Ganzheitlich: die Zeitung für morgen
Florian Feiter und David Querg sind zwei Kommunikationsdesign-Studenten der FH Aachen und haben im vergangenen Sommersemester 2011 im Rahmen des Seminars »Books and Magazines on Touchscreens« ein Konzept und einen Prototypen für eine interaktive Tageszeitung entwickelt. Das Projekt mit dem Titel »Die Kontext – eine demokratische Leseerfahrung« soll exemplarisch die Möglichkeiten von Tablet-PCs wie dem iPad und dem Internet sinnvoll ausschöpfen, so dass durch thematische und zeitliche Vernetzung der Themenfelder ein ganzheitlicher Informationsfluss gewährleistet wird.
Die Kontext liefert eine neue Leseerfahrung auf der Mikro- und Makroebene. Artikel können unabhängig von Redaktion, Herkunft oder Quelle untereinander vernetzt werden, so dass sich durch die thematische und zeitliche Verbindungen der einzelnen Themenfelder eine neue Sicht auf den Gesamtzusammenhang eröffnet. Die Leserschaft ist durch Verknüpfung eigener Quellen und Debatten ein Teil dieses neuen Gesamtkonzepts Zeitung.
8 Kommentare
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philipp
Interessantes Thema, wo noch längst nicht alle Claims abgesteckt sind.
Ich will ein bisschen meckern:
die Titel von die Projekt gefällt mir nicht. Warum muss eine Zeitschrift einen Genusfehler im Titel haben? Die sollten doch eigentlich Deutsch können.
Ich kann nicht erkennen, wo der Mehrwert des Entwurfs liegt. Hypertext und dass wir alle schön scrollen und klicken können ist ja nicht neu. Die Kernforderungen „immer aktuell“ „verschiedene Perspektiven“, und der „große Zusammenhang“ sind nicht neu bzw. mir zu unkonkret.
Die Arbeit zeigt was man tun kann (im Prinzip alles), ich vermisse konkrete Aussagen darüber, was die Autoren tun wollen, was sie vermeiden wollen und warum das Ganze.
Alfred R
Nein, es wäre nicht schön.
Schön wäre eine völlig normale Zeitung, und ein Croissant zu dem Kaffee da. Und vielleicht etwas Milch in den Kaffee.
Martin
Hach, was für ein nettes Filmchen. Aber es bietet nichts Neues. Ich bin sicher, an ähnlichen Navigationskonzepten und Layouts wird in allen möglichen Ecken der Welt kräftig gearbeitet. Fatal ist, dass auch dieses Filmchen – optisch sehr schön gestaltet und fast schon unfreiwillig komisch – das Problem aufzeigt: Ständig reden wir über neuen technischen Schnickschnack und lustiges Anklicken und Bilderscrollen, von oben nach unten, von unten nach oben, von links nach rechts und von rechts nach links. Aber wir reden nicht über Inhalte, über Relevanz, über professionellen Journalismus im Web. Zugegeben, dies ist eine Arbeit von zwei Kommunikationsdesignern, nicht von Leuten, die journalistisch arbeiten. Aber es wird dringend Zeit, dass die Diskussion über die Zeitung der Zukunft endlich als eine Diskussion über Inhalte und Qualitätsstandards geführt wird. Sonst gilt leider nur: Die Kontext ist Die Schnickschnack.
Nils Hörrmann
Wenn ich die bisherigen Kommentare richtig deute, ist eine Grundkritik, dass das Projekt nichts entscheidendes Neues bringt. Konzepte dieser Art seien mittlerweile wie Sand am Meer gestreut. Nun drängt sich für mich die Frage auf: Wenn das alles so naheliegend scheint, was dort zu sehen ist, warum hat es dann noch deutscher Verlag geschafft eine Zeitung auf das iPad (oder ein vergleichbares Gerät) zu bringen, das auch nur annähernd diesem neuen Medium gerecht wird? Denn schaut man sich den Markt so an, wirken die Apps der großen Verlagshäuser wenig überzeugend: Inhalte werden eingesperrt, oft gibt es nur einen reduzierten Umfang, das Printmagazin wird als das eigentliche Medium angesehen.
Gibt es eine Nachrichten-App in der reallen Welt, die auch nur halbwegs das macht, was in diesem Film angerissen wird? Mir ist nichts dergleichen bekannt (schon gar nicht im deutschsprachigen Raum).
Natürlich lässt der Film viele Punkte offen, aber ich gehe davon aus, dass dieses Projekt neben dem Film auch eine Dokumentation beinhaltet, die das Für und Wider der gestalterischen und konzeptuellen Entscheidungen begründet.
