bukowskigutentag 7/12: Zeichen & Dschungel
nzählige unentdeckte pflanzliche Wirkstoffe harren im Amazonas-Dschungel ihrer Entdeckung und Nutzbarmachung. Die Erwartungen an die Pflanzen-Substanzen sind zu Recht groß. Denn wie viel besser ließe es sich im Alltag leben zum Beispiel mit Pillen, die eine wohltuende optoakustische Farbtonverschiebung beim Anblick eines Mitte-Hipsters erzeugen. Oder Tinkturen, die eine spontane Resistenz gegen Polit-Deutsch auslösen. Oder Drops, die gelutscht worden sein können. Oder spezielle Anglizismus-Exorzismus-Sprays, die aus einem »Brain Awareness Workshop« einen »Hier, Bewussthirnungs-Gruppen-Dings« machen. Und und und … was da nicht alles möglich wäre!
Um diese Angelegenheit genauer zu untersuchen, gab ich Anfang dieser Woche bei mir eine Studie in Auftrag, die ich auch umgehend in Angriff nahm. Ziel der Studie ist die kritische Prüfung, ob die immense Anzahl noch unentdeckter pflanzlicher Wirkstoffe im Amazonas-Dschungel für die Pharma-Industrie verwertbar sein könnte. Für meine Recherche zu dieser Studie bin ich spontan nicht nach Brasilien gereist, sondern zuhause sitzen geblieben. Da war ich aber nicht untätig. Im Gegenteil: Ich freue mich, Ihnen weltexklusiv das Ergebnis präsentieren zu können.
Lesen Sie in folgendem Satz die Einleitung, die komplette Studie und das Ergebnis: »Gäbe es im Amazonas-Dschungel für die Pharma-Industrie brauchbare Wirkstoffe, dann gäbe es den Amazonas-Dschungel noch.«
Eine überzeugende Arbeit, wie ich finde. Allerdings etwas kurz geraten. Da mich die Arbeit nur zehn Minuten anstatt der ursprünglich avisierten sechs Wochen in Anspruch nahm, hatte ich plötzlich sechs Wochen minus zehn Minuten Zeit zur freien Verfügung. Also schrieb ich mir noch schnell die Rechnung für die Studie und ging erst mal gassi mit mir ins Café um die Ecke.
Tja, hm … und nun?
Bisschen kurz, nech? Ach, sagte ich schon?
Hm. Also rund fünfhundert Wörter sollte so ein Kolumnen-Beitrag schon umfassen. Sonst krieg ich womöglich noch Schimpfe von Jürgen Siebert.
Bis zum letzten Satz waren es erst 284 Wörter. Jetzt sind’s insgesamt immerhin schon 300 Wörter.
Immer noch zu wenig …
Aber wo wir gerade beim Thema sind: Ich saß also kürzlich im Café und erblickte neben mir am Nachbartisch eine, wie mir schien, recht attraktive Frau. Ich machte mir so meine Notizen und meinte, bei der Dame eine dezente Aufmerksamkeit konstatieren zu können.
Also notierte ich fleißig weiter; und zwar solches:
14.289
12.717
———-
27.006
Je mehr Zahlen und Additionen dieser Art ich notierte, desto stärker schien mir das Interesse der Frau. Immer öfter lugte sie zu mir und meinen Notizen herüber. Mittlerweile summierten sich meine Berechnungen auf einen Betrag von 123.348. Ich fasste mir ein Herz und sprach die Frau direkt an:
»Ich rechne gerade die Zeichenmengen aller Entwürfe und Textfragmente für mein aktuelles Buch zusammen, wissen Sie. Mit 123.348 Zeichen inklusive Leerzeichen habe ich schon locker ein Viertel zusammen!«
Daraufhin nuschelte Sie irgendwas wie »Termin, dringend« oder so und ging.
»Euro! Ich meinte Euro! War nur’n Witz mit den Zeichenmengen …«, rief ich ihr hinterher, aber da war sie schon weg.
Na ja, was soll’s! Nach dem letzten Satz zähle ich 487 Wörter und 3.235 Zeichen. Passt für heute!
