Nichtlesen #33: Toner alle im All

aumschiff-Kommandant Grabowski hielt eine letzte, aufrüt­telnde Rede an seine erschöpfte Mannschaft auf der Brücke des Sternenkreuzers »Leutheuser-Schnarrenberger«, während man sich auf die finale Schlacht vorbe­rei­tete. Nach mehreren Monaten im All war es endlich gelungen, das Nest der Rebellen ausfindig zu machen; einen scheinbar harm­losen Exo-Planeten der Ordnungsamt-Klasse. »Feuer frei!«, ruft Kapitän Grabowski, als plötzlich …

Moment mal? Ach Du Scheiße, falscher Text! Offensichtlich ist uns hier verse­hent­lich eine Passage aus dem bald erschei­nenden Science-Fiction-Thriller »Toner alle im All« in diese Kolumne gerutscht. Wir bitten um Entschuldigung. Jetzt aber weiter im rich­tigen Text … obwohl, noch eine kurze Anmerkung dazu: Wir sind gar nicht so unglück­lich über diesen Fehler. Denn dadurch konnten wir ein wenig werben für das bald erschei­nende neue Buch von Herrn Grabowski, der – wie jeder andere anstän­dige Werbeagentur-Chef – auch faszi­nie­rende Umwelt-Thriller-Bestseller schreibt. Im kommenden Werk geht es um ein ernstes Problem. Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind mehrere Lichtjahre von der Erde entfernt irgendwo in den unend­li­chen Weiten des Weltalls unter­wegs und plötz­lich geht Ihnen der Toner aus. Und nu? Sehen Sie! Muß man ernst nehmen, die Sache. Jetzt aber weiter im rich­tigen Text.

Kürzlich war Eisi Verspeisi, die Auf-ne-Art-Direktorin der Agentur, auf dem Weg zur Montagskonferenz bei Auweier Unhold & Partner und spät dran. Ausgerechnet jetzt wurde sie von zwei Ordnungsamt-Mitarbeitern aufge­halten, die sich ihr in den Weg stellten.
»Haltense bitte an. Das ist eine Fahrradkontrolle«, meinte der eine Ordnungsamtsmann.
»Zeigense uns bitte mal Ihre Bremse. Und das Licht. Und die vorge­schrie­benen Katzenaugen für Sicherheit im Straßenverkehr«, meinte der andere.

Eisi geriet in Erklärungsnot und wußte nicht, wie sie sich aus diesem Schlamassel heraus­reden sollte. Was ihre Situation erschwerte, war die Tatsache, daß sie gar nicht mit dem Fahrrad unter­wegs war und dementspre­chend auch gar kein Fahrrad dabei hatte – eine lupen­reine Fahrradnichtdabeihabe quasi. Das kann ja heiter werden, dachte sie, und versuchte es mit einem frechen Ablenkungsmanöver.

»Ich habe doch gar kein Fahrrad dabei«, sagte sie provo­kant. Doch auf diese billige Masche ließen sich die Amtsleute nicht ein.
»Ohne Fahrrad inner Fahrradkontrolle. Und dann auch noch aufm Bürgersteig unter­wegs. Herzlichen Glückwunsch, Frollein. Dit wird teuer.«, sagte der eine Ordnungsamtsmann, während der andere schon seinen Bußgeld-Formularblock zückte.

Aber plötz­lich hatte Eisi die rettende Idee. Ihr fiel gerade ein, daß sie ja zufäl­li­ger­weise eine Tüte dabei hatte, in der Fahrradbremse, Dynamo, Licht, Katzenaugen, Luftpumpe, Flickzeug und Warndreieck verstaut waren. Das alles hatte sie nämlich vorhin – obwohl in Eile – aus einer Vorahnung heraus einge­packt, als sie sich auf den Weg zur Agentur machte. Was für eine glück­liche Fügung!

Sie kramte die Fahrradteile aus ihrer Tüte und zeigte sie den Amtsleuten, die damit halb­wegs besänf­tigt waren. Eisi kam mit einem gering­fü­gigen Bußgeld glimpf­lich davon, das ihr für das Fehlen von Reifen, Rädern, Rahmen und Verbandskasten aufer­legt wurde. Gerade noch mal gutgegangen!

Michael Bukowski


Ein Kommentar

  1. erinnye

    Spricht da eine gewisse Lust an Subversion? Das AMT hat doch immer RECHT!
    Toller Text!

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