Antirassismuskonferenz: Wenn Logos sprechen könnten
Eigentlich ist die Sache viel zu ernst, um mit dem nahe liegenden Kalauer zu starten: »Besonders einladend sieht das Logo ja nicht aus«. Und natürlich sprechen Logos … allerdings in einer lautlosen, grafischen Sprache. Glücklicherweise können sie weder weinen, noch brüllen oder meckern.
Die Vorgeschichte zum Verständnis: Heute beginnt in Genf die umstrittene Antirassismuskonferenz der Vereinten Nationen. Schon ihre Vorgängerin 2001 im südafrikanischen Durban war kein Erfolg, weil geprägt von der einseitigen Verurteilung Israels; die schlimmste Form des Rassismus, so wurde festgestellt, sei Kritik an der islamischen Religion. Und weil sich für diese Woche ein ähnlich einseitiges Weltbild abzeichnet, sagten in den letzten Tagen die USA, Israel, Kanada, Australien, Italien, die Niederlande und gestern auch Deutschland ihre Teilnahme in Genf ab.
Nun möchte ich nicht zu viel in das Logo dieser »Konferenz der leeren Stühle« (Tagesspiegel) hinein interpretieren. Daher zitiere ich einfach mal seine von offizieller Seite geäußerten Attribute mit eigenen Worten. Das Logo
• zeichnet schwarz-weiß
• ist ein Schritt zurück
• manifestiert unvereinbare Positionen
Kurz: Viele Wörter um nichts.
27 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Christian
oha. Wer hatn das gemacht?
Jan M.
„[…]which was an artistic interpretation of the „Yin Yang“[…]“ – oha!
In der Großansicht offenbaren sich dann auch die schönen Photoshop lensflares. Mehr muss man dann leider auch nicht sagen außer: Schade!
Jan M.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,620022,00.html
„Eklat bei der Anti-Rassismus-Konferenz in Genf: Während der Rede des iranischen Präsidenten haben Vertreter der Europäischen Union den Saal verlassen. Mahmud Ahmadinedschad hatte Israel und angebliche „zionistische Kreise“ in der US-Regierung angegriffen.“
Entschuldigung für den Doppelpost.
sufle
und es beinhaltet ein, sonnensymbol? oh oh
thomas
Herrlich. Wieder erreicht Logodesign einen Tiefpunkt.
robertmichael
wie »ein schritt zurück?« ähm ja, wohin? nach 1939?
ich sehe mit etwas fantasie ein hakenkreuz welches schwarz(e), weiß(e) und andere teilt.
Christian
der Form halber sei noch an Kriterien für Signets und Logos erinnert:
· es muss schwarz-weiß funktionieren
· es muss groß und klein funktionieren
· es muss einprägsam sein
· es muss das Fax überleben
Mit allen Logotypen und Signets, die ich präsentiere, mache ich Tests und zeige diese Tests auch. Hier der Test für das Anti-Racism-Logo:
Von oben nach unten
1. groß
2. klein
3. Lesefreundlichkeit
4. Fax, Stempel
Andreas
Hallo Jürgen, könntest Du wieder mehr Logos, Grafiken, Gestaltungen etc. bringen, die einer Diskussion wert sind? So richtig Spaß machts doch erst, wenn sich die Geister scheiden. Einhelliges Kopfnicken zu nicht vorhandener Qualität ist irgendwie… langweilig. Oder?
Jürgen
Es fehlte das http:// bei der Bildadresse. Zweithäufigster Fehler: Zollzeichen “ “ werden durch typografische richtige Anführungszeichen “ �? ersetzt.
Christopher
Naja mein allererster Gedanke war auch in Richtung „Sonnensymbol / Swastika“…
Axel M. Gruner
Ja, da hat man wohl etwas zu Tode verbessert, von einem fragwürdigen Yin-Yang zu einem traurigerweise doch recht passenden Swastika in Rundform. In Ostasien mag das ja noch angehen, aber weltweit… man weiss es nicht.
