Berlin … ein Slogan im Wandel

Heute endet die Anmeldefrist für den Wettbewerb des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, der alle Kreativen aufge­rufen hat, Ideen für eine »Marke Berlin« einzu­rei­chen. Der Düsseldorfer Werber Bernd Kreutz hält nicht viel von der Aktion: »Wer behauptet, man könne aus Berlin eine Marke machen, ist nach meiner beschei­denen Meinung genauso bescheuert, wie einer, der vorgibt, man könne aus der Marke Opel die Stadt Rüsselsheim machen« (Fontblog Kommentar). Die Berliner Markenberater von Adjouri sind anderer Meinung. In einem aktu­ellen Kunden-Newsletter fragen sie zunächst: »Ist eine Stadt wie Berlin vergleichbar mit einem klas­si­schen Schokoriegel wie Bounty?« und werfen einen Blick auf die Claims anderer berühmter Städte:

+ Bangkok: Harmony of Life.
+ Hong Kong: Asia’s World City. Live it. Love it.
+ Singapore: City of Possibilities.
+ New York: The Big Apple. The City That Never Sleeps.
+ Las Vegas: What Happens Here Stays Here.
+ Dallas: Live Large. Think Big.
+ New Orleans: The Big Easy. Let The Good Times Roll.
+ Paris: Ville Lumière (Stadt der Lichter).
+ Rome: The Eternal City (die ewige Stadt).
+ Copenhagen: Living is easy.
+ Reykjavik: Next door to nature. Neu: Reykjavik Pure Energy.
+ Wien: Vienna is Special (Wien ist anders).
+ Zürich: Downtown Switzerland

Adjouris Analyse: »Aus den meisten Slogans ist erkennbar, dass ein markanter inhalt­li­cher Schwerpunkt
hervor­ge­hoben und kreativ umge­setzt wird. Rom ist bekannt als die ›ewige Stadt‹; Las Vegas für die Sünde als ›the Sin City‹, Kopenhagen für einen skan­di­na­visch- däni­schen Lebensstil und Bangkok steht für die asia­ti­sche Harmonie. … Fast alle sind austauschbar, denn auch Berlin ›is special‹ oder ›is easy‹. Wie soll also für Berlin ein Slogan gefunden werden? Da der Arbeitstitel ›Stadt im Wandel‹ ist, bleibt daraus nur eine logi­sche Konsequenz: Wenn die Stadt sich perma­nent wandelt, so kann dies der Slogan auch. Also: Es sollte nicht ein Slogan sein, sondern eine Bandbreite.« Mehr verrät der Newsletter nicht, denn auch Adjouri arbeitet an der Marke Berlin.


18 Kommentare

  1. HD Schellnack

    Sorry, aber außer NYC, Rom und Paris hätte ich keinen dieser «Claims» mit einer Stadt verbunden. Und die drei Städte haben ihn sich lange Zeit erar­beitet, nicht qua Wettbewerb in der Petrischale gezüchtet. Die asia­ti­schen Claims klingen sehr gene­risch, austauschbar und nichts­sa­gend. Eine Stadt ist eben keine Marke, aber wie manche wirk­lich zeit­lose Marken hat sie einen Spirit und der ist da oder eben nicht, aber kann keines­wegs aufok­troy­iert werden. 

    Die Idee einer sich wandelnden Marke ist natür­lich prima. Aber viel­leicht auch einen Hauch zu smart, zu clever für Berlin. Und viel­leicht, nur viel­leicht auch die Flucht in die Moderation, in das Ungewisse, in das Standpunktlose. Man findet nicht den EINEN Claim, also haut man ein Bouquet von 20 Phrasen an den Start. 

    Nur… wenn man nicht den EINEN durch­schla­genden Slogan findet, wie dann erst 20? ;-). 

    Wowereits «Arm, aber Sexy» tuts doch… :-D

  2. robertmichael

    las vegas war mir noch bekannt, obwohl hier sicher­lich erst der spruch da war, der dann zum slogan wurde. ansonsten stimme ich dir zu – zu austauschbar. damit könnte man teil­weise auch well­ness-produkte verkaufen.

