B.Z. überrascht mit iPad-Magazin »Berliner Zeiten«

Das Berliner Boulevardblatt B.Z. verlässt die Straßen der Hauptstadt und schickt ein für das iPad entwi­ckeltes Magazin ins Rennen. Zum Preis von 1,59 € liefert »Berliner Zeiten« (App-store-Link) seit heute Hintergrundberichte, Analysen und Foto-Reportagen aus der B.Z.-Redaktion. In der Eigenwerbung heißt es: »Ob Politik, Promis, Sport oder Kultur – jenseits der tages­ak­tu­ellen News präsen­tiert Berliner Zeiten in aufwen­digen Reportagen, poin­tierten Kolumnen und origi­nellen Lesestücken die aufre­gendsten Hauptstadtgeschichten des Monats.«

Berliner Zeiten soll all 4 Wochen erscheinen, immer am 15. eines Kalendermonats. Für 1,59 € erwerben die Leser jeweils eine 30-tägige Download- und Updateberechtigung (ein 30-Tage-Abo, nach Apples heute bekannt gege­benen Abonnement-Spielregeln) für die aktu­elle Ausgabe, die sich nicht auto­ma­tisch verlän­gert. Die aktu­elle Ausgabe steht nach einma­ligem Download auch immer offline zur Verfügung. Beim Download des Hefts wird eine WiFi- oder 3G-Anbindung oder schneller empfohlen, da Datenmengen von rund 50 MB anfallen.

Die Navigation (das Inhaltsverzeichnis) der Berliner Zeiten: 6 Rubriken mit hori­zontal verschieb­baren Stories

Wolfgang Saurin, Verlagsgeschäftsführer der App-Entwicklerin B.Z. Ullstein GmbH, sagt zur Premiere seiner jüngsten Entwicklung: »Die Magazin-App ›Berliner Zeiten‹ ergänzt das umfang­reiche Angebot der B.Z.-Markenfamilie um ein weiteres inno­va­tives Angebot. Nach Print, Online, Mobile sowie der iPhone-App bieten wir nun auch auf dem Tablet-PC beste Unterhaltung und hervor­ra­genden Lesestoff.«

Peter Huth, B.Z.-Chefredakteur, ergänzt: »Berlin ist die span­nendste Stadt Deutschlands. Was hier geschieht, ob in Politik, Wirtschaft und Kultur, bewegt die Menschen im ganzen Land. Mit den ›Berliner Zeiten‹ können wir nun die besten Reportagen, Analysen und Hintergrundberichte von B.Z. und B.Z. am Sonntag auch Berlin-Interessierten außer­halb unseres Print-Vertriebsgebiets präsentieren.«

Interview mit Ben Becker: stati­sches Hintergrund-Farbbild, darüber ein halb-trans­pa­renter verschieb­barer Text-Überleger

Auch bei der Herstellung der App über­ra­schen die Berliner Entwickler mit neuen Methoden. Das Magazin wird von den B.Z.-Redakteuren nicht am Computer, sondern direkt am iPad produ­ziert. Möglich macht das eine Software des Berliner IT-Entwicklers Markus Glasmeier. Gemeinsam mit Chefredakteur Peter Huth, Art Directorin Irina Praß und B.Z.-Online-Ressortleiter Oliver Stüber wurde bereits das Layout der Erstausgabe direkt auf dem Tablet-Bildschirm erstellt.

