(Hoch-)Schul-Redaktionstag in Mannheim
Noch nie gab es so viele gut gemachte Designmagazine an deutschen Hochschulen. Manche entstehen als Semesterprojekt, andere autark und selbstverwaltet. Auch im Profil, der Gestaltung und dem Entstehungsprozess unterscheiden sie. Doch eins ist allen gemeinsam: eine engagierte Redaktion aus Studenten, die an allen Hochschulen vor den gleichen Herausfroderungen steht.
Diese Redaktionen möchte die Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim an einem Redaktionstag unter dem Thema »Nutz & Zier« am 22. November 2008 zusammenbringen, um den Austausch zu fördern. Die Themen: Welchem Einfluss darf ein gestaltetes Hochschulmagazin unterliegen? Wieviel Freiheit tut einem Design-Hochschulmagazin gut? Geht es um den Nutzen oder die Zier?
Begleitet von Vorträgen, wie beispielsweise von Mario Lombardo, dem Beef-Kreativ-Magazin sowie Slanted, oder einen Workshop »Kreatives-Schreiben« vom Focus-Magazin (in Planung!) sind alle Hochschulredaktionen dazu eingeladen, sich selbst vorzustellen und einen interessanten Tag an der Hochschule Mannheim zu erleben.
Am Vortag, dem Freitag, 21. November 2008, sind Redaktionen von Schüler- und Abizeitungen ganz herzlich zum Redaktionstag eingeladen. Sie lernen die Herangehensweise an Texte und Gestaltung eines Magazins, was beachtet werden muss und was schiefgehen kann.
Profis aus der Branche, wie etwa dem Mannheimer Morgen oder Signum, erzählen aus dem Alltag einer Zeitung und es erwarten die Teilnehmer Workshops in den gängigen Designprogrammen wie Photoshop, Illustrator oder InDesign.
9 Kommentare
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Jan Middendorp
Frage:
Gibt es irgendwo eine Liste der aktuellen von Hochschulstudenten herausegebenen Designmagazine, möglichst mit Web- und Bestelladressen?
Ich sehe übrigens, dass es vom Komma aus Mannheim überhaupt keine Exemplare mehr gibt. Dann braucht man also auch noch eine Hochschulmagazinaustauschbörse.
Phillip
Ich würde jederzeit Komma gegen Echtzeit tauschen!
Roman
ich mag alles wo Lombardo draufsteht!
Johannes
Freundlicherweise werde ich von vielen (Fach)hochschulen mit immer den neuesten Ausgaben ihrer Magazine versorgt. Jürgens Bemerkung, dass es noch nie so viele gut gemachte Designmagazine gab, möchte ich in diesem Zusammenhang etwas relativieren: es stimmt, dass fast alle dieser Mags vor allem handwerklich typografisch und auch produktionstechnisch hervorragend gemacht sind. Innovative Inhalte und Gestaltung indes sind nur relativ wenig auszumachen. Im Gegenteil: fast scheint es so, als wollten sich die Macher mit ihren Heften schon jetzt bewusst an den Mainstream anlehnen, um dem Übergang von der Schule in den Beruf vorzubauen, also bereits perfekt gemachte Praxis vorweisen zu können. Dabei wirken diese Hefte aber sehr schnell austauschbar und sind bisweilen inhaltlich richtig langweilig.
Es ist halt so: die Liberalisierung der Produktionsmittel ist längst in den Hochschulen angekommen. Es bedeutet keinen großen Aufwand mehr, ein äußerlich perfektes Produkt herzustellen. Damit setzte dann aber (vergleichbar mit so vielen Medien, die es heutzutage im äußerlich gut gemachten Überfluss gibt und die uns aber in den seltensten Fällen wirklich inspirieren) auch eine bestimmte Beliebigkeit ein und eine Form von Design, die oft wieder nur der Oberfläche und dem Marketing huldigt.
Gerade an den Hochschulen wünsche ich mir mehr Mut zum Risiko, mehr Experiment. Was nützt es mir, wenn sich ein Student bei uns bewirbt, der mir (per Zeitschrift, an der er mitgewirkt hat) letztlich nichts anderes beweist, als dass er die professionellen Magazine perfekt imitieren kann? Da ist mir zu viel Respekt, zu viel Pragmatik, zu viel Devotheit vor denen, die es »bereits geschafft haben«.
Ich wünsche mir mehr Hochschulmagazine, die mich erstaunen. Wer auffallen will, der sollte sich nicht zu schnell mit dem zufrieden geben, was es schon zu oft gibt.
Paul
In dieser Anmerkung kann ich Johannes nur beipflichten: ich besorge mir seit 2 bis 3 Jahre regelmäßig alle Magzine von Hochschulen aus dem deutschsprachigen Raum und stelle fest, dass ich sie meist nur anschaue. Ein Beispiel wäre das Magazin VIER aus Bremen, das wirklich erstklassig gestaltet ist und das ich jedesmal mit freude auspacke, jedoch komme ich selten über das Inhaltsverzeichnis, da es einfach thematisch sehr einförmig ist. Damit meine ich, auch wenn die Themen relevant sind, fehlen oft die Akzente, ach quatsch, es müssen mal Querschläge und Stopper rein. Stellen und Texte die sich dagegenstellen oder provokant sind. Denn wenn z.B. Designtheorie diskutiert wird, muss eben auch einer sagen, alles Quatsch, das brauchen wir nicht. Diskurs muss sein. Das fehlt in diesem und vielen anderen Magazinen.