Aus meiner Sicht müssen beide Seiten diskutiert werden: der journalistische und der gestalterische Standard. Es funktioniert ja nicht, den journalistischen Standard zu retten, indem man die papierne Zeitung digital reproduziert. Die Zeitung muss digital neu gedacht werden und ich finde das hier gezeigte Video ist ein guter Ansatzpunkt für eben diese Diskussion. Kalter Kaffee ist es auf jeden Fall nicht.
philipp
>#3 Martin
Dass wir keine Journalisten sind, entschuldigt nichts: Wir müssen inhaltlich mitdenken. Die Journalisten suchen meiner Erfahrung nach im Bezug auf iPad, smartphone & co händeringend nach guten Ideen & Argumenten, wie man mit diesen visuellen Medien inhaltlichen Mehrwert erzeugen kann. Designer als Vertreter des Benutzers und als Experten des Nichtverbalen können entscheiden helfen.
Technisch ist vieles möglich, aber gleichzeitig ist alles sehr aufwendig in der Umsetzung. Ein Video zu einem Artikel zu bieten ist schön, es bedeutet aber, daß irgendjemand – ganz herkömmlich & aufwendig – hinfahren und ein Video drehen muss. Einen Artikel mit einer anderen Zeitung zu verlinken bedeutet, dass man jederzeit über alle anderen Zeitunge bescheidwissen muss. Jede interaktive Grafik muss jemand – und zwar schnell – zeichnen. Die Rede ist also von harter und kostenintensiver Arbeit.
Es geht nicht mehr darum, was man tun kann, sondern darum, diese Möglichkeiten bewerten zu lernen. Was muss man zuerst tun, was kommt danach. Denn irgendwo müssen wir konkret werden & anfangen.
Vielleicht ändert sich nicht das Layout, sondern der inhaltliche Aufbau eines Artikels durch die neuen Medien. Vielleicht müssen wir den Journalisten sagen, dass sie künftig anders schreiben müssen. Nicht, weil wir‘s inhaltlich besser könnten als sie sondern, weil wir mit interaktiven Ausgabemedien vertrauter sind als sie. Vielleicht wäre das (Hypertext besser schreiben) ein interessanteres Studienprojekt für Kommunikationsdesigner als das oben präsentierte.
ich bin jedenfalls gespannt, wo die Reise hingeht.
Carlos
Ich glaube, die Antwort ist relativ einfach und ernüchternd: Das iPad ist – bisher – vollkommen irrelevant. Es mag eine hohe Verbreitung in unseren Kreisen haben, aber die Verkaufszahlen (weltweit nur 19,5 Millionen laut Wikipedia) verraten, dass das Gerät einfach nicht die nötige Verbreitung hat, um als ernsthaftes Medium interessant zu werden.
jan rikus hillmann
glücklicherweise gibt es studenten, die – wie hier – durchdacht unbeackerte felder und möglichkeiten ausloten, um die dinge nach vorne zu bringen. hoffentlich lassen sie sich von dem gemäkel abgehangener designer nicht bremsen auch weiterhin dorthin zu schauen, wo die saturierten aufgrund ihrer budget-scheuklappen blackouts haben. dem medium tut es gut und ich finde es grossartig.
Kim
Viele der hier genannten Gedankenzüge haben seine Richtigkeit. Doch meiner Meinung nach ist es interessant zu sehen, dass die beiden Macher sich nicht nur auf das Look & Feel, auf das Design, konzentriert, sondern gleichzeitig auch neue Wege durch Verknüpfungen oder In-Text-Kommentierung mit berücksichtigt haben. Des Weiteren würde ich behaupten, dass es bisher nur wenige Apps gibt, die diese Möglichkeiten auch wirklich untersützen bzw. die auch wirklich umgesetzt worden sind. Bekannt sind mir lediglich Wired und The Daily. Okay, dann gibt es noch die erst kürzlich vorgestellte App Aside Magazine (http://bit.ly/AsideMagazine). Doch große Magazine wie die Welt, Bild und Co. gehen noch lange nicht in diese Richtung. Warum auch immer… Einer dieser Gründe mag sein, wie Carlos schon beschrieben hat, dass das iPad bisher noch vollkommen irrelevant ist. Was auch daran zu merken ist, dass man in der Bahn meistens alleine mit einem iPad in der Hand dar sitzt. Wie dem auch sei, im Grunde liefern die Beiden ein tolles Projekt, eine tolle App ab, die vermutlich die Branche ein Stück weit bewegen wird, egal ob qualitativ hochwertiger Journalismus oder nicht.
Weiter gesponnen… Vielleicht geht dem Journalismus während diese Entwicklungsphase auch ein Licht auf und er bemerkt selbst, dass es nicht mehr möglich ist schlechten Journalismus mittels guter Verpackung zu verkaufen!? Ich meine, wenn beide Pole „Design“ & „Journalismus“ stagnieren, dann wird sich auch in zukunft nichts bewegen, demnach ist es doch wunderbar, dass gerade diese neuartigen Dummy-Apps neue Wege aufzeigen und vielleicht zum Nachdenken anregen, auch was die Qualität des Journalismuses angeht. In diesem Sinne…
Beste Grüße,
Kim