Deutsche WM-Schweinebauch-Typografie
Für uns Typografen eigentlich nur von hinten interessant: Das DFB-Frauen-Trikot-Home-2011 (Foto: Wolfgang Kumm, dpa. Danke!)
Vorgestern habe ich mir im Fernsehen das Eröffnungsspiel der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ angesehen. Es war eine Quälerei für meine Augen … nicht wegen des Spiels der beiden Mannschaften, das hat mich richtig begeistert, wie 14 Millionen andere Zuschauer in Deutschland offensichtlich auch, sondern wegen der Beschriftung des DFB-Frauen-Trikots.
Das Dress trägt im Kragen das stolze Zitat »Blüh im Glanze dieses Glückes« und wurde vor 100 Tagen von Adidas und dem Deutschen Fußball Bund in Frankfurt vorgestellt. Bei solchen Premieren werden die Hemden zwar mit Ziffern, aber meist ohne Namenszüge präsentiert, so dass es für die Begutachtung der Beschriftung keine Grundlage gibt. Wobei man im aktuellen Fall sowieso gedacht hätte, es handele sich um eine Skizze der Schneiderin, weil die endgütigen Ziffern zur Pressekonferenz nicht fertig geworden waren.
Die Fußball-WM hätte so schön werden können, und die deutschen Trikots ein Verkaufsschlager … zum Beispiel mit Unit Rounded Medium und Bold, der Einzelschnitt für 59 € … für den Trikothersteller eine zumutbare Investition
Nun, mit dem Start der WM, entfaltet die DFB-Trikot-Typografie ihr ganzes Elend. Wie Preisschilder auf dem Wochenmarkt sind unsere Fußballfrauen beschriftet, das Kilo Bartusiak 3 €, eine Steige Garefrekes 18 €, Angerer pro Stück 1 €. … die Medien- und Werbebranche spricht in dem Zusammenhang gerne von Schweinebauchdesign. Comic Sans lässt grüßen … doch leider ist die Schrift auf den Damen-Trikots nicht nur genauso ungeeignet wie Comic Sans, sie ist grottenschlecht gestaltet. Erschwerend hinzu kommt, dass die Versalschrift unfassbar stümperhaft gesetzt ist: Lena Goeßling trägt den Erstklässler-Fehler Nr. 1 auf dem Rücken, das gemeine ß mitten im Namen (GOEßLING), bei Spielerinnen wie Alexandra Popp und Birgit Prinz sind die Lettern handbreit gesperrt. Wer macht so was – ohne Not? Der Schuhwart?
Wie jubelten Adidas und der DFB damals bei der Vorstellung: »Die amtierenden Welt- und Europameisterinnen werden zum ersten Mal ein Jersey tragen, das von Frauen für Frauen entworfen wurde. Der leicht taillierte Schnitt und die runden und eleganten Rückennummern sorgen für ein feminines Design. Als Hingucker findet man im Kragen der Trikots die Zeile ›Blüh im Glanze dieses Glückes‹, die der deutschen Nationalhymne entstammt. … Das Heimtrikot ist traditionsgemäß weiß gehalten. Die Hosen sind schwarz.« Wenn diese Rückennumern »elegant« sind, dürfte man Willi Lippens ab sofort nicht mehr »Ente« nennen sondern »Schwan« … die Geschichte der 1. Bundesliga und die der Typografie müssten neu geschrieben werden.
Auch nicht schlecht, und typisch deutsch: die FF DIN Round, Medium und Bold … nicht gerade originell, aber solide und rund
Entworfen wurden die Trikots von der Designerin Annette Kres. Zu ihrer jüngsten Kreation erklärte sie: „Inspirieren ließ ich mich von den schnellen und dynamischen Bewegungen des Fußballs. Diese Eigenschaften sind in kleinen Designelementen im Trikot wieder zu finden.« Die 29-Jährige studierte Mode-Design in Trier, sie lebt in Fürth und arbeitet beim Sportartikel-Hersteller Adidas in Herzogenaurach. Unter ihrer Leitung entwickelte erstmals ein Designteam der Abteilung Frauenfitness das Trikot für die Damen-Auswahl.
Die authentische Filzstift-Schrift FF Duper, von Martin Wenzel, mit drei Varianten pro Buchstaben (siehe A und A) … aber gehört eine Edding-Schrift auf ein Fußball-Trikot? Eher weniger …
Seit dem Wochenende ist die Schrift der Damen-Nationalmannschaft auch im Internet ein Thema, zum Beispiel auf Twitter. Der Westen, das Portal der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, schreibt: Schrifttyp auf den deutschen Trikots sorgt bei Frauen-WM für Häme. Was die Leser des Fontblog schon lange wissen, nämlich seit den letzten beiden Fußball-WMs 2006 und 2010, kann die Redakteurin des Westen nur bestätigen: »Die Kritik prallt an Adidas, dem Hersteller der Trikots, ab.« Welche Schrift die Designerin verwendet hat, wolle sie nicht verraten. Muss sie auch nicht, denn mein Blogger-Kollege Michael Preidel, freier Art-Direktor und Autor von Esse est percipi, hat das längst herausgefunden: Trikot-Typografie.
Ach wär’s wenigstens Comic Sans … (Eer hätte gedacht, dass ich mich auch nur einmal hier im Fontblog nach dieser Schrift sehne.)
Die Beschriftung der Trikots wurde mit einem lausigen Free Font namens Action Man zusammen gefummelt, den man zum Beispiel auf dieser Seite laden kann: http://www.iconian.com. Macht das ruhig mal und scheut euch mal die Fontdaten an. Bei den 10 Fonts handelt es sich um einen Grundschnitt, dessen Varianten ohne jegliche optische Korrektur automatisch generiert sind, also verschrägt (statt kursiviert), horizontal verzerrt (statt extended), maschinell gefettet und schattiert … eine abscheuliches Typomonster.
Der scheußliche Free-Font ›Action Man‹, mit dem die Trikots unserer Fußball-Frauen verunstaltet sind; ihr müsst die Namen in dieser Schrift übrigens in Kleinbuchstaben setzen, um die Original-DFB-Ästhetik zu erreichen
165 Kommentare
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Heinrich
harhar, ACTION MAN das passt doch!
das sieht man wovon die frauen träumen ;)
ich interessiere mich nicht für den fußbal und habe auch keinen fernseher aber solche katastrophen bekommt man immer mit!
Johannes Henseler
sehr gut zusammengesschrieben. Schön, dass das Thema im Internet gerade für ein wenig aufsehen sorgt. Der Verdacht, es handele sich um Comic Sans ist ja schon schlimm genug.
Über das (und andere WM-Typografien) und die Wertschätzung des Frauenfußballs, habe ich in meinem Blog auch mal die Luft abgelassen:
So gewinnt man kein Turnier.
Johannes Henseler
beim Lesen der Kommentaren bei DerWesten drängt sich wiedermal die Frage auf,
• wie die Arbeit als Typograf/Gestalter überhaupt geschätzt wird,
• wie die Wahrnehmung solcher Gestaltung in der Gesellschaft ist („ist doch gar nicht so schlimm“, „ich mag es“, „ist ja mal was anderes“)
• ob es wirklich nichts wichtigeres gibt?
Oder wie Andreas Uebele meint: für die Diktatur des Designs!
Maxel
… und das bei dem ganze Gedöns mit Verletzung von Urheberrechten etc.
Im TrueType-Version-Record steht: “Freeware for non-commercial use.”
Da Stefan
Naja, DIN rounded und ComicSans sollen besser, hübscher, schicker sein? *HUST* Da ist wohl auch eine Portion Geschmackssache dabei. Und die ist meistens subjektiv. Hab ich immer gedacht.
Dave
Action Man: Endlich mal eine super Schrift die ich meinen Kunden als gelungene Alternative zur Comic Sans anbieten kann!
*duck und wech*
Stefan
Mal in die Runde gefragt:
Was muss eigentlich passieren, dass so etwas nicht mehr passieren kann? Wie kann man es verhindern?
Heide
Ich beneide Leute, die keine anderen Sorgen haben, als sich über so etwas in öffentlichen Blogs aufzuregen.
Schaut Euch das Spiel an und nicht wie die Trikots aussehen – das ist doch sowas von nebensächlich.
erik spiekermann
Offensichtlich beim DFB, der als Institution auch für die Kultur im Lande Verantwortung trägt.
Aber hier diskutieren Fachleute, denen das wichtig ist. Du bist auf dem falschen Blog.
CB
vom DFB hat doch keiner ernsthaft typografisches Bundesniveau erwartet, oder? Die Actionman ist genau die richtige Schrift für die Stimmung von Blatter beim Eröffnungsspiel und genau die richtige Schrift für die Wertschätzung des Frauenfußballs innerhalb des DFBs: Ein Freefont – kostet nix, Wirkung egal. Wenns doch wenigstens die Calibri gewesen wäre…
Simon Wehr
Danke für den Artikel, ich wollte ihn auch schon schreiben, hatte aber noch keine Gelegenheit. Ich würde unterstellen, dass die Frauen einfach nicht ernst genommen werden. Aber die Erinnerung an die Männertrikot-Typografie offenbart eine gelungene Gleich(schlecht)behandlung der beiden Geschlechter.
thomas junold
@heide: eben nicht. erstens ist es unsere aufgabe, die aufgabe der gestalter hier sinnvolle und vernünftige lösungen anzubieten, genauso wie du zu einem anständigem frisör gehst und nicht mit der maschine aus dem verkaufsfernsehen selber hand anlegst.
und zweitens stehen trikots und eigentlich das komplette auftreten der damen AUCH für unser land. sie sind im moment die besten botschafter deutschlands, die wir haben.
und ehrlich gesagt, möchte ich mich von dem rotz der da auf den trikots prangt nicht vertreten lassen!
R::bert
Mein erster Eindruck zur Schreibschrift war: »… irgendwie authentisch, warum eigentlich nicht?«
Ist das Dein Ernst Jürgen? Wenn ich ehrlich bin, finde ich die Action Man immer noch besser als die Comic Sans, auch wenn die Font-Aufbereitung wirklich zu wünschen übrig lässt. Die Ziffern bringen jedoch wenigstens einen Hauch Dynamik mit, welchen man bei all Deinen Alternativ-Vorschlägen noch suchen muss.
Was die Versalschreibung im Namen betrifft, bin ich jedoch 100 % bei Dir. Aber bist Du Dir sicher, dass Du den richtigen Schriftschnitt erwischt hast? Vergleiche mal das »B«! Ich glaube, die haben die Schrift in der Groß-/Kleinschreibung gemixt, um die schönsten Buchstaben zu erhalten (siehe Abbildung). Das sagt ja schon einiges …
Mich würde allerdings mal brennend interessieren, was die Spielerinnen dazu meinen.
Jürgen Siebert
Es ist der richtige Font … ich hatte nur den falschen Anfangsbuchstaben gewählt (groß-B ergibt ein anderes Versal als klein-b). Ist jetzt korrigiert. Und bitte pflanzt mir hier keine Getty-Images rein, ich will keine Copyrightklage an den Hals kriegen (Bild entfern, stattdessen Link).
robertmichael
ich finds ja erstaunlich wie man ein solch schönes trikot mit so einem hässlichen font verschandeln kann. ich hoffe adidas lernt daraus und für die nächste WM/EM gibt es paar ordentliche beschriftungen. irgendwie sieht man auch wo der frauenfußball heute angekommen ist wenn die männer mit eigens für das trikot hergestellten fonts auflaufen und man bei den frauen zu einem freefont greift.
generell finde ich die einarbeitung der ziffern und zeichen auf den trikots immer sehr lahm, meistens sind die auch nicht mehr gestickt sondern einfach nur folienplott. das adidaslogo bekommt eine grafische aura und beschriftung wird in schwarz aufgebügelt.
iconian wird sich sicher auch ärgern und wenn da keine gelder geflossen sind hoffe ich die mahnen adidas mal richtig ab. denn wenn die trikots von den spielerfrauen als merchandise verkaufen wird es richtig teuer. non-commercial use — autsch.
Tobi
Ich musste ehrlich gesagt auch zwei mal hingucken und frage mich, wie sowas durchgehen konnte. Aber: Comic Sans wäre das größere Übel.