Axel
Querschläge, Stopper, Erstaunen und andere Erwartungen
Bevor die Erwartungen an ein Hochschulmagazin überkochen, hier ein paar spiessige Anmerkungen zu den Rahmenbedingungen, unter denen zumindest die komma entwickelt wird:
Die Studierenden der Mannheimer Fakultät für Gestaltung erstellen die komma in vollständiger Eigenleistung. Zusätzlich zu ihrer regulären Studienleistung. Ohne finanzielle oder Schein-technische Anerkennung ihrer zusätzlichen Leistung. Einen Etat zur Entwicklung des Fakultätsmagazins gibt es faktisch nicht.
Aufgabe des Fakultätsmagazins komma ist es nicht, als Spielwiese für experimentelles Gestalten, frei von Nutzwert für eine Zielgruppe, frei von konkret zu übermittelten Inhalten, zu dienen. Gestaltung als Selbstzweck, Überraschung um der Überraschung willen, Querschlag pour Querschlag sind nicht Aufgabe der komma.
Die komma ist ein, nein DAS von den Studierenden selbst entwickelte und selbst verantwortete Medium, das einer
Fachöffentlichkeit in angemessener Tonaltät und Qualität das Leben und Arbeiten an der Fakultät mit professionellem Anspruch nahebringt. Im Zentrum stehen die vorgestellten Arbeiten der Studierenden – nicht das Design der komma.
Das sollte den Rahmen aller Erwartungen abstecken helfen. Und dass die Studierenden mit der komma diesem professioellen Anspruch gerecht werden, beweist die sehr positive Resonanz ebenso wie die zweifache Auszeichnung mit dem iF Award – für jede der bis dahin erschienenen Ausgaben einen.
Das besondere der komma ist, neben der professionellen Haltung der Studierenden, das besondere Vertrauen, das seitens der Professorenschaft in die komma-Redaktion gesetzt wird. Die Professoren reden zu keinem Zeitpunkt in Inhalte oder Gestaltung der komma hinein. Das Kollegium bekommt die komma ERST NACH DEM DRUCK erstmals zu sehen. Einzige Aufgabe des Kollegiums ist es, die Finanzierung des Fakultätsmagazins zu sichern.
Dieses besondere Vertrauen ist bisher kein einziges Mal enttäuscht worden.
Und so schliesst sich der Kreis zum ebenfalls von den Studierenden selbst initiierten REDAKTIONSTAG ’08.
Ermutigt von ihren eigenen Erfahrungen haben sie diese Themen nicht zufällig gewählt:
_welchem Einfluss darf ein gestaltetes Hochschulmagazin unterliegen?
_wieviel Freiheit tut einem Design-Hochschulmagazin gut?
_geht es um den Nutzen oder die Zier?
Wäre der Clim nicht schon weg, würde ic sagen: Vertrauen ist der Anfang von allem. Erwartungen, vor allem von jenen, die ihre eigenen Wünsche in die Arbeit anderer projzieren, sind es sicher nicht.
Paul
Nichts für ungut, Komma ist auch wirklich ein über-freshes magazin, wahrscheinlich besser als 90% aller kommerziellen Magazine. Auch VIER ist sehr sehr gut. und die meisten anderen Studentenmagazine auch.
Schön wäre es, wenn man Bunte, TV-Spielfilm, Playboy etc. in so ein Kostüm kleiden würde.
ole schäfer
Das gute an Studentenmagazinen ist die Freiheit. Die Freiheit guter Gestaltung ist auch eine Freiheit – eine seltene.
Das Bild, das Studenten und Revolution im 68 Stil bildet – kontrovers und diskussionsfreudig – ist rein mediengemacht, da viele entscheidende Positionen mit Menschen besetzt sind die Wasser predigen und Wein trinken (68er wie gasprom Schröder z.B.).
Der Blätterwaldmüll, der uns umgibt ist geprägt von Positionshaltern, die schon bei kleinsten Auflagenschwankungen blanke Panikattacken bekommen. Wenn Sie sich erheben und etwas neues probieren, sind die Ergebnisse oft bescheiden – wer nichts ausgibt, bekommt vieles nicht preiswert sondern billig und so sieht es dann aus. Wir bekommen in 80 Prozent aller Läden die gleichen 3 Apfelsorten, es gibt über 2000 – bei Zeitschriften tendiert die gestalterische Freiheit in Richtung Apfel – also lassen wir die Hochschulmagazine gestalten und hoffen, dass die Gestaltung frei bleibt.
Curie
Es gibt da auch „NICHT JETZT!“, Hochschulmagazin vom Dept. Design der HAW Hamburg. Ausgabe 2 beschäftigt sich mit dem Thema Geld. Gute Texte, ungesehene Gestaltung auf schönem Papier.