Auf der Website der B.Z., heißt es dazu: »In einer Produktions-App der Berliner Zeiten lassen sich die Seiten variabel gestalten: Direkt auf dem Touchscreen werden Überschriften, Unterzeilen und natür­lich auch die Texte mit zwei Fingern vergrö­ßert oder verklei­nert. Einspaltiger oder lieber zwei­spal­tiger Text … mit wenigen Klicks in der Werkzeugleiste und zwei Fingern entsteht in kürzester Zeit ein inno­va­tives und varia­bles Layout. Der Umweg über den Computer? Das war gestern!«

Portrait der Schauspielerin Eva-Maria Greim: weißer Text auf schwarzem Grund, hinter den Fotos verbergen sich Bildergalerien

Anders als die Tageszeitung The Daily (vgl. Fontblog: News-Karussell – Die iPad-Zeitung »The Daily« ist da) findet man sich in den Berliner Zeiten schnell zurecht – ohne Navigationskarussell oder neu zu lernende Knöpfe. Von der Titelseite aus geht es direkt in ein Inhaltsverzeichnis (Abbildung oben) mit den unter­ein­ander ange­ord­neten Rubriken Reportage, Kultur, Meinung, Neu!, Technik und Sport. Die Themen der sechs Rubriken lassen sich wie Dia-Filmstreifen hori­zontal verschieben.

Die Beiträge sind, ohne große Raffinesse, wie Magazinseiten gestaltet, manchmal schwarz auf weiß, manchmal weiß auf schwarz. Hinter einem Aufmacherfoto verbirgt sich meist eine Bildergalerie mit vier Motiven, die sich auf Antippen öffnet. Bewegtbilder und akus­ti­sche Inhalte sind in der Erstausgabe nicht zu finden, auch keine Anzeigen … allen­falls Produktempfehlungen für Bücher, DVDs oder Apps. Alle Seiten sind für die verti­kale und hori­zon­tale Ansicht aufbereitet.

Fazit: Die »Berliner Zeiten« sind das zur Zeit modernste und schnellste Hauptstadt-Magazin für Nicht-Berliner. Die App ist leicht zu bedienen, die Navigation sofort verständ­lich. Die Gestaltung erweist sich als nüch­tern, aber lese­freund­lich. Der Texte sind groß gesetzt, links­bündig und sogar der Wechsel von Schwarz-weiß zu Weiß-schwarz wirkt eher aufmun­ternd als störend.


14 Kommentare

  1. Bert Vanderveen

    Ha, nice to see Udo L. gracing the cover. He’s kind of a neighbor of mine: Udo was born in Gronau, Westfalen (which he fled as soon as he could of course) — the nearest bigger town to the Dutch village where I spent my youth, inclu­ding swim­ming in the public pool of Gronau… 

    Gronau now features the excel­lent Rock-Museum, a must-see if you, in one way or another, find yourself in Gronau!

  2. Sascha

    B.Z. über­rascht mit iPad-Magazin »Berliner Zeiten«

    nobody is perfect

  3. Lars

    Dafür, dass das Ganze aus dem B.Z.-Lager kommt, wirk­lich chique.
    Die Art des Layoutens ist auch sehr inter­es­sant, sogar wegwei­send – wirkt aller­dings alles noch etwas grob. Bin gespannt, wie sich das entwi­ckelt und ob es ange­nommen wird.

  4. Michael Müller-Hillebrand

    Also, »mir« über­rascht das Lob. Schon die Vorschau-Seiten im App-Store zeigen doch Layouts, deren Usability auf dem iPad zwei­fel­haft scheint. Ich sehe da zum Beispiel völlig unak­zep­table Spaltenbreiten. Was soll ein mehr­spal­tiger Text, den ich dann mehr­fach rauf- und runter­schieben muss. Oder der linke Rand im Marlene-Beitrag. Das sieht wie ein Roh-Layout aus, da fehlt noch die ordnende Hand des Profis.

  5. Jürgen Siebert

    Danke, Sascha, ich habe es korrigiert.

  6. Indra

    Obwohl kein großer Fan von trans­pa­renten Textfeldern (und Century Gothic und falschen Anführungen) bin ich positiv über­rascht. Flattersatz! Danke.
    Aber vor allem die Produktion auf dem iPad finde ich sehr inter­es­sant. So kann man wahr­schein­lich das Layout gleich viel besser anpassen und sieht sofort alles in der Größe und den Darstellungsmöglichkeiten des Ausgabemediums. Und die Datenmenge ist auch noch okay finde ich.
    Mal schau’n, lade gerade eine Ausgabe.

