Q-type – Arbeitshandbuch für gute Typografie
Anlässlich des Jahrestreffens Forum Typografie e. V. in Bremen präsentierte Boris Kochan (Kochan & Partner) ein zwölfseitiges Arbeitsbuch, das Qualitätskriterien für Typografie, ihre Entstehungsgeschichte und die Anliegen und Ziele darstellt, die mit diesen Qualitätskriterien verfolgt werden.
Um die Diskussion über Beispiele zur Auseinandersetzung um gute Typografie anschaulich zu machen, liefert »Q-type« den Präsentationsrahmen für gelungene Exponate gleich mit. Die Idee: Beispiele in den Rahmen legen, fotografieren, kommentieren und im Internet zur Debatte stellen. Als Plattform für diese Diskussion ging zeitgleich mit Fertigstellung des Buches die Internetseite von q-type online. Hier soll eine kritische, öffentliche und nicht moderierte Diskussion über Qualität in der Typografie angeregt werden.
»Die offenen Qualitätsregeln für gute Typografie führen aus dem Elfenbeinturm elitärer Designtheorie mitten in den Alltag heutiger Designpraxis. Mit Q-type wollen wir zur Auseinandersetzung anregen, Regeln als Möglichkeit zur Bewertung und Verbesserung aufzeigen und damit einen Beitrag zu qualitätsvoller Typografie leisten«, ergänzt Martin Summ, Kreativdirektor bei Koachan & Partner.
Das Arbeitsbuch ist im Prokon-Verlag erschienen und kostet 23,00 Euro. Der volumige Buchblock besteht ausschließlich aus Pappe, bei dem jede Seite nach einer eigenen Laserschnitt-Schablone gefertigt wurde. Die Bindung besteht aus einem durchgesteckten Pappstreifen.
47 Kommentare
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Raketentim
Na ich weiß nicht. Die Form – sie erinnert mich ein wenig an die Papp-Bücher, die Kinder mit 3 Jahren geschenkt bekommen. Beim Studium haben wir manchmal auf dickeres Papier drucken lassen, wenn wir ein Buch opulenter wirken lassen wollten, als es tatsächlich war. Ich kann mir über den Inhalt dieses Arbeitsbuches noch kein Urteil bilden, aber mein erster Eindruck war: Da will jemand eine Broschüre als Buch verkaufen.
Ivo
Was mich wirklich aufregt, und das muss ich an dieser Stelle aus gegebenem Anlass einmal loswerden, sind Firmen, Agenturen oder sonstige Kommunikationsexperten, die die Blog- und Portalbetreiber regelmäßig mit derartigen Neuerscheinungen oder Veranstaltungshinweisen beglücken und sich dabei nicht einmal die Mühe machen, eine gescheite Anrede zu benutzen. Ich bin nicht »Sehr geehrte Redakteurin, sehr geehrter Redakteur« und ich will, wenn man mir eine Mail schickt, zumindest wissen, mit wem ich es und vor allem warum zu tun habe. Ein Satz nur, wie man auf mich bzw. meine Seite gekommen ist und dass man sich über eine Veröffentlichung freuen würde. Ich soll Sachen bewerben, die ich noch nicht einmal gesehen habe aufgrund von Anfragen, die gar keine sind, sondern Erwartungshaltungen, die Dinge gefälligst vorzustellen, die man mir elektronisch schickt. Wo ist da eigentlich die Gegenleistung?
»Sollten Sie Rückfragen haben oder printfähiges Bildmaterial benötigen, sprechen Sie mich gerne an.« Sprechen Sie mich doch bitte erstmal an. So wie sich das gehört mit Namen und dem Grund des Schreibens. Es gab Zeiten, da hat man das mal gemacht und manchmal sogar Rezensionsexemplare mit einem formalen Anschreiben verschickt. Aber die sind wohl vorbei. Das ist mir bisher erst ein- oder zweimal passiert. Solche Mails wie in diesem Fall – ich kann einfach davon ausgehen, dass Jürgen die selbe heute bekommen hat – hingegen kommen fast täglich herein!
Jürgen, kriegst du wenigstens eine personalisierte oder die Standardspammail? Und warum veröffentlichst du das auch noch? Stehst du da über den Dingen? Muss man sich diese Haltung über die Jahre erarbeiten? Bitte, lass mich teilhaben, ich will doch noch etwas lernen …
Jürgen
Ich verstehe Deinen Brass. Tatsächlich bekomme ich zunehmend Spam-Mail dieser Art, damit muss man wohl leben, wenn man schon so lange bloggt wie wir. Ist ja schnell entsorgt, der Müll …
Im aktuellen Fall war es auch so … und wenn ich Boris Kochan wäre, würde ich der PR-Agentur etwas husten. Da ich ihn gut kenne und wir uns auf der TYPO zuletzt getroffen haben, genießt er meinen persönlichen Schutz. Die Veröffentlichung ist allein dieser Freundschaft geschuldet.
Boris Slanted
Ivo, Du hast völlig Recht! Ich bekomme auch immer einen Haufen solcher Mails. Bei Studentenarbeiten kann ich ja noch verstehen, dass sie kein Exemplar mitschicken. Alle anderen Bücher usw. veröffentliche ich nur noch, wenn ich sie auch wirklich auf dem Tisch liegen habe und mir ein Bild darüber machen kann.