;)
„Aber hier diskutieren Fachleute …”
na dann kann man doch aber erwarten, dass hier ein paar sinnvolle vorschläge gemacht werden und nicht comic sans, calibri, irgendeine „authentische” wohl eher sinnlose filzstift-schrift oder wenn einem gar nix mehr einfällt ff din round. da hilft auch die begründung „… solide und rund” nicht ;)
die ziffern der action man sehen im vergleich besser aus als alle hier geposteten vorschläge. zugegeben der font ansich ist sicher unglücklich gewählt bzw. umgesetzt.
ich würde vorschlagen ihr beschäftigt euch erst einmal etwas mit der materie fussball und versucht’s dann noch einmal.
Christian
@ robertmichael/#15:
denke nicht dass man gewünschte „donations“ einklagen kann:
My fonts are free for noncommercial use and are donationware for commercial purposes. If you’d like to use a font of mine for commercial purposes, I ask that you make a donation of $20.00 USD using the PayPal Donate button below.
Jürgen Siebert
@;) Da war jetzt aber auch kein Verbesserungsvorschlag dabei … oder hab’ ich den überlesen?
Johannes Thielen
Danke für diesen Artikel. Als Designer UND Fußballfan fühle ich mich seit vielen Jahren immer wieder persönlich beleidigt, wenn ich mir so anschauen muss, was Weltkonzerne wie Nike oder Adidas regelmäßig an Trikotgestaltung abliefern.
Jetzt mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass viele Fußballtrikots wie das hier besprochene bei ihrer primären Verwendung auf dem Platz schlichtweg peinlich aussehen bzw. oft einfach schlecht funktionieren – es ist mir nach wie vor völlig unverständlich, wie dilettantisch vorgegangen wird in einem Markt, in dem weltweit immense Summen umgesetzt werden und Preise von 70,- Euro aufwärts für ein einzelnes Trikot keine Seltenheit sind. In diesen Wochen werden z.B. nach und nach die neuen Trikots der Bundesligisten präsentiert und treiben vielen Fans (=Kunden) von Borussia Dortmund, Werder Bremen und anderen Vereinen mal wieder die Tränen in die Augen.
Jürgen Siebert
Die schlechte Nachricht: Leider scheinen sich die Trikots auch mit schlechter Typografie prima zu verkaufen.
Und jetzt die gute, für Adidas, Puma, Nike & Co: Eine ordentliche Typografie macht sie keinen Cent teurer, die Augen der Fans werden nicht beleidigt und es wird kein einziges Shirt weniger verkauft … im Gegenteil …
Dominik
Also Comic Sans hätte ich sicher nicht lieber gesehn! Und die Duper mit ihrer Filzigkeit ist auch nicht gut. Seltsam, dass es ein FreeFont geworden ist, aber von Weitem find ich es auf den Trikots nicht schlimm. Will heißen, ich habe mich dran gewöhnt, dass Trikotschriften komisch aussehen.
Da Stefan
Da können sich ja auch Bundesliga und Co. was von den Jersey-Designern in den USA was abschauen. Da ist auch die Namenstypo richtig fesch gestaltet. In der zum Teamnamen passenden Schriftart. Und manchmal auch im Retrostyle aus den 70ern:
http://3.bp.blogspot.com/-wBKTYXFx_HQ/TccMJ1FqTmI/AAAAAAAABUk/3IgzmQUI8U0/s320/dirk_nowitzki_green_alternate_jersey.jpg
Aus passendem Anlass… ;)
anderer tom
Da wird so viel für das Image des Frauenfußballs getan und dann kommt so eine billige Typo auf die Trikots. Da hätte man sich schon besseres einfallen lassen können um die Frauen in Szene zu setzen. Die Beispiele hier im Fontblog finde ich auch eher unglücklich. Ich wäre da eher in eine moderne Richtung gegangen mit weichen Kurven. Z.B. Zekton oder Neuropol oder etwas in der Art.
Vroni
Ich weiß nicht, ob die Typo auf den Männerhemden glücklicher ist:
http://12.img-preis.de/724849/Sport-Freizeit/Fanartikel/Miroslav-Klose-Deutschland-DFB-Trikot-Nationalmannschaft.jpg
Und richtig lustig wäre es mit diesem Font geworden, wenn der Spieler Lahm die Krückstock-Einser, ähm die Nummer 11, bekommen hätte:
http://10.img-preis.de/724842/Sport-Freizeit/Fanartikel/Philipp-Lahm-Deutschland-DFB-Trikot-Nationalmannschaft.jpg
Aber dann sind sie wieder nicht richtig konsequent.^^
Martin
Die Entscheidung einen Freefont zu verwenden musste ja nicht zwingend einen finanziellen Hintergrund haben.
R::bert
Okay, wenn Dir die Robirightklage lieber ist … ; )
Sorry!
Verbesserungsvorschlag: fänd’ die Akko rounded mal ganz spannend. Möglicherweise sogar als Italic-Schnitt und unbedingt in gemischter Schreibweise, wenn nicht sogar alles klein.
;)
@ Da Stefan
… ich hoffe dein beitrag bzw. link ist ironisch gemeint. sonst fall ich hier vom glauben ab.
probek
Äh, will hier nicht in die Diskussion der Fachleute eingreifen, aber: das Trikot heißt nicht „Blüh im Glanze dieses Glückes“ (was ich mindestens so schräg wie die Fontwahl gefunden hätte). Es hat, außer der Funktionsbezeichnung „Trikot der DFB-Frauen“, keinen Eigennamen. Zumindest kann ich keinen finden:
http://news.adidas.com/DE/PERFORMANCE/adidas-und-dfb-prsentieren-neue-trikots-der-frauenfuball-nationalmannschaft/s/d843582d-15ee-464f-ba86-d9591ab10d31
Dass Adidas Sinnsprüche in die Krägen der Trikots schreibt, ist ein älteres Phänomen – und hat mit der Bezeichnung der Trikots nichts (oder nur wenig) zu tun.
fritz
Typopokalsieger. Mal konstruktiv: wie wäre es, wenn Fontblog bis zum Ende des Turniers eine Abstimmung im Web zum typografisch bestgestalteten Trikot der WM aufzöge und am Ende mit großem Bimbam einen Pokal verliehe? Das wäre doch mal eine öffentlichkeitswirksame und positiv aufgesetzte Maßnahme, Problembewusstsein zu schaffen und Aufträge zu stimulieren.
Jens Tenhaeff
Um mal hier eine Lanze für Actionman zu brechen: Die Schrift ist prima, wenn man sie für das einsetzt, wozu sie ursprünglich geschaffen wurde: Als „Handlettering“ in Comic-Sprechblasen, in der Regel bitte nicht größer als 9 Punkt. Sie kommt natürlich nicht an die Qualität eines Signature fonts wie z.B. CCJoeKubert heran, aber das verlangt auch keiner.
Auf den Trikots einer Fußballmannschaft (Frauschaft?) hat sie allerdings wirklich nichts zu suchen.
P.S. Wer Interesse an guten handlettering fonts hat, dem sei http://www.comicbookfonts.com ans Herz gelegt. Professionelle Schriften von echten Letterern zu fairen (nicht billigen) Preisen.
Jürgen Siebert
Danke, @probek. Ich formuliere das mal anders. Habe mich da von einer Headline in einem Katalog täuschen lassen.
Carlos
Ich muss ehrlich sagen, dass ich eine handschriftlich anmutende Schrift gar nicht so falsch finde. Die konkrete Umsetzung ist furchtbar, aber der Grundgedanke ist für mich verständlich.
Gerhard Illig
Ich vermute, dass die oben genannten Typovorschläge nur beispielhaft dafür stehen sollten, dass die Comic Sans leicht getoppt werden kann. Allerdings sehe ich keine Notwendigkeit, dies unbedingt mit Rounded oder Filz oder Edding etc. erreichen zu wollen. Generell: In der Vergangenheit hatte ich den Eindruck, dass Adidas mit der Trikot-Typo bei WMs (Männer!) immer wieder zeitgeistige Akzente gesetzt hat. Dass diese Chance bei der Frauen-WM vertan wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Offensichtlich hat sich das spielerische Vermögen der Frauen so schnell entwickelt, dass die Industrie nicht mitkommt. Schade! Adidas-Designer sollten auf dieses Blog aufmerksam gemacht werden.
erik spiekermann
Doch, das ist grundsätzlich falsch. Schrift auf dem Trikot wird fast nur aus schrägen Winkeln wahrgenommen und in Bewegung. Da ist eine Schrift, die selber Bewegung implizieren soll, weder lesbar noch konzeptionell richtig. Eine statische Schrift lässt viel stärker erkennen, wenn sie durch Blickwinkel oder Bewegung verändert wird. Von der Lesbarkeit ganz zu schweigen, besonders die der Ziffern.
andi kissel
für mich ist es völlig unverständlich, daß ein mode- oder trikotdesigner die ganzen mühen des trikotentwurfs auf sich nimmt (die trikots unterscheiden sich ja oft nur minimal) und dann so ein wichtiges element, ja quasi ein alleinstellungsmerkmal, wie die typo so sträflich vernachlässigt bzw. nicht einfach einen typokundigen mit einbezieht.
;)
@ erik spiekermann
… natürlich haben sie recht und das ist die auch nicht anders zu erwartende antwort – weil lehrbuch meinung – von ihnen
… wer aber 90 minuten lang eine ca. 25–35 cm hohe schwarze ziffer (auch wenn’s handschriftlich ist) auf weißem grund nicht lesen kann der braucht einfach eine brille oder ein fernglas oder beides.
… aus zuschauersicht ist die ziffer im gegensatz zum namen absolut uninteressant. niemand will wissen was fräulein prinz für eine nummer hat man will einfach nur wissen das es fräulein prinz ist und diese info liefert nunmal der name. da die meisten zuschauer im laufe eines spiels sich die verknüpfung name-nr. aller 22 akteure nicht einprägen werden, dient die nr. einfach nur der durchnummerierung bzw. hat’s der schieri so einfacher den spielbogen auszufüllen ;)
robertmichael
@ ;)
genau! weg mit den zahlen – weniger ist mehr.
oh mann – was sind das denn für argumente?
1.) gibt es auch taube menschen die gern fussball schauen
2.) können ausländer mit den namen der spieler genauso wenig anfangen wie ich, denn ich muss gestehen ich kann mir die nicht alle merken – somit
3.) helfen die ziffern einfach zur schnellen identifizierung
4.) ist es einfach tradition, nimm mal einen spieler seine nummer weg … da ist ärger vorprogrammiert
5.) nicht alle haben hochaufgelöstes fernsehen, dass hat nichts mit brille/fernglas etc. zu tun. schonmal im stadion gewesen?
Bert Vanderveen
I prefer shirts without the players’ names… only numbers please — much cleaner, less chance of f**k-ups. (But I have this strange affliction — I HAVE to read everything in sight, which impedes watching the game of course… ).
Dave
@ ;)
und:
Du warst noch nie in einem Stadion bei einem Fassballspiel oder?
Jürgen Siebert
Bis Du Sportreporter? Die meisten WM-Zuschauer – vor allem in den anderen Ländern – sehen Zusammenfassungen oder Kurzberichte in den TV-Nachrichten. Da kommt es durchaus auf schnelle Lesbarkeit an.
Warum glaubst Du wohl, hat Ballack aus seiner 13 einen derartigen Kult gemacht. Die Namen sind in der TV-Totale nicht lesbar, wohl aber die Ziffern. Gilt auch für die meisten Plätze im Stadion.
Jürgen Siebert
Noch mal Danke an die dpa für die Adruckrechte des Aufmacherfotos und diese Meldung, die gerade durch den Äther tickert … (vielleicht erreicht sie die richtigen):
Lästereien über Trikot-Schrift des DFB-Teams
Berlin (dpa) – Das vielgelobte Frauentrikot der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat im Internet eine Welle des Spotts und der Häme ausgelöst – zumindest die Beschriftung des Jerseys.
Team-Ausrüster Adidas wollte mit den «runden und eleganten Rückennummern» für das neu entworfene Trikot «ein feminines Design» vorlegen. Doch im Kurzmitteilungsdienst Twitter sowie auf Facebook fällt der ungewohnte Schriftzug gnadenlos durch.
Viele Twitterer verweisen dabei auf den Blog-Eintrag des Gestalters und Zeichensatzexperten Jürgen Siebert, der die Schrift auf dem Damen-Trikot «grottenschlecht gestaltet» findet. «Erschwerend hinzu kommt, dass die Versalschrift unfassbar stümperhaft gesetzt ist: Lena Goeßling trägt den Erstklässler-Fehler Nr. 1 auf dem Rücken, das gemeine ß mitten im Namen (GOEßLING)», schreibt Siebert in seinem «Fontblog». Bei Spielerinnen wie Alexandra Popp und Birgit Prinz seien die Lettern handbreit gesperrt. «Wer macht so was – ohne Not? Der Schuhwart?»
