Branchenschriften (4)
Es gibt Berufszweige, die gerne auf die immer gleiche Schrift zurückgreifen: siehe Branchenschriften, Branchenschriften (2) und Branchenschriften (3). Zur Lieblingsschrift der Gärtnereien hat sich die Cooper Black (nur 19 €) gemausert, vielleicht, weil sie zu Flower-Power-Zeiten – Ende der 60er Jahre – ihren 3 Frühling feierte. Durchaus passend für die Logistiker ist die windschnittige Slipstream, die einzige Schrift mit Rallyestreifen. Antique Olive ist die Type der »großen weiten Welt« (Peter Stuyvesant), weil sie jahrzehntelang bei der Air France im Einsatz war – von diesem Renommee können Reisebüros heute noch profitieren. Die Schrift Broadway passt ganz automatisch zu kleinen und großen Theatern, weil sie ein Kind der Musical-Meile New Yorks ist. Die zerbrechliche, biomorphe Papyrus schließlich ist der Liebling aller Wellness-Einrichtungen.
Wer kennt weitere Branchen, denen es an typografischer Imagination mangelt? Bitte Kommentar mit Bild …
18 Kommentare
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Balthier9999
Vorschlag: Irgendeine Textur-Schrift für Bier. Selbiges gilt für Tageszeitungen.
Da gibt es natürlich viele Schriften, mir fällt spontan keine ein, aber ich finde, man könnte sich in der Richtung ruhig etwas frischeres wagen.
Dann vielleicht noch die Clarendon oder eine ähnliche Blockserifenschrift für Jeans-Labels.
Und Zapfino für Eiscafés oder Eisdielen
robertmichael
das mit papyrus kann ich bestätigen. und broadway ist wirklich typisch kabarett. croissant und fette fraktur sieht man auch gern bei bäcker-logos, letztere liegt auch gern beim fleischer in der auslage.
http://www.baeckerei-jaich.de/jaich2/images/stories/jaich/start-Logo.png
http://s233776481.online.de/flesch/images/stories/Logos/Logo-Baeckerei-Flesch.png
http://www.dartclub-annaberg.de/wp-content/uploads/2009/09/_fleischerei-schaarschmidt-logo1.bmp
http://www.prott-der-gute-fleischer.de/images/layout/logo-fleischerei-prott.png
revue ist irgendwie typisch partyservice oder puff ;)
http://www.colligs.de/images/logo.gif
Peter
Alle möglichen Marken aus dem Bereich Mode (und deswegen auch Girlie-Zeitschriften) schmücken sich sehr gerne mit der Didot (Beispiel: http://www.vogue.de/) oder seltener auch der Bodoni, aber auch Futura scheint sehr beliebt zu sein.
Andy
Ach Gottchen, war mein Kommentar, dass bestimmte Gesinnungen sich mit Frakturschrift schmücken und somit beweisen, dass sie den Normalschrifterlass nicht kennen zu hart für euer Blog?
Oh mann ….
Jenny
Die Papyrus wird auch ständig bei Massagepraxen, Esoterikläden oder ähnlichen Einrichtungen verwendet.
eins78
Für mich ist die Cooper Black ja DIE Bäcker-Schrift. Allein hier in Weimar gibts mindestens 5.
Stefan
Unsere Reisebüros hier in der Gegend (Karlsruhe) haben eher die Helvetica, die AO ist mir bisher noch nicht begegnet (ich werde aber Ausschau halten ;-) ).
Ist eigentlich irgendwo begründet, _wieso_ manche Schriften ihre Verbreitung in bestimmten Branchen haben?
Ach: Arial oder Times inkl. Wordart für Nagelstudios etc. :-)
http://img691.imageshack.us/img691/552/wordart.jpg
timeout
Serpentine Bold Oblique für trendige Mode und Klamotten.
Hängen gerade überall Plakate in der Stadt.