  7. Indra

    Oh, Papyrus :/
    Überhaupt echt wilde Schriftauswahl auf den Seiten und Boulevard-iges Layout (gut, dass soll sicher so sein). Manchmal nur zwei Wörter in der Zeile. Mmh …
    Ein Plus für Technik und Navigation, aber die Gestaltung ist stel­len­weise schon echt hart.

  8. Jürgen Siebert

    Die Kritik an Gestaltung und Mikrotypografie ist sicher­lich berech­tigt. Aber nachdem ich in den letzten Wochen all diese über­drehten Multimedia-Magazine auf dem iPad gesehen habe, muss ich sagen: Mir ist der boden­stän­dige Ansatz einfach sympa­thisch. Für Ausgabe 2 erwarte ich dann einen Augenschmaus, mit wunder­baren Schriften … wobei es da im Moment (aus lizenz­recht­li­chen Gründen, kein sicheres Einbetten) nur wenig Auswahl gibt. Daher wahr­schein­lich Papyrus, die ist Teil des Betriebssystems.

  9. Indra

    Stimmt, guter Hinweis mit den einge­bet­teten Schriften. Bei der Gelegenheit möchte ich noch mal auf eines meiner Lieblings iPad tools hinweisen: Font Displayer zeigt alle instal­lierten Schriften und bietet ausführ­liche Testmöglichkeit diverser typo­gra­fi­scher Parameter.
    Das sind schon auch ein paar gute Schriften dabei, Benton Sans und Miller Display z.B. (oder wie sind die auf mein iPad gekommen?) oder Gill, Futura, Hoefler, Clarion, Baskerville etc.

  10. Peter Huth

    Hallo – Eure Diskussion verfolgen wir bei der BZ natür­lich mit großem Interesse. Und stimmt: die Papyrus ist schon ein Monstrum, aber das freie Layouten direkt am ipad verführt zum Ausprobieren. Wollt Ihr auch mal? Wir würden Interessierten gerne die Editorial-Software der „Berliner Zeiten“ auf´s ipad spielen und uns gemeinsam die Ergebnisse ansehen.

  11. Jürgen Siebert

    Hallo Herr Huth, das klingt nach einem verdammt span­nenden Angebot. Ich spiele gerne Vermittler und würde mir die Software natür­lich auch gerne ansehen. Wie wollen wir Vorgehen? Sollen inter­es­sierte Leser ihre iPad-Device-ID (UDID) viel­leicht per Mail an Fontblog senden und ich leite das an Sie weiter?

  12. Indra

    Wow! Na das ist ja mal eine Antwort auf (immer so leicht dahin gesagte) Designkritik. Huth ab!

  13. Peter Huth

    Das Handling würde unser Projektmanager christoph.rombach-ät-axelspringer.de über­nehmen. Bitte einfach bei ihm melden. Besten Gruss, ph

  14. Olaf

    […]für die aktu­elle Ausgabe, die sich nicht auto­ma­tisch verlän­gert.[…] –>Klingt irgendwie so gar nicht nach Apples übli­chem Vorgehen und den Informationen, die ich bisher bekommen habe (zum Beispiel hier: http://​www​.apfelfon​.de/​1​1​2​5​/​e​r​s​t​e​-​d​e​t​a​i​l​s​-​z​u​m​-​n​e​u​e​n​-​i​n​-​a​p​p​-​a​b​o​n​n​e​m​e​n​t​s​s​y​s​t​e​m​-​v​o​n​-​a​p​p​le/. Dort heißt es […]Die Voreinstellungen sind derge­stalt, dass sich das Abo auto­ma­tisch verlän­gert, wenn der Abonnent nicht „manuell“ eingreift.[…]). Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig bezi­hungs­weise würde gleich nach Erwerb des Zugangs die Einstellungen checken und ggf. anpassen.

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