife zu teuer sind – ich habe kein Interesse daran das zu finan­zieren und habe keinerlei Nutzen davon.

  22. Ralf H.

    Es gilt für alle Anbieter von Inhalten mit Bannerwerbung, genau denje­nigen Grad an Werbedominanz zu finden, der redak­tio­nell haltbar ist und die Inhalte lesbar lässt. 

    Richtig, aber diese Möglichkeit machst du selbst unmög­lich, wenn du Werbung pauschal blockierst. Oder willst du mir allen ernstes sagen, dass der Abblock-Nutzer auf jeder neuen Seite erst einmal test­weise den Ablocker ausschaltet, den Werbeanteil prüft, und dann bei einer Überschreitung eines persön­li­chen Limits, den Adblocker wieder einschaltet? Wohl kaum! Wie soll der Anbieter denn dann den Werbeanteil austa­rieren, wenn du die Werbung stan­dard­mäßig so oder so nicht siehst? Deine Argumentationsweise impli­ziert eine völlig unrea­lis­ti­sche Handlungs- und Lösungsmöglichkeit auf Seiten des Anbieters. 

    Kein Nutzer dürfte wegen eines mora­li­schen Prinzips seinen adblo­cker dauer­haft ausschalten …

    Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufge­geben. Wenn es nicht klappt, dann sind die Folgen in den nächsten Jahren absehbar:
    –Seiten schließen, weil die Werbefinanzierung nicht mehr möglich ist
    –Werbung wandert noch stärker (wie es ja schon passiert) in die Seiteninhalte, die nicht blockiert werden
    –Mehr Inhalte verschwinden hinter Paywalls
    –Mehr Seiten werden Adblock-Nutzer gezielt aussperren

    Ich habe kein Interesse an all diesen Entwicklungen und daher setze ich keine Plugins ein, die Seiteninhalte mani­pu­lieren. Dass es die Anbieter über­treiben und quasi eine Notwehrreaktion in Form von Adblockern nötig machen, kann ich auch persön­lich nicht bestä­tigen. Letztlich ist das eine reine Einstellungsfrage. Da ich die Werbung gene­rell auf kosten­losen Seiten als nötige Finanzierungsform verstehe, habe ich auch keinerlei Probleme sie zu akzeptieren.
    Sollte es eine konkrete Seite wirk­lich für mich persön­lich über­treiben (und dass ist höchst­selten), dann passt deren Gesamtangebot aus Inhalt + Werbung einfach nicht auf mich und ich werde die Seite einfach zukünftig meiden – das Angebot also nicht mehr in Anspruch nehmen. Mir die Inhalte aber ohne Gegenleistung zu erschlei­chen, kann ich weder im Einzelfall, noch bezogen auf die oben geschil­derten Folgen gutheißen. Es ist meiner Meinung nach egois­tisch und kurzsichtig.

  23. thomas

    was spricht denn eigent­lich gegen eine echte paywall? also eine ernst­ge­meinte, keine versteckte, verhuschte, wie bei dir ralf? eine zeitung muss ich kaufen, ein buch ebenso und lern­vi­deos, die gut vorbe­reitet sind eben­falls. auf einen seite beschwert ihr euch über adblo­cker und gebt euch (wirk­lich) sehr stur in der argu­men­ta­tion, auf der anderen seite habt ihr aber auch nicht die eier eine seite richtig hinter einer »first pay«-einrrichtung zu verste­cken. dieses lamen­tieren kann doch keine dauer­hafte lösung sein. in redak­tio­nelle inhalte inte­grierte werbung im übrigen auch nicht!

  24. robertmichael

    thoma, na weil keiner bezahlt ohne die inhalte zu kennen. darum hat auch kraut­re­porter nicht funk­tio­niert (okay, es läuft noch 1 tag)
    aber freu dich doch das ralf seine inhalte kostenlos verteilt, die werbung auf seiner seite ist wirk­lich harmlos im gegen­satz zu spon und teil­weise nicht als werbung zu erkennen (im posi­tiven sinn) ralf WILL die inhalte ja frei anbieten und möchte nur eine kleine gegen­leis­tung dafür. ich find das fair.

  25. Simon Wehr

    1. Ich finde die taz löst das schön. Die »Paywahl« erin­nert einen immer wieder daran, für gute Inhalte zu zahlen, beschimpft mich aber nicht als Schmarotzer und findet es keine »Sauerei« wenn ich es nicht tue. Diese Entspanntheit im Umgang moti­viert mich zum Zahlen. Zwang und Beschimpfung nicht. 

    2. Ich habe noch nie eine Zeitung für 60€ abon­niert, nur auf der Basis von ehren­haften Versprechungen. Bis heute. Aber ich kaufe die Katze im Sack und fühle mich nach wie vor unwohl dabei.
    Aber: Ich finde das Projekt so gut, dass es nicht an mir liegen soll, wenn’s nicht klappt. 

