Werbung und Moral, oder …

… Ewig lockt der Tabubruch.

von Thomas Junold, Büro für Aufmerksamkeit

»Bist du verwandt mit Adolf Hitler?« fragte mich jüngst das Werbebanner einer Firma, die auf Ahnenforschung spezia­li­siert ist. Gegenfrage: Wie verant­wor­tungs­voll müssen Werber und Designer mit dem Thema Moral umgehen?

Moral bezeichnet das, was im allge­mein gültigen Konsens der Gesellschaft und jedes einzelnen als rich­tiges Handeln ange­sehen wird. Werbung ist immer auch ein Spiegel der Gesellschaft. Wir erfahren unter anderem, wo unsere Tabugrenze liegt.

Werbebanner eines Verwandtschaftsportals, das mit zwei­fel­haften »Familienmitgliedern« lockt 

Werbung findet nicht im luft­leeren Raum statt. Es gibt zwar kein konkret anwend­bares Gesetz gegen Moral- oder Geschmacksverstöße, aber immerhin so etwas wie Rahmenrichtlinien: »Wer im geschäft­li­chen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbes Handlungen vornimmt, die gegen die guten Sitten verstoßen, kann auf Unterlassung und Schadensersatz in Anspruch genommen werden.« (§1 UWG) Doch was sind die guten Sitten, wie defi­nieren sie sich?

Im vorlie­genden Fall ist klar, dass kein »normaler Mensch« in Deutschland mit der genannten Person verwandt sein möchte. Wir lernten bereits im Kindesalter, dass die im »3. Reich« getrof­fenen Entscheidungen und Handlungen mora­lisch zu miss­achten sind. Das Gelernte zu brechen und uns mit der Frage nach einer mögli­chen Verwandtschaft zu konfron­tieren wird durchaus als Tabubruch gewertet. Dazu der Werberat: »Laut Protesten aus der Bevölkerung und der Auffassung des Werberats entspreche es nicht der gesell­schaft­li­chen Grundüberzeugung in Deutschland, Hitler in der kommer­zi­ellen Werbung als Zugpferd zu benutzen. Vor dem Hintergrund seiner Verbrechen wirkt der Zusammenhang mit Ahnenforschung beson­ders zynisch und trifft insbe­son­dere Menschen, die unter dem Rassenwahn des Nazi-Regimes zu leiden hatten.«

Agenturen sollten als regu­lie­rende Instanz zwischen Kreation und Kunde stehen und gege­be­nen­falls einen Auftraggeber abraten, wenn er mit solchen Vorschlägen kommt. Aufgeklärte Verbraucher haken diese billige Art der Provokation rasch als dumme Werbung ab. Gute Werbung sollte dem Konsumenten voraus eilen. Stichwort: Sehnsüchte. Warum nicht: »Bist Du verwandt mit Beethoven?«


60 Kommentare

  1. Der Sven

    Aufgeklärte Verbraucher haken diese billige Art der Provokation rasch als dumme Werbung ab.

    Ich vermute, dass der Großteil der Verbraucher nicht in diese Kategorie gehört. Billige Provokation gibt´s an allen Ecken und Enden – meis­tens (und leider) mit Erfolg. Kann man Verbraucher in Sachen Moral aufklären?

  2. nicetype

    Diese Banner sind doch Pop-Ups, wo der Seiteninhaber für Klicks bezahlt wird. So basiert die Kampagne auf einer billigen, kurz­sich­tigen Provokation, die eben für einen Klick reichen soll.

    Viel schlimmer finde ich z.B. die Kampagne von Comedy Central, wo Hitler als Motiv auch dabei ist, die Reihe zwar inhalt­lich nicht weiter­bringt, hätte man auch verzichten können. Meine Bekannte, eine Illustratorin hat den Job abge­lehnt, weil sie Hitler eben auf keinen Fall zeichnen wollte, das hat dann jemand anders gemacht und den Lead Award bekommen.

    Und was ist mit dem Film von Helge Schneider? Billige Provokation fällt mir auch in diesem Zusammenhang ein. Doch eigent­lich ist Hitler kein Tabu mehr. Und billige Provokation, reiße­ri­sche Überschriften, das ist eben effek­tiver, auf die Masse der Bevölkerung proje­ziert, macht die Bild jeden Tag vor.

