Buchdrucker in Not! Wer kann helfen?

Alex Groth von Bread & Butter schreibt mir: »Zum 30. 9. 2008 sind die Räume der Buchdruckerei Lutz Nessing in Berlin-Adlershof, Büchnerweg 92 fristlos gekün­digt. Der tradi­ti­ons­reiche Meisterbetrieb ist eine der letzten großen, klas­sisch und profes­sio­nell künst­le­risch arbei­tenden Buchdruckereien in Deutschland. Ich würde mich freuen, wenn Du im Fontblog auf Lutz Nessing und seine Lage aufmerksam machen würdest und die Leser auffor­derst, Ideen oder Vorschläge zu bringen wie diese einzig­ar­tige Druckerei zu retten wäre!

• Wer kennt kultu­relle und/oder wirt­schaft­liche Bewahrungsstrategien zum Erhalt von tätigem alten Kunst-Handwerk auf regio­naler, natio­naler bzw. euro­päi­scher Ebene?
• Wer kennt Maßnahmen oder ein EU-Förderprogramm zur Bestandssicherung dieser histo­ri­schen Buchdruckerei?
• Welche Zeitungsredaktion(en) haben Interesse, Beiträge über die Buchdruckerei Nessing zu veröffentlichen?
• Gesucht werden private Förderer, Mäzene bzw. Sponsoren zur Finanzierung verschie­denster Kosten, wie Gummiwalzen für die Druckpressen, Instandhaltung/-setzung der alten Maschinen, und ähnliches.«

Aktionspapier (PDF)


11 Kommentare

  1. Sebastian

    http://​www​.museum​-der​-arbeit​.de Vielleicht mal mit denen in Kontakt treten, die halten zumin­dest die alten Künste auch am Leben. Vielleicht haben die ja Tipps und Verbindungen.

  2. dirPET

    Was ist mit Google?
    Das Firmenarchiv hat bestimmt was, das die inter­es­sieren könnte.

  3. microboy

    Es wäre sicher sehr schade wenn dieser Betrieb einfach unter­gehen würde. Aber der Hilferuf kommt reich­lich spät und mir ist auch nicht klar warum sich die Druckerei in einer solchen Lage befindet? Wurde schlecht gewirt­schaftet oder bleiben einfach die Kunden aus? Warum wurde der Mietvertrag aufgekündigt?

  4. DanU

    immo­bi­li­en­haie in berlin?

  5. Simone Wolf

    Warum wurde denn gekün­digt? Eigentümer-Gründe, oder hat die Druckerei, viel­leicht mangels Aufträgen, nicht mehr Miete zahlen können. Im letz­teren Fall würde ich sagen, dass anstatt Sponsoren, doch eher echt Kunden viel nütz­li­cher sind…

  6. Martin Z. Schröder

    Die Druckerei von Buchdruckmeister Nessing, der als ein excel­lenter Fachmann einen Ruf hat, ist tech­nisch so reich ausge­stattet, daß hier sogar Bücher in hohen Auflagen gesetzt und gedruckt werden können. Ich glaube nicht, daß die Ursachen für die Schieflage seines Betriebes im Internet disku­tiert werden können. Die EU ist weit weg und mahlt in lahmen Mühlen, von dort wird keine Hilfe kommen.

    Die Frage, die (dummer­weise schnell) beant­wortet werden muß, ist, ob wir als Gesellschaft, als Gutenberg-Erben, als Bewahrer von Kulturtechniken es uns leisten können, diesen Betrieb eingehen zu lassen. Das ist eine Frage, die nur die grafi­schen Unternehmen beant­worten können, weil nur sie die Finanzkraft aufbrächten, solch eine große Druckerei mit so seltenen Maschinen zu erhalten. Genügt es also, diese Technik im Museum anzu­schauen oder sollte es ein paar Druckereien geben, die ggf. subven­tio­niert die aufwen­dige Technik und das Wissen durch tägliche Nutzung erhalten und weitergeben?

    Eigentlich sollte ein Unternehmen wie Microsoft diese Druckerei und ihren Vater über­nehmen und einen Zaun drum ziehen. Die Frage, ob solch ein Betrieb geschützt neben dem Markt am Leben gehalten wird, wird histo­risch beant­wortet. Diesenfalls machen wir Zeitgenossen die Geschichte.

  7. Simone Wolf

    @Martin Schröder: was Sie schreiben, Herr Schröder, ist das Idealbild. Wäre schön, wenn Firmen wie Microsoft, etc. sich hier einsetzen… Passiert aber leider nicht. Hier in Italien gibt es die Tipoteca Italiana. Ein Museum für alte Linotype und Monotype Setzmaschinen. Ich habe vor zwei Jahren der heutigen Monotype Imaging (der ja nun auch Linotype gehört)dazu geschrieben, im Glauben, das Interesse MUSS groß sein. Weit gefehlt…

    Das Museum Tipoteca ist entstanden, weil einer der excel­len­testen Druckereien in Italien (grafiche antiga, Eigentümer Silvio Antiga) diese kleine Druckerei vor etli­chen Jahren gekauft und als Museum und Einrichtung für Workshops auf die Beine gestellt hat. Und Dank des quali­fi­zierten und passio­nierten Direktors ist die Tipoteca ein renom­miertes Institut geworden.

    Das wäre viel­leicht auch eine Idee für Nessing? Falls Sie mehr dazu wissen möchten, ich helfe gern weiter, wenn ich kann.

  8. microboy

    @Martin Z. Schröder

    Wenn nach Investoren gesucht wird ist die Grundlage eine Offenlegung der betrieb­li­chen Finanzen und der bestehenden Probleme. Ohne diese wird sich kein Investor finden der bereit ist die Druckerei zu retten. Mich wundert dass sich zu diesem Thema kein einziges Wort im Hilferuf der Firma befindet …

  9. Martin Z. Schröder

    @ Simone Wolf

    Es ist eine schöne Idee, wenn eine große Druckerei eine kleine über­nimmt und ein Museum daraus macht. Nur diese große Druckerei müßte man kennen.

    @ mikroboy

    Natürlich wird Herr Nessing mit jedem Interessenten ein offenes Wort reden, dessen bin ich sicher. Ich habe hin und wieder bei ihm drucken lassen, wenn ich ausge­lastet war und kenne ihn als einen ehrli­chen Drucker. Aber man schlägt nicht im Internet die Bücher auf.

  10. Martin Schröder

    Wer sich wirk­lich für Bleidruck inter­es­siert, der findet sehr schnell diverse deut­sche Druckmuseen (Hamburg, Darmstadt, Leipzig, Mainz, …) und die Gutenberg-Gesellschaft.

    Und der weiß auch, daß die Offizin in Leipzig noch funk­tio­niert und wie sie gerettet wurde.

    Was hier eindeutig fehlt, ist Vernetzung. Mit der Rettung dieser Druckerei hätte spätes­tens nach dem letzten Umzug ange­fangen werden müssen.

    Ich empfehle eine Kontaktaufnahme mit der HfG & UdK, dem Kultursenator, dem Technikmuseum und dem Landesdenkmalschützer.

  11. Martin Z. Schröder

    Wie gut, daß ich ein Mittelinitial habe! Im ersten Moment dachte ich, daß ich nun vor der Zeit im Kopf altersschwächle.

    An der Vernetzung wird bereits gear­beitet, solche Hiobs-Botschaften erzeugen einen gewissen Druck.

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