Tina Kulow
@Ivo und @Jürgen: Hallo, die Email haben wir versandt und ich entschuldige mich dafür, dass sie so einen schlechten Eindruck hinterlassen hat. Und wir haben uns natürlich auch bei Boris entschuldigt – denn die Neuigkeit rund um q-type ist nun wirklich kein Spam.
Uns ist ein Fehler unterlaufen – doof, aber ist passiert.
Wir bevorzugen in der Tat eine direkte, persönliche Kommunikation und hoffen, dass wir meistens Presseinformationen an Menschen schicken, die es auch interessiert. Mit persönlicher Anrede. Und wir versenden auch super gerne Rezensionsexemplare – da es auch Kolleginnen und Kollegen gibt, die nicht sofort Bücher zugeschickt bekommen möchten, hatten wir uns für eine Email und Buch auf Anfrage entschieden. So ist jeder anders, kommuniziert anders und wir werden dies in unserer künftigen Kommunikation berücksichtigen. Für heute entschuldige ich mich nochmals für den schlechten Eindruck, den Ärger, und ich würde mich freuen, wenn wir direkt sprechen/uns kennenlernen – vielleicht am Telefon?. Oder auf dem nächsten Typotag (@Jürgen Siebert wir hatten uns tatsächlich auf dem Typotag vor 2 Jahren kurz kennengelernt, standen beide hinten mit dem Mac….) (tk@kulow-kommunikation.com)
sharif
Was’n das hier für ein Theater?
Christian
Na, die Diskussion hier zeigt, dass die Kommunikation manchmal wichtiger (oder dominanter) als das Produkt sein kann :-)
Alpha-Hasi
…äääh, und ich soll jetzt so einen Pappwinkel kaufen, gute Typobeispiele reinlegen, das ganze fotografieren und auf eine Website hochladen, die dann im Eigentlichen Werbung für diesen Pappwinkel ist, den dann auch andere kaufen sollen um gute Typobeispiele… ähhh…?! Bin ich der einzige, der das ’n bisserl komisch findet?
Andreas
@ Alpha-Hasi: Bist Du nicht. Und eines der vorgestellten Beispiele macht gleich doppelt Werbung. Denn Studiosus ist doch Kunde von Kochan & Partner. Und das gezeigte Beispiel findet Martin Summ, der hier als Kreativdirektor der Agentur vorgestellt wird, dann als »übersichtlich und einfach eine Augenweide«. Klar. hat er wohl auch selber gemacht. ;-)
Martin Summ
Gerne möchte ich mich als Mit-Verursacher in die Diskussion einbringen. Über die (sagen wir mal unglückliche Form) der Veröffentlichung zu diskutieren, halte ich für legitim und abgehakt. Über die Form und die Idee des „Pappwinkels“ zu diskutieren fände ich schon spannender, nehme aber auch war, dass diese wohl nur schwer bis gar nicht verstanden oder akzeptiert wird. Auch das geht okay für mich, denn als Designer darf man natürlich auch kritisiert werden.
Was ich allerdings verwundert feststelle ist, dass die veröffentlichten »Qualitätskriterien für gute Typografie« hier anscheinend niemanden interessieren oder zumindest niemand Bezug darauf nimmt. Sind diese denn allgemein bekannt und hier passiert viel Wirbel um längst Gegessenes oder noch viel schlimmer: Keiner kennt sie, keiner braucht sie?
Das Buch ist lediglich ein möglicher Versuch, die formulierten Kriterien für das Forum Typographie in Szene zu setzen und mit dem Forum eine weitere Möglichkeit zur öffentlichen Diskussion zu Qualität in der Typographie zu geben. Vielleicht haben wir uns dämlich angestellt, vielleicht ist die Idee schlecht oder vielleicht möchte auch keiner über gute Beispiele reden. Ich weiss es nicht, fände aber Antworten darauf sehr spannend.
@Andreas: Wie man vielleicht sehen kann, sind alle bisherigen Beispiele unter meinen Namen eingestellt und dienen mehr als Beispiel, wie wir uns das Ganze vorstellen können. Allerdings hast du Recht, wenn du es komisch findest über eigene Arbeiten in dieser Form zu reden. Bitte nicht zu ernst nehmen. Ich nehme es gerne wieder raus, wenn der erste Fremdbeitrag drinsteht ;-) Wie wäre es denn mit einem Beitrag von Dir?
Ich würde mich weiterhin über eine angeregte Diskussion freuen
Christian
@ Martin Summ: Ich vermute, die Aufregung hier rührt nicht von den Gestaltungskriterien für Typografie, sondern eher von der Darstellung des Projekts, die die Adressaten nicht ganz einordnen können. Ist die Aktion nur Werbung für das Buch? Geht es um Typo? Ist das ein Werbegäg für Kochan und Partner? Warum ist es auf Pappe gedruckt? Warum sollte ich da mitmachen? Ich vermute, dass du jede dieser Fragen im Einzelnen präzise beantworten kannst, aber die Summe – der Mehrwert – kommt nicht klar rüber, daher wohl die Aufregung hier.
Jürgen
@ Martin Stamm. Das Ignorieren der Inhalte ist die Folge der bereits erwähnten mangelhaften Kommunikation. Ich bekomme eine nichtssagende Pressemitteilung, die vieles verschleiert anstatt aufzuklären (Christian hat die zurückbleibenden Fragen wunderbar zusammengetragen) und erst nach Aufforderung trifft ein Rezensionsexemplar bei mir ein.