Für Lacher im Netz sorgt auch die Erkenntnis von Siebert, dass sich Ausrüster Adidas und der DFB ausgerechnet die Billig-Schrift mit dem Namen «Action Man» für die Beflockung des Frauen-Nationaltrikots ausgesucht hätten. «Da hat der DFB echt Geld in die Hand genommen: Der fürchterliche Trikot-Font heißt „Action Man“ und ist Freeware», twittert beispielsweise Blogger Giesbert Damaschke.
«Es ist schon erschreckend, mit welcher Lieblosigkeit die Verantwortlichen die Beschriftung vorgenommen haben, wo sie sich doch bei Design der Trikots selbst und der Auswahl der Materialien erkennbar viel mehr Mühe gemacht haben», sagte Siebert der Nachrichtenagentur dpa.
;)
@ robertmichael
… mal schön auf’m teppich bleiben. keiner will irgendwelche zahlen weghaben.
keine ahnung wo du das her nimmst. es geht lediglich darum das auf den ziffern
nicht das 100%ige augenmerk liegt und genau deshalb kann man dort natürlich immer im rahmen der lesbarkeit und der schnellen identifizierung, das ist doch klar mal was typomäßiges probieren und das muß nicht immer gleich eine statische oder konstruierte zahl sein, nur weil man angst haben muss, das dass irgendjemand nicht lesen kann. punkt aus. mehr wollte ich gar nicht sagen.
deshalb einfach mal mit einem auge zu „nike football” rüberschielen die machen das sehr gut vor.
also vorher kurz genau lesen, dann kannst du dir deine sehr wackelige auflistung sparen … und nein ich war noch nie in einem fussballstadion ich gucke nur bogenschießen auf meinem full-hd tv ;)
Stefan
@ ;)
Namen sind Schall und Rauch. In der BuLi/WM/EM gibt es diese auch erst seit Anfang der 1990er Jahren auf den Trikots. Wichtig für den Zuschauer, Reporter und Schiris ist die Nummer. Im übrigen gab zunächst auch nur die Nummer 1 bis 11, ohne feste Zuordnung eines Spielers.
Johannes Thielen
@;) Ich schließe mich Daves Vermutung an. Sowas kann eigentlich nur jemand sagen, der Fußball nur aus dem Fernsehen kennt. Jeder, der ab und an im Stadion steht/sitzt und einigermaßen an dem, was unten auf dem Platz stattfindet, interessiert ist, weiß, wie wichtig die Rückennummern und ihre Lesbarkeit sind.
Und selbst bei der Fernsehübertragung ginge einem eine Menge verloren, wenn man nur noch auf den Kommentator bzw. Großaufnahmen der Spieler(innen) angewiesen wäre.
;)
… es lebe der sport ;)
Dave
@ ;) und Johannes Thielen
Ich meine ja nur. Aus unserer Südkurfe herraus kann ich keinen Namen lesen, wenn sich zwei Spielerim 16er vor der Nordkurve an die Wäsche gehen. Mit der passenden Rückennummer kann ich zumindest die eigenen (auf jeden Fall!) und auch die meisten Gegener erkennen.
Carlos
Was beweist denn, dass sich eine statische Schrift auf Trikots besser lesen lässt?
Heinrich
klar, vor allem eine relativ fette ziffer lässt sich besser erkennen. wer sich mit typografie beruflich beschäftigt dem ist das klar.
robertmichael
@ ;)
zum „zahlen weghaben“ — das war meine nächste schlussfolgerung zu
ist sie eben nicht, wollte ich damit sagen.
ich stimme dir aber zu: mit den zahlen sollten die trikothersteller mehr spielen, sie besser in die restliche gestaltung des trikots einbinden, nicht einfach so draufklatschen. konstruierte schriften funktionieren aus meiner sich nur bis zu einem gewissen grad, teilweise wirken sie auch sehr steif. auch die dynamische puma-schrift von von der WM 2006 ist bei mir durchgefallen, statisch wirkt einfach besser. wir hatten ja das thema schon vor einigen jahren:
https://www.fontblog.de/files/gastkommentar_sander.html
https://www.fontblog.de/files/trikot_typografie_2.html
rein optisch finde ich serifenfonts immer noch am schönsten
http://www.letterbeeld.nl/shirtnumbers/shirtnumbershome.html
Patrick
Oh Gott, dass man diesen Artikel nicht ernstnehmen kann, zeigt schon eine total unwissende Aussage des Schreibers. Wer ist denn so blöd, und nimmt typographische ‚Fauxpas‘ als Grund, welche vollkommen korrekt sind?!
Gemäß Rechtschreibregeln ist es erlaubt, in Versalschrift (also dem Schreiben nur in Großbuchstaben) den Buchstaben ß nicht zu umschreiben! Viele Institutionen (wie z. B. die Post) EMPFEHLEN das sogar! Also ist der Name GOEßLING auf dem Trikot VOLLKOMMEN korrekt, GOESSLING wäre sogar NICHT zu empfehlen gewesen!
Das Ersetzen von ß zu SS in Versalschrift ist nur außerhalb von Eigennamen Pflicht. Der Satz „Goeßling schießt das 1:1“ kann in Versalschrift also sowohl „GOEßLING SCHIESST DAS 1:1“ als auch „GOESSLING SCHIESST DAS 1:1“ heißen, wobei Ersteres sogar zu empfehlen ist.
Setzen – sechs -, werter Herr Siebert! Erbärmlich, hier Sachen als falsch darzustellen, die es nicht sind! Erkunde dich lieber mal über Sachen, anstatt hier sinnlos irgendeine Kacke zu schreiben – denn DAS ist definitiv kein Rechtschreibfehler seitens des DFB – und davon mal abgesehen für (ausländische) Fußballgucker auch besser, da die dann sofort wissen, dass man Goeßling mit ß schreibt und nicht mit SS (genau aus diesem Grund ist die Ausnahme der ß-SS-Regel in Versalschrift ja entstanden). Erst nachdenken, dann reden.
Patrick
Abgesehen davon ist das eh lächerlich, sich über die Gestaltung der Rückennummern lustig zu machen.
Man kann es erkennen und darum gibt es für mich kein Problem dabei. Meine Fresse, das ist Fußball und keine Büroarbeit, wo man immer mit seriösen, langweiligen, sterilen Schriftarten arbeiten muss.
Wenn einem diese Schriftart nicht gefällt – na und?! Mir gefällt auch nicht jede Schriftart.
Jürgen Siebert
Hallo Patrick, interessante These. Dass die Post so etwas empfiehlt, wundert mich nicht, macht es aber noch lange nicht zur Regel. Schick mir einfach mal einen Link oder eine Abbildung der zitierten Regel zum/aus dem Duden.
Daniel H.
Auszug aus Wikipedia:
„Die heutigen Rechtschreibregeln schreiben vor, im Versalsatz das „ß“ durch „SS“ zu ersetzen („Weiß“ wird zu „WEISS“).
Ursprünglich hatte der Duden bei Großschreibweise die Ersetzung durch „SZ“ vorgesehen.[21] Diese Schreibung wurde später zugunsten der Schreibung mit „SS“ auf diejenigen wenigen Fälle begrenzt, in denen Verwechslungen möglich sind (z. B. „Maße“ → „MASZE“ gegenüber „Masse“ → „MASSE“.[22]) In der reformierten Rechtschreibung von 1996 wurde die Ersetzung durch „SZ“ ganz abgeschafft. Im April 2008 wurde der Weg zu der Einführung eines ß-Großbuchstaben geebnet, siehe unten.“
Also, lieber Patrick, hattest du wohl unrecht.
PS: Was ist lächerlich? Über wirklich schlechte Rückennummern zu diskutieren (Fakt!) oder so sinnlose Kommentare wie deine abzugeben???
Florian
Der Duden verlangt die Ersetzung des ß durch SS im Versalsatz. Lediglich ein Zusatz zu Regel besagt: »In Dokumenten kann bei Namen aus Gründen der Eindeutigkeit auch bei Großbuchstaben das ß verwendet werden«. Ein Trikot ist sicherlich kein Dokument. Ob mit gewöhnlichem ß oder speziell angepasstem Versal-ß – »ausländische Fußballgucker« lesen Goebling.
Eiben
„ß“ gegen „SS“ – in dem Spiel hat Wikipedia verloren gegen den Duden. Der hat die „amtlichen Regeln der deutschen Rechtschreibung“. Und hier heißt es unter Kennziffer 160: „Bei Dokumenten kann bei Namen aus Gründen der Eindeutigkeit auch bei Großbuchstaben das ß verwendet werden.“ Ansonsten gilt §25 der amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung: „Bei Schreibung mit Großbuchstaben schreibt man SS.“
Also: Normalerweise würde man „SS“ verwenden. Es sei denn, das Trikot wäre ein Dokument. Dann wäre aus Gründen der Eindeutigkeit auch ein „ß“ erlaubt.
Marc
Schöner Blog, stimme 100% zu.
Damit würde selbst jeder Mediengestalter durch die Prüfung rasseln.
…da gibt es nichts zu diskutieren – die Beschriftung sieht aus wie aus dem Copyshop des Quereinsteigers um die Ecke.
robertmichael
klar, die können ja auch alle mit diesem komischen B mit unterlänge was anfangen.
ich glaube nicht, dass die ‚(ausländische) Fußballgucker‘ wissen wie man das ß ausspricht — SS wäre klarer, ist aber ebenfalls falsch. aufgrund der ‚(ausländische) Fußballgucker‘ würde ich jedoch das SS bevorzugen.
;)
@ robertmichael … na bitte. wir liegen doch mit unseren meinungen gar nicht soweit auseinander ;)
@ carlos … bin ganz deiner meinung ;) die antwort darauf von heinrich „eine relativ fette ziffer” ist jetzt auch nicht das was ich für typografisch fundiert halt.
@ an alle vermeindlichen fußballauskenner … wenn man nur die nr. 13 posten kann weil man die nr. von özil, lahm und konsorten nicht kennt und man die spieler seiner eigenen mannschaft nur an der rückennummern erkennt und nicht an den laufwegen, den spielerischen impulsen und dem taktischen verhalten dann ist das sehr bezeichnend und man sollte sich dann mit aussagen zur häufigkeit von stadionbesuchen eher zurück halten ;) … einen nummernkult gibts z.b um cruyff, maldini und andi görlitz aber so leid mir das tut nicht um ballack
Trainer
Das waren noch Zeiten Johann Cruyff bei den Kathalanen. Super!
Tobias
Zur Frage ß versus SS:
Beim Design gibt es Gebräuche und Überlegungen, die weit über bloße Orthografie hinausgehen. Insofern könnte man selbst dann, wenn der Duden den Gebrauch von ß im Versalsatz vorschriebe aus gestalterischen Erwägungen davon abweichen. Ein Trikot stellt, wie bereits von anderen gesagt, andere Anforderungen als ein Personalausweis oder ein Dokument.
Noch einmal zum Mitschreiben für Patrick: Orthografie nicht gleich Typografie. (Als Erinnerungshilfe mag die Vielzahl von Trikots dienen, die die Namen komplett in Kleinbuchstaben setzen. Orthografisch falsch, typografisch deswegen noch lange nicht.)
009er
Danke, danke für den Artikel, Herr Siebert. Ich fragte mich das ganze Spiel, wer wohl sowas machen darf – und hoffte auf einen Artikel in diesem Blog. Mit so einer Comic-Schrift auf dem Rücken, finde ich, sehen die Spielerinnen auch ein wenig wie Comicfiguren aus, mit Sprechblasen auf dem Rücken.
Vermutlich ist Typographie kein Lehrinhalt beim Mode-Design-Studium? Die Kanadierinnen hatte es aber auch nicht besser, da war die Lesbarkeit noch schlechter.
Rulf Neigenfind
@25 | Vroni
Die ist weder glücklich noch unglücklich, die ist und war immer unter aller Sau. Aber Verbandsgrafik muss ja in der Regel unter aller Sau sein, sonst kommt sie nicht durch.
Immerhin brauchen die Damen nicht in einem vom Lagerfeld-Marschall entworfenen Outfit anzutreten wie die französischen Männer mit ihrem Popeye-Shirt.