Medienfuzzi
Das beste in der offiziellen Beschreibung ist der Satz: „The multiple shades of gray and artistic movement emphasize the diverse geographic, cultural and racial origins of human beings.“
Also bitte, ich dachte das ist eine ANTI-Rassismus-Veranstaltung. Toll, die haben schon mit dem Signet das Gegenteil erreicht. Eigentlich müsste man meinen, dass der Mensch im Allgemeinen lernfähig ist, aber manche beweisen immer wieder gern das Gegenteil.
ole
… also ich finde das Logo treffend: Eine Nachfolge-Konferenz, die scheiternd einer gescheiterten Konferenz folgt, braucht dringend so ein Logo. Vielleicht ist es aber auch die beste Interpretation die seit langem gezeigt wurde …
bibo
irgendwie find ichs lustig.
aber auch traurig.
Jan
Also ich musste spontan an den Grünen Punkt (in Graustufen) denken. Also ab in die Tonne, äh, den Gelben Sack.
Stephan
Martin
Wie die Konferenz, so auch das Logo..
Martin H. (Grafiker)
Die neue Version des Signets sieht nach nur „schnell und schlecht mit Posterize in Flächen konvertiert“ aus. Da hat wohl jemand die Regelmäßigkeit und Proportionen der „Tropfen“ des alten Logos nicht erkannt bzw. „bewusst“ ignoriert.
oliver
besonders freut mich, dass der lichteffekt auf der aktuellen version allen ernstes blendenflecken sind! super. ich hätte nicht gedacht, dass die mutter aller „oh, schau mal, filter!“-filter immer noch benutzt wird.
Martin H. (Grafiker)
Oops, habe intuitiv angenommen links wäre das alte Logo… Na ja, zumindest das mit dem Posterize trifft dann nicht zu. ,-) Die Idee selbst mit den um 90° verdrehten Yin und Yang-Symbol finde ich ist nicht so schlecht gewählt; Auch wenn’s spontan an eine Semmel erinnert.
Marcel
wollt ihr den totalen antirassismus. wieder ein verstecktes swastika-logo…
Stephan
ich finde es ein wenig erschreckend, wie schnell hier das Symbol einer Swastika mit rassistischem Unterton gebraucht wird. Eine Swastika und Rassismus sind nicht gleichzusetzen. Die Nazis verwendeten ein Hakenkreuz und keine Kugel mit verdrehten Linien. Politische Aufklärung sollte nicht in Hysterie jeglicher Symbolik gegenüber ausarten. Pizza Vier Jahreszeiten wäre auch denkbar ;-) Interessant ist natürlich, dass der Designer diesen Zusammenhang nicht sah oder kulturell bedingt nicht für bedeutend hielt.
robertmichael
@stefan: die nazis haben auch versionen mit gedrehten linien verwendet, meistens eher zur verzierung. auch wenn ich kein gutes beispiel jetzt dafür finde sieht man hier immerhin das auch adolf solche formen im kopf durchgespielt hatte: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:AdolfHitler_Hakenkreuz1920.jpg&filetimestamp=20090201165511
ich würde da eigentlich auch nicht so allergisch reagieren aber bei einem logo für eine antirassismuskonferenz sollte man doch lieber 3 x überlegen was man da anfertigt.
tjark
ick seh da ne Pickelhaube, janz earlich!
Stephan
@robertmichael: sehe ich auch so, dass man sensibel mit diesem Thema umgehen muss, aber eben nicht überstrapazieren. So eine Symbolik kann ich in jedes Fensterkreuz oder jede Windmühle hineindichten. Die Swastika-Symbole sind tausende Jahre alt. Klar hat sich AH da bedient. Es schein mir an dem Logo aber nicht die wesentlichste Schwäche zusein. Die Diskussionen zum Cottbus-Marketing-Logo waren jedenfalls deutlich einfallsreicher :-) Ich habe bisher nur bei fontblog und heise Diskussionen über die Swastika-Anlehnung gelesen. In den internationalen Blogs kam mir diese Denkrichtung nirgends unter.
hef
Liegt das jetzt am ewig „fruchtbaren Schoß“ oder ist es nur „Geschichte�??
http://www.bild.de/BILD/news/leserreporter/2008/03/13/kik-staender/kik-staender.html
Yahn
Joke logo for a joke conference. It’s just fitting perfectly. Designers should care a bit more about the subject, less about the design.