Erstes Crowdsourcing für ein Buch-Cover
Kommenden Sommer erscheint beim britischen Random-House-Verlag die UK-Ausgabe des Buchs »Crowdsourcing«, herausgegeben vom Wired-Autor Jeff Howe. Passend zum Thema des Buches laden Random House und das Designmagazin Creative Review internationale »Designers, Kreative und Kritzler« dazu ein, den Schutzumschlag des Werks zu gestalten. Für den Wettbewerb wurde die Internetseite Coversourcing eingerichtet, wo bereits die ersten 5 Entwürfe zu beurteilen sind. Besucher der Seite dürfen abstimmen. Der Gewinner bekommt 500 britische Pfund und seine Arbeit wird das Buch zieren. Oder doch nicht?
Wkk 9: form
Als ich heute die Weihnachtskarte der form-Anzeigenabteilung in meinem Postfach fand, erinnerte ich mich daran, dass ich auch in den letzten Jahren eher enttäuscht von der form-Post war. Eigentlich sollte die Karte so funktionieren, wie das Heft: Es überrascht mit jedem Erscheinen. Was den form-Machern mit der Titelseite gelingt muss einfach nur auf die Weihnachtskarte übertragen werden. Ein paar weiße Zapf-Dingbats-Schneeflocken auf dunkelblauem Grund sind einfach zu wenig für das ambitionierte deutschsprachige Designmagazin.
Fazit:
+ kein Verstoß gegen die 10 Gebote, netter, persönlicher Gruß
– naive Gestaltung, nicht repräsentativ, (typografisch) falscher Apostroph in »Season’s Greetings«
2 Punkte
Der SPIEGEL kann wohl nicht zielen
»Ein US-Soldat zielt auf einen Esel …« hieß es gestern in der Bildunterschrift zu diesem AP-Foto auf SPIEGEL Online. Wer jemals auf dem Rummel eine Rose geschossen hat sieht, dass der Soldat links am Esel vorbeizielt, wahrscheinlich auf das weiße, undefinierbare Bündel. Ein zweiter Blick auf daen Monitor der Zielelektronik würde diese Vermutung bestätigen.Hey, SPIEGEL, warum nicht gleich so:(Foto: AP, Montage Fontblog)
Output-Award 2008, jetzt mit Preisgeld
Bei Output, dem größten internationalen Designwettbewerb für Design- und Architekturstudenten, wird es im kommenden Jahr erstmals Geldpreise hageln. Neben dem mit 3000 Euro dotieren :output Grand Prix und dem in Kooperation mit der Sternberg Stiftung ins Leben gerufenen Print Creativity Award (ebenfalls mit 3000 Euro dotiert) winken bis zu vier Auszeichnungen, die mit einer Anerkennung von jeweils 500 Euro verbunden sind. Die Bewerbungsphase hat bereits am 7. Dezember begonnen, Einsendeschluss ist der 15. Februar 2008. Weitere Informationen zum Wettbewerb …
Arbeiten von Design- und Architektur-Studierenden verschwinden für gewöhnlich in den Schubladen der Autoren, nachdem sie einer kleinen Hochschulöffentlichkeit präsentiert worden sind. Diesem Misstand wirkt Output seit ber 10 Jahren entgegen. Die von einer Jury ausgewählten Arbeiten werden im Output-Jahrbuch veröffentlicht. FontShop hat noch die Jahrbücher ab Ausgabe 4 im Angebot; vor kurzem erschienen ist Output 10, mit 84 Arbeiten aus 10 Ländern (39,80 €; versandkostenfrei bei FontShop).
Do it yourself: das neue RAG-Logo
Vor drei Monaten debattierten wir hier den neuen Kunstnamen und das neue Logo der Essener RAG Beteiligungs-AG: Evonik Industries. Tatsächlich existiert die RAG Aktiengesellschaft (die frühere Ruhrkohle AG) weiterhin und repräsentiert den sogenannten schwarzen Bereich, zu dem die Deutsche Steinkohle gehört; lediglich die als weißer Bereich bezeichneten Sparten Chemie, Energie und Immobilien versammeln sich unter dem neuen Etikett Evonik AG.
Nun berichtet die WAZ unter der Überschrift »Suche nach neuem RAG-Logo kostete keinen Cent«, dass die RAG ab 2008 mit einem neuen Logo auftritt. Für das Redesign des alten Markenzeichens »setzte sich eine Arbeitsgruppe wenige Tage zusammen – fertig war das neue Logo. Kosten entstanden keine.« Und weiter: »Außergewöhnlich an dem neuen RAG-Logo ist das Bekenntnis zum Standort Deutschland. So finden sich unter den drei Buchstaben in schmalen Streifen die Farben schwarz, rot, gold – ein Novum im Logo eines größeren deutschen Unternehmens.«
Wenn diese Arbeitsgruppe keine Kosten verursachte, kann sie sich eigentlich nur nach Dienstschluss am heimischen PC eines Mitglieds getroffen haben, um dort mit einem Hobby-Grafik-Programm die entscheidenden Eingriffe am Logo vorzunehmen.
Rich Roat bloggt mit der Schreibmaschine
Rich Roat von House Industries schreibt seinen heutigen Post-Eintrag mit einer alten Smith Corona Galaxie Deluxe. War die Webseite des österreichischen Schauspielers, Autors und Talkmasters Hermes Phettberg nicht ebenfalls komplett mit Schreibmaschinen geschrieben? Phettberg.at ist gerade nicht erreichbar wegen einer »Tele-2-Server-Migration«.