009er
Zum Versal-ß: Warum müssen die Namen überhaupt versal gesetzt werden? Ist doch anders auch besser lesbar.
carlos
…und wer lesen kann, wird feststellen, dass das keine logische Antwort auf meine Frage und somit ein vollkommen sinnloses Argument ist.
hannes
Endlich fliegen wieder die Fetzen im FontBlog! Als ist es nicht schon warm genug da draußen wird hier zusätzlich heiße Luft fabriziert! Macht’s zur nächsten WM besser — bietet euch als ›Berater‹ an und bitte, BITTE sorgt für LESBARE Trikots. Eine Auswahl brauchbarer Schriften hat uns Herr Siebert inkl. link bereits vorgezeigt. Dürfte also nicht all zu schwer sein, nein? Danke.
Belles Lettres
@ Patrick (51)
Hallo Patrick, bei Ihrem Psychoproblem kann ich Ihnen nicht helfen, aber was die zur Zeit gültige amtliche Rechtschreibung angeht, schon:
Das ist die vollständige Vorschrift; es gibt keinen Passus, der Esszett in Versalien in Ausnahmefällen erlauben würde.
Die Sechs für Herrn Siebert dürfte damit aus der Welt geschafft sein.
Rene
Ich gebe „;)” recht – Ballack in alle Ehren – aber was bitte schön für’n Kult. Fest zuhalten bleibt kein internationaler Titel im Verein oder der National-Elf, keine Finalteilnahme bei einer WM oder EM. Ballack WAR lediglich und das zweifelsohne ein sehr sehr guter, wenn nicht einer der besten deutschen Fußballer der letzten 10 Jahre. Vielleicht gab es ja zur WM einen kleinen Hype um die 13 aber zum Kult braucht’s eben schon etwas mehr. Nicht umsonst ist die 13 bereits schon seit längerem wieder vergeben und das noch nicht einmal positionsgebunden – eine Hommage sieht anders aus!
Also lieber weiter um die Trikotbeschriftung kümmern und das nächte mal bitte etwas fundiertere Kultnummer posten. Gute Ansätze sind ja etwas weiter oben schon da.
Sport frei!
Jürgen Siebert
Na, du bis ja ein ganz schlauer, Rene … ein richtiger »Sportexperte«.
Wirf einfach mal einen Blick auf diese Seite zum Thema Ballack Nummer 13 … von den verbleibenden 11 Mio Suchergebnissen ganz zu schweigen. Wenn das kein Kult war, musst Du mir mal deine Definition von Kult verklickern.
erik spiekermann
Das ist ja eigentlich eine rhetorische Frage, weil jeder, der sich mit Typografie beschäftigt, die Antwort wissen sollte.
Ich will sie aber trotzdem beantworten: locker geschriebene, bewegte Buchstabenformen stimmen weniger mit dem gewohnten Bild einer „normalen“ Schrift überein, wie wir sie gewohnt sind und erwarten und deshalb gut lesen können. Wenn nun durch Blickwinkel, Entfernung und Bewegung diese Abweichung verstärkt wird, bleibt weniger von dem bekannten Muster zum Erkennen übrig. Deshalb wird man auf Autobahnschildern keine Schreibschriften verwenden, es sei denn, man arbeitet auf ähnlich niedrigem Niveau wie der DFB und Adidas, wo man meint, Begriffe wie„locker“ und „sportlich“ ließen sich einfach durch sogenannte spontane Schriften ausdrücken. Das ist sowohl inhaltlich als auch handwerklich völlig laienhaft gedacht und ausgeführt und ich schäme mich als Gestalter aus Deutschland, dass wir uns so darstellen. Immerhin sind wir sonst bekannt dafür, technisch anspruchsvolle und gut funktionierende Dinge zu bauen. Wenn diese Schrift ein Auto wäre, käme es nicht vom Hof.
pica-ae
mh, ich habe schon schlimmeres auf Trikots gesehen… sogar unleserliche Nummern gibt es. Was einen bei der Größe der Nummern dann schon wundert…
Dass es schlimmeres gibt, macht die aktuellen Trikots der Frauen natürlich nicht besser.
philipp
Warum werden gute Fussballspielerinnen mit Comicfonts eingekleidet, warum werden wichtige Plakate zu Tode gebrieft, warum heissen schöne Stadien nach Versicherungskonzernen? Weil sportliche Institutionen wie der DFB gerne vorauseilend und für alle sichtbar vor ihren Sponsoren auf die Knie fallen, anstatt in Gestaltungsfragen eine selbstbewußte Haltung zu kommunizieren.
Fußball ist unglaublich populär, wer ihn organisiert, steht ebenso – ob er’s merkt oder nicht – im Rampenlicht. Aber statt einer beispielhaften Inszenierung zeigt sich allzu oft ein billiger Ramschladen. Die inhaltliche Vision der Sportfunktionäre reduziert sich offensichtlich auf Einschaltquoten und verkaufte Autos / Bratwürste / Versicherungspolicen ihrer Sponsoren (Anmerkung: Wenn vom DFB keine Kommunikationsqualität gefragt wird, könnte ein Sponsor wie Adididas auch in die Bresche springen und sie ungefragt liefern, aus einer eigenen Haltung heraus. Leider auch nicht geschehen ).
Fußball ist eigentlich kein Sport für dumme Konsumenten, es wäre schön, wenn man das auch in den Details wichtiger Fußballereignisse einmal erkennen könnte.
Ulrich Voß
Dabei ist das Trikot eigentlich ganz hübsch, vor allem der Trainingsanzug ist ganz nett. Und jetzt weiss ich auch warum: Da steht keine Zahl hinten drauf …
Ich warte jetzt auch einen Verriss der Schreibschrift auf dem Trainingsanzug ;-)
(Ich find’s schön …)
R::bert
Schön erklärt! Eine statische Schrift im Sinne von gerader Ausrichtung und klassisch konstruierter Formensprache ist wohl der sicherste Weg, für gute Lesbarkeit zu sorgen.
Aber auch hier gibt es ja Möglichkeiten spielerisch-dynamische Akzente zu setzen. Ich denke da an das R der Milo Sans oder das g der Roletta Sans, welche aber gerade auch deshalb »spielerisch« wirken, weil sie gekonnt an die Grenzen des »normalen« Rahmens gehen. Die Akko wiederum wirkt schon allein durch ihre moderne Anmutung dynamisch. Würden Sie soweit gehen, auch solche Schriften zu vermeiden?
(Um hier mal wieder für etwas mehr Heiterkeit zu sorgen – frei nach dem Motto: »Spieklein, Spieklein an der Wand, wer ist die schönste Schrift im Land?« ; )
Dave
@;)
Danke für die „Blumen”. Aber bitte: Erst richtig lesen. Ich habe nie gesagt unsere Spieler nur an der Rückennummer zu erkennen.
Aber ich glaube Dir sofort (nicht im TV) jeden Spieler (ohne Rückenbeschriftung) vor dem Tor zu erkennen … wenn z.B. bei einer Ecke auf der anderen Spielfeldseite viele der Spieler mit dem Rücken zu einem stehen. Z.B. an der Frisur, Haarfarbe und Größe. Ist doch klar. Kann doch jeder. Sind ja nur die meist 105 m + eventuell Laufbahn + Tribünen-Meter. Ach hast Du auch nicht behauptet? Schade.
Dani
Man muss sich nur stark genug über Typo auskotzen, um über Rechtschreibung und Grammatik ganz „ästhetisch“ hinweg zu schauen… Schrift hat halt doch nicht immer was mit Schreiben zu tun.
Rene
@ Jürgen
Und was beweisen denn 11 Mio. Googletreffer? Einfach nur das ein „halbwegs Fußballinteressierter” weiß das Ballack im Verien und National die 13 hatte. Mehr nicht. Wahrscheinlich bringt jede Topspieler-Nummer-Verknüpfung (Rooney, Eto, Villa) auch über 10 Mio. Googlertreffer und deswegen Nummernkult? Mit nichten.
Hinter der Nr. muss einfach eine Geschichte stehen, ein prägendes Ereignis
oder Ähnliches, dann wird sie Kult. Und genau deshalb werden Kult-Rückennummer aus verschiedenen Anlässen z.B. gar nicht mehr, oder immer nur positionsgebunden vergeben. Bei Ballacks 13 ist weder das eine noch das andere passiert. Wie gesagt Hype ja – Kult nein. Frag mal nach wer heut die 13 trägt – da macht der „halbwegs Fußballinteressierte” nur große Augen – fragst du nach Maradonas 10 gibt’s sicherlich gleich die richtige Antwort.
Das ist Kult ;)
Franz
Hallo und herzlich willkommen im aktuellen Sportstudio.
Frida
@67 | Belles Lettres:
Schön, dass sich hier nun auch noch selbst ernannte Psychologie-Experten tummeln! So eindeutig, wie Du hier in Holzhammer Manier die Sachlage darstellen möchtest, scheint sie mir nicht zu sein.
Lies am besten Mal Beitrag 56! Die Frage ist, ob ein Trikot wie ein Dokument behandelt werden sollte, oder unter welche Kategorie es ansonsten fällt. Eigennamen abweichend von generellen Regeln zu behandeln finde ich nicht abwegig.
Kontroverse Diskussionen sind absolut o.k., aber einem Foristen gleich Psychoprobleme zu unterstellen finde ich peinlich!
Jürgen Siebert
@ Ulrich Voß: Die Trainingsjacke ist wunderbar, der Schriftzug, seine Farbe und die Schriftart könnten nicht besser gewählt sein. Ich vermute inzwischen ganz stark, dass die Designerin Annette Kres gar nicht für die Beschriftung der Trikots verantwortlich ist … auch am Design der Damentrikots gibt es ja nichts zu mäkeln. Ich kann mir vorstellen, das Spielernamen und -nummern von einer ganz anderen Abteilung oder Person aufgetragen werden, vielleicht sogar von einem Dienstleister, der einfach mal »was Neues und Originelles« ausprobieren möchte.
Jürgen Siebert
Mir ging es nicht um die 11 Mio Treffer, sondern um die Schlagzeilen auf der ersten Suchergebnisseite (fett geschrieben), die du anscheinend nicht gelesen hast. Darum zitier ich noch mal:
Wer kriegt Ballacks Nummer 13? (Bild.de)
Nationalmannschaft: Müller überlässt Ballack die Nummer 13 (RP Online)
Müller – Ballack: Kein Duell um Nummer 13 (FIFA.com )
Ballack Trikot:. Nummer 13 das Capitano Trikot Deutschland
Michael Ballack: Die unvollendete Nummer 13 (ran.de)
Trikot-Theater: Gallas will Nummer von Ballack zurück (spiegel.de)
und so geht das seitenlang weiter. So etwas nenne ich dann Kult. Nenn Du es wie du willst …
Frida
@80 | Jürgen Siebert
Wäre doch super, wenn du das rausbekommen könntest. So wie Annette Kres bislang in Deinem Artikel da steht, möchte wohl niemand in ihrer Haut stecken!
R::bert
@ Ulrich Voß
Ich find’s auch sehr sehr schön. Dennoch wäre zugunsten der Lesbarkeit bei Nummern und Namen eine solide Grotesk als konsequenter Kontrast wahrscheinlich die bessere Wahl. Ich könnte mir vorstellen, dass mit dieser Schrift die schnelle Erfassung noch schwerer fallen würde als ohne hin schon bei der Action Man.
R::bert
@ Jürgen
Wie findest Du diese Idee?
Schwalbenkoenig
»Blüh im Glanze dieses Glückes« auf dem Traininganzug dürfte ein Mix aus ITC Edwardian Script + Alternate sein. Zumindest ist es sehr ähnlich dem kleinen Ausschnitt auf dem Bild oben. Kommerzieller, professioneller Font von Ed Benguiat, der aber in einigen Microsoft-Produkten gebündelt ist. Für den also auch selbst keine Lizenzgebühr extra zu entrichten ist (wenn das Softwarepaket ordnungsgemäß lizenziert wurde).
http://www.microsoft.com/typography/fonts/font.aspx?FMID=990
Vroni
Lieber Rulf Neigenfind ,
ob „unglücklich“ oder „unter aller Sau“:
manchmal ist zartere Rhetorik wirksamer und reicht auch. Wir sind hier vorwiegend unter Gleichgesinnten.