Freitag um diese Zeit:
Noch 7 Tickets gibt es für den TYPO Day Hamburg, der am nächsten Freitag (23. März) im ehemaligen Hauptzollamt (Speicherstadt) stattfindet. Hier anmelden …
Inzwischen sind alle Referate vorbereitet, Folien treffen bei uns ein. Wir werden uns den jüngsten Entwicklungen im Schriftdesign und der aktuellen Font-Technik widmen. Es wird um Projektplanung gehen, um typografische Entscheidungen, aber auch um Pixel und Code-Schnipsel. Eines können wir allen Besuchern versprechen: Wir geben nicht eher auf, bis Sie dies alles verstanden haben:
Folien aus den Vorträgen von Henning Krause (Video), Tim Ahrens, Ivo Gabrowitsch und Jens Kutilek … von oben nach unten:
Krause: »Ein Corporate Font – richtig geplant – muss nicht viel kosten … aber wenn etwas schief läuft, dann wird’s teuer.«
Ahrens: »Eigentlich ganz einfach, wie so ein CFF-.otf-WOFF-Font-Kern aufgebaut ist, in seiner Base64-, JavaScript-, gzip-Schale … «
Gabrowitsch: »Nur 4 % der Browser verstehen Webfonts nicht … das ist jetzt weniger als die installierte Basis von Arial, Verdana und Co … wenn Sie wissen, was ich meine.«
Kutilek: »Gruppen-Kerning, Paarkerning, vertikale Metrik … das hat jetzt nichts mit Sex zu tun, sondern mit der zuverlässigen Wiedergabe eines Textes am Bildschirm.«
Alles weitere gibt es am kommenden Freitag. Mehr über TYPO Day auf der Homepage …
TYPO Day Hamburg: Noch eine Handvoll Karten
Beim TYPO Day Hamburg, der am nächsten Freitag (23. März) im ehemaligen Hauptzollamt (Speicherstadt) stattfindet, haben nur 100 Besucher Platz … da ist nicht dran zu rütteln. Noch sind 7 Plätze frei. Hier anmelden …
Inzwischen sind alle Referate vorbereitet, die ersten Folien treffen bei uns ein. Wir werden uns den jüngsten Entwicklungen im Schriftdesign und der aktuellen Font-Technik widmen. Es wird um Projektplanung gehen, um typografische Entscheidungen, aber auch um Pixel und Code-Schnipsel. Aber eines können wir allen Besuchern versprechen: Wir geben nicht eher auf, bis Sie dies alles verstanden haben:
Folien aus den Vorträgen von Henning Krause (Video), Tim Ahrens, Ivo Gabrowitsch und Jens Kutilek … von oben nach unten:
Krause: »Ein Corporate Font – richtig geplant – muss nicht viel kosten … aber wenn was schief läuft, dann wird’s teuer.«
Ahrens: »Eigentlich ganz einfach, wie so ein CFF-.otf-WOFF-Font-Kern aufgebaut ist, in seiner Base64-, JavaScript-, gzip-Schale … «
Gabrowitsch: »Nur 4 % der Browser verstehen Webfonts nicht … das ist jetzt weniger als die installierte Basis von Arial, Verdana und Co … wenn Sie wissen, was ich meine.«
Kutilek: »Gruppen-Kerning, Paarkerning, vertikale Metrik … das hat jetzt nichts mit Sex zu tun, sondern mit der zuverlässigen Wiedergabe eines Textes am Bildschirm.«
Die BDG Gründerfibel ist da
Sind 20 € Stundenhonorar nicht ein bisschen übertrieben? Sind 7 % Mehrwertsteuer für ein Logo der richtige Steuersatz? Muss ich eine Rechnung von Hand unterschreiben? Und vor allem: Wann kann ich endlich in Ruhe gestalten? Viele Designer sind leidenschaftliche Gestalter, für das Kaufmännische jedoch fehlt verständlicherweise die Motivation und – fataler noch – notwendige Kenntnisse.
Die soeben erschienene BDG-Gründerfibel wird aus Designern keine passionierten Kaufleute machen. Doch das liebevoll gestaltete Buch vermittelt auf 68 Seiten das kompakte Grundwissen, das für selbstständige Designer und Designerinnen überlebensnotwendig ist. Ein Kernstück der Fibel ist die Frage nach dem angemessenen Honorar. Der Autor Christian Büning stellt ein Modell vor, das praktische Hilfen zu einer belastbaren Kalkulation des eigenen Stundenhonorars bietet. Daneben greift die Fibel alle Fragen auf, die für einen selbstständigen Designer in seinem Berufsalltag von Bedeutung sind. Ob Versicherungen, Angebotserstellung, Tipps zum Verhandeln mit potentiellen Auftraggebern, Akquise – alle Fragen werden sachkundig und prägnant erörtert. Ein Marginalrand bietet ausreichend Platz für eigene Notizen.
Die BDG-Gründerfibel ist ein Buch aus der Praxis, ein Buch von Designern für Designer. Christian Büning ist seit 2002 selbstständiger Informationsgestalter in Münster. Die Fibel ist als Handout seiner zahlreichen Vorträge zur Vergütung von Designleistungen entstanden, die er seit 2008 im Namen des BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner in zahlreichen Städten gehalten hat.