    3. Ich bin beken­nender AdBlocker-Nutzer und somit ein Schmarotzer. Ich werde aber die Seite von Ralf nie wieder besu­chen und die von RP-Online auch nicht. Hin und wieder lese ich im Online-Angebot der von mir abon­nierten Tageszeitung einen Artikel, der zu Hause auch gedruckt auf dem Küchentisch liegt (mitsamt 10 Werbebeilagen). Mein Gewissen ist flexibel genug, da den AdBlocker akti­viert zu lassen. Da die Seite ähnlich aufge­baut ist, wie Stefan oben beschreibt, berufe ich mich auf die Zahlungen meines Offline-Abos. Und auf Notwehr.

  26. Ralf H.

    was spricht denn eigent­lich gegen eine echte paywall? 

    Im Einzelfall nichts, aber es entspricht nicht dem Wesen des Internets. Soll sich nur der infor­mieren können, der es sich leisten kann? Soll man sich in Streitfragen nicht lieber alle Meinungen von unter­schied­li­chen Quellen einholen können, statt nur von der Stamm-Online-Zeitung, für die man das Bezahl-Abo hat? Lohnt es sich, noch Links zu setzen, wenn hinter jedem eine Paywall lauert? Wie können neue Angebote von noch unbe­kannten Leuten aufge­zogen werden, wenn mangels Reputation oder vorhan­dener Inhalte kaum jemand bereit ist, im Voraus zu bezahlen? Und so weiter und so fort. 

    Finanzierung durch Werbung ist frei­lich nicht die einzig Finanzierungsform im Internet, aber sie ist prin­zi­piell ein Motor für Vielfalt und ermög­licht, diese Vielfalt so vielen wie möglich zugäng­lich zu machen. Dass man dieses System aktiv kaputt­ma­chen will, nur um kurz­fristig ein paar Seiten etwas ablen­kungs­freier betrachten zu wollen, leuchtet mir nicht ein. 

    auf einen seite beschwert ihr euch über adblo­cker und gebt euch (wirk­lich) sehr stur in der argumentation

    Nur weil eine Argumentation klar geäu­ßert wird, ist sie nicht stur. Aber wenn es stur ist, dass man wieder­holt darauf hinweist, dass dauer­haftes Nehmen ohne Geben auf Dauer nicht funk­tio­nieren kann – gut, dann bin ich gerne stur. 

    … auf der anderen seite habt ihr aber auch nicht die eier eine seite richtig hinter einer »first pay«-einrrichtung zu verstecken. 

    Die Logik, warum ich das machen sollte bzw. was das mit den hier geführten Diskussionen zu tun hat, leuchtet mir nicht ein.

  27. Johannes

    »es geht nicht um mora­li­sche Fragen (»Sauerei«), sondern um, ja, um Verträge.« (Zitat)

    Das ist Unsinn […] Weiter steig ich aber nicht auf deinen Kommentar ein, wenn du meine Meinung wegen der enthal­tenen Meinungsäußerung (mehr ist es nicht) nicht einmal in Gänze lesen willst. Das ist keine Diskussionsgrundlage.

    Ralf, Du verwei­gerst eine Diskussion, nicht ich. Du nutzt dieses Forum nur, mit unsach­li­chen und diffa­mie­renden Äußerungen Deine Meinung als die angeb­lich einzig mögliche anderen aufzwingen zu wollen. Und da mache ich nicht mit.
    Würdest Du disku­tieren wollen, dann könnten wir das. Aber nicht, wenn Du andere Überzeugungen als »Sauerei« und »Unsinn« bezeich­nest. In den Rhetorik nennt man so etwas auch »Killerphrase«.

  28. Ralf H.

    … Deine Meinung als die angeb­lich einzig mögliche anderen aufzwingen zu wollen. 

    Nein. Ich habe für meinen Standpunkt argu­men­tiert. Sachlich und ausführ­lich. »Sauerei« war in diesem Zusammenhang ledig­lich ein umgangs­sprach­li­cher Begriff, der eine Diskussion doch nicht unmög­lich macht. Du kannst dir statt­dessen gern die formale Bedeutung »mora­lisch verwerf­liche Handlung« (Wiktionary) denken, wenn du mit diesem Begriff solche Probleme hast. 

    Auch zu dem Begriff »Unsinn« stehe ich. Du hast behauptet, beim Besuch der Seiten von Blogbetreibern und Zeitungsverlagen gehe es um »Verträge«, denen beide Seite zustimmen müssen. Dem ist aber nicht so. Es kommt norma­ler­weise eben gerade KEIN Vertragsschluss zustande. Dazu müsste der Anbieter jeder neuen Besucher zunächst auf eine Seite umleiten, wo dieser Vertrag ange­zeigt und vom Nutzer aktiv geschlossen werden müsste.
    Passiert das? Nein. Deine Aussage war also Unsinn, oder da du es höchst­formal magst: schil­derte einen »grob falschen Sachverhalt«. http://​de​.wiki​pedia​.org/​w​i​k​i​/​U​n​s​inn

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