Sponsor schleicht sich typografisch auf Olympiabekleidung
Typografie kann eine Waffe sein. Zum Beispiel gegen das Verbot von Sponsoring im Sport. Ich erinnere mich dunkel an ein Fußballländerspiel vor ein paar Jahren, da lief die deutsche Nationalmannschaft mit Hemden ins Stadion, deren Rückennummern in der Mercedes-Benz-Schrift Corporate gesetzt waren. Typografische Laien verwirrte allenfalls die Zartheit der Ziffern, Marketingexperten rochen die Schleichwerbung und legten Protest ein. Beim nächsten Länderspiel prangten wieder die vertrauten Zahlen auf den Trikots der Spieler.
Ein Fontblog-Leser machte mich eben auf aktuellen Fall von Under-cover-Sponsoring in Vancouver aufmerksam, dort finden noch bis zum 28. Februar die 21. Olympischen Winterspiele statt. Wenn man sich dieses Foto (nationaler Wettkampf) und dieses Foto (Vancouver) zweier deutscher Eisschnellläufer ansieht, so fällt auf, das die Länderkennung für Olympia (GER) typografisch identisch aufbereitet ist wie das Logo des Hauptsponsors der deutschen Eisläufer, die Deutschen Kreditbank AG (DKB).
Honi soit qui mal y pense.
13 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Thomas
Das sehen aber auch nur die, die es wissen. Die meisten haben doch wahrscheinlich nicht mal eine Ahnung wer oder was die DKB ist, geschweige denn wie deren Typo aussieht. ;)
Anderer Jürgen
Ich finde das allerdings auch nur wenig schlimm. Vom Fernsehsessel, oder Bürostuhl lässt sich leicht schimpfen – das aber so mancher Sportbetrieb nur möglich ist weil Sponsoren dahinterstehen ist nunmal Tatsache.
Ohne die regulären Sponsoren die die Zeit der Olympiade finanzieren könnten die Sportler nicht den Level erreichen der nötig ist um dann an den Spielen teilzunehmen. Ich kann die Motivation der Sponsoren verstehen sich an diesem Event nicht ganz ausschließen zu lassen gut nachvollziehen, insbesondere wenn der Ausschließende die Kommerzmaschinerie des IOK ist.
Und die Erkenntnis der Firmen das ihr Erscheinungsbild über den Inhalt der Namensnennung hinaus Identität vermittelt ist doch auch was schönes!
Roman
Die Schrift rechts im Bild ist doch um einiges dünner als die des DKB Logos. Oder täuscht das?
Anderer Thomas
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Hauptgrund für die ähnliche Gestaltung darin liegt, dass man der Kleidung ohne Sponsor nicht einen komplett neuen Look geben wollte. Man hat ja nicht mal die Futura genommen wie bei der DKB.
Bei der Corporate war das was anderes, finde ich.
Nick
Es geht doch hier nicht um das Sponsoring im allgemeinen, sondern darum, dass ein Werbeverbot auf den Trikots geschickt umgangen wird. Von ihren Fernsehsesseln aus sehen die Zuschauer doch eben nur die hellblaue Schrift (etwas dünner, wohl und auch ein leicht anderer Farbton) – DKB erreicht dadurch, vielleicht als „seriös“, vielleicht auch „kompetetiv“ wahrgenommen zu werden. Diese Form der subtilen Werbung finde ich schon schwierig, gerade an Stellen, wo man sie nicht erwartet.
Ganz sicher bin ich am Ende dann doch nicht ob es Absicht ist und Geld geflossen ist, oder doch nur Zufall – aber auffällig in jedem Fall.
Joe
Das ist mir auch schon aufgefallen.
Ich finde das aber nicht sonderlich schlimm.
Denn nur Leute, die auf solche Dinge achten, werden das bemerken. Und dazu gehört der große Teil nun einmal nicht.
robertmichael
netter gag. ich bezweifle jedoch stark das irgendein zuschauer die verbindung zu DKB setzt.
Christian
Honte sur vous, car c’est que vous qui font la pub pour ce sponsor.
Stephan
man sollte nicht unterschätzen wie viel davon unbewusst hängen bleibt. Mag sein,dass die wenigsten Zuschauer es direkt bemerken werden. Aber ein „hellblaue-Schrift-auf-weiß-mit-Linie-oben-und-unten-hab-ich-doch-schon-mal-gesehen“-Effekt kann eintreten. Wenn diese Erinnerung im Zusammenhang mit Olympia positiv besetzt wird ist das ein Pluspunkt für die DKB.
johannes
Die dünnen Linien über und unter DKB bzw. GER scheinen mir eindeutig zu beweisen, dass das absichtlich geschehen ist. Ich find’s raffiniert (als Agentur wäre ich stolz drauf). Ob es gut oder schlecht ist? Es ist zumindest längst überall. Und wahrscheinlich ist es besser, damit umzugehen zu lernen, als sich darüber aufzuregen.
erik spiekermann
Wenn schrift nicht unbewusst funktionieren würde als wiedererkennbares charakteristikum einer marke oder eines produktes, dann gäbe es nur zwei schriften. Und gerade weil das nicht bewusst geschieht, funktioniert es, denn dagegen kann sich niemand wehren. Das ist wie mit der hintergrundmusik, die auch stimmung verbreitet, ohne dass man mitsingen muss.
hartmaster
Ich weiß nicht so recht … irgendwie fehlt mir da der Glaube … ok, die linien, aber die schrift und die buchstabenabstände? Ich glaube, ich hätte das „sauberer“ gemacht … Naja …
Tobi
Das erinnert mcih ganz stark an ein Referat, dass ich mal in der Uni zum Thema Werbepsychologie gehalten habe. Als in der Formel 1 das Werbeverbot von Tabakwaren auf den Tisch kam haben die Rennställe sich andere Sponsoren gesucht, scheinbar zumindest:
http://img4.auto-motor-und-sport.de/McLaren-Mercedes-1996-r900x600-C-3c163b2e-297910.jpg
http://i38.tinypic.com/10r31g5.jpg