So, und ab jetzt können wir über Inhalte reden.
Die Kurzform: Das Werk ist ein – im wahrsten Sinne des Wortes (Wellpappe) – materiell aufgeblasenes, selbstverliebtes Stück lauwarmer, akademischer Thesen über Typografie, das mehrfach gegen die selbst gestellten Forderungen verstößt.
Die Langform: Welchen Anspruch verfolgt ein Druckwerk, das 2 Seiten Manuskript auf 9 Seiten Pappe verteilt, davon 6 Seiten Titel/Vorbemerkung/Verbandsschulterschluss/Das Forum Typografie/Curriculum Vitae/Impressum? Was bleiben sind Netto 3 Seiten über typografische Gestaltung, die optisch und technische inszeniert (verschlossen) sind wie ein Goldbarren aus Fort Knox. Das ist selbstgefällig, nicht mehr und nicht weniger.
Zu den Widersprüchen der eigenen Thesen … Die Thesen gliedern sich in A Grundverständnis (S. 3), B Gestaltung (S. 4) und C Funktion (S. 5).
A Grundverständnis:
• »den Sinn und Stellenwert der Aufgabe zu verstehen«
• »den Inhalt und seinen Charakter zu durchdringen und damit seine Beschaffenheit, Ordnung sowie Kontexte zu erkennen«
• »produkt- und zielgruppenrelevante Rezeptionsgewohnheiten zu erkennen und zu berücksichtigen«
• »bestehende Gestaltungsrichtlinien (Corporate Design) zu beachten und diszipliniert umzusetzen bzw. weiter zu entwickeln«
• »der Aufgabe und ihrem Stellenwert gemäß verantwortungsvoll und wirtschaftlich zu arbeiten«
Ein klarer Punktabzug für die letzte These, 0,5 Punkt für These 1, 1 Punkt für These 2, 0,5 Punkte für These 3 und 0 Punkte für These 4, macht 2 von 5 möglichen Punkten.
B Gestaltung(smittel) … die jeweiligen Punktabzüge dahinter:
• »ein Layout, das den Inhalten sowie dem technischen und atmosphärischen Umfeld gerecht wird und die inhaltlichen Gliederungen und Dramaturgien gestalterisch wiedergibt« (1/1)
• »Formate, Formatlagen, Satz- und Bildspiegel, Spaltenanzahl und -breiten« (1/1)
• »Eine Farbwahl und Festlegung eines Farbklimas unter Berücksichtigung von atmosphärischer und inhaltlich-konsistenter Leserführung sowie dem Zusammenhang mit Abbildungen und Bedruckstoffen« (1/1)
• »eine Typografie, die die Auswahl und Anordnung von Bildern und grafischen Elementen treffend ergänzt und unterstützt« (1/1)
• »eine fachlich richtige Wahl, Mischung und Auszeichnung von Schriften unter typografischen, inhaltlichen und herstellungstechnischen Gesichtspunkten« (1/1)
• »Die Verwendung qualitätsvoll hergestellter Schriften mit vollständigen Zeichensätzen und Schriftschnitten, insbesondere von Kapitälchen und Minuskelziffern« (1/1)
• »eine stimmiger stil-, schrift- und typografiegeschichtlicher Bezug und das Streben nach einer zeitgemäßen Weiterentwicklung der visuellen Kultur« (0,5/1)
»eine Gesamtgestaltung, die primär auf das Produkt und seinen Gebrauch bezogen ist« (0,5/1)
macht 7 von 8 möglichen Punkten
C Funktion … die jeweiligen Punktabzüge dahinter:
• »Führung der Leserschaft mittels einer dem Inhalt folgenden Textgliederung durch schlüssige Schriftauszeichnung und Absatzkennzeichnung« (1/1)
• »Lesbarkeit und Leserlichkeit der Texte durch Schriftanordnung, -wahl, -auszeichnung und angemessene Schriftgrößen« (1/1)
• »Einhaltung mikrotypografischer Satzregeln in Bezug auf Satzbreiten, Buchstaben-, Wort- und Zeilenzwischenräume, Silbentrennung, Ziffernausgleich und -gliederung« (1/1)
• »Verwendung der fachlich richtigen Satzzeichen und eine konsequente Überwachung der richtigen Schreibungen, z. B. nach dem Duden« (1/1)
• »Einsatz von fachlich richtigen Herstellungstechniken in Bildbearbeitung, Druck und buchbinderischer Ausstattung und Verarbeitung« (1/1)
macht 5 von 5 möglichen Punkten
Fazit: Konzept mangelhaft, Ausführung ordentlich
Ich beantrage die Aufnahme einer weiteren Maxime in das Kapitel A Grundverständnis:
Der typografische Gestalter darf nicht zum Opfer konzeptioneller Irrwege werden.
HD Schellnack
Mann, die Thesen klingen aber hochgestochen, oder?
Typographie soll doch Spaß machen, Kinners, nicht den Sound der DDR verbreiten. So wie ich es da oben lese liest es sich eher wie aus einem Curriculum für Typo von 1982 rauskopiert. Eher schade. Ich habs nicht in den Händen un mag mich täuschen – gern sogar – aber es wirkt wie viel heiße Luft und wenig sinnvoller Inhalt, was dann an sich einiges über den Status von Design derzeit sagt, oder? Thatsummerblockbusterfeeling.
