Fontblog Artikel im März 2014

Die schönsten Plakate 2013 stehen fest

Die Gewinner des Wettbewerbs 100 Beste Plakate sind ermit­telt, Fontblog zeigt 10 ausge­wählte Motive. Der Schlussjury (Verena Panholzer, Reza Abedini,  Christophe Gaudard, Holger Matthies und Felix Pfäffli) lagen 533 Einzelplakate vor, die es von knapp 1700 – nach einer Online-Vorauswahl – in die Endrunde geschafft hatten.

Nach Ländern glie­dern sich die prämierten 100 Plakate und Plakatserien in 55 mal Deutschland, 41 mal Schweiz und 4 mal Österreich. Dabei handelt über­wie­gend um Auftragsarbeiten sowie um selbst­in­iti­ierte Plakate/Eigenwerbung und Ergebnisse aus dem Kontext studen­ti­scher Projektaufträge. Am Wettbewerb hatten sich 486 (darunter 159 studen­ti­sche) Einreicher betei­ligt, davon 117 Agenturen bzw. Grafik- und Design-Büros, 348 Einzelgestalter, 18 Auftraggeber und 3 Druckereien. Von den Einreichern kommen aus Deutschland 330, aus Österreich 28 und aus der Schweiz 128.

Der Wettbewerb um die 100 besten Plakate, begründet Mitte der 60er Jahre in der DDR, zwischen 1990 und 2000 in der Bundesrepublik ausge­schrieben, wurde mit dem Jahrgang 2001 zum inter­na­tio­nalen Leistungsvergleich erwei­tert. Seit dem Jahrgang 2010 werden die Ergebnisse in drei Kategorien ausge­wiesen: Auftragsarbeiten, Eigenwerbung und studen­ti­sche Projektaufträge. Zum dritten Mal wurde jetzt das zwei­stu­fige Auswahlverfahren mit Online-Vorauswahl und finaler Jurysitzung erfolg­reich praktiziert.

Die Auftaktausstellung mit Präsentation aller Plakate und Buchpremiere des Jahrbuchs aus dem Verlag Hermann Schmidt Mainz wird am 19. Juni 2014 im Kulturforum Potsdamer Platz der Staatlichen Museen zu Berlin eröffnet (Laufzeit bis 13. 7. 2014) und ist anschlie­ßend in Nürnberg, Luzern und Wien zu sehen.

Zur Übersicht aller Gestalter der 100 Siegerplakate …

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Kosmostage, Design: Henning Wagenbreth

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Lesung Charles Bukowski, Design: Andrea Weber

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Das Kapital, Design: Vincenzo Fagnani

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Schauspiel Stuttgart, Spielzeit 2013, Design: Spector Bureau

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Wo zum Henker, Design: FÖRM

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Neubad Start, Design: Erich Brechbühl

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Sister Act, Design: Erich Brechbühl

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Book Design Workshop, Design: burk­hardt­hauke ╬ Büro für Gestaltung

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Cat Power, Design: Rocket & Wink

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Vortrag Alex Jordan, Design: Atelier mit Meerblick


IDZ Berlin: Design & Company Workshopreihe 2014

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Die erfolg­reiche Workshopreihe Design & Company des Internationalen Design Zentrum IDZ in Berlin findet 2014 noch ein letztes Mal statt. Es geht um Fragen wie:

  • Welche (Unternehmens-)Ziele habe ich?
  • Wie und wo posi­tio­niere ich meine Design-Leistung?
  • Was kann ich tun, um Kunden zu gewinnen?

Wichtige unter­neh­me­ri­sche Kompetenzen, wie die Entwicklung einer passenden Kommunikationsstrategie, eine rentable Finanzkalkulation oder das wirkungs­volle Schützen eigener Ideen, kommen bei Designprojekten häufig zu kurz. Um diese zu opti­mieren, setzt das IDZ noch einmal seine Design & Company-Workshopreihe fort. Hierbei trifft sich eine feste Teilnehmergruppe von 15 Berliner Designerinnen und Designern (Gestalter/-innen der Bereiche Grafik, Produkt, Kommunikation und Mode) über ein halbes Jahr lang zu sechs zwei­tä­gigen Workshop-Modulen. Jedes Modul widmet sich einem Themenfeld, z.B. Selbst-Analyse, Marketing oder Recht.