Wkk 8: Jung von Matt’s EDV-Beichtstuhl
Das zeichnet den Meister aus: Gegen alle Regeln verstoßen und trotzdem überzeugen. Eben erhielt ich meine Weihnachtsgrüße von der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt. Eine E-Mail mit einem Link. Klarer Verstoß gegen Regel 1 meiner 10 peinlichsten Weihnachtsgrußfehler. Der Link führt zu einem 1-minütigen YouTube-Filmchen, das JvM eigens für diesen Gruß gedreht hat. Man sieht die Firmengründer angespannt in einem kalt beleuchteten Server-Raum sitzen, wo sie an einem Bildschirm gemeinsam mit Pfarrer Hans Bensdorp eine Weihnachts-Mail an ihre Kunden zusammenschreiben: der Texter Jean-Remy von Matt tippt, der Stratege Holger Jung darf den Senden-Button betätigen – nachdem der Pastor seinen Segen gegeben hat. Untermalt ist das Geschehen vom Rauschen der EDV-Lüfter.
Jean-Remy von Matt äußerte sich vor anderthalb Jahren abschätzig über Blogs, die er als »die Klowände des Internets« bezeichnete. Damit löste er in der Online-Community einen Sturm der Entrüstung aus. Mittlerweile nutzt JvM selbst dieses Medium. Mir gefällt die Selbstironie, das (sicherlich inszenierte) hilflose Werkeln im EDV-Beichtstuhl. Und wer dachte, virales Marketing ist ein Auslaufmodell … einer Kreativagentur fällt dazu immer noch etwas ein.
Fazit:
+ gute Idee, gute Ausführung, hohes Mund-zu-Mund-Propaganda-Potential, Selbstironie, vergleichsweise preiswert
– viel Effekthascherei, wenig Weihnachten … eine Werbeagentur darf das
+ 8 Punkte
Geschenktipp 19: Fünf neue Weihnachts-Alben
Soundtrack zum Fest: Till Brönner – The Christmas Album
Die 2-minütige Ouvertüre »We Wish You A Merry Christmas/Joy To The World« inszeniert Till Brönner mit dem Deutschen Symphonie Orchester wie ein Hollywood-Film-Intro aus den 60er Jahren: kolossaler Sound in Cinemascope. Sanft fließend fügt sich ein jazziges »White Christmas« an, gefolgt vom munter swingenden »Santa Claus Is Coming to Town« mit den famosen Vokalisten der New York Voices. »Ich hatte eigentlich an ein entspanntes Album gedacht, mit vier, fünf Leuten im Studio, fast wie eine Jamsession«, meint Till Brönner schmunzelnd gegenüber Focus Online. Es wurde ein abwechslungsreiches Konzeptalbum mit 140 Mitwirkenden, darunter große Solisten. Die Online-Version zum Selbsthören, das schön gestaltete Doppel-CD-Case zum Verschenken.
Kritische Töne: Michael Franks – Watching The Snow
Entspannende Begleitmusik für einen hektischen Dezember. Und tatsächlich besinnlich, denn der Jazzmusiker Michael Franks wirft einen kritischen Blick auf die Auswüchse des Festes. Er macht das mit Humor statt mit erhobenem Zeigefinger. Das bissige »I Bought You a Plastic Star (For Your Aluminum Tree)« nimmt die Auswüchse rund um die Festtage aus Korn, während sich »Island Christmas« mit Weihnachten unter Mangobäumen beschäftigt. Das sorgfältig produzierte Album wurde 2003 in Japan aufgenommen, nun ist es auch hier zu haben. Zur Online-Version bei iTunes.
Für Klassikliebhaber: Verschiedene – Classical Christmas
Siebzig Minuten Weihnachtskonzert mit einer abwechslungsreichen Mischung unterschiedlicher Ensembles: Symphonieorchester, Solosänger (Gerhard Schmidt), Blechbläser und Chöre. Wir hören die großen Klassiker – »Ave Maria«, »Wiegenlied«, »Es ist ein Ros entsprungen«, »Hallelujah« – aber erst die Mischung mit weniger bekannten Kompositionen sorgt dafür, dass es keine dieser typischen Kaufhaus-Untermalungsmusiken ist. Anhören und/oder downloaden bei iTunes.
Für Unentschlossene: Shawn Lee’s Ping Pong Orchestra – A Very Ping Pong Christmas
Genau die richtige Musik für alle, die nicht wissen, ob sie Weihnachten lieben oder hassen. Der Multi-Instrumentalist Shawn Lee arbeitete schon mit Coldcut, Thievery Corporation, Bomb The Bass, Jeff Buckley und den Spice Girls zusammen. Nebenbei produziert er Musik für Werbespots und TV-Commercials. Für sein neues Album »A Very Ping Pong Christmas« nahm Shawn Lee mit dem Ping Pong Orchestra und Mick Talbot (The Style Council, Dexy’s Midnight Runners, Paul Weller) Cover-Versionen bekannter Weihnachtslieder auf, die er eigenwillig verfremdet.Er nennt das: »Funky Treats from Santa’s Bag«.
Für Langeweiler: Xmas Chill – Winter Lounge Cafe Chillout
Die aktuelle Nummer 1 unter den Weihnachts-Alben im iTunes-Store. Wer seine Gäste einschläfern möchte, greift zum Chillout-Mix. Oder man ist bereits Single. Die Interpreten dieser Kollektion sind weitgehend unbeschriebene Blätter. Jeder musikalische Zusammenhang mit Weihnachten könnte als Einbildung diagnostiziert werden. Pacebo-Musik. Aber vielleicht liegt darin der Erfolg dieses Albums begründet: Herr lass es langsam und schmerzlos vorüber gehen. Weitere 13 Rezensionen im iTunes-Store.