**************************************
Und ich hoffe, DAS ist nur ein Tippfehler von Jürgen (aber wenn, dann ein toller…:-D) und nicht im Original so:
• »Verwendung der fachlich richtigen Satzzeichen und eine kosnequente Überwachung der richtogen Schreibungen, z. B. nach dem Duden« (1/1)
richtOgen ist in dem Kontext schon phantastisch :-D.
Jürgen
Danke für den Hinweis HD: Wenn in einem Satz das Wort »Duden« vorkommt, werde ich immer nervös und verschriebe mich garantiert ;-)
Du hast die (beiden) Fehler im Kommentar für die Nachwelt festgehalten, also habe ich sie im Beitrag herausgehauen.
HD Schellnack
Oh, es waren deine Fehler – sorry. Ich hätte es SO prima gefunden, wenn es im Original gewesen wäre, nicht aus Schadenfreude, sondern einfach weil es an der Stelle eine so herrliche Freudsche Fehlleistung ist. Ach, schade….
Als jemand, der beim Schreiben mehr Fehler produziert als polizeilich zugelassen ist, fühl dich bitte nicht angegriffen :-D.
Andreass
Für das bessere Verständnis hier noch zwei Links:
http://www.forum-typografie.de/seiten/qualitaetskriterien.html
Vor ein oder zwei Jahren gab es dazu auch mal ne News bei der AGD:
http://www.agd.de/270.html
HD Schellnack
Es gibt festgelegte Kriterien für gute Typographie?
*smacks his head against the wall*
Simon Wehr
Hier wird über ein Buch geschrieben, das sehr wenige Seiten hat und diese offensichtlich noch sehr großzügig gestaltet sind. Das Buch hat eine Erscheinung, die sagen wir mal »laut« ist. Die Vermutung von Raketentim kam mir sofort beim Betrachten des Bildes. Als ich mich dann auf den Verlagsseiten über das Buch informieren wollte, war es dort noch nicht einmal gelistet. Auch auf der Internetseite von Kochan & Partner war nichts über das Buch zu finden.
Die Idee mit dem Forum finde ich eigentlich gut, aber ich verstehe auch hier nicht: Muss ich mir jetzt das Buch und damit den Pappwinkel kaufen um, mitmachen zu können? Und die Geschichte mit Studiosus ist mir auch direkt aufgefallen, auch wenn ich mir schon gedacht habe, wie es dazu gekommen ist.
Wie soll man da über Inhalte reden?
Kurzum, ich finde es schade, dass eine so gut gemeinte Idee durch Kommunikations- und Formfehler so viel Gegenwind bekommt.
Außerdem: Jeder Designstudent weiß schon nach dem 2. Semester, dass sich gute Gestaltung nicht nach einfachen Regeln bemessen lässt. Warum sonst machen so viele »Regelbrecher« so gute Gestaltung?
Jürgen
Hätte ich vorher gewusst, dass es die Qualitätskriterien auch digital gibt, wäre mir das Abtippen aus einem »Buch« erspart geblieben, dessen Pappseiten sofort wieder zusammenklappen, wenn man sie aufgeschlagen hat. Könnt ihr euch vorstellen, wie dämlich das aussah und wie viel Zeit mich das gekostet hat?
Ivo
Wenigstens hast du dein Referenzexemplar …
[Nein, ich will jetzt auch keins mehr. Dann muss ich nur wieder drüber schreiben.]
thomas | BFA
warum wirken solche vereine immer so verknöchert und völlig spassfrei ihre ideen vertretend. typografie soll doch spass machen, warum muss das immer so bierernst sein.
ein wenig mehr rocknfuckingroll werte kollegen und innen. ;-)
Oliver Adam
»Führung der Leserschaft mittels einer dem Inhalt folgenden Textgliederung durch schlüssige Schriftauszeichnung und Absatzkennzeichnung«
Leider auch schlechtes Wording :-(
· passive »ung«-Wörter
· passiver Sprachstil
· Monstersätze
· Blähworte (Was ist mit »Leserschaft« gemeint? Doch einfach nur »Leser«. Das Führerprinzip gibt’s auch nicht mehr, und mit »Absatzkennzeichnung« sind schlicht »Absätze« gemeint.)
· Bolzige Hierarchieebenen in einzelnen Sätzen
Besser:
Leser können einem Text am besten folgen, wenn Sie den Inhalt ordentlich gliedern: Wählen Sie dazu angemessene Schriftauszeichnungen und Absätze.
Oliver Adam
Oder noch kürzer:
Leser können einem Text am besten folgen, wenn Sie den Inhalt ordentlich gliedern – durch angemessene Schriftauszeichnungen und Absätze.
thomas | BFA
oliver: so stehts ja auch in »typografie für dummies«, dafür braucht man keinen verein.
Simon Wehr
Das ist doch genau das Problem. Gute Gestaltung hat gewisse Regeln. Wenn man diese umfassen erläutern will, reicht kein Buch. Wenn man diese kurz und knapp zusammenfassen will, kommt man zu schnell auf Binsenweisheiten die nichts mehr aussagen.
Christian
Gibts eigentlich auch kompakte und witzige Büchlein über Knieoperationen oder Datenbankprogrammierungen? Woher kommt der didaktische Zug ausgerechnet der Gestalter? Ästhetischer Leidensdruck? Diskussionsmangel? Warum müssen die Profi-Gestalter ihr Tun kompakt zusammenfassen? Weil das Ergebnis einfach aussieht? Guter Hochglanzlack sieht auch einfach aus, ist es aber nicht.