    20 slogans finden … ok, fangen wir mal an:

    »berlin – haste mal ’ne mark«
    »berlin – the home of döner«
    »ich bin ein berliner – und das ist auch gut so«
    »berlin is knorke«

    … oder wie kurt krömer sagen würde:

    »mitm fahrrad nich‘ in ersten wagen!«

  3. Christian

    Wer hat denn »Brandheiß« ausge­gli­chen? Ist schon wieder Montag? :-)

    Kleine Dörfchen mit nur einem alten Brunnen als Postkartenmotiv haben diese Sorgen nicht, wie Berlin sie jetzt hat. Sie nehmen, was sie haben und schmeißen sich damit ins Getümmel. Berlin hat jede Menge etablierter Bilder und Metaphern, von denen jetzt – ganz artig und bürger­lich – eine zur Hauptmetapher gekürt werden soll. In diesem Gewühle noch einen geist­rei­chen Humor zu plat­zieren, dürfte schnell pein­lich werden. Daher mein schlichter Vorschlag:
    »Berlin – Hauptstadt von Deutschland« ©

  4. JPK

    Sic! Es ist schwach­sinnig, Rom, Paris, NYC oder Las Vegas mit Berlin in einen Topf werfen zu wollen.
    Gerade deren Beinamen (Rom, Paris, NYC) oder „Slogans“ (Vegas) stammen aus einer grauen Zeit vor der Zeit, die wir jetzt schreiben und in der jede Stadt ohne Corporate Identity sich Persönlichkeitsstörungen einbildet.
    Ist es nicht ohnehin schwach­sinnig, eine Stadt wie Berlin auf einen mick­rigen Halbsatz eindampfen zu wollen? Da würden ein paar schöne kultu­relle Events mehr herma­chen als ein schnödes Logo.

  5. HCL

    ick habs:

    BERLIN – richtig geil!

  6. Bert Vanderveen

    Another one:
    I AMsterdam.

  7. Valentin Beyer

    Zu I AMsterdam würde „Ich bin ein Berliner“ passen.

  8. Benjamin Hickethier

    > robert­mi­chael:

    ›Mit dem Fahrrad nicht in den ersten Wagen‹ ist ein tolles Lied von FIL (Phil Tägert, u.a. ›Didi&Stulle‹). Hat Kurt Krömer das gecovert?

  9. robertmichael

    ich glaube nicht, es ist einfach nur bestand­teil seines sket­ches ‚Wir Berliner sind ja quasi die Erfinder der Freundlichkeit‘

  10. Const

    München hat ja schon seit längerem „Weltstadt mit Herz“. Das passt und ist (seit der Olympiade) auch recht gut ange­nommen worden…

  11. Hans

    oh, korrekt: FIL aka Phil Tägert. Geht die letzte Zeile des Songs nicht: »… und dann steig ich mit dem Fahrrad in den ersten Wagen« (in sehn­suchts­vollem Vortrag). Korrespondiert das nicht fantas­tisch mit dem arm aber sexy Slogan, bzw. trans­por­tiert das nicht prima das latent subver­sive, der vom Rest der Republik so gefürchtet, aber auch bewun­dert wird?
    ((‘Wir Berliner sind ja quasi die Erfinder der Freundlichkeit’ – ja, genau ,-) viel­leicht auch eine Insel der Seeligen in einem Meer des Dienstleistungsterrors.))

  12. HD Schellnack

    Das Ding ist ja vor allem, wie soll bei solchen Entscheidungsprozessen eine ENTSCHIEDENE (eben nicht bloss nette), gewach­sene, ehrliche, schnelle, nahe Marke entstehen.
    Für’n Arsch ;-)

  13. robertmichael

    @ const.
    welt­stadt mit herz? das mag gut passen, vorallem aber auch auf 138.762 andere städte …

  14. Marco Witte

    Mein …………… Berlin //// soll sich doch jeder seinen eigenen Slogan machen.

  15. erik spiekermann

    Bei unserer präsen­ta­tion für das Berliner erschei­nungs­bild ca. 1992 hatten wir als claim vorge­schlagen „Berlin wird“. Passt immer noch und wird ewig passen. Aber wir sind ja keine werber und deshalb wurde die idee auch nicht ernst genommen. Stattdessen bekamen wir den 3. preis, mussten ein Brandenburger Tor zeichnen und durften unsere ideen für ein dyna­mi­sches erschei­nungs­bild nicht realisieren.

  16. Benjamin Hickethier

    Und wer war bzw. ist noch mal genau ›wir‹?

  17. david

    @Benjamin: Ich nehme an, Meta.

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