Henning Krause und Arne Leichert ergänzten die Informationen nicht nur mit eigenen Erfahrungen und viel Herzblut, sondern auch mit dem Wissen aus einem fast hundertjährigen Berufsverband. Als Bonusmaterial bietet die Fibel Erinnerungen von Johannes Erler, Verena Gerlach, Erik Spiekermann, Mariko Takagi, Andreas Uebele und Dirk Uhlenbrock an ihre Berufsanfänge. Sie erzählen von ihren zweitpeinlichsten Anfängerfehlern und geben Tipps gegen Existenzängste.
Das Buch ist erhältlich und kostet 24,95 €. Alle Preise verstehen sich zzgl. 4,50 € Versandgebühr. Bestellung über www.bdg-gruenderfibel.de, wo es weitere Informationen zum Buch gibt … oder im Buchhandel. BDG-Designer zahlen 16,95 € zzgl. 2,– € Versand bei Bestellung über die Bundesgeschäftsstelle.
FF Unit ist ein Global Player
Diese Zurückhaltung macht FF Unit zu einem belastbaren Schriftsystem und erklärt warum sich die Unit Familie seit ihrer Veröffentlichung vor bald zehn Jahren, besonders im Corporate-Design, großer Beliebtheit erfreut. Sie eignet sich für den Einsatz im Kleingedruckten ebenso wie für die Gestaltung großer Displays oder Poster. Unaufdringlich aber nie kalt und immer auf dem letzten typografischen Stand, transportiert sie jede Form von Nachrichten. Besonders Auszeichnungen und Titel bringen die straffen Buchstabenformen der Unit zur Geltung. In kleineren Größen sorgt der hohe Kontrast zwischen vertikalen und horizontalen Strichen für gute Lesbarkeit. Die feine Abstimmung der sieben Strichstärken von Thin bis Ultra ergibt einen harmonischen Gesamteindruck – auch wenn viel Information auf wenigt Raum verteilt werden muss.
Kompetent, vielseitig, unaufdringlich: Die FF Unit-Familie sorgt für überall für Übersicht
Trotzdem besteht ein großer Unterschied zwischen den Gewichten und die Kombination der Einzelschnittte verfügt immer über den nötigen Kontrast. Alternative Zeichen (A, G, I, J, L, U, M) verschaffen Auszeichnungen und Schlagzeilen zusätzliche Aufmerksamkeit. Die Kapitälchen sind ein bisschen größer als normal, so dass sie für Abkürzungen und Akronyme hervorstechen. Oldstyle-, Lining- und Tabellenziffern für jeden Schriftschnitt schaffen ein rundes Erscheinungsbild und einen modernen typografischen Auftritt.
Thin, Thin Italic, Light, Light Italic, Regular, Regular Italic, Medium, Medium Italic, Bold, Bold Italic, Black, Black Italic, Ultra, Ultra Italic
FF Unit Pro 1 | 8 fonts | € 509
Light, Light Italic, Regular, Regular Italic, Medium, Medium Italic, Bold, Bold Italic
FF Unit Pro Regular 1 font | € 89
FF Unit Pro Einzelschnitt
Weitere Unterstützung erfährt die FF Unit Pro-Familie durch die Verwandten FF Unit Rounded und FF Unit Slab.
Die weitläufige FF Unit Sippe:
- FF Unit OT Collection | 14 fonts | € 599 / € 859 Pro
- FF Unit Rounded OT | 6 fonts | € 269 / € 319 Pro
- FF Unit Slab OT | 14 fonts | € 599 / € 859 Pro
★ der Woche: Parity Family OT (2 Fonts) 59 € 45 €
Parity ist eine neue Schrift von Nick Shinn (Shinntype), die von Anfang an als Unicase-Alphabet entworfen wurde, also eine vom Schriftentwerfer komponierte Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben gleicher Höhe. In Deutschland nennen wir solche Schriften seit kurzem unikameral (siehe auch: Unikameral – die neue Übersetzung für Unicase?). Alle Lettern der Kleinfamilie – Regular und Bold – sind kompromisslos auf beste Lesbarkeit bei einheitlicher Zeichenhöhe hin entwickelt.
