Spiegel Online, Hans Reichel, FontFont

In der neuen FontShop-Broschüre »Es werde Schrift«, die auf der TYPO-Konferenz Premiere feierte, heißt es im Editorial: »Die Schrift führt ein unbe­kanntes Leben. Selbst Laien haben eine Vorstellung davon, wie ein Modefoto, ein Musikhit oder ein Kinofilm entstehen. Aber wer die allge­gen­wär­tigen Schriften macht, warum es davon so viele gibt und welche Aufgaben sie haben … wer weiß das schon, außer uns Profis? Es gibt keine andere visu­elle Ressource, die von so vielen Menschen konsu­miert und benutzt wird, und gleich­zeitig so fremd ist.«

Unter diesem Sachverhalt »leiden« nicht wenige Schriftenmacher: sei es emotional, sei es wirt­schaft­lich (weil Benutzer die krea­tive Leistung nicht aner­kennen und sicher gerne raub­ko­pierter Fonts bedienen). Die emotio­nale Komponente bringt Matthew Carter (Bell Centennial, Charter, Verdana) im Helvetica-Film auf den Punkt: »Wenn ich meiner Sitznachbarin im Flieger meinen Beruf erkläre, erhalte ich häufig die Antwort ›Ach? Ich dachte, die sind alle tot.‹«

Helvetica-Film, Versal-ß, TYPO-Konferenz, 100 Beste Schriften aller Zeiten … die jüngsten Bestrebungen eines Teils der Designindustrie – dieses Weblog einge­schlossen –, das Thema Typografie popu­lärer darzu­stellen, trägt langsam Früchte. Wenn die Süddeutsche Zeitung am vergan­genen Freitag im Feuilleton schreibt: »In Berlin werden Typographen und ihre Schriften wie Popstars gefeiert«, wenn Spiegel Online gestern Hans Reichel (FF Dax) inter­viewt und resü­miert, seine Schriften seien »welt­weit so beliebt, dass Reichel von der Schriftgestaltung lebt.« … dann möchte ich das für mich mal ganz bescheiden als medialen Dammbruch interpretieren:

• Endlich reden mal dir richtig Wichtigen über Typografie
• Ja, es gibt neben Erik Spiekermann noch weitere Schriftentwerfer, die ihren Job verständ­lich erklären können
• Hurra, es gibt Journalisten (Julia Büttner, Konrad Lischka), die das Thema Typografie sorg­fältig recherchieren
• man kann tatsäch­lich mit dem Entwerfen von Schriften Geld verdienen
• FontFont berei­chert seit 1991 die Schriftenwelt mit stil­prä­genden Neuentwürfen
• es gibt eine Zukunft für neue Schriften


Ein Kommentar

  1. Sharif

    Jaja, und bald gibts bei MTV „Pimp my Type“. Cool.

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