Erik Spiekermann stellt sein Idealbüro vor
Für den Arte-Creative-Kanal From Sketch hat der Berliner Designer (und FontShop-Gründer) Erik Spiekermann sein Konzept eines idealen, kommunikativen Büros aufgezeichnet. Es ist rund und ein »Büro der Begegnung«. Hier unten ist das 8-Minuten-Filmchen eingebettet (Flash), eine HD-Version lässt sich bei Arte aufrufen.
19 Kommentare
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R::bert
… und Oberlicht, damit Empfangsdame + Grünzeug nicht im Dunkeln sitzen : )
Runde Sache!
Wilhelm
Akropolis lebt! mit (u.a.) Reißschiene und A-300 super!
Ivo
Hört sich auf jeden Fall spannend an. Ich glaube aber, dass ich über kurz oder lang lieber im äußeren Bereich arbeiten wollen würde.
Das Konzept von From Sketch finde ich übrigens großartig. Derlei unaufgeregte klare Fernsehbeiträge würde ich gern öfters sehen.
Martin
Das ist crowd control at it´s best und die Integration des unternehmerischen Selbst in eine vermeintlich hierarchiefreie Büroumgebung. Wer ein wenig die Arbeitsbedingungen in dieser Art Büros kennt (…), weiss was diese harmlos gekrikelte Skizze in Wirklichkeit bedeutet.
Chris
Büro ist und bleibt nix für mich, obwohl interessant illustriert und schön an zu sehen.
carlos
Überwachung und der totale Verlust jeglicher Privatsphäre als Ideal eines Arbeitsplatzes? Ich bin — vorsichtig gesagt — irritiert.
Thomas
und beleuchtet wird alles mit italienischen Niedervoltleuchten? Ich wollte dort nicht arbeiten. Höchstens in der äußeren Schale vielleicht.
Jean
Denke ebenfalls, dass so ein Büro eher Unruhe verkörpert und zudem auch anstrengend ist. Ein zentraler Raum für Mittagessen und einen Plausch — der akustisch getrennt von den Arbeitsplätzen ist scheint mir sinnvoller. Zudem könnte es als eine Form symbolischer Hierarchie erlebt werden.
erik spiekermann
Könntest du diesen kryptischen Satz evtl erläutern? Ich zumindest kann deine Gedanken dazu nicht lesen.
erik spiekermann
Auch diese verallgemeinernde Drohung finde ich merkwürdig. Warst du mal in unserem Büro? Weisst du, wovon du redest? Hast du die Leute gefragt, die bei uns (freiwillig und gerne, wir haben keine Fluktuation) arbeiten? Hast du verstanden, dass meine Skizze ein Konzept darstellt, aber keinen Bauplan?
Vroni
Gebe der Idee auf dem Bänkelsänger-Chart von Erik von daher einen Vorschuss, dass alles auf dem gleichen Stockwerk stattfindet. Find ich prima.
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Architektur im Raum beeinflusst tatsächlich unser Verhalten im Raum, schlechte macht es schlechter.
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Das prätenziöse Getue von Leuten, die in "höheren" Stockwerken residieren und sich aufgrund ihrer geografischen Höhenlage als etwas Höheres fühlen, ist damit beendet.
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Standardmäßig sind tatsächlich Chefbüros und "bessere" Abteilungen eher in höheren Stockwerken angesiedelt, komisch nicht?
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Die gleiche Ebene (jetzt nicht nur geistig sondern auch physisch greif- und erlebbar) ist zwar nicht , aber der gemeinsame Tunnel, durch den sie alle durch müssen und automatisch mehr miteinander kommunizieren, ist auch auf Etagen-Architekturen möglich.
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Wie das? Kleine, aber wahre Satire:
In den Agenturen, in denen ich war, war dieser gemeinsame (Raubtier-)Tunnel in die Dompteur-Arena das Treppenhaus, bei einer anderen Agentur der hochfrequentierte Lift zur Kaffeeküche. Da wurde Tacheles geredet, im Lift und in der Kaffeeküche.
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Das Blöde an diesen Tunneln war, dass zunehmend von gehetzten Kontaktern, die nicht mehr ganz knusprig in der Birne waren, versucht wurde, die Kreativen unter Umgehung des Chefs in Kaffeeküche und Lift maschinengewehr-mäßig zu briefen. Nix gegen kurze Briefings, aber diese Hast und diese gepflegte Ignoranz gegnüber den echten Bedürfnissen eines guten Briefings waren schon befremdlich.
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Nach dem das freundliche Ablehnen solcher Art von Briefings zwischen Tür und Angel und im Lift wenig brachte wg. Dickfelligkeit der Briefing-Aussender bis zur Bedrohung von wegen potenzieller Arbeitsverweigerung, ging ich mehr dazu über, harsch abzulehnen.
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Dann, mich nur noch im Treppenhaus statt im bequemen Lift zu tummeln, wenn ich zum Kaffee wollte. Ich entwickelte also ein zugegebenermaßen sportliches – Vermeidungsverhalten gegenüber Kontaktern.