  3. Tobias

    Der Werbebanner gehört zu einer Site, die für augen­schein­lich kosten­lose Dienste Geldforderungen verschickt und ist den Verbraucherschutzzentralen bestens bekannt. Die Genealogiesite ist nur eine von vielen dieses Abzockerrings. Es handelt sich *nicht* um eine seriöse Genealogiesite.

  4. Jürgen

    Tobias hat recht: Ich habe – anonym – eine Verwandtschaftsanfrage auf der Site einge­geben und sehr »inter­es­sante« Geschäftsbedingungen empfangen, mit z. B. 86 € Jahresbeitrag – ungefragt.

  5. Arne

    Ich habe diesen Werbebanner leider auch schon des öfteren sehen müssen und fand ihn – um es mal vorsichtig auszu­drü­cken – geschmacklos und widerlich!

    Zudem (aber das ist bei diesem Banner nicht das entschei­dende) ist mir auch die Werbemformat, in dem dieser Banner auftaucht, zuwider: Layer-PopUps. Und die Firmen die dieses Werbeformat nutzen, sind mir erst recht suspekt. (Und an dieser Stelle bin ich sehr froh einen Werbeblocker in meinem Browser zu benutzen.)

    So wie ich den Eindruck habe, handelt es sich bei den meisten (und speziell dieser) Ahnenforschungs-Webseiten um Abzocke und diese Art der Werbung bestä­tigt dies. Diesen Leuten, die hinter dieser Webseite stehen, geht es nur ums Geld: Sie wollen mit ihrer Werbung scho­ckieren und anlo­cken (Oh, die trauen sich Werbung mit Hitler zu machen …). Und dort bleibt dann leider kein Raum mehr für Pietät und Würde …

  6. Tobias

    Zum Thema Layer-PopUps: Ich glaube, fast alle großen Telefon- und DSL-Anbieter nutzen inzwi­schen diese Form der Werbung (die Telekom aller­dings ausge­nommen; hätte ich zumin­dest noch nicht gesehen).
    Zum Thema Genealogiesites: Als Genealogietreibender auch im Internet kann ich die Beobachtung, dass es *viele* solcher Abzockesites in diesem Bereich gibt, nicht unbe­dingt bestä­tigen. (Zumindest gibt es einige seriöse Sites, die in der Tat gut und kostenlos sind.) Typisch ist es inso­fern, als man es natür­lich zuvor­derst auf Senioren abge­sehen hat, und die sind unter Familienforschern über­durch­schnitt­lich vertreten.

  7. Nathanel

    Man kann Tabus intel­li­gent hinter­fragen, man kann sie auch einfach nur platt und unre­flek­tiert brechen. Das ist dann meis­tens aber sehr viel dümmer als sich unre­flek­tiert an ein Tabu zu halten.

    Aufmerksamkeit erreicht man damit sicher­lich. Stellt sich nur die Frage welcher Art …

  8. Phillip

    Der wahre Skandal ist doch, dass das Symbol Hitler einfach unkom­men­tiert und zur puren Effekthascherei miss­braucht wird. Der Eindruck der dabei entsteht (Hitler als ganz normale Person der Popkultur nebem Monroe und Einstein) ist einfach falsch und wenn man Hitler irgendwo porträ­tiert, dann sollte man sich der Verantwortung die das mit sich bringt auch bewusst sein.