Manchmal allerdings möchte ich, ebenfalls wie Sie, diese drastischere Rhetorik gewissen Leuten angedeihen lassen, die zwar Top-Autos bauen, aber sowas „vom Hof lassen“. (Spiekermann).
Den DFB (samt den Werbeschildermaler, der die Shirts verbrochen hat) in zukünftigen Typo- und Designdingen katholisch zu machen, wäre ein hübscher Ansatz. Nur kann der nicht vom kleinen Designerlein ums Eck kommen. Das können Namen wie Spiekermann und Co. besser als „unbekannt“. Nur, wo sollen sie denn noch überall …, man müsste ganz Deutschland missionieren.
[Habe mich schon von Auftraggebern ähnlicher Manieren und ähnliches Gehabe wie der Fußballbund^^ (siehe auch sehr gutes Posting von philipp) wegen solcherlei fortgesetzter Dummheiten getrennt. Es sind immer wieder die Gleichen. Holzhacker im Geiste.
Weder dezente Beratung noch vehementes Engagement haben etwas bewirken können.
Den unglaublichen inneren Frieden des kleinen Designers, die gleiche Energie für einsichtigere Kunden verwenden zu dürfen, ist im kleinen Bereich das einzig Wahre und ist der einzige Burnout-Schutz, der etwas mit genau mit der Arbeit selbst zu tun hat, die man verrichtet. Daneben stimmt mich frohest, dass Leute wie Siebert und Spiekermann das typografische Holzhacken anprangern.]
Mirosusan
Nummernkult ist die z.B. die 23 von Michael Jordan. An jedem amerikanischen Sportstadion werden jeweilige Trikots von Topspielern ausgehangen und für alle Ewigkeiten verehrt. Viele Nummern kennen auch Leute die sich mit dem Sport nicht auseinander setzen. Diese Nummern darf auch nie wieder ein Spieler tragen. Wen interessiert die 13, um Himmels Willen?!
Ulrich Voß
Ah, da bin ich ja froh, dass mein laienhaftes ästhetisches Empfinden von den Profis geteilt wird :-)
Helmut Szillus
Hallo Herr Siebert,
Eindeutig ja: Die Typo der Trikots ist wirklich unschön anzuschauen, sie ist schlecht gesetzt – was ja auch schwer machbar ist mit dieser „Schrift“ – und deshalb auch deutlich schwerer lesbar.
Darüber darf man, muss man als Designer und/ oder Typograf sogar diskutieren.
Aber hier wird es zum Pferdefuß für unsere Branche: Sie argumentieren als Vorstandsmitglied und Marketing-Leiter der Fontshop AG dermaßen überzogen, dass es für jeden Designer schwierig wird solche ästhetischen Fragen bezüglich der Typo in einer sachlichen Diskussion beim Kunden zu klären und erklären.
Wir Designer neigen dazu, zu provozieren um Innovation und Frische zu verkörpern.
Ihre Aussage zum ß in GOEßLINGS Namen ist aber dermaßen daneben, dass ich vermute, der Aufmerksamkeit wegen diese Aussage getroffen zu haben.
Es liegt im Sprach- und Schriftgebrauch, auch in Versalschrift das ß zu verwenden. Amtsschriftlich ist es vorgeschrieben.
Ebenso wird es gelehrt – von der Sek1 bis zum Germanistik-Master, Namen auch in versal so zu schreiben wie sie tatsächlich sind, das gilt auch für das „ß“.
Die Einführung des Versal-ß liegt auf dem Weg. Das Unicode-Versal-ß gibt es schon und der Rat für deutsche Rechtschreibung merkt selber an, dass eine Änderung des Schriftsatzes nur nach Beobachtung einer vermehrten Verwendung eines Versal-ß erfolgen kann.
Den Kommentaren entnimmt man viel mehr Argumente für eine Einführung des Versal-ß als Ihrer „Beweisführung“ an deutschen Damen-Trikots. Jede Sprache verfügt über Sonderzeichen, die aufgrund der Globalisierung immer schwerer in ein CD zu integrieren sind.
Der Kunde wird immer darauf bestehen, dass Eigennamen so geschrieben werden, wie sie lauten. Glauben Sie ernsthaft, dass ein CD nur deshalb geändert wird, weil ein ß in Versalschrift sagen wir mal nicht so toll aussieht? Dass beim Pitch mehr Designer als sprachbewanderte Geschäftsführer anwesend sind? Oder dass Frau Goeßling ein OK für eine Schreibweise mit „ss“ gibt?
Die rechtlichen Konsequenzen mal dazu:
Es gibt keinen Spielraum bei Schreibweisen; entweder lautet der Name GROß AG oder GROSS AG. Sprachliche Verwechslungen bleiben mal außen vor.
Wieviele Schriften mit VERSAL-ß haben sie denn im Angebot?
Es ist halt wie mit dem Propheten und dem Berg. Da hilft kein Jammern und kein Wehklagen. Entwickeln Sie (die ganze Branche) mehr Versal-Schriften mit ästhetischem ß und geben Sie uns Werkzeuge an die Hand, die es Kunden unmöglich machen, diese Frage im Design auszuklammern.
Jürgen Siebert
@R::bert Ich denke mal drüber nach. Weiß noch nicht so richtig, wit welchem Arbeitsaufwand das verbunden ist.
Stefan Soellner
@ Jürgen Siebert
Vermute ich auch. Vllt. war es ein Herr / Dame vom DFB selbst. Zeitnot? Evtl. von Mainz 05 abgeschaut. Jene haben auch so eine „schräge“ Typo auf dem Rücken.
@ Ulrich Voß
Mir gefällt das Trikot / Anzug ebenfalls. Dezent, schlicht – im klassischen Sinne -, zeitlos, schön …. Um so mehr passt es zur Typo nicht. Mit der Schrift verbinde ich eher LSD Flashback Shirts – Regenbogenfarben und wilde Muster…. ;-)
Johannes Thielen
@Jürgen Siebert
Würde sich vielleicht mal lohnen, beim DFB, ein paar Bundesligavereinen und den wichtigsten Ausrüstern (Adidas, Nike, Kappa, Puma) anzufragen, wie denn der Prozess der Trikotgestaltung grundsätzlich eigentlich so abläuft. Ich habe immer den Eindruck, dass die Ausrüster relativ ungestört vom Kunden herumwerkeln dürfen und es sich daher natürlich auch recht bequem machen.
Mich (und offenbar auch einige andere) würde jedenfalls wirklich mal interessieren:
Wer gestaltet denn nun die Beschriftung? (Werbetechnik Meier? Ein Inhouse-Modedesigner beim Ausrüster?)
Gibt es so etwas wie eine Präsentation von mehreren unterschiedlichen Entwürfen durch den Ausrüster bei den Vereinen/Verbänden?
Wer entscheidet letztlich bei den Vereinen über das neue Trikot und aus welcher Kompetenz heraus? Bei den Fans wird ja auch immer gerne der Ruf nach Abstimmung übers Internet laut. Nicht dass ich das für sinnvoll erachten würde – aber gibt es Vereine, die z.B. Vertreter von Fanorganisationen bei der Entscheidung über das neue Trikot hinzuziehen?
Wahrscheinlich sprengt das alles aber auch den journalistischen Rahmen eines Blogs und wäre eher mal eine Aufgabe für eine Publikation wie die PAGE.
Rene
@ Mirosusan
Du hast den Finger drauf! Genau so sieht’s mal aus!
Vroni
Böses Foul (mindestens eine Schwalbe):
Die Schrift Lippy wär doch was für uns Titanic-Satiriker. Drauf aufs Hemd:
http://www.hypefortype.com/lippy.html
Herr Thermometer
Gar nix mehr los hier. Haben wohl alle schon hitzefrei oder wie? ;)
Stefan Soellner
Im Ruhrgebiet gehts wieder los. Grau, windig, später wird es knallen, rauchen und zischen.
Da aber noch ein Vorschlag fehlt: Lisboa von Ricardo Santos.
R::bert
@ Stefan Soellner
Schöner Vorschlag. Aber sollten wir hier nicht mit »deutschen Produkten« glänzen?
Michael Müller-Hillebrand
Dank der dpa-Meldung hat es das Thema sogar in »ganz normale« Zeitungen wie die Nürnberger Nachrichten geschafft. Klar, man muss mal provozieren, um ein Typographie-Thema so breit zu streuen.
Gleichzeitig ist dieser Kommentar-Thread aber auch recht unterhaltsam. Schade, dass wir nicht applaudieren können, wenn sich jemand zu weit aus dem Fenster lehnt oder die Torte ins Gesicht bekommt. Nach Poetry-Slam, Science-Slam jetzt Blog-Slam…
Beobachter
Comic Sans, wie ich diese Schrift hasse. Selbst jeder kleine Grußkarten-Versender kommt spätestens nach der 3. für die liebe Verwandschaft selbstgestalteten Karte dahinter, daß Comic Sans ein No-Go ist.
Mag die Nutzung dieser Freeware-Schrift, die so ähnlich wie Comic Sans aussieht, irgendetwas über die wahre Wertschätzung des Frauenfußballs innerhalb des DFB aussagen!?
Hat die „Designerin“ da vielleicht etwas verwechselt? Von wegen Theo Zwanziger und einen 20er für die Schrift…
Christoph
Perfektes Understatement! So wird man Weltmeister.
[Ich bin jetzt auf der sicheren Seite. Das ist die erste Kommentarnummer, die nicht auf ein Trikot paßt.]
thomas junold
@89: herr szillus, ein solche schrift als vorschlag kann in der entwurfsphase maximal dazu dienen, eckpunkte festzustecken, in diesem falle ein eindeutiges »no go«.
es gibt keine sachlich ernsthafte und fundierte begründung für den gebrauch des versal-ß, geschweige denn eine überzeugende idee für eine gestaltung. wer anderes behauptet, lügt sich aufgrund einer fixen idee ordentlich die taschen voll. im übrigen ist das ß ist kein umlaut, sondern eine ligatur, für die es keinen versal-ersatz gibt, sprachhistorisch.
der designer berät den geschäftsführer in gestaltungsfragen, nicht umgekehrt. genauso wie der geschäftsführer in seinem bereich dem designer an kompetenz fachlich überlegen ist. wer schon mit gebücktem kreuz beim kunden zur tür reinkommt rutscht auch auf knien wieder hinaus.
wenn es ein problem bei der frage ß oder SS gibt, dann ist vielleicht die logik des »CD« an dieser stelle etwas mangelhaft, was bei dem umfang der bei namen auf trikots entsteht eher ein witz ist …
das hier ein ß auf bei den namen auftaucht hat rein gar nichts mit der beachtung von rechtschreibung oder gestzlichen vorlagen zu tun, hier wäre es auch ein ß gewesen bei einer vernünftigen schrift. es ist hier nur bezeichnend, dass es zur schlechten schriftwahl, der ungenügenden behandlung der zeichen, quasi das i-tüpfelchen des schlechten geschmacks ist.
ps.: wenn sie so auf der korrekten durchführung von richtlinien und gutem typografischem geschmack bestehen, schauen sie sich bitte mal ihre an- und abführungen an. auch das ist eine unbedeutende, aber wichtige kleinigkeit im täglichen leben für eine angemessene und gute typografie, ob in deutschland oder anderswo.
Matthias
Einer unserer Kunden schwärmt beharrlich von der »Cosmic Sense«.
erik spiekermann
Nie im Leben. Es gibt ganz wenige Schriften, die nicht irgendwo für irgendeinen Zweck wenigstens einmal brauchbar wären. Eine Rückennummer erkennen ist etwas anderes als einen Text lesen, aber immer liest der Bauch mit. Will heißen: es ist schon richtig, dass eine Schrift auf einem Sporthemd mehr bewirkt als nur die reine Information zu übermitteln. Aber wenn die Überlegungen nicht weiter gehen als Begriffe wie weiblich und sportlich in die erstbesten Klischees zu verpacken und das noch handwerklich miserabel, dann merkt es eben auch der nichtkundige Fußballfan. Ihm mag das Vokabular fehlen um sein Unbehagen formulieren zu können, aber unsere emotionale Intelligenz wird durch unangemessene Gestaltung immer beleidigt, auch wenn wir es nicht wissentlich registrieren. Wir lesen nicht zuerst mit den Augen, sondern mit dem Gefühl.
Watzlawick hat es so gesagt: Man kann nicht nicht kommunizieren.
