Noch mal »kaufen, lesen, sammeln!«: Spatium

Die Welle der ausge­zeich­neten Drucksachen will nicht abreißen. Nach Slanted (Fontblog-Rezension) erreichte mich nun das neue Spatium-Magazin »Hamburgefonts«, genauer 2 Hefte und ein Poster. Wie der Name vermuten lässt, dreht sich alles um Schriftmuster (das Wort ›Hamburgefonts‹ wird vom Patentamt empfohlen, wenn Typedesigner eine Schrift als Geschmacksmuster hinter­legen möchte, weil die Buchstaben dieses Begriffs alle entschei­denden Merkmale aufweisen, die den ›ästhe­ti­schen Überschuss« einer Schrift ausmachen).

Spatium ist aus zwei Gründen für mich von hohem Interesse:

• Ich habe vor Jahren selbst mal die Idee eines Buches über Schriftmuster in die Welt gesetzt (Emotional-Digital)
• Ich durfte als Autor mitwirken (mein Thema: das FontBook 2007)

Weitere Bekannte gehören zum Kreis der freien Mitarbeiter: Robert Schöne lieferte eine Zusammenstellung von chine­si­schen Schriftmustern, Catherine Dixon führt in Geschichte der ›type specimen‹ ein und Oded Ezer aus Tel Aviv steuert hebräi­sche Schriftmuster bei. Die Spatium-Herausgeber widmen sich in eigenen Texten den Sujets Blindtext, Schriftmusterkarteikarten und ihrem eigenen Workshop »Typografische Schokoladenseiten«.

Große Ehre: Spatium-Magazine sind handnummeriert

Thematisch und optisch glie­dert sich »Hamburgefonts« in drei Teile: die 40-seitige Drucksachen-Dokumentarbroschüre, einem 68-seitigen Schriftmusterbuch mit allen Essays, die auf den ersten Blick wie Blindtext aussehen, und dem zwei­far­bigen Poster. Alles ist, mit einer Banderole verbunden, auf sehr hohem Niveau gestaltet und verarbeitet.

Drei Teile Spatium »Hamburgefonts«: Katalogbroschüre, Schriftmusterbuch und Poster (v. l. n. r.)

Ich muss der Offenbacher Redaktion um Peter Reichard ein großes Kompliment ausspre­chen für dieses verle­ge­ri­sche Ensemble (ich lernte ihn und sein Team zum ersten Mal persön­lich auf der Frankfurter Buchmesse kennen, wo sie dem Forum ›Gute Typografie kostet nichts‹ lauschten). Inhalt, Ausstattung und nicht zuletzt der Preis (15,00 €) sind eine Wucht (hier geht es zum Shop).

Ich freue mich auf das nächste Spatium-Magazin. Aber bitte: über­nehmt Euch nicht. Plant und kalku­liert lang­fristig. Wir brau­chen Spatium, Slanted und alle anderen schrift-liebenden Magazine.