Durch fach­liche Hintergründe, berufs­prak­ti­sche Übungen und den kolle­gialen Austausch unter­ein­ander, werden die Inhalte nach­haltig vermit­telt. Ziel der Workshopreihe ist es, das eigene Profil zu schärfen, Fachkenntnisse zu erlangen, Netzwerke aufzu­bauen und zukünftig durch unter­neh­me­ri­sches Denken wirt­schaft­lich erfolg­rei­cher zu gestalten. Weitere Informationen und das detail­lierte Programm zum Download …


Getty gestattet Einbettung seiner Fotos in Blogs

Ein kleiner Schritt für Getty Images, ein großer für alle Blogger und Social-Media-Publisher: Die welt­weit bedeu­tendste Bildagentur gibt große Teile ihres Archivs für die kosten­lose redak­tio­nelle Nutzung frei. Zum Beispiel mein Aufmacher oben, das den Astronauten Edwin Aldrin beim Verlassen der Landefähre Eagle nach der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969 zeigt, aufge­nommen von Neil Amstrong. Millionen Fotos können – so wie es YouTube seit langem mit Videos macht – mittels Code-Schnipsel auf privaten und kommer­zi­ellen Websites einge­bettet werden. Nicht gestattet sind der Einsatz für Werbezwecke und für Kaufprodukte, zum Beispiel Kalender, Ansichtskarten oder Bildbände. Link zur Suche in Millionen einbett­barer Getty-Bilder …

Von dieser Möglichkeit habe ich nicht nur lange geträumt, ich habe sie sogar vor 7 Jahren der Getty-Tochter PhotoDisc (und anderen Royalty-Free-Bildagenturen) vorge­schlagen … als FontShop noch pauschal lizen­zierte Fotos im Programm hatte. Damals wie heute bewegten sich Blogger bei der Platzierung von Fotos in Beiträgen auf urhe­ber­recht­lich unsi­cherem Boden … wenn die Bilder nicht selbst geschossen waren. Doch sogar eigene Aufnahmen können zur Abmahnung führen, wenn sie urhe­ber­recht­lich geschützte Gebäude zeigen oder Menschen, die kein Model-release erteilt haben. Tausende Privatblogger tappten in (teils bewusst aufge­stellte) Bild-Copyright-Fallen, zum Beispiel wenn sie Fotos für ihre Rezepte aus dem Netz »ausborgten« (Stichwort: Marions Kochbuch).

Lizenzfrei und kostenlos aus dem Getty-Archiv: Cocktail-Tomaten zum Bebildern privater Rezeptseiten

Inzwischen haben sich die Zeiten im Netz geän­dert, dank bild­ge­trie­bener Social-Media-Kanäle wie Instagram, Facebook oder Pinterest. Heute ist fast jeder Leser und Verleger in einem. Abmahnende Bildrechteinhaber haben entweder aufge­geben, oder sie müssen mit einem Shitstorm rechnen, der ihrem eigent­li­ches Geschäft in Gefahr bringen kann. Getty betonte gegen­über der PC Welt, dass man nicht ange­sichts der bisher unbe­rech­tigten Nutzung der Bilder einknicke, sondern versuche, die Kontrolle zurück zu erhalten und sich für neue Möglichkeiten in dem Geschäftsfeld öffne.

Gegenüber dem British Journal of Photography erläu­terte Getty die Spielregeln für die Benutzung der Fotos in verständ­li­cher Sprache: Wenn ein Blog Geld mit Werbung verdient, gilt das nicht als kommer­zi­elle Nutzung im Hinblick aufs Einbinden der Fotos. Kommerziell sei für Getty Werbung für Dienste oder Produkte, nicht ein redak­tio­nelles Angebot, das Geld über Anzeigen verdient. Tatsächlich dürften die Folgen für Gettys klas­si­sches Geschäft gering sein, die Vermarktung aktu­eller Nachrichtenbilder mit Exklusivfotografen sowie der Bildverkauf an Werbetreibende.