;)
@ christoph
bist du leider nicht … grundsätzlich sind nur maximal 2-stellige Rückennummern erlaubt richtig. allerdings gab es auch schon 2–3 ausnahmen so durfte z.b. andi herzog zu seinem 100. länderspiel die rückennummer 100 tragen ;) … und ich hör sie schon wieder die „besserwisserboy” rufe.
Andreas Mann
Hallo,
bei uns in Offenbach am Main werden die Frauen ernstgenommen.
http://www.offenbach.de/offenbach/themen/article/ihre-namen-ihre-nummern.html
Das ist eben der Unterschied zur Weltstadt Frankfurt.
Gruesse…
Max
Und dann wäre da noch „…Blüh im Glanze dieses Glückes…“, das mit fehlenden Leerzeichen hinter und vor den Auslassungspunkten daher kommt ;)
Tobias
Auf der offiziellen FIFA-Website wird Frau Goeßling als „Lena GOESSLING“ geführt.
carlos
Die offizielle Fifa-Website schreibt auch »Mueller« statt »Müller« und »Mykjaland« statt »Mykjåland« …
carlos
Lieber Erik Spiekermann,
aber warum sollte man denn an ein Fußballtrikot die gleichen Anforderungen stellen wie an ein Autobahnschild. Das ist doch ein absurder Vergleich …
Belles Lettres
Ich habe die amtliche Rechtschreibvorschrift zitiert, weil zuvor behauptet worden war, sie würde das Gegenteil dessen behaupten, was tatsächlich drin steht, und Herr Siebert wäre zu dumm, das nachzuschlagen. Das habe ich auch zitiert, damit es versteht, worauf es sich bezieht. Zu Eigennamen habe ich mich nicht geäußert und auch nicht behauptet.
Heinrich
Dann schmeiß ich einfach mal auf die Schnelle ein paar Vorschläge in die Runde:
– Dax Condensed
– NeoSans
– Netto Offc
Jürgen Siebert
@carlos
Schon mal was von der Relativität der Bewegung gehört? Physikalisch betrachtet ist es egal, ob sich das Auto auf der Straße bewegt, oder die Straße bewegt sich unter dem Auto (KFZ-Werkstätten nutzen letzteres für den platzsparenden Bremstest, auf rotierenden Walzen). Und exakt aus diesem Grund sollte ein Straßenschild, das steht, aber aus der Bewegung gelesen wird, genau so beschriftet sein wie eine sich bewegende deutsche Fußballspielerin, die von einer ruhenden Position aus betrachtet wird (Fernsehkamera auf einem Stativ oder Stadionbesucher auf seinem Platz).
robertmichael
@ 110 | Belles Lettres
der duden ist immer noch eine empfehlung, keine vorschrift, oder?
ich seh das so:
entweder man schreibt die namen in gemischter schreibweise, was die lesbarkeit jetzt auch nicht unbedingt verschlechtert oder ich baue mir halt für diese eine ausnahme ein eigens angefertigestes versal-ß, so schwer ist das nun auch nicht. man muss nur etwas liebe und gefühl für typografie mitbringen. ich meine, da hat man mal als grafiker die chance das trikot für die deutschen frauenfußballmannschaft mitzugestalten, dann sollte man sich auch ins zeug legen.
hier sieht es leider so aus, dass zwar ein schönes trikot von einer desigernin entworfen wurde, sich aber wie zu oft über die schriftwahl keine gedanken gemacht wurde. das ist ungefähr so als würde man einen flughafen als architekt entwerfen und bei der beschriftung des leitsystems dann dem plotterheinz um die ecke sagen: „such du mal ’ne fetzige schrift aus – hauptsache aufällig“
@ 89 | Helmut Szillus
das müssen sie mir erklären. können und wollen ist schon ein untschied. das fängt natürlich damit an die richtigen schriften zu kaufen, schriften die diverse ’sonderzeichen‘ für den fremdsprachensatz enthalten.
@ 92 | Johannes Thielen
das würde mich auch alles mal interessieren, wird zeit für eine rubrik „j. siebert ermittelt“ ;-)
Helmut Szillus
Hallo Herr Junold,
Sie haben den Denkansatz in meinem Posting 89 zumindest erfasst:
Gebückt oder aufrecht!
Nochmals, wenn Sie einem GF mit derlei Arroganz begegnen, kriechen Sie nicht aus der Tür, sondern fliegen sofort aus dem Fenster. Sie können darauf hoffen, den Luftwiderstand durch die vermeintlich aufrechte Haltung zu vergrößern – ankommen werden Sie unten um so härter.
Um es für sie zu vereinfachen: Der GF hat unter Garantie mehr Ahnung vom Schreiben eines Textes als von Typografie. Und es sitzen sicherlich mehr Germanisten in GF-Positionen als Typografen oder Designer.
Wenn Sie für Endkunden arbeiten und nicht als Subunternehmer für Agenturen, wird das die Realität sein. Im Fall des DFB sogar eine sehr wahrscheinliche.
Seit Erfindung des Typographen wird das ß nicht mehr als Ligatur sondern als eigenständiges Zeichen begriffen. Dass das Versal-ß erst 2008 seinen Platz im Unicode erhalten hat, ist ein Beleg, wie lang sich der arme Designer mit dieser Problematik herumschlagen musste. Dem Rat für deutsche Sprache ist dieses Problem sehr wohl und auch schon länger bekannt und dort aktiv auf dem Schirm.
Begreifen Sie sich als Dienstleister oder als Künstler? Denn in dieser Diskussion werden Eigennamen nicht als künstlerisch frei interpretierbar, sondern als das behandelt, was sie schlichtweg sind – eine zu transportierende, eindeutige und interpretationsfreie Information.
Und ja, es gibt schon zahlreiche Anbieter von Versalschriften inkl. Versal-ß. Wie diese ästhetische Nerven treffen bleibt dahingestellt; zeigt aber, dass Dienstleister in Ihrem Denkprozess sind schon einen Schritt weiter sind.
Wäre nicht ein Szenario denkbar, in dem der Typograf dem DFB vorschreiben wollte, auf ein ß zu verzichten, weil es künstlerisch ein Desaster sei? Und sich der DFB dann sagte, was für ein arroganter Fatzke er sei und beschloss, das alles mal lieber selber zu machen? Vielleicht ist sogar ein Typograf der Grund für das ganze Dilemma? Nur weil er zwar ein gutes Gespür für Ästhetik hatte aber leider empathisch und zwischenmenschlich eine Doppel-Null verkörperte?
So etwas würde ich – zumindest karrikiert dargestellt – als durchaus möglich erachten und mich anschließend auch nicht mehr darüber wundern, dass so eine „unschöne“ Typo herauskommt.
Wer meint, diese typografischen Fehler auf den Trikots anhand des Namens Goeßling und dem ß festmachen zu können, erweist sich und seiner Branche einen Bärendienst.
Wenn Sie in Zukunft die Hochstelltaste für sich entdecken, werde ich in Zukunft die Texte in einem Unicode-Editor vorschreiben. Bis dahin reicht mir und vor allem an dieser Stelle die Windows-Tastatur. Versprochen!
Helmut Szillus
Hallo robertmichael,
stimmt schon, aufgrund der Globalisierung ist es natürlich leichter geworden, die Schriften zu kaufen. Mit dem Wollen ist da etwas anders; zumindest ist das meine persönliche Erfahrung. Die Einführung eines ausländischen Produktes auf dem deutschen Markt in eine bestehende Produktkette und ein bestehendes CD löst gerne irrwitzig lange Diskussionen über die Schrift aus. Da ist dann der Dienstleister gefragt.
nireph
Jürgen, dir sei es verziehen, schließlich ist dies der „fontblog“. Aber dass man sich der Schriftart auf den Jerseys der deutschen „Frauenfußballnationalmannschaft“ derart leidenschaftlich widmet, als gehöre dieses Elend vor den Kadi der Vereinten Nationen gezerrt erzeugt bei mir nur ein leises „hihi“. Ich kann die Wörter und Zahlen trotzdem des „abscheulichen“ Action Man Regular wunderbar lesen. Und ich kann die Kritik nicht nachvollziehen. Aber ich kann auch nicht nachvollziehen, warum „Weinkenner“ den 2,99 Euro-Wein von Edeka nicht mögen.
Einstein
Mag sein. Aber so richtig zu ende gedacht ist diese hoch wissenschaftliche Ausführung auch nicht. Bei einem Straßenschild bekommt man ja auch wirklich nur „1 Chance” es zu lesen. Klar das man da einen etwas anderen Maßstab ansetzen sollte. Eine Rückennummer hingegen sieht man 90 min. d.h. nicht das man diese gestalten kann wie man lustig ist aber wirklich niemand will auf einem Trikot eine absolut unemotionalle, steno Autobahnbeschriftung sehen.
Ein Trikot im heutigen Fußball ist eben nicht nur Nummerträger sondern auch zu gleichen Teilen Werbefläche und Modeartikel und genau deshalb sollte an dieser Stelle ruhig in verschiedene typografische Richtungen zumindest gedacht werden.
Max Zumthor
@ nireph
Und mit genügend 2,99 Euro-Fusel kann man sich natürlich auch jeden Schrott und jede Schrift und jedes Trikot schön trinken.
Christian
Sachlich-fachlich sicher korrekt die Kritik an der Shirt-Typografie. Sich in aller Ausführlichkeit darüber auszulassen und mit anderen öffentlich zu streiten, dazu braucht es ein gesundes Maß an Penibilität, die der Beruf des Typografen einfach erfordert. In dieser Diskussion artet sie auch manchmal zur Pedanterie aus. Jm2C
Jürgen Siebert
Das finde ich richtig großzügig von Dir, nireph. Vielleicht fange ich meinen nächsten Beitrag gleich mit einer Entschuldigung an.
@ Einstein: Nee, Straßenschilder kommen immer wieder … auch mit denselben Inhalten (Wegweiser). Ansonsten stimme ich Dir zu: Selbstverständlich gibt es auf einem Trikot mehr Freiheitsgrade, gerade weil es zum Saisonartikel geworden ist. Wir sprachen aber vom Umstand der Leserlichkeit, und dieser ist für Wegweiser und Dress nahezu identisch.
@ Christian: Falsch, Christian, wir streiten uns hier über einen augenfälligen typografischen Fehlgriff. Du hast vielleicht noch keine pedantische Diskussion unter Typografen erlebt … wenn es über die Form von Serifen oder Rundungen an Buchstaben geht. Das sind dann Details, die ein Laienauge gar nicht mehr wahrnimmt (muss es auch nicht). Typograf ist auch kein Beruf, allenfalls eine Leidenschaft. Erik Spiekermann bezeichnet es als Krankheit – unheilbar, aber nicht tödlich.
Johannes Thielen
@ 115 | nireph
Ich hab auch nichts dagegen, ab und zu mal nen billigen Wein zu trinken. Das Problem ist halt nur: Von zu viel schlechtem Wein bekommt man tierische Kopfschmerzen.
thomas junold
herr szillus,
wir würden vom thema abschweifen, wenn wir die diskussion über dienstleister / künstler hier erneut anfangen würden, das ist wirklich zur genüge immer wieder thema. vielleicht in einem satz: ich begreife mich nur bedingt als reiner erfüllender dienstleister, ich habe eine idee zu meiner arbeit im ganzen und diese versuche ich umzusetzen. das ist keine kunst, das ist liebe zu dem, was ich mache. sie scheinen mir hingegen ein sehr liebloses exemplar zu sein und ehrlich gesagt habe ich keine lust mich an so einer haltung aufzureiben.
das der arroganz-vorwurf kommen musste. klaro. germanisten in vorständen? sozialarbeiter als investmentbanker? mag alles vorkommen, ist aber eher unwahrscheinlich …
eigentlich müsste ich hier nur erik spiekermann zitieren, der es immer und immer wiederholt und damit den nagel schön auf dem kopf getroffen hat: »jeder kunde bekommt das, was er verdient«. das hat etwas mit der haltung des gestalters, des auftraggebers und mit respekt vor der arbeit und dem wissen des jeweiligen gegenüber zu tun. sie erwarten anscheinend nicht, dass man ihnen respekt entgegenbringt, das tut mir sehr leid für sie.
wie sehr sie sich selber als gestalter respektieren zeigt ihre webseite sehr deutlich.