Das Raffinierte an Parity ist jedoch, dass sie den Bruch dieser Regel in sich trägt, denn in Wirklichkeit unterscheidet sie doch zwischen höheren Buchstaben (auf der Shift-Ebene) und kleineren Buchstaben (auf der Grundebene). Die hier abgerufenen Zeichen sind allerdings vom ihrer Konstruktion her absolut identisch – oberflächlich betrachtet also Verkleinerungen bzw Vergrößerungen. Doch Nick Shinn wäre ein schlechter Schriftentwerfer, wenn er deren Strichstärke nicht angepasst hätte, also die vergrößerten Lettern etwas leichter angelegt hat. Wir kennen diese Art der Korrektur bei echten Kapitälchen-Schnitten.
Ganz egal wo man Parity einsetzt – Editorial Design, Packaging oder sogar im Werksatz: In allen Bereichen sorgen solche Unicase-Schriften für einen extravaganten typografischen Auftritt, unter Beibehaltung einer guten Lesbarkeit.
In dieser Woche gibt es die raffinierte Parity (zwei gut ausgebaute OpenType-Fonts) bei FontShop für nur 45,– statt 59,– € (zzgl. MwSt.). Einfach bei der Bestellung auf www.fontshop.com den Promocode DE_star_2012_11 eingeben. Wer sich zuvor ausführlich mit den Feinheiten der Schrift auseinandersetzen möchte, lade das 13-seitige Parity-Schriftmuster-PDF (450 K), dem auch die hier gezeigten Abbildungen entnommen sind.
Der spanische Designer Manuel Estrada in Berlin
Die grafisch interessante Doppelausstellung Juggler’s Notebooks (Notizbücher eines Seiltänzers) des renommierten spanischen Grafikdesigners Manuel Estrada zeigt großformatige Entwürfe, Logos und Skizzen, die den Designprozess veranschaulichen. Die Schau ist thematisch unterteilt und zeitgleich bei Designtransfer an der Universität der Künste Berlin und am Instituto Cervantes zu sehen.
Die Ausstellung eröffnet am 12. April im Instituto Cervantes, wo »Von der Idee zum Buchcover« (From Idea to Cover) gezeigt wird. Designtransfer zeigt »Von der Idee zum Logo«(From Idea to Logo), das sind großformatige Logos und Skizzen zum Designprozess. Zwei Dutzend großformatige Tableaus zeigen schwarze und weiße Logos, die Estrada für zahllose Organisationen und Firmen entworfen hat. Die Rückseiten der Panels zeigen Vorentwürfe sowie verworfene Ideen.
Manuel Estrada wird außerdem mit Studierenden der UdK Berlin einen zweitägigen Workshop »Reason, Instinct and Design« durchführen, dessen Thema und Ergebnisse in einer Abendveranstaltung am 27. April bei Designtransfer präsentiert werden. Estrada gehört der zweiten Generation spanischer Grafikdesigner an, die von internationalen Vorbildern beeinflusst wurden und einem starken kulturellen Erbe sowie funktionalem Stil verbunden sind. Estradas Arbeiten zeichnen sich durch ausdrucksvolle, farbige Kompositionen, Spontaneität und Frische aus, die Vernunft und Intuition miteinander kombinieren.
Free-Font »Ernst 55« laden und spenden [Update]
Im Rahmen der »Antriebskampagne« der Volksbanken Raiffeisenbanken hat Heimat, Berlin – in Kooperation mit FontShop – eine digitale Handschrift entwickelt, die Ernst 55. Sie basiert auf der Originalhandschrift von Ernst, einem von elf Protagonisten der zitierten Kampagne. Seine Geschichte ist faszinierend: Ernst lernte erst vor kurzem, im Alter von 55 Jahren, Lesen und Schreiben. Im TV-Spot spricht er über das Gefühl, den ersten Brief seines Lebens an seine Tochter zu schreiben. Das Video setzt überwiegend die frisch gelernte Handschrift von Ernst in Szene, um seine Worte zu verstärken und zu visualisieren.
Der erste Brief von Ernst, geschrieben im Alter von 55 Jahren an seine Tochter (Standbild aus der Volksbanken-Raiffeisenbanken-Kampagne)
Die selbstbewusste, aufrechte Blockstabenschrift »Ernst 55« kann ab heute jeder verwenden, um digitalen Texten eine persönliche Note zu geben. Die Schrift steht ab sofort zum kostenlosen Download auf der Website was-uns-antreibt.de zur Verfügung … und hier kann man sie auch testen. Der Clou bei der Sache: Getreu ihrem Markenversprechen »Wir machen den Weg frei« spenden die Volksbanken Raiffeisenbanken für jeden Download des OpenType-Fonts (geeignet für PC und Mac) 1 € an Ernsts Selbsthilfegruppe.
[Update] Siehe Kommentar Nr 10