Angenommen, diese Grafikdiskussionen gehen über Selbstmarketing hinaus: Wem nützt das? Reden wir etwa auch über phrygische Wendungen, weil wir Klingeltöne laden können? Ich nicht.
Simon Wehr
Steht da am Ende das Vorurteil »gestalten kann jeder«, dass wir Designer zwanghaft widerlegen müssen, in dem wir auf die Komplexität von Gestaltung hinweisen?
HD Schellnack
>Gute Gestaltung hat gewisse Regeln.
Joah, aber die muss man ja nicht so majestätisch formulieren, oder? Bestes Buch in der Hinsicht ist und bleibt Indras Einstieg in die Typographie/Gestaltung, aber so manifest-beamtig daher kommende Gestaltungs-Grundregeln, ai ai ai.
Gestaltung in Handschellen kann eben nicht die Zukunft des Designs sein, das war immer so und wird immer so sein. Sobald es Regeln für den perfekten Stuhl gibt, ist es die AUFGABE von Design, diese in Frage zu stellen. Dass Lesbarkeit und gute Typographie gar nicht unbedingt Zwillinge sind, hat Emigre schon vor über 20 Jahren bewiesen… :-D
Nora
ich kenne den Inhalt schon seit fast zwei Jahren glaube ich … und habe mich direkt am Anfang schon mächtig aufgeregt darüber … da ich mich frage, wozu ich um Gottes Willen im Jahre 2008 jetzt eine Fibel brauche, in der Qualitätskriterien für gute Typografie definiert werden. Zum x-ten mal auf dieser Welt, nachzulesen in unterschiedlichsten Publikationen des ganzen letzten Jahrhunderts und von diesem noch dazu. Die Antworten lauteten erst … um den Kunden zu verdeutlichen, was wir doch für wertvolle und nützliche Dinge tun und warum wir das tun … Das Ding (Der Inhalt – ich rede jetzt überhaupt nicht von diesem Pappdings) ist für mich so urdeutsch und bürokratisch und grässlich angstvoll, dass ich mich davon wirklich distanzieren möchte … humorlos bis zum geht nicht mehr … Dann gab es die zweite Diskussion, ich glaube es war beim Forum Typografie in Düsseldorf im letzten Jahr, da hat das Forum dann ein Faltblatt rausgegeben mit diesen Kriterien drauf, und das setzte dann für mich die Krone obendrauf: das war typografisch und grafisch wirklich diametral entgegengesetzt zu dem was da stand … in diesem Diskussionskontext entstand dann die Idee, ich glaube sie war von Boris Kochan, diese Inhalte sozusagen zu visualisieren anhand guter Praxis-Beispiele und das Ergebnis ist jetzt dieser Winkel denke ich mal.
Das ist jetzt sozusagen ein Markenzeichen des Forum Typografie, der Papp-Winkel mit den Beispielen drin und funktioniert vielleicht ja auch ganz gut als PR-Maßnahme. Für mich sind die Inhalte und die Sprache nach wie vor ein aufgekochter Sud, den ich nicht wirklich löffeln möchte.
Aber wer weiß, wenn wirklich nachher herausragende Beispiel da drin liegen und damit eine Forum mehr geöffnet wird, in welchem Designer mal bereit sind, sich Dinge genauer anzuschauen, tut es der Qualität der Typografie vielleicht wirklich einfach gut auf lange Sicht gesehen.
Jürgen
Genau das hat vor einer Stunde auch Verena Gerlach gesagt, die mich kurz besuchte.
HD Schellnack
Ich meine, bevor ich missverstanden werde: NATÜRLICH gibt es sowas für bestimmte Regeln in der Typographie. Die sind nun aber seit Tschichold unverändert und kaum je besser als von ihm (oder vielleicht noch Bringhurst) auf den Punkt gebracht – und sie gelten nur in besonderen Gebieten (Buchsatz uswpp), wirken ansonsten aber vielleicht doch schrecklich einengend. Für jede sogenannte Regel gibt es dutzendweise gelungene, effektive und gute Gegenbeispiele. Design ist Spiel mit Regeln, Rgeelverstößen, Verschiebungen.
Stepp
Ich kann – nach mehrmaligem Lesen der Qualitätskriterien – bei bestem Willen keine „Regel“ entdecken, die mich in meiner Gestaltungsfreiheit einschränken würde.
Auf mich macht der Text auch einen extrem sachlich-nüchternen Eindruck, allerdings würde ich nicht soweit gehen ihn wertend als „bierernst“ zu bezeichen.
Für die Mitglieder und Freunde der beteiligten Vereine ist das Papp-Buch doch eine gelungene materialgewordene Inszenierung der erarbeiteten Kriterien. Ich bin mir ziemlich sicher daß die Macher sich selbst wesentlich weniger ernst nehmen als das hier viele Kommentatoren tun. Also warum die ganze Aufregung?
Jürgen
Ach so, Q-type soll nur ein Spass sein … leider strahlt es das nicht aus. Also sollte man den Kommentatoren nicht verübeln, dass sie sich ernsthaft mir dem Projekt auseinandersetzen.
Tina
Hhm, Spaß an Gestaltung haben wir doch hoffentlich alle?