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Später ging ich öfter zu den Media-Planern rauf, die saßen einsam vor ihrne Excel-Tabellen und freuten sich über fachliche und persönliche Ansprache. Immer öfter holte ich mir noch ab 18:00 das Hausbier unserer Agentur, um mir die Überstunden zu versüßen Das war im EG/Keller. Ein einsamer Ort des Friedens. Ich tauschte mich da immer mit dem Hausmeister aus. Leider wurde ich fast zum Alkoholiker.
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Ich saß also immer seltener am Platz, ich ging zu den (netteren) Menschen und kommunizierte. Wenig später entwickelte ich Strategien, nicht am Schreibtisch ans städnig bimmelnde Telefon gehen zu müssen. Dieses über alles Reden von Allen und dieser Pseudo-Druck ging mir irgendwann dermaßen auf die Nerven, dass ich auch da immer findiger wurde. Einmal versteckte ich mich unter dem Schreibtisch. Kein Kunststück, man hörte die Kontakterin schon von weitem mit ihren energisch hackenden High-Heels-Stiefeln.
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Zu meiner Person: Ich galt bis dahin als recht kontakt- und redefreudig. Wurde daher auch mit einem redefaulen Texter als Team zusammengesetzt. Was aber wenig brachte, er war weiterhin redefaul.
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Jetzt sitze ich im eigenen Büro und quassle wie Kinky mit meiner Katze. So ist das. :-)
horst moser
und wo sind die bücher, die zeitschriften, das archiv, die bibliothek?
Kay
Ein richtiges Agenturlabyrinth ist das. Generell mag ich die Idee den "Verkehr" einer Agentur immer an allen vorbei zu leiten um die Menschen kommunikativ zu halten. Dennoch befürchte ich auch, dass das wirklich zu viel Unruhe verursacht. Bei dieser Skizze würde ich auch am liebsten im äußeren Ring wohnen. Je nach Stockwerk könnte man versuchen sich durch die Fenster ganz außen aus dem Staub zu machen.
Herr Spiekermann erinnert mich hier übrigens ein bisschen an Armin Maiwald von der Sendung mit der Maus :)
Vroni
Das ideale, kommunikative Büro hat vielleicht nicht den 1 (Zwangs-?) Beglückungstunnel, in dem möglicherweise zu emsiges Kommen und Gehen herrscht, sondern verfügt über ca. 3 Inseln. Die man sich freiwillig aussuchen kann. In mindestens einer muss die Bibliothek sein. Es wäre schön, wenn nach Feng Shui-Gesichtspunkten eingerichtet wird (ich meine nicht das Hausfrauen-Eso-Feng-Shui). Damit sich die Mitarbeiter dort wirklich wohl fühlen und nicht nur durcheilen. (Das Problem der stummen Zimmer mit zwei Türen/Durchgängen.)
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Wer als Chef nach seinem Geschmack zuviel stumme Mitarbeiter hat und gern möchte, dass sie miteinander kommunikativer werden, hat mit Führung und richtiger Einstellungspolitik zusätzlich noch eine weitere Reihe von Möglichkeiten. Allerdings ist es so, dass das Wesen (Temperament) der Leute im Grunde wenig veränderbar ist, der eine ist introvertiert und braucht mehr Ruhe, der andere nicht. Man sollte den Introvertierten nicht nötigen, dann fühlt er sich nicht mehr wohl, sondern nur ermuntern. Aber den Extrovertierten nur ein bisschen und Selbstdarsteller manchmal um einiges bremsen. Hohe Führungskunst.
Martin
@ erik – um deine Frage kurz zu beantworten: ja. Alles weitere ist vertraulich und hier sicher nicht richtig aufgehoben. Es ist auch gut und richtig wenn der Chef nicht alles weiß.
Christian Büning
Hatte Otl Aicher nicht auch mal über sein ideales Büro gesprochen? Ich meine, dass die Idee ähnlich war mit einem Rondell zur Kontemplation und Besprechung in der Mitte und Arbeitsbereichen rundherum. Und natürlich erstklassigem Espresso. :)
Christian Speelmanns
@ Christian Büning: "meinen arbeitsplatz gibt es noch nicht" in "die welt als entwurf". Da gibt es dann eine Brücke für den Kapitän und eine Zweiklassengesellschaft für digitale Leute mit Computer und für analoge Leute mit Bleistift. Espresso gibt es da nicht. Nur Tom Wolfe, der vielleicht bei der Sekretärin anruft, um seinen Besuch anzumelden. Oder jemand, der um einen Vortrag bittet, alles zur Fütterung einer verdummten Informationsgesellschaft, versteht sich. Und dann genügt dem lieben Otl ein Augenzwinkern, seiner Sekretärin zur richtigen Antwort zu verhelfen…
erik spiekermann
Das finde ich auch. Und Möglichkeiten zum Rückzug muss es immer geben, wird es bei uns auch.
erik spiekermann
Natürlich gibt es die auch. Noch einmal: das war eine schnelle Skizze, in 8 MInuten ohne Probe oder Vorbereitung improvisiert. Komm in unserem neuen Büro vorbei ab Mai, dann wirst du sehen. Nix kreisförmig, das gibt es sowieso nicht.