  9. Simon Wehr

    In den letzten Jahren (oder Monaten?) bemerke ich einen deut­lich entspann­teren Umgang mit der Person Adolf Hitler. War das nicht auch hier schon mal Thema? Ich sehe das ambi­va­lent, aber eben nicht nur schlecht. Es ist kein Tabu mehr, Hitler in den Alltag einzu­bringen, also gehen wir nach und nach entspannter mit der Vergangenheit um. Und bitte, das ist drin­gend nötig! Ich habe in der Schule einfach ein paar Mal zu oft gehört, wie schlimm Hitler und wir Deutschen waren. Wir bösen deut­schen waren ja alle so böse! Jetzt werden sich bei manchem Leser schon einige Nackenhaare gekräu­selt haben, oder? Ja, und genau da liegt die Gefahr. Es war nämlich wirk­lich so schlimm, wenn nicht noch viel schlimmer.
    Vom »wir wollen da jetzt nicht drüber Reden« unserer Großeltern über das »Papa, warst Du wirk­lich ein Nazi oder nur ein Mitläufer?« unserer Eltern sind wir nach dem »Oh bitte, ich kanns nicht mehr hören!« meiner Generation nun also bei Hitler als Witz-, Werbe- und Popfigur ange­langt. Das hat gute Seiten, denn es entspannt den Umgang mit diesem Unhold. Es lässt uns selber auch ein wenig entspannter auf unsere Geschichte blicken, die nun wirk­lich Geschichte ist. Es lässt aber auch einen Wahnsinnigen Massenmörder, der (quasi) ein ganzes Volk zu Mördern gemacht hat als lustige oder belang­lose Figur auftreten. Und soo lange ist das eben doch noch nicht her. Und wer damals Angst vor Nazis haben musste, findet das sicher­lich über­haupt nicht komisch.
    Warum Werbung das manchmal nicht ange­messen berück­sich­tigt liegt wohl in der Natur des »Auffallens um jeden Preis«. Nur: Ist der Preis ange­messen, oder wird nicht doch auf Dauer der Ruf geschä­digt? In diesem Punkt stimme ich Nathanel zu. Aber selbt große Agenturen sehen das offen­sicht­lich manchmal anders.
    (Soo tief wie oben gezeigt, sind sie aber wohl doch noch nicht gesunken.)
    Im obigen Banner wurde in der Tat ohne Not die Chance verschenkt, positiv belegte Menschen abzu­bilden, die aus Kultur, Wissenschaft oder Politik kommen.

  10. Phillip

    »Wir Deutschen«. Es gab weder eine Kollektivschuld noch ist Schuld in irgend­einer Form vererbbar (höchs­tens auf Verantwortung trifft das zu).
    Wer etwas anderes behauptet, der spinnt rum. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun. Ich kann aufrechten Hauptes durchs Leben gehen und das dritte Reich trotzdem mit der nötigen Ernsthaftigkeit behan­deln. Ich will keine Hitlerwitze, will nicht Hitler in der Popkultur (hatten wir schon mal, ca. 75 Jahre her) und ich möchte Hitler auch nicht in der Werbung sehen.

    Meine Meinung! :)

  11. thomas | BFA

    was wären denn noch tabus für euch? welche tabus würdet ihr denn gerne brechen?

  12. Pascal

    Hitler ist defi­nitiv kein Tabu!

    Nur in einem kommer­zi­ellen Kontext, geht es gar nicht.

  13. thomas | BFA

    werbung ist aber haupt­säch­lich kommer­zi­eller art.

  14. Pascal

    richtig, das heisst, der hat in der werbung grund­sätz­lich nichts verloren, genau wie andere dikta­toren und völker­mörder auch…so einfach und klar meine meinung!

  15. thomas | BFA

    naja so s/w würde ich das nicht sagen. bei werbung zu filmen wie »der unter­gang« macht es sogar sinn mit dem konterfei des »hitler« zu werben.

  16. letobi

    Das ange­führte Genealogie-Beispiel ist doch banal und solche Layer-Ads finden sich nach meiner Erfahrung sowieso nur auf mora­lisch frag­wür­digen filesharing-Seiten.
    Was ist dahin­gegen mit der markt­schreie­ri­schen Penetranz, mit der Hitlers Helfer, Hunde und Frauen von Knopp und Spiegel durchs Land getrieben werden. Was steht da zuerst: Der histo­ri­sche Aufklärungswille oder der Wunsch mit der morbiden Faszination des Bartträgers Kasse machen zu wollen? Diese Art des Geschichtsumgangs trägt nicht zu einer gestei­gerten Auseinandersetzung mit der Schuld und dem Schicksal der Opfer bei, sondern führt zu einer nicht gerecht­fer­tigten mythen­haften Überhöhung der Bedeutung des Lebens der Machtclique.

  17. Johann Peter Werth

    Mal ehrlich: Funktioniert das denn mit Hitler? Also, wenn ich diesem Stammbaum entsprungen wäre, wüsste ich das auch ohne deren Recherchedienste.