Und wie wär’s denn mit Mitmachen?
Unter http://www.forum-typografie.de/seiten/qualitaetskriterien.html die rtf-Datei downloaden, dann die Vielfalt der möglichen guten Gestaltungen mit einer eigenen, persönlichen Version erweitern, das Ergebnis an das Forum Typografie schicken und damit die Reihe der Gestaltungsbeispiele erweitern?
Oder/und im „Papp-Winkel“ plazieren, fotografieren, an Q-type schicken und sich damit weiteren Diskussionen über Qualität in der Typografie stellen?
HD
Ein PS: Juli Gudehus hat mich ja letztens drauf hingewiesen, dass ich anscheinend schriftlich oft ernster wirke als von mir selbst gedacht – trotz der ja immer kiloweise eingestreuten Smileys. Also, ganz wichtig: Das oben gesagte ist absolut keine Kritik an Kochan, an Martin Summ oder gar an der Absicht des Forums Typographie, das ja wichtige und richtige Arbeit leistet. Es ist eher so die abstrakte, vielleicht auch meine persönliche, Auseinandersetzung mit der Frage nach Regeln und ob man sie braucht. Bitte nicht auf konkrete Arbeiten oder Personen beziehen, ja?
Betrachter
Stammtisch Fontblog.
Aufblasen. Luft ablassen. Neue Ballons kaufen.
HD Schellnack
Also, nur für mich sprechend, geht es mir eher darum, dass diese «Gestaltungskriterien» aufgeblasen klingen und irgendwie auch sind. Abgesehen davon, dass es keinen Spaß macht, sie zu lesen (oder zu vermitteln), haucht da etwas diktatorisches durch, so eine deutsche Note (dieser Pefektionismus, das Unentspannte, das man ja auch selbst von sich kennt)… und das ist eben unschön in einem kreativen Metier. Weißt du, Tschichold war auch so, aber gott, der konnte wenigstens mit Feuer darüber schreiben, warum man keine stumpfen Einzüge machen sollte (die die PDF dieser Qualitätskriterien übrigens aufweist, ebenso wie einige andere typographischen Detailunschönheiten, was ich dann irgendwie schon wieder sehr menschlich und tröstlich finde, auch wenn ich sie meinen Studenten um die Ohren geschlagen hätte.)Ich mag irgendwie, dass das Dokument sich visuell gleich selbst widerspricht, das macht ja dann doch sympathisch.
Das Problem ist vielleicht der apodiktische Stil des Schreibens, das nicht erklärt, nicht vermittelt, nicht kommuniziert, sondern axiomatisch «Kriterien für gute Gestaltung» aufstellt. Bin ich der einzige, dem bei sowas das Frühstück nicht mehr schmeckt, weil ihm der Geruch brennender Bücher durch die Nase geht?
Parameter guter Gestaltung entstehen im dynamischen Fluss, im Diskurs, im Gespräch, im Streit – so wie hier, aufblasen, Luft ablassen, so entsteht ein Gespräch über Qualitäten und vor allem wird klar, dass man da eben trefflich drüber anderer Meinung sein kann. Das ist demokratisch, auch mal leidenschaftlich und am Ende hat man trotzdem gemeinsam eine Ahnung von Konsens über Tendenzen im Design und über eine Art Good/Bad-Orientierung. Es gibt eine Menge Bücher, die Lustvoll über Design und Typographie schreiben und an Beispielen und durch Erklärungen nahelegen, was gut ist (und warum) und was schlecht sein könnte.
Aber fast juristisch klingende, am Ende aber doch irgendwie konkret extrem wenig sagende, formelhafte «Gestaltungskrierien» – nein, sorry. Wer will das?
Zumal ich dir KONKRETEN Merkmale guter Typographie im ganzen Text nicht gefunden habe. Und selbst die, die uns da sicher allen einfallen, gelten ja immer nur a) im Zeitkontext und b) gibt es immer Beispiele für Leute, die gegen all diese Regeln verstoßen und trotzdem EXTREM gutes Design und extrem anregende typographische Arbeiten machen (vorhersehbares Stichwort: David Carson, aber Jonathan Barnbrook wäre auch nennenswert, Emigre… almost everybody from Cranbrook… )
Birgit
Also, ich finde, der Text mag zwar trocken klingen, aber Regelverstöße verbieten tut er nicht. Das mag zwar manchmal erst auf den zweiten Blick erkennbar sein, Typografie ist aber immer auch Finetuning, oder?
Beispiel:
»produkt- und zielgruppenrelevante Rezeptionsgewohnheiten zu erkennen und zu berücksichtigen«
„berücksichtigen“ bedeutet nicht „befolgen“, sondern lediglich „wahrnehmen“. Daraufhin kann man sich dafür entscheiden, gegen Regeln zu verstoßen. Die Rezipienten will man ja schließlich erreichen. Dies kann auch durch eine typografische Gestaltung geschehen, die den Inhalt völlig unlesbar macht.
–
HD, was sind denn die „KONKRETEN Merkmale guter Typographie“, die Du vermisst?
Andrzej
Diese Diskussionen hier gefallen mir mehr und mehr, weil sie auch auf einer Meta-Ebene so viel Spannendes über unsere Berufsauffassung aussagen, wie Designer so ticken, um es salopp zu sagen.