Die Oscar-Gewinnerin Cate Blanchett, aufge­nommen am 2. März 2014 am Rande der Filmpreis-Verleihung

Seit dieser Woche befinden sich unter etwa 35 Millionen von den über 60 Millionen Fotos in der Getty-Images-Bilddatenbank  Tools, die das Einbinden der Fotos auf den privaten Seiten oder in sozialen Netzwerken möglich machen. Bei allen auf diese Art einge­bun­denen Fotos werden sowohl der Fotograf als auch Getty Images als Quelle genannt und gezeigt. Außerdem führt ein Link zum entspre­chender Getty-Images-Website, wo das Foto für die kommer­zi­elle Nutzung lizen­ziert werden kann.

Der Hamburger Spiegel macht auf einige gewinn­brin­gende Möglichkeiten aufmerksam, die das massen­weise Einbetten von Getty-Fotos dem Herausgeber offen stehen. »Einerseits könnte das Unternehmen Daten sammeln, wie häufig und in welchem konkreten Kontext seine Motive verwendet werden. Andererseits behält sich Getty das Recht vor, im einge­bet­teten Viewer Werbung anzu­zeigen oder seine Nutzung ander­weitig kommer­ziell auszu­werten, ohne den Nutzer dafür entschä­digen zu müssen.« Daher empfiehlt Spiegel Online, »lieber vorsichtig mit der Embed-Funktion umzu­gehen, und die Bilder nicht als geschenkt, sondern als geliehen anzu­sehen«. Einige weiter­füh­rende Gedanken zu den Chancen und Grenzen von Gettys Embed-Funktion finden sich bei Nieman Journalism Lab.

Vorsicht Falle

Dieses inzwi­schen welt­be­rühmte Selfie von der dies­jäh­rigen Oscar-Verleihung wird eben­falls unter den einbett­baren Getty-Fotos im »Oscar«-Suchergebnis gezeigt. Es ist aber lizenz­pflichtig. Ich müsste, laut Getty-Kalkulator, mindes­tens 98 € zahlen, um es hier im Fontblog zu verwenden. Daher hab’ ich es mir mal eben aus dem Original-Tweet seiner Schöpferin Ellen DeGeneres ausgeliehen …


★ der Woche: FF Wunderlich (6 Fonts) nur 59 €*

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Ich erin­nere mich noch gut an den Moment vor 20 Jahren, als die Schrift des Kieler Designers Martin Wunderlich auf den Tisch des FontFont-Typeboards landete. Unsere Schriftenbibliothek war noch klein und über­sicht­lich. Damals saß, neben Erik van Blokland, Erik Spiekermann und mir, auch Neville Brody mit in unserer Jury. Wir alle staunten über die Qualität dieser Schrift, entworfen von einem gelernten Tischler, der sich mit 26 Jahren noch mal dazu entschloss, Kommunikationsdesign zu studieren. Stichwörter wie »anthro­po­so­phisch« und »natür­lich« fielen, »Rudolf Steiner« und »Naturkosmetik«. Irgendwann sagte Erik Spiekermann: »So hätte Rotis Sans aussehen können …« und damit war die Schrift angenommen.

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Das Geheimnis der FF Wunderlich ist schwer zu ergründen. Vielleicht waren es sogar die Liebe und das Talent für die Holzbearbeitung, die der ersten Schrift von Martin Wunderlich ihren Charme verliehen. Der starke Strichstärkenkontrast und die teils über­trie­benen Kurven geben der Schrift diesen urtüm­li­chen Rhythmus, aller­dings frei von ideo­lo­gi­schen Verkrampfungen, wie sie der Rotis in Theorie und Praxis anhaften. FF Wunderlich ist immer gut lesbar, nicht nur in Headlines sondern auch im Kleingesetzten. Sie ist eine voll­wer­tige Textschrift, mit einem ange­nehmen, lese­freund­li­chen Schriftbild.

Als Stern der Woche bieten wir den FontFont-Klassiker FF Wunderlich, selbst­ver­ständ­lich im OpenType-Format, bis zum 10. März 2014 für nur 59* € statt 85* € an, in den Schnitten Regular, Italic, Medium Medium Italic und Bold, Bold Italic. Einfach beim Bezahlen den Promocode DE_star_2014_10 im Warenkorb eingeben. Zur FF Wunderlich OT auf font​shop​.com … 

* alle Preise zzgl MwSt


FontShop Aktuell verschickt FF ThreeSix Poster

FF ThreeSix ist das Ergebnis eines opti­schen Groß-Experiments, dessen Durchführung Paul McNeil und Hamish Muir 2010 am London College Communication begannen und das sich über zwei Jahre erstreckte: Die restrik­tiven Regeln der Geometrie treffen auf die die typo­gra­fi­sche Formenlehre.