»Bis dahin reicht mir und vor allem an dieser Stelle die Windows-Tastatur. Versprochen!« sehen sie? sie wollen ja nichtmal kollegen respekt entgegen bringen. sie sind wirklich eine traurige figur.
erik spiekermann
Hat das jemand behauptet? Ich habe, ganz im Gegenteil, geschrieben, dass wir nicht nur mit den Augen sehen. Ungeachtet dessen gibt es auch physikalische Gesetzmäßigkeiten, wie sie Jürgen auch ganz richtig beschrieben hat. Unsere Tätigkeit verlangt, dass wir technische und emotionale Faktoren gleichermaßen berücksichtigen, wenn wir Kommunikation gestalten.
Es wäre schön, wenn die Teilnehmer dieser Diskussion die Beiträge, auf die sie sich beziehen, gründlich läsen, bevor sie Behauptungen aufstellen, die bereits vorher widerlegt wurden.
erik spiekermann
Nicht ganz, Thomas. Ich unterscheide zwischen Auftraggebern und Kunden. Ich arbeite für Auftraggeber, die ihrerseits Kunden haben. Ohne diese Unterscheidung kommt alles durcheinander. Lies mal unser Manifest, da steht es drin.
Also: Jeder Auftraggeber hat die Gestaltung, die er verdient.
thomas junold
erik: stimmt, sorry. und JA euer manifest ist wunderbar, besser und richtiger kann man es nicht zusammenfassen.
R::bert
Ja. Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Die Kunst ist es, Gefühl, Lesbarkeit und Inhalt bei der Schriftwahl so zu berücksichtigen, dass sich keine der drei »gekränkt« fühlen.
Ralle
Sorry, aber das ist doch alles Hipsterkacke…
Einstein
Richtig! Aber wenn ich ihnen dann mein Gefühl zum Autobahnschild mitteile und das finde ich nun einmal unemotional, zwar praktisch und informativ trotzdem unemotional, dann muss das vielleicht nicht akzeptiert aber zumindest toleriert werden. Das ist keine Behauptung sondern eine Gefühlangabe. Technische und emotionale Faktoren sollten im weitesten Sinn gleichermaßen berücksichtigt werden, auch richtig! Jedoch wird es je nach Anwendung immer einen Ausschlag zur einen oder anderen Seite geben. Das liegt nunmal in der Natur der Sache. Deshalb – Autobahnschild eher technisch – Fußballtrikot eher emotional. Also möchte ich auch Fonts sehen die dies zumindest unterschwellig unterstreichen.
koni
Find die Buchstaben verspielt, bodenständig, simpel und belastbar. Vetragen Falten, Schweiß und auch mal Schmutz. Nichts für Intellektuelle oder solche die sich dafür halten. Haben sogar einen leicht subversiven Charme. Tut Deutschland gut dessen Stardesigner sogar noch Rückenummern bis zur Leblosigkeit durchstylen wollen.
Sie sind zudem ausreichend lesbar.
Paßen gut zu Menschen, die sich selber nicht gar so wichtig nehmen.
Paßen gut zu Sportlern, denen es piepegal ist, was auf dem Trikot hinten draufsteht.
Paßen gut zu der (ehemals?) erfrischenden Unbekümmertheit der deutschen Fußballmädels.
Was mich eher bekümmert ist, daß im Zuge der gepuschten Aufmerksamkeit jetzt auch die Fußballerinnen wie ihre männlichen Kollegen medial ölglatt geschult wurden und die früher recht erfrischend-frechen Interviews zunehmend floskulöser Beliebigkeit weichen.
Dann ist es auch nicht mehr weit zu einer Rückennumer, die, auf ein deutsches Auto geklebt, Erik keine Bange haben müßt, daß dieses nicht vom Hof käme.
Tobias
@Ralle:
Du meinst unsinnige Kommentare in einem Blog abzugeben, das von Menschen frequentiert wird, die sich beruflich mit Typografie befassen?
@Helmut Szillua:
Wenn dem so wäre, verböte sich der Versalsatz von selbst. Wie könnte man mit Sicherheit sagen, dass das „da“ in Okoyino da Mbabi klein geschrieben wird?
Frida
@Jürgen
Weißt Du jetzt eigentlich inzwischen, wer die Texte so „stümperhaft gesetzt“ hat?
Bislang gewinnt man ja den Eindruck, als ob die von Dir namentlich genannte Annette Kres dafür verantwortlich wäre… Ist das tatsächlich so?
Ganz nebenbei bemerkt: Wenn Du interessiert am Feedback eines einzelnen Lesers bist, dann kann ich Dir sagen, dass ich keinen besonderen Wert darauflege, dass die Urheber von hier sehr schlecht besprochenen Arbeiten namentlich genannt werden.
Das hat für mich ein bisschen einen Touch von Typo-Pranger, findest Du nicht?
Thomas
Es fasziniert mich immer wieder, über welche Themen manche Menschen seitenlange Abhandlungen schreiben können – oder sogar einen Beruf daraus machen.
Naja, jedem das seine.
Übrigens: mit dem Gefühl statt den Augen lesen nur Blinde.
Jürgen Siebert
Den Spruch nehm’ ich dir sofort ab.
Wir kennen leider den Urheber/die Urheberin des Trikot-Beschriftung nicht, glauben aber, dass es nicht in den Händen der Adidas-Designerin lag, deren Shirt-Design ausnahmslos gelobt wird. Ich veröffentliche nur Namen, wenn sie auch in Pressemitteilungen enthalten waren.
Frida
@ Jürgen
Finde ich klasse, dass Du das noch mal so deutlich klarstellst!
(…Frau Kres bestimmt auch;-))
anderer tom
So kann man sich Dinge schön reden.
Die Typo passt leider weder zum Fußball, noch zum Trikot, noch zum Image der Frauen-Nationalmannschaft. Die Aufgabe des Gestalters wäre gewesen, sich vorher Gedanken über all diese Dinge zu machen. Dafür gibt es diesen Beruf.
erik spiekermann
Aber eben nicht nur vordergründig. Nichts anderes habe ich gefordert. Warum lesen hier manche nur, was sie lesen wollen? Sind meine Sätze zu lang?
erik spiekermann
Unsere Arbeit ist per definitionem zur Veröffentlichung bestimmt und damit der Öffentlichkeit zugänglich. Wer die scheut, sollte nicht Kommunikationsdesigner werden. Fußballspieler müssen sich auch öffentliche Kritik gefallen lassen, solange sie vor Publikum spielen.
OttoKrüja
Hach, das passt so gut zum Thema:
http://blog.beetlebum.de/2011/06/30/schlimmer-als-comic-sans/
Helmut Szillus
Hallo Tobias,
durch Versal geht die Information in Ihrem Beispiel der Frau Okoyino da Mbabi nicht verloren. Es geht um das Beispiel Goeßling. GOESSLING ist ein völlig anderer Name als Goeßling und muss auch anders gesprochen werden. Was wäre, wenn es noch eine weitere Spielerin mit dem Namen GOESSLING gäbe, die aber irgendwo in der Regionalliga spielte? Sie ahnen sicherlich, wie wichtig den Sportlern solche Dinge sind.
Vor allem bei der Frage der Marketing-Verträge, die folgen können bzw. im Fall des DFB aktuell sind und werden.
By the way: Es gab vor zwei Jahren tatsächlich Nationalspielerinnen in der Regionalliga …
Also, Lena Goeßling würde das Trikot sicherlich nicht anziehen. Genau das meine ich mit Empathie. Das muss der Dienstleister und/oder Typograf an der Stelle vermitteln können. Ohne seinen eigenen Stil und Grundregeln der Gestaltung zu verraten und dem Kunden vor den Kopf zu stoßen. Wenn der Sportler sagt, es sei ihm egal, wie er geschrieben würde, ist er sicherlich kein Profi, der seinen Namen als Marke begreift.
Und da sind wir dann auch ganz schnell bei Eigennamen und Marken generell.
@ thomas junold:
Ich arbeite überwiegend für Endkunden und grundsätzlich nicht für Agenturen. Das mag vielleicht eine härtere Schule in einem Pitch oder Verkaufsgespräch sein; ändert trotzdem nichts daran, dass das SS in in dem angeführten Fall ein absolutes NO-GO und für eine zusätzliche Begründung der unbestritten schlechten Typo schlichtweg falsch ist.
Zu behaupten, es sei nicht arrogant, dem Kunden dies als richtig zu verkaufen, kann ich nur mit einem ungläubigen Blick erwidern. Ich habe nicht nur einmal auf der anderen Seite des Tisches beim Pitch gesessen und ich weiß nur zu gut, was manche Agentur oder Designer für Titulierungen bekommen hat.
Ehrlich gesagt ist mir Respekt (was immer Sie darunter verstehen) für meine Arbeit absolut schnuppe. Bringt mir nichts und dem Kunden auch nicht. Mein Ego muss niemand mehr streicheln. Dafür habe ich mit 15 Jahren Selbständigkeit in der Branche wirklich genug Erfahrung. Die Gestaltung muss funktionieren und mein Motto war und bleibt das ausgelutschte „Form follows function“.
Hellhörig werde ich nur dann, wenn es Komplikationen und spezielle Anforderung gibt. Ich kann mit Risikoabwälzung sehr gut leben und bin trotzdem verdammt zufrieden.
Wenn Sie in entsprechenden Fällen das ß in eine Versal-ß umgestalten oder anpassen, ist das genau das, was ich von der ganzen Branche sehen möchte. Dies ist halt eine unbequeme Tatsache in unserer deutschen Schrift und kann aber durchaus verändert werden. Die Universallösung kann ich auch nicht präsentieren. Aber wer sich dessen bewusst ist, hat schon mindestens einen Schritt nach vorn gemacht.
Nachbarschaftliche Grüße aus Dortmund
koni
Den Wirbel um die GOEßLING versteh ich jetzt nicht. Da die Schrift Gemeine ja gar nicht hat ist es eben ein Versal-ß und damit typografisch zukunftsweisend gelöst.
koni
Die Tatsache, daß man sich als Sportler und Mensch und nicht als Marke begreift ist kein Indiz für mangelnde Professionalität.
Sich nicht um jeden Preis verkaufen wollen und also auch nicht so empfänglich zu sein für derart Marketing-Gefloskel ist für mich eine hochprofessionelle Einstellung:
http://www.zeit.de/sport-newsticker/30/8f1abfe15155f96fe8a90d7ad55749ecf1xml
R::bert
@ koni (# 141)
Deine Haltung ist prima und der Artikel auch. Es kommt wahrscheinlich auch darauf an, wie man »Marke« definiert. Ihr »Markenzeichen« ist es vielleicht, ein Antistar zu sein – wenn man es unter diesem Aspekt betrachtet:
Helmut Szillus
Hallo koni,
man kann den Satz zweifach lesen. Es gibt Profis, die ihren Namen als Marke begreifen und solche, welche es eben nicht tun. Die, die sich um ihren Markennamen sorgen, ist die Frage der korrekten Schreibweise (und hier im Fall des ß) sehr wichtig. Mir persönlich sind Sportler der Natur Mensch auch sympathischer, aber erstmal will ich für den Kunden das Optimum herausholen.
Bei den Nationalspielerinnen gibt es aber auch die Fraktion, die mit Herrn Zwanziger und dem Gremium sehr hart um eine deutlich höhere Prämie gerungen haben. Hierzu zählten zu der Geldprämie wohl eben auch Optionen auf Werbeverträge die nochmals bis zu 50% der Geldprämie ausmachen können.
Detlef D. Signer
Ich habe nicht alle bisher 143 Kommentare gelesen. Finde aber eines fällt mir beim überfliegen auf. Zu diesem Beitrag haben viele Nichtfachleute ihre Meinung abgegeben und kritisieren die Fachleute – in einem Expertenblog. Gerade was die Sache mit dem allseits beliebten »ß«-Thema betrifft.
Es ist krass wie stur hier Laien seltsamste Begründungen abgeben, die mich persönlich echt sauer machen. Auch wenn es mittlerweile Designer gibt die ein Großes »ß« entworfen haben, und hier schon x-mal auf Regeln hier und Regeln da hingewiesen wurde.
Es kann doch nicht sein, daß z.b. wie in Kommentar #139 der Endkunde wirklich (wenn das wahr ist) darauf besteht, daß Regeln einfach mal so gebrochen werden. Ich erkläre das meinen Kunden z.B. dann immer so; Sie heißen doch auch nicht hANS mÜllEr, sondern Hans Müller. Das »ß« ist ein Kleinbuchstabe – zumindest gibt es bisher kaum Fonts, die über ein großes »ß« verfügen, geschweige denn eine Tastatur darüber verfügt. Auch rafft keiner dieser WORD-Office User, daß das hier “ keine Anführungszeichen sind. Da merkt man mal, daß das in der Schule irgendwie nie beigebracht wurde.