Wir machen hier genau das, was wir im Beruf ja auch machen, und was für mich DIE Kernkompetenz von Designern ist:
Bewerten, was geht und was nicht geht.
Nach Kriterien, die jeder in sich trägt, die sich mal mit den einen, mal mehr mit den anderen überschneiden.
Letztendlich wollen wir dabei auch autonom sein/bleiben, aber wir wollen uns auch an etwas ausrichten und sind froh über Verbindlichkeiten in dieser fließenden Welt der Kreativität.
Ein guter Designer ist meiner Meinung nach emotional/un-exakt UND exakt/regeltreu. Mal das eine, mal das andere mehr zu betonen macht die Spannung in unserem Beruf aus. Diese Spannung zu halten ist nicht mehr und nicht weniger als unser Job und das ist hier toll rausgekommen, finde ich.
Daß nicht die Regeln das Entscheidende sind, sondern wie wir auf diese Regeln (oder anderen Input) reagieren. Daß wir alle diese feinen Antennen sind, die sofort unsere eigene Denkmaschine anwerfen und uns wirklich den Kopf zermartern, was geht und was eben nicht geht, aber irgendwann auch unsere Entscheidungen treffen und anfangen tätig zu werden und unseren Beitrag leisten.
Ich finde, das reicht und mehr muß auch nicht sein.
In diesem Sinne, uns allen ein frohes Schaffen… ;-)
HD
Die konkreten Merkmale guter Typpgraphie, wie im Text mehrfach vermekt >>> siehe Jan Tschichold. Siehe Indra, siehe einige andere «Kochbücher». Es gibt ein oaar relativ einfache Grundachen, an denen du siehst, ob ein Textsetzer etwas Ahnung hat (oder guten Willen) oder nicht. Die Parameter haben sich seit den 60er Jahren dabei leider etwas nach unten verschoben (ich finde alte Bücher fast ausnahmslos besser gesetzt – in der Masse – als neue), aber OSF, Caps, Ligaturen, Einzge, richtige Wort/Zielenabstände, Grauwerte, Sparsamkeit im Layout… all die Sachen, die ich übrigens in der PDF teilweisealle fehlen (und das finde ich so völlig ironiefrei wirklich wunderbar, weil dieses Manifest sich gleich selbst aushebelt, wie es sich für Manifest-Versuche in der Postmoderne irgendwie gehört.)
Karsten
Leider sind die sogenannten „qualitätskriterien“ so aufgeblasen wie inhaltsleer. Da wird zwar in jeden punkt ein dezent einschüchterndes „richtig“, „fachlich richtig“, „fachlich korrekt“, „qualitätvoll“, „schlüssig“, „angemessen“ eingeflochten. Leider wird nicht einmal angedeutet, was unter „richtig“ etc zu verstehen sei. Nehmen wir den punkt der „fachlich richtigen Wahl, Mischung und Auszeichnung von Schriften“ und lassen das „fachlich richtig“ weg. Es bleibt die beschreibung dessen, was ein typograph halt so macht: Er wählt und mischt schriften, und zeichnet damit aus. (Nicht davon.) Und das „fachlich richtig“? Ein unsichtbarer verfasser suggeriert, daß typographie eine sache des richtig/falsch und gut/schlecht sei. Und, daß nur diejenigen „richtige“ typographen seien, die sich streng an irgendwelche ungenannten zehn gebote der typographie halten. Zugang nur für fundamentalisten. Bin allenfalls neugierig, wen die dahinterstehenden vereine als große besserwisser bei sich bietenden gelegenheiten ins rennen schicken werden, als experte hier, als gutachter dort.
Denen, die glauben, daß typographie einzig eine sachen von regeln sei oder daß es „kriterien“ im sinne von „fachlich richtig/falsch“ gebe, möchte ich vorschlagen, Tschichold und seine mehr oder weniger humorvollen imitatoren zum teufel zu jagen (oder zumindest: bloß zum vergnügen zu lesen) und die typographiebücher Paul Renners zur hand zu nehmen. Inhaltlich wird einem vieles bekannt vor kommen (von Tschichold, den Renner als lehrer nach München geholt hat). Jedoch kein diktatorisches „das sperren von minuskeln ist verboten“ oder „versalien müssen gesperrt werden“. Von Renner kann man lernen, daß typographie alles andere ist als striktes befolgen von starrem regelwerk, eher die kunst des kontextualisierens. Bestimmte lösungen machen nur unter bestimmten umständen sinn. Also eher eine anregung zum selber-denken.
HD: Es gibt ein oaar relativ einfache Grundachen, an denen du siehst, ob ein Textsetzer etwas Ahnung hat
Wirklich? Man mag am satz im gesamten erkennen, ob jemand weiß, was er tut. Oder: ob er sich gedanken gemacht hat. Aber ich würde die kompetenz eines setzers/typographen* nie daran festmachen, ob er diese oder jene regel befolgt oder nicht, die dieser oder jener autor meinte publizieren zu müssen. (Ständiges wiederholen macht gewisse „regeln“ nicht sinnvoller. Tschichold ist mitnichten das erste und letzte wort, wie mehrere beiträge hier glauben machen wollen. Vieles ist disputabel und sollte es bleiben. Tschichold ist kind einer bestimmten epoche und hat auf die typographie seiner zeit reagiert.)
* Reden wir hier als setzer oder als gestalter?