Max
In Corel-Hochzeiten war ja alles irgendwie Avant Garde, egal ob Fahrzeug-, Fassaden- oder sonstige Beschriftung.
Avvocato
Was ist mit dieser zauberhaften Copperplate Gothic für PC-Läden (idealerweise mit schwarz-silbriger Einrichtung aus den 80-er Jahren) oder windige Gestaltungen aus dem Business-Bereich?
Allerdings haben auch schon Freunde ihre Hochzeitseinladung damit gestaltet. Immerhin Platz 60 von 100 Besten!
thomas
ich bilde mir ein eurostile häufig bei gallerien anzutreffen. jedoch bilde ich mir vieles ein.
rollo
die firmen- und handwerkerschrift, die mir bislang am häufigsten untergekommen ist, ist unbestreitbar die elende schriftart „Bremen“ (http://new.myfonts.com/fonts/fontbureau/bremen/) und zwar schon derart häufig, dass ich schon laut überlege, fotos davon zu sammeln. ironischerweise hier in bremen. ;)
Ivo
Die LTypI freut sich über Neuzugänge … ;)
passant
reisebusse sind übrigens entgegen aller vermutungen eine ziemlich wilde typographische spielwiese. (gefühlt 100 reisebusse dieses wochenende betrachtet, nur ein einziger war mit der „Slipstream“ beschriftet.)
Mischa K,
Rotis für alle Anwälte oder Spießer oder … ;-)
passant
ich hab heut übrigens auch eine physiotherapie mit rotis semi sans beschriftet gesehen. aber vielleicht war die nur für architekten…
Yetused
Kinderanimation, Clownerie oder Jongleure nehmen gerne mal Jokerman und auch Brush Script (je nachdem ob es eben gleich lustig-lustig aussehen soll, oder wie für und von Kindern geschrieben).
http://www.dimbeldu.de/
Horrorläden (Kostüm etc.) und Horrorfilme gerne Chiller oder ‚zerlaufene‘ Schriftarten.
Uwe Borchert
Hallo,
ist zwar schon ein Gammel-Faden, aber ich habe den erst gestern durchgearbeitet. Der Faden als solches ist für mich sehr lehrreich, da ich vor einigen Jahren (um 2006?) mal Notizen zum Thema gemacht habe. Daher habe ich einige Ergänzungen.
Speditionen/Reise:
Die Antique Olive ist idR eine Compact. Die Serpentine Bold Italic wird (oder wurde?) auch gelegentlich verwendet.
Handwerk:
Im Bauhandwerk (Dachdecker, Trockenbau) wird gelegentlich auf die Kabel/ITC-Kabel zurückgegriffen. Das scheint aber sehr neu zu sein?
Elektroinstallation/Blitzschutz:
Neuzeit Grotesk, wird häufig auf Typenschildern für rustikale Elektrik vorgefunden. Alte Elektrik aus den 1950ern und etwas später ist extrem häufig mit der Neuzeit Grotesk auf den Typenschildern. Vermutlich sogar häufiger als mit den unvermeidlichen Futura und Schriften nach DIN 1451.
Afrikanische Restaurants und Thema Afrika:
Die Neuland von Rudolf Koch (idR als Informal 011 BT), manchmal sogar eine Neuland Inline (gibts als Tribeca von Dieter Steffmann auf TypOasis frei) oder wenn`s edel wird die Tambor-Familie von Castletype(?).
Salziges Knabbergebäck (Chips, Flips):
Die ITC-Kabel ist bei einigen Herstellen dafür reserviert.
Alkohol (Whisk[e]y, Wein, Sherry …):
Neben den kalligraphischen Schriften wird die Maurice AKA Chevalier sehr gerne verwendet. Bei den Malt-Whisky in den Regalen der Kneipen sind fast die Hälfte der Etiketten in D mit der Chevalier gesetzt. Auf Weincartons findet man die Chevalier auch sehr häufig (jedoch nicht auf den Etiketten?).
MfG