Wie »zionistisch« ist das London-2012-Logo?

Der Iran hat am Montag Protest gegen das Logo der Olympischen Sommerspiele 2012 in London einge­legt. Die stili­sierte Darstellung der Zahl 2012 ähnele dem Wort »Zion« und sei damit rassis­tisch, erklärte der Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees in Teheran, Bahram Afsharzadeh. Der Antisemitismus verwendet den Begriff »Zion« als symbo­li­sche Zusammenfassung eines angeb­li­chen Weltjudentums. In einem Schreiben an IOC-Präsident Jacques Rogge kündigte Afsharzadeh einem Boykott der Spiele in London an. »Kein großer Verlust für die Spiele«, schreibt die taz … 2008 in Peking gab es zwei Medaillen für den Iran, eine im Ringen und eine beim Taekwondo.

Seit seiner Vorstellung im Juni 2007 steht das Logo der Olympischen Sommerspiele 2012 (links) in der Kritik (Fontblog berich­tete: Das Olympia-Logo 2012 ist für alle da und London 2012 will doch nur spielen). Was ursprüng­lich als seine Stärke gedacht war – die extreme Stilisierung der Zahl 2012 bis hin zu frei inter­pre­tier­baren Bauklötzchen – wurde dem Logo bald zum Verhängnis. Designkritiker haben es schon wenige Stunden nach seiner Vorstellung zu einem Hakenkreuz umge­baut, das Wort Shit gelegt oder erkannten in dem Signet die Comic-Figur Lisa Simpson (The Simpsons) bei einem Blow-Job. Ziemlich über­ra­schend kam nun die späte Interpretation aus dem Iran, wobei man sich fragt: Um wie viel Ecken muss man als persi­scher Muttersprachler (Farsi) denken, um in einem west­li­chen Logo, das aus verzerrten arabi­schen Ziffern besteht (»2« »0« »1« »2«), die latei­ni­schen Buchstaben »Z« »I« »O« »N« zu dechif­frieren? Ein typo­gra­fi­sches Rätsel.


17 Kommentare

  1. Thomas Maier

    Oder „Zoni“. :D (wie „Ossi“)

  2. Yanone

    Garnicht um die Ecke, nur andersrum:
    Du hast die zweite Zeile im oberen Bild für die hiesigen Links-nach-rechts-Denker umge­baut, Jürgen?
    Hättest Du garnicht müssen: In der oberen Zeile, von rechts nach links, kann sogar ich ZION lesen!

  3. charly

    ja klar. und wenn man manche beatles-songs rück­wärts hört, kann man auch alles mögliche entdecken.

  4. Andi

    Na toll. Auf die Lisa-Simpson-Idee wäre ich nie im Leben gekommen, aber jetzt ist es das erste, was ich erkenne…

  5. robertmichael

    da steck JvM und die Bild dahinter, ganz sicher.

  6. Beno

    Der Iran wird in wenigen Monaten andere Probleme haben,
    als ein zusammen gespon­nenes ZION-Logo.

  7. Gerhard Großmann

    Ich behaupte einfach mal, das so stark abstra­hierte Logo funk­tio­niert hier genau wie ein Rorschachtest: Jeder sieht genau das, was er darin sehen möchte. Und das sagt mehr über den Betrachter aus, als über das Bild selbst.

    Viel wich­tiger als die Frage, wie viel Zion (Zork, Blow-Job, Hakenkreuz, Telekom, Disco-Dancer, etc.) vermeint­lich in dem Logo steckt, finde ich:

    Wie sollte das IOC auf eine solche Kritik reagieren? Oder allge­mein: Wie reagiert man als Designer auf eine Kritik, die so eindeutig eine ganz andere Absicht hat? Zugeständnisse machen, igno­rieren, belä­cheln, aufklären?

  8. Joshua K.

    Und da kommt man im Iran jetzt drauf? Im Fontblog hat schon vor einem Jahr jemand „ZION“ zu erkennen geglaubt:
    https://​www​.font​blog​.de/​o​l​y​m​p​i​a​-​l​o​g​o​-​2​0​1​2​-​i​s​t​-​f​u​e​r​-​a​l​l​e​-​d​a​#​c​o​m​m​e​n​t​-​1​2​3​899

    Ich sehe die Sache wie Gerhard Großmann. Leider kriege ich jetzt Lisa Simpson nicht mehr aus dem Kopf. :-S

  9. rainer

    danke herr groß­mann, dass sie mit ihrer frage die diskus­sion zurück auf eine sach­liche ebene bringen. wie das IOC darauf reagieren soll oder ob es über­haupt zu einer stel­lung­nahme kommt, wird sich in heute im laufe des tages zeigen.

    als desi­gner würde ich der kritik mit einer gehö­rigen portion selbst­be­wusst­sein gegen­über­stellen. das logo-konzept sieht es vor damit zu spielen. das ergebnis ist dann ein stück persön­lich­keit eines jedem. 

    doch wer partu das abbild einer lisa simpson figur beim oralen geschlechts­ver­kehr (sic!!!) inter­pre­tiert oder zusam­men­baut, hat meiner meinung ganz andere probleme!

  10. R::bert

    @ Yanone
    Klar! Wenn man sich mit den Lesegewohnheiten in der arabi­schen Welt befasst, was ja auch eine Deiner Spezialitäten zu sein scheint, liegt diese Erkenntnis gar nicht so weit weg. Man kann sie den Iranern wahr­schein­lich nicht einmal verübeln. Dennoch gibt das Ihnen nicht das Recht, so vor zu gehen. Im Gegenteil: aus welt­po­li­ti­scher Sicht sollten die lieber schön still halten, um nicht ausge­schlossen zu werden. Wahrscheinlich sollten sich die IOC-Verantwortlichen auch dieser Argumentation bedienen und den Ball ganz sport­lich zurück spielen.

    (Außerdem finden die Spiele nun mal in Europa statt und da gelten eben andere Lesegewohnheiten, auch wenn man als Designer diese beim nächsten Mal sicher berück­sich­tigen und noch etwas neutraler ran gehen sollte.)

    @ robert­mi­chael
    Ich glaub’ es hackt!
    ; )

  11. Detlef D. Signer

    Zicke Zacke Hühnerkacke…

  12. Dein_Chef

    Was haben hier alle mit Zion? Ist das nicht diese unter­ir­di­sche Stadt, in der wir uns alle demnächst vor den Maschinen verste­cken müssen??

  13. Karl

    TUNESIEN –> AEGYPTEN –> LIBYEN –> IRAN

  14. detlef d. Signer

    @13
    Verbinde alle Anfangsbuchstaben und man erhält TALI… Da fehlen noch ein paar staaten.

  15. Se

    Ich sehe nur noch Lisa.
    Besten dank Herr Siebert.

  16. Florian

    tja … als wir noch solche schöne plakate und nicht solch abedrehte logos hatten …

  17. Sam Anvari

    I think it’s a good logo just because it’s so contro­ver­sial and yet it’s fun to inter­prete it all diffe­rent ways. The only problem I have is that I can’t stop seeing Lisa Simpson in the logo after reading this article! LOL

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