Birgit
Wir reden hier ja über Regeln (Kriterien plus Spielraum, weil es die „richtige“ Lösung auch mehrmals geben kann – einschließlich der falschen, welche vielleicht dann, und bestenfalls, einen neuen Ansatz markiert, der dann diskutiert werden kann) und nicht über Gesetze.
*
Und ganz unbedingt muss ich hier, obwohl slightly OT, mal loswerden: Eine wirklich sinnvolle Regel ist die Großschreibung der Substantive in deutschen Texten. Dauerkleinschreibung stört den Lesefluss ganz erheblich und wirkt wie zu geringer Zeilenabstand.
Wer jetzt meint, das sei reine Geschmacksache oder Dogmatismus, der versuche bitte mal, ausschließlich die Substantive in einem Text zu lesen, die durch ihre Großschreibung aus dem Resttext herausragen: Hiermit kann man ziemlich schnell einen Eindruck davon bekommen, was im Text gesagt wird. Und das ist hilfreich.
… klein geschrieben wirkt das Wort fundamentalisten allerdings viel erfreulicher als groß geschrieben … :-)
Sonja
an 43ster Stelle (sicher mit Fehlern): Gestalter/Typografen sind einfach gnadenlos in der Beurteilung anderer Gestalter/Typografen/Arbeiten.
Ohne viel Aufwand kann man Initiativen ersticken und das eigene Engagement in den Vordergrund rücken. Die Moral bekommt man gratis dazu, es lebe der Ich-Kult.
Übrigens: Von Regeln ist nicht die Rede sondern von Qualitätskriterien.
HD Schellnack
Hey Karsten – danke für den Tipp mit Renner, der in der Tat weniger verbissen als «Ivan» Tschichold ist, bei dem am Schriftbild erst die ganze Menschheitsrettung hing und dann nur noch die Mittelachse.
Ich finde übrigens schon, dass schon auf den ersten Blick Details viel verraten – da mag ich noch Dozentengeschädigt sein. Egal, wie dufte eine Sache ansonsten ist, falsche Anführungszeichen, falsche Gedankenstriche und solche Basissachen tauchen bei ganz vielen Studenten noch auf, stumpfe Einzüge, Versalziffern (obwohl OSF vorhanden währen) und so weiter. Ich rede also nicht mal von der hohen Schule, sondern von so ganz einfachen kleinen Dingen… die mich, wenn Studenten soweit schon mal mitgedacht haben, immer sehr glücklich machen.
Sonja, es geht doch nicht darum «Initiativen» zu ersticken, sondern um zumindest meine ganz persönliche Reaktion, dass diese Kriterien aufgeblasen und arrogant klingen und gleichzeitig wenig Inhalt haben. Das ist eher so wie eine Film- oder Plattenrezension, und hat (aus meiner Sicht) ganz wenig mit Gestalter-kritisieren-Gestalter zu tun. Wobei es schon so ist, dass man als Designer dann doch zumindest amüsiert ist, wenn die Gestaltung der PDF quasi kontrapunktisch zum Inhalt angelegt ist.
Karsten
HD: dass schon auf den ersten Blick Details viel verraten
Auf jeden fall! Nur halt: die summe der details, nicht dieses oder jenes macht den typographen. (Ich bekomme z.b. bauchschmerzen bei eszett im versalsatz. Ob ein minuskel- oder versal-eszett, macht nicht viel unterschied. Hab es mir aber abgewöhnt, daran die kompetenz eines typographen festzumachen. Vielleicht hat sich ja jemand gedanken gemacht und einen guten grund dafür, auch wenn ich den nicht nachvollziehen kann.)
Birgit: Eine wirklich sinnvolle Regel ist die Großschreibung der Substantive in deutschen Texten. Dauerkleinschreibung stört den Lesefluss ganz erheblich und wirkt wie zu geringer Zeilenabstand.
Hier verweise ich ausnahmsweise auf Tschichold und die zeitweise von ihm verfochtene Grimmsche gemäßigte kleinschreibung. Siehe auch die einleitung im 1. band deren wörterbuchs. In bezug auf das „erheblich“: Nach ein paar jahren gemäßigter kleinschreibung kann ich sagen – wie alles ist es reine gewohnheitssache. :)
Sonja: Von Regeln ist nicht die Rede sondern von Qualitätskriterien.
Den unterschied habe ich durchaus verstanden. In der diskussion ging es jedoch um beides, kriterien und regeln.
Rein auf die „qualitätskriterien“ bezogen, und nur von kriterien sprechend: Man hat noch lange keine „kriterien“ aufgestellt, wenn man bloß tätigkeiten des typographen auflistet und ein „richtig“ davorklebt.
Karsten
Und apropos Die Moral bekommt man gratis dazu, es lebe der Ich-Kult. – Das ist genau, was ich den verfassern diese qualitätskriterien vorwerfe: Die moral für sich gepachtet haben, und sie mit der kraft der vereine, die dahinterstehen, durchzusetzen.
Sonja
Hallo Karsten, da kann ich als Oberschwäbin nur sagen:
„id maula – selbr macha – mitmacha – dann wird alles anders“. Freu mich dich, wenn Du im Forum Typografie mitwirkst – ich nehme an du bist nicht Mitglied, sonst hätten wir hier jetzt nicht diese Disskusion (ich halt es da mit den Holländern). Mit den Kommas hab ich es auch nicht, aber dafür gibt es ja andere Experten.
Gruß Sonja