Wkk 12: PAGE
Bei der Weihnachtskarte der Zeitschrift PAGE liegt der Fall ähnlich wie beim Wettbewerber form (Wkk 9): Die Grüße entsprechen nicht dem Niveau, das die Magazine auszeichnet. Nun muss man entschuldigend dazusagen, dass die offiziellen Absender in beiden Fällen nicht die Magazine, sondern deren Verlage sind. Doch wer kennt eigentlich den (jungen) Page Verlag? Und so dauerte es eine Weile, bis ich verstanden habe, wer mir »frohe Weihnachtstage« wünscht.
Die Reihenfolge der Kartenentfaltung:
Karte dem Umschlag entnehmen, die erste – leicht triviale Botschaft – lesen: »2007 – Das Jahr klingt aus, wir wünschen frohe Weihnachtstage.« Aufklappen. Pergament mit spiegelverkehrt durchscheinendem Text drehen und wenden. Die zweite Botschaft lesen: »2008 – Wir freuen uns auf ein Jahr guter Zusammenarbeit, verbunden mit den besten Wünschen.« Drei Unterschriften, unpersönlich angeordnet wie unter einem Vertragswerk. Und da, rechts, der Absender.
Geschäftliche Weihnachtspost ist Marketing pur. Darum sollte die Marke im Vordergrund stehen (PAGE), nicht der Verlag. Und wenn die Marke sich durch eine kompetente Berichterstattung über die besten Illustratoren, die tollsten Fotografen, die schönsten Papiere und die überraschendsten Designagenturen auszeichnet – ja, das leistet PAGE ganz vorzügliche, dann sollten diese Kompetenzfunken auch auf die Weihnachtskarte überspringen. Gute Gestaltung kostet, in dieser Disziplin, keinen Cent mehr als schlechte Gestaltung.
Ein letztes Wort zur Zweiteiligkeit: Bei uns auf dem Foyer-Tresen liegen rund 100 Weihnachtskarten, die täglich von Mitarbeitern gewendet werden. Die PAGE-Karte hat sich schon eine Stunde nach ihrem Eintreffen in einen nichtssagenden Mantel (1) und einen schlabberigen, unverständlichen Pergamentgruß (2) zerteilt … nur ein Tacker hilft, die beiden Botschaften wieder zu verschweißen.
Fazit:
+ (keine positiven Punkte)
– langweilige Gestaltung, zweiteilig (= Verstoß gegen Regel 4, »herausfallenden Teile«)
– 1 Punkt
5 Kommentare
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HD Schellnack
Geschäftliche Weihnachtspost, je nach Geschäft, sollte etwas mehr sein als nur Marketing, oder? Vielleicht denk ich nur so, weil wir ein kleines Boot sind und nur so 150 Karten verschickt haben, die man noch semipersönlich halten kann, aber für mich steht das Business (nodesign… sollten wir es nicht irgendwann mal in YESDesign umtaufen?) eher im Hintergrund. Ich habe gerade für Kunden, und auch für uns – quasi als Abfallprodukt, unsere eigene Karte war ganz spontan ein abgelehnter Entwurf für jemand anderes, bei dem wir sagten: «Ach nööö… dann machen wir das halt…» und 30 Minuten später war die Karte beim Drucker – einige Xmas-Karten gemacht und ich finde, entscheidend ist, möglichst unktischig zu sein, aber auch möglichst unzielgerichtet zu wirken. Ich habe hier eine FLUT von Karten bekommen und oh… Mann… es ist Werbung in anderem Gewande, ergo nervig. Die Karten unterhalten einfach nicht, sie sind aber auch nicht persönlich. Wenn alle Werbung so wäre wie manche Weihnachtskarten, dann aber hallo Apocalyptica…
robertmichael
… wobei man diese werbung halt geschickt verpacken könnte, weil es ja x-verschiedene möglichkeiten zu weihnachten und neujahr gibt. ich habe hier auch einige karten von firmen, bei denen nichtmal das eigene logo drauf ist. wintermotiv, grüße und wünsche fürs neue jahr, eingedruckte unterschrift. *gähn*
Thorsten Schmidt
2008/15
mart
Ich hätte da noch eine Weihnachtspost von einer Druckerei anzubieten, die locker ganz hinten mitspielt. Ein absolut nichts sagendes Motiv (inkl. Verstoß gegen Regel 06 und 08) , heute per E-Mail bekommen. Der Druck wäre wohl zu teuer geworden. Aber immerhin kam das Ganze als Druck-PDF mit sage und schreibe 5,1 MB Dateivolumen. Als JPEG hätte das Ding bei gleicher Größe ca. 100k gehabt. Da 5,1 MB anscheinend immer noch nicht reichten, wurde die Karte gleich doppelt angehängt. Macht: 10,2 MB. Zusammen mit mir dürften sich auch die 68 anderen Empfänger geärgert haben, an die die Mail per CC (und nicht, wie es sich gehört hätte, per BCC) ging. BTW: Möchte jemand Mailadressen von Entscheidern führender Buchverlage kaufen?
Jürgen
Leite mal weiter …. nee, nee, war nur Spaß. Aber eine tolle Geschichte. So einen -10-Kandidaten wünsche ich mir noch ;-)