Der arme Hans Peter Willberg würde sich… ach egal…
Hört auf die Experten, wenn ich Zahnschmerzen hab geh ich auch nicht zum Elektriker und dem Friseur quatsch ich besser beim Haareschneiden einer ordentlichen Frisur auch nicht besserwisserisch dazwischen, nur weil ich mir auch mal die Haare mit dem Haarschneider selbst abrasiert hab.
nireph
Detlef, in einem öffentlichen Blog muss man damit rechnen, dass auch ungewollte Gäste ihre Meinung [sic] zu einem Thema abgeben. Glaubt man einigen Headlines, geht ja ein „Aufschrei“ durch das Internet ob dieses eklatanten Regelverstoßes – nur deshalb fühlte ich mich z.B. bemüßigt, hier meinen Kommentar zu hinterlassen. Obwohl ich gar keinen Wein trinke. Für mich ist das Ganze nichts weiter als eine kuriose Anekdote. Ich möchte wetten, dass ein Großteil der Bevölkerung sich nicht im Ansatz Gedanken über die Nachteile dieses „missgebildeten“ Schriftsatzes gemacht hat. Und sind das jetzt alles dilettantische, ungebildete „Word-Office-User“? ;) Also, einfach nicht sauer sein und lieber noch n Käffchen trinken.
Helmut Szillus
Hallo Herr Detlef,
von so einem Namen (wenn der wahr ist), kann man ja nur träumen.
Sie sollten besser alle Kommentare lesen. Denn dann wäre Ihnen aufgefallen, dass Frau Goeßling nicht Frau Goessling heißt. Vielen Dank für Ihr schönes Beispiel.
Wie ich schon schrieb, wenn Typo oder Design meint, in einer Informationsgesellschaft sich der Information überordnen zu müssen, wird „unsere“ Branche es leider immer schwer haben.
Sicherlich gibt es Aufträge, in denen die Gestaltung übergeordnet ist; ja auch oberstes Gebot ist.n Hier ist es leider nicht der Fall.
@nireph:
Da dieser Aufschrei über die dpa verbreitet wurde, haben diesen sehr viele Menschen außerhalb der Branche davon gehört.
Wenn Sie das alles so verunsichert, sollten Sie noch ein wenig länger damit befassen. So schlimm ist das alles nun auch nicht.
grafalex
Ja, genau „das“ sind dann (leider) dilettantische, in Typografie ungebildete Word-User! Und die dürfen sich ruhig mal von gebildeten Experten etwas gebildetes sagen lassen, Ahnungslose dürfen ruhig mal still sein, Lernen und etwas unkommentiert zur Kennnis nehmen. Wenn man etwas nicht versteht, dann hört man auf die, die verstehen! Weil unfachlicher Senf in einem Fachblog nicht zur Würze, sondern zum Ärgernis dient. Genauso wie Elektriker schlecht isolierte Leitungen und Friseure stümperhafte Haarschnitte kritisieren dürfen und sollen. Ebenso wie es für Blinde Profis gibt, die Braille schreiben können.
Wenn es kein Versal-ß gibt, dann helfen keine unfachlichen „Geschmackseinwürfe“, Beliebigkeiten, Relativierungen. Warum? Einfach darum.
Frida
@ Erik
Im Gegensatz zu unsereins werden Fußballspieler aber auch reichlich dafür entschädigt:-) Ich erinnere da nur an den letzten Gehaltsreport:
https://www.fontblog.de/bdg-gehaltsreport-2011-erschienen
Fachliche Fehler zu diskutieren finde ich sehr bereichernd, welcher Berufskollege diese verursacht hat ist mir persönlich aber total egal.
Apropos: SPON berichtet inzwischen auch: WM-Trikotdesignerin – Neue Kleider für die Kaiserinnen
Aus dem Artikel geht übrigens eindeutig hervor, das nicht Kres, sondern eine namentlich nicht genannte Grafikdesignerin für den Schriftzug verantwortlich ist:-)
34
Bei den Männern ist das wenig besser. Da sind nur noch Idioten am Werk, die vermutlich noch nie das Wort Typografie gehört haben.
Jürgen Siebert
Der SPIEGEL-Artikel ist gut geschrieben und erhellend … und konterkariert deinen Wunsch, dass Designer bzw. deren Namen nicht in die Öffentlichkeit gezerrt werden sollen ;-). Die oben zitierte Aussage habe ich (leider) nicht gefunden.
Stefan Soellner
Hallo Herr Signer,
Um so mehr bin ich darüber verwundert, dass vermutlich ein Profi für das ursächliche Diskussionsthema verantwortlich ist. Aber in einer Welt voller Vielfalt ist auch für das Seltsame Platz. Da nehmen sich Konsumenten und Schaffende nicht sonderlich viel.
Frida
@Jürgen
Im SPON Artikel heißt es:
Ich bin übrigens nicht generell gegen die Nennung von Designernamen, nur wenn sich ein Artikel äußerst negativ mit den grafischen Erzeugnissen von Berufskollegen auseinandersetzt, kann ich persönlich darauf verzichten;-)
Was hältst Du eigentlich von den Anführungszeichen im SPON Artikel…?
erik spiekermann
Vielleicht der letzte Beitrag zum Thema (was war das gleich noch?):
Die Diskussion zum Versal-ß hat einen entscheidenden Fehler:
Die Trikots werden bei internationalen Wettbewerben nicht nach nationalen Regeln beschriftet. Sonst hätten die Koreanerinnen für uns unlesbare Hangul-Zeichen auf dem Hemd, die Japanerinnen wahrscheinlich Katakana, die Russinnen kyrillische Buchstaben. Also wird die englische Umschreibung gewählt, obwohl FIFA immer noch für Fédération Internationale de Football Association steht, weil im vorvorigen Jahrhundert französisch die Sprache der Diplomatie und damit vieler internationaler Institutionen war, siehe auch UEFA: Union des Associations Européennes de Football. Und in keiner anderen Sprache gibt es ein ß, das folglich nur mit Doppel-s umschrieben werden kann. Das würde auch für eine kleingeschriebene Variante gelten, denn jeder, der nicht deutsch spricht oder schreibt, hält das Zeichen für ein b (German b sagen die Briten und Amerikaner).
R::bert
Einen hab’ ich aber auch noch (die WM geht ja auch noch ein Stückchen ; )
Wenn ich mir die Typo der anderen Teilnehmer so ansehe, frage ich mich, ob es da nicht doch gewisse Einschränkungen bei der Schriftauswahl gab. So zähle ich bei 32 Teams eine vergleichsweise geringe Anzahl von Schrifttypen (acht?). Bei der WM der Herren war das nicht anders.
Wäre also schon noch einmal interessant, Ausführlicheres über das Gestaltungs-Prozedere der Trikots und eventuelle Restriktionen zu erfahren …
koni
Sind überwiegend die Ausstatter, die das Design der Trikots bestimmen. So hatten bei den Männern alle adidas-Teams die gleiche Schrift drauf. Ähnlich war/ist es bei den anderen Ausstattern. Ist eher eine Ausnahme, daß ein Team mit so einer exclusiven Beschriftung rumlaufen darf, wie das deutsche Frauenteam. Bei der Heim-WM verspricht sich halt adidas auch mit dem Verkauf von Frauentrikots ein einträgliches Geschäft und hat der deutschen Frauenmannschaft dieses gegönnt. Die anderen Frauenteams laufen ja mit (kleineren) Männerklamotten rum. So darf sich das brsilianische Team mit 5 Sternen schmücken, obwohl die Frauen noch nie Weltmeisterin waren, während sich das deutsche Team mit 2 Sternen begnügen muß (trotz Exclusivtrikot), obwohl sie sich anschicken, zum 4. mal Weltmeisterin zu werden. Laufen also mit den Sternen der Männer auf der Brust rum.
Schwalbenkoenig
Deswegen wundert es mich, dass sich die Ausstatter für einen frei zugänglichen Font entschieden haben, denn ja gerade das Merchandising-Geschäft immer mehr zur Haupteinnahmequelle geworden ist. Mit einem Free-/Shareware-Font kann man ja relativ schnell billige Mockups erstellen, die keine Lizenzgebühr abliefern.
koni
Könnt mir sogar vorstellen, daß das Kalkül ist. Bei den Frauen gibts -abgesehen von Marta vieleicht- (noch?) nicht so die Topstars, mit deren Namen sich so viel Geld verdienen liese.
Da verkaufen sich die Trikots blanko vieleicht sogar besser um es sich dann evtl. von der Beschriftungsklitsche um die Ecke personalisieren zu lassen. Bei den Männern wollen Messi, Schweini Ronaldo und Co schon auch mitverdienen. Also muß man das illegale Beschriften erschweren. Das war auch der Grund für die “Lochnummern” vor ein paar Jahren.
R::bert
Danke koni für die interessanten Zusatzinfos!
Jens
Zum Thema Straßenschilder empfehle ich pinyin.info – die verschiedenen staatlichen Stellen von Taiwan haben für Typographie überhaupt kein Gespür. Wobei ich auch mal ein festlandchinesisches Buch in der Hand hatte, wo man beim Verlag offenbar nicht wusste, was eine Baseline ist.
Andreas
@ Koni Die sogenannten „illegalen Beschrifter“ haben nur ein Problem. Zu denen (Beschriftungsklitsche um die Ecke) kommen in erster Linie Mütter, Väter, Tanten und Onkel die für den kleinen Cedric ein Geschenk zum 6ten Geburtstag haben wollen. Also wird ein adidas Trikot gekauft, zum Beschrifter um die Ecke gebracht und der soll dann „CEDRIC 6“ auf das Dingen pappen. Da helfen überteuerte Nummernsätze mit Spielernamen leider nicht weiter. Also, dann werden Scanner angeworfen, vektorisiert, geschnitten und gepresst… Jetzt noch Fragen warum in der Kreisliga Mannschaften mit Adidas Font (der letzten WM) auf UMBRO oder HUMMEL rumlaufen?
Twix Raider
Wo kann man eigentlich das Lizenzmodell nachschlagen? Streng genommen müssten ja sowohl der Grafiker als auch der Kunde jeweils eine eigene Lizenz erwerben, weil ja beide die Schrift zu kommerziellen Zwecken nutzen. Oder überträgt der Kunde dem Grafiker ein temporäres, nur ihm Rahmen des Auftrags gültiges Nutzungsrecht? Im goldenen Zeitalter haben sich grosse Firmen ja noch den Luxus einer eigenen Schrift und/oder einer eigenen Grafikabteilung gegönnt, da waren die Fronten klar. Man sollte tatsächlich bei Iconian Fonts nachfragen, ob er von adidas und/oder dem DFB jemals Geld gesehen hat. Ggf. handelt es sich ja nicht um den Fehler eines Laien, der eben mal Trikots für seinen Regionalverein gebastelt hat, sondern um ein Milliardengeschäft. Und es wäre doch zu köstlich, wenn Theo über seinen eigenen Nachnamen stolpern würde, alle 10 Schnitte von „Action Man“ kosten ja bei kommerzielle Nutzung ausgerechnet $ 20. Das mag Feinschmeckern immer noch zu teuer sein, aber ein Deal ist ein Deal. Wer geht petzen? :-D
Ben
Mir hat es gerade die ganze Spiel weh getan so ein Font auf den Trikot lesen zu müssen. Ich bin kein expert und dachte sogar „Comic MS“ zu lesen. Ich wundere mich wie einer das erlaubt hat zu Trikot ausdrücken zu lassen.
34
Bei den Männern sieht es Typografisch übrigens kaum besser aus. Dass sich der Schwager vom Platzwart seiner Tochter in Coreldraw sowas zusammenklickt ist wohl ein Phänomen unserer Zeit.
Härrimänn
Jippieh! Ich bin nicht alleine! Ich bekomme nämlich jedes Mal Pickel, wenn ich Frau GÖßLING, Herrn GROßKREUTZ und all die Anderen Fussballer mit dem „ß“ auf dem Trikot sehe, welches in Versalien gesetzt ist. Und dann womöglich noch in einer anderen Schriftart (wie bei Kevin Großkreutz) weil der font kein „ß“ enthält…..
catering
Nice, I learned a lot by looking at this report.