    Die Kombination mit dieser über­rascht-sprach­losen Dame finde ich aller­dings nun wirk­lich zum Schreien komisch. (Was mag sie sich denken? „Das erklärt ja auch meinen Hang zu Schäferhunden!“)

  18. ole

    zu Simon:
    Entspannter Umgang mit der Vergangenheit? Ich will mit den Anstreicher aus Braunau nicht «entspannter» umgehen und auch nicht mit Vergangenheit. Die «Geschichte» ist leider keine Geschichte sondern bei 16 tausend rechten Straftaten im Jahr Realität. Die Position vom Schlage: Ja es war schlimm, aber last und damit entspannt umgehen; also die abwie­gelnde Betroffenheit, ist eine altbe­kannte Position der rechten Mitte unserer Gesellschaft, wie sie sich selbst defi­niert. Der rich­tige Satz von Tucholsky dazu lautet: « Schlagt die Faschisten, wo Ihr sie trefft».

  19. tom

    Die Seite und die Werbung ist grober Unfug. Muss man sich darüber wirk­lich unter­halten? Mit oder ohne Hitler scheint mir die Beschäftigung damit überflüssig.

  20. thomas | BFA

    JA tom. es geht auch um den allge­meinen ruf von werbung. der wird durch solche »null­num­mern« nicht besser. immerhin wird die werbung offi­ziell vom werberat ange­mahnt. das ist grund genug nach­zu­fragen, warum wieso weshalb, findest du nicht?

  21. robertmichael

    > was wären denn noch tabus für euch?

    verwandt mit blondi? hier klicken.

  22. robertmichael

    mal ehrlich, die ganzen medien sind doch ein großer tabu­bruch heut­zu­tage. tabus gibt es nicht mehr. hitler ist seit jahren nur noch comedy, appelt macht witze über ‚kinder­fi­cker‘ und bei sendern 4. klasse werden bettinas titten dem zuschauer ins gesicht gedrückt. call-in-tv, ist auch so ein ding … darüber sollte man hier mal spre­chen, oder besser, warum die LMA nichts dagegen tun und diesen sendern freie hand lassen. nigge­meier und call​-in​-tv​.de machen wenigs­tens druck aber gegen die klage der großen ist man zuerst einmal machtlos.
    da ist hitler noch das klei­nere übel. der daucht hier und da immer mal wieder auf wenn man geld machen will. auf der bild­zei­tung, im spiegel oder stern oder getarnt in form von koksenden c-promis/­po­li­ti­kern. jeder muss selber entschieden wie weit er das unter­stützt. egal in welcher form, sei es nun bei der gestal­tung von werbung und dem konsum dieser medien.

  23. tom

    Das Leben ist kurz. Und da reicht es doch wenn sich der Werberat damit beschäftigt. :-)

  24. robertmichael

    das ist auch so ein ding. werberat. brau­chen wir das? wieso zensur? sollte nicht jeder selber entscheiden können ob er auf einen hitler klickt oder nicht? sollten anzeigen und kampa­gnen einer ‚zensur‘ unter­liegen. sind die hersteller und werber nicht dafür zuständig. ich bin gegen eine gene­rell zensur. der endkunde soll entscheiden ob er das will oder nicht, aber doch nicht eine vorauswahl von leuten die ich noch nichtmal kenne. wenn xxx morgen mit ‚kraft durch freude‘ wirbt will ich doch entscheiden ob ich das produkt kaufe oder nicht. jetzt mal ganz grob und plakativ (siehe: tabu­bruch) gefragt.

    ?¿

  25. thomas | BFA

    »Wer im geschäft­li­chen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbes Handlungen vornimmt, die gegen die guten Sitten verstoßen, kann auf Unterlassung und Schadensersatz in Anspruch genommen werden«

    so stehts im »gesetz«, klingt aber eher nach gummi. der werberat ist meines wissens gegründet worden um eben keine staat­liche kontrolle nötig zu haben.

    warum gibt es für bier ein rein­heits­gebot? der qualität wegen. warum sollte so etwas nicht auch für werbung gelten? ich denke du bist da etwas zu blau­äugig robert­mi­chael, wenn du denkst, das der kunde oder der konsu­ment so mündig ist, so etwas filtern zu können.