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FF ThreeSix basiert auf einem ausge­klü­gelten System aus hori­zon­talen Geraden und Kreisbögen. Das von FSI heraus­ge­brachte Poster entfaltet das Display-Potential der Familie.

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Tipp: Antiquariatskataloge und deren Titelgestaltung

cover_goldrauschWomit kann man Bücherfreunde mehr begeis­tern als mit Büchern? Sicherlich mit Büchern über Bücher … Doch es gibt eine weitere Steigerungsform dieses Glücks: Ein Buch über Bücher die von Büchern handeln. Und da es das einzige seiner Art ist, spre­chen wir hier von einem einma­ligen Werk, das in der zweiten Meta-Ebene der Buchkultur ange­sie­delt ist.

Als ich vor 9 Jahren zum ersten Mal über den Berliner Antiquar und Verleger Jürgen Holstein schrieb (Liebhaberbuch für Designer), war Fontblog noch jung und die Buchindustrie in voller Blüte. Inzwischen sind viele Bits und Bytes durch Kindle & Co. geflossen, doch auf das Wirken und die Publikationen von Holstein hatte das kaum einen Einfluss. Seine Leidenschaft sind die Buchkunst und die Verlagsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Zukunft des Buches kann ihm, als Beobachter abge­schlos­sener histo­ri­scher Verlagsperioden, fast egal sein.

Und so publi­ziert Jürgen Holstein seine Erkenntnisse sowohl jenseits aller gültigen Verlagszyklen, aber auch nach den eigenen Qualitätskriterien und eigener Preisgestaltung. Sein neuestes Werk »Goldrausch & Werther« ist die Folgeveröffentlichung zum 2005 von mir vorge­stellten Blickfang, damals in einer Auflage von 400 Exemplaren erschienen und in wenigen Tagen ausver­kauft. Dieses Mal ist die Auflage mit 250 Exemplaren sogar etwas geringer, der Verkaufspreis bewegt sich in vergleich­barer Region: 178 € (zur Bestellseite auf Holsteinbuch)

Das 300-seitige Verzeichnis widmet sich mit 850 farbigen Abbildungen einem Thema, zu dem es bisher keine Monografie gab: Der Präsentation von Antiquariatskatalogen und deren Titelseiten zwischen 1900 und 2014. Übertragen in die Welt der Schriften ist dies am ehesten vergleichbar mit einem Buch über die Musterblätter der Type-Foundries, so wie es Heike Nehl, Sibylle Schlaich, Alexander Branczyk, Jutta Nachtwey und ich 1999 mit »emotional_digital« beim Schmidt-Verlag heraus­ge­bracht haben.

Den Grundstock für »Goldrausch & Werther« bildet Jürgen Holsteins eigene Katalogsammlung, die er erst­mals in dieser ausführ­li­chen Auswahl vorstellt. »Der auffäl­ligste Aspekt des jetzt vorge­legten Bandes ist die Fülle von Abbildungen, die die Lust am Experiment, Kataloge zu gestalten in all ihren Variationen wider­spie­gelt.« schreibt er in seiner Einleitung. Ausführliche Kommentare begleiten die Bildbeispiele aus aller Welt. Sie liefern Fakten, die sich auf den Inhalt und auf das Äussere der Kataloge beziehen, sowie auf persön­liche und firmen­ge­schicht­liche Hintergründe der dahinter stehenden Antiquariate.

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Einstiegsdoppelseite 1991 – 2000: Das japa­ni­sche Antiquariat Hotaka-Shobo, spezia­li­siert auf Bergsteigen (links) und der Schiebelaschen-Einband eines Katalogs von Étude Loudmer, Paris, aus dem Jahr 1995 (rechts)

Es ist oft über­ra­schend und unter­haltsam zu erfahren, in welch außer­ge­wöhn­liche Fachgebiete sich Antiquariate vertieft haben und mit welcher Kenntnis und Intensität sie Besonderheiten ihrer Objekte aufspüren und beschreiben: Luftfahrt, Indianer, Typografie, Zeitmessung, Fotografie, Illustratione, Kinderwelten, die »Götter von gestern« oder die Bergsteigerei. Nicht selten ist den Katalogen anzu­merken, dass deren Verfasser Quereinsteiger sind. »Das klas­si­sche Beispiel« so Holstein »sind Studienabbrecher, die als Antiquare eine Möglichkeit gefunden haben, in dem neuen Arbeitsgebiet ihren persön­li­chen Interessen nachzugehen«.

Jürgen Holstein hat sein gesamtes Berufsleben solchen Katalogen gewidmet. Er pflegte gute Beziehungen zu ameri­ka­ni­schen Bibliotheken, die im Lauf der Zeit seine wich­tigsten Kunden wurden. Die Bedeutung der osteu­ro­päi­schen Avantgarde erkannte er vor den großen Auktionshäusen und Museen. Verdienstvoll waren seine Aktivitäten nach der deut­schen Wiedervereinigung. Aus der Sorge, dass wich­tige Belege zur Buchkunst der DDR aus Ignoranz oder Ablehnung vernichtet würden, sammelte er alles ein was er kriegen konnte. Aus dem Besitz von Künstlern, Kunsthistorikern und Funktionären des Parteiapparats erwarb Holstein Bücher, Kataloge und Kleinschriften sowie Künstlerbücher, Plakate, Unikate und Objekte der alter­na­tiven Szene. Diese Materialsammlung, vermut­lich die umfang­reichste ihrer Art, lagert heute im Getty Center (Los Angeles) und ist in ihrer Vielfalt die ideale Voraussetzung für das Studium der abge­schlos­senen Kunstgeschichte der DDR.

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Doppelseite mit Katalogen der Antiquariate Scribner Book Store (New York, links) und dem Münchner Horst Stobbe (rechts), aus den Jahren 1910 bis 1955

Spezialisiert auf Bücher über Kunst und Architektur, legte Jürgen Holstein nicht nur Wert auf die gute Gestaltung der eigenen Kataloge, sondern regis­trierte auch aufmerksam, wie Berufskollegen sich ihren poten­ti­ellen Kunden präsen­tieren. Für die Gestaltung von »Goldrausch & Werther« hat er wieder die Berliner Buchgestalter Peter Nils Dorén und Reinhard Köster gewinnen können. Natürlich kam erneut seine Lieblingsschrift FF Meta von Erik Spiekermann zum Einsatz, und auf den perfekten Druck und die vorzüg­liche Bindung achtete er sowieso (fgb Freiburger Grafische Betriebe). Das Buch ist ist eine Hommage an alle Berufskollegen, die im 20. Jahrhundert nicht nur Bücher verkaufen, sondern mit der Ausstattung ihrer Kataloge selbst etwas Schönes in die Welt setzten.

Der Titel Goldrausch & Werther geht übri­gens auf zwei heraus­ra­gende Werke zurück, die Jürgen Holstein im Vorsatz des Buchs zeigt. Das ist zum einen »The Race for Gold« von Randall House (San Francisco, 1979), „a selec­tion of rare and important books and other printed matter, … rela­ting to the California gold rush«, und zum anderen der 100. Katalog von Friedrich Meyers Buchhandlung (Leipzig, 1911), blauer Umschlag mit gelbem Aufkleber, wie »Werthers blauer Frack und gelbe Weste«. Beides Belege für eine Kultur des Umgangs mit Büchern, die langsam verschwinden wird – das weiß auch Jürgen Holstein –, obwohl das Börsenblatt gerade ein »spürbar anstei­gendes Interesses an anti­qua­ri­ats­ge­schicht­li­chen Themen und Zusammenhängen« vermeldet und daher das »höchst will­kom­mene Referenzwerk« mit Freude begrüßt.

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Eine kleine Auswahl der liebe­voll gestal­teten Kataloge von L’Arengario Studio Bibliografico (Gusago, Italien, links) und Between the Covers (New Jersey, USA, rechts)