  26. tom

    Ich gebe Dir absolut recht robert­mi­chael, was in den Medien, beson­ders im TV abgeht, ist wohl das tiefste Niveau auf das man sinken kann. Deswegen mein Vorschlag, schauen wir auf Intelligenz und Schönheit. Da kann man wenigs­tens was lernen.

  27. robertmichael

    was sind den die „guten sitten“ und wer legt sie fest?

    mir ist das rein­heits­gebot sowas von egal, das bier muss schme­cken, dann kauf ich das auch. wenn im bier tote insekten schwimmen soll sich der verbrau­cher­schutz drum kümmern. das kannst du nicht mit werbung verglei­chen. wenn werbung etwas vorgau­kelt (und das tut sie ja meisten, wenn auch gut getarnt) dann ist das eben­falls sache des verbraucherschutzes.

  28. thomas | BFA

    was wären denn tabu­büche für dich?
    die guten sitten werden wohl gemein­schaft­lich von der gesell­schaft fest­ge­legt. diese wiederum wird durch werbung und medien beein­flusst. und hier wird sich der kreis schliessen.

  29. robertmichael

    rich­tige tabu­brüche gibt es für mich nicht. tabu­brüche werden nicht gemacht, eben weil sie tabu sind. man muss unter­scheiden zwischen tabu­bre­chen auf grund von werbung um plakativ zu sein (-> siehe apfel­front) und zwischen tabu­bruch aus dummheit/ignoranz. es gibt dinge die ich als werber nicht machen würde, aber diese dinge würde ich auch als bäcker auch nicht machen. es gibt sachen dinge die sind menschen­ver­ach­tend, die muss ich nicht machen wenn ich nicht will, dann macht sie halt ein anderer. die gesell­schaft fasst sie dann auf wie sie will. die einen lesen bild, die anderen nicht. die einen schauen ‚das model und der freak‘ der andere nicht. die einen produ­zieren diese sendungen/medien, andere nicht.

  30. robertmichael

    oh gott, kann mal einer die fehler korrigieren ;)

  31. thomas | BFA

    siehste! und um die eigene entschei­dung gehts doch. um nix anderes. gehören wir doch einfach zu den »guten« die so einen unfug nicht machen.

  32. robertmichael

    klaro. aber irgend­einer machts immer. da wirste nix machen können und ich will auch gar keine rein­ge­wa­schene werbung haben. ein rein­heits­gebot für werbung … brrr. es ist doch ok wen es bild­leser gibt, muss halt jeder für sich entscheiden.

  33. robertmichael

    > um die eigene entschei­dung gehts doch.

    und darum will ich keine zensur vom staat oder irgend­wel­chen verbänden. ich will das pure mate­rial – unge­fil­tert – um selbst entscheiden zu können.

  34. thomas | BFA

    oh der werberat zensiert ja nicht im sinne von verbot. er empfiehlt den firmen ja nur die werbung nicht mehr zu publizieren.
    meis­tens hören die firmen, soweit ich es mtbe­kommen habe auch auf diese empfehlung.

    die anbieter im hier genannten beispiel machen aller­dings weiter. aber gut, das kann auch am geschäfts­kon­zept liegen. das hat jürgen ja auch über­prüft und die betreiber der seite sind ja auch einschlägig bekannt.

  35. Ivo

    Von Zensur im Zusammenhang mit dem Werberat zu spre­chen ist viel­leicht etwas über­trieben. Letztlich soll er ja mehr die demo­kra­ti­sche Stimme der Konsumenten sein.

    Über das Phänomen der Macht der Bilder am Beispiel Hitlers auf SPIEGEL-Covern habe ich mir übri­gens kürz­lich auch Gedanken gemacht.

  36. robertmichael

    ja, aber solche firmen gibt es im netz wie sand am meer.
    diese tatto­vor­lagen-websites z.b. wo du gleich einen vertrag abschließt. oder klin­gelton werbung zum abopreis. ok, die werben nicht mit adolf, dafür nervt der schnuffel eben­falls. ist aber sicher­lich alles eher ein fall für den verbrau­cher­schutz. den die werbung sollte als solches nicht ange­pran­gert werden, sondern die abzocke die dahin­ter­steckt. das man mit adolf nun noch einen oben drauf setzt ist natür­lich hart.

    demnächst stehen noch die bettinas vor der rate­wand mit hitler­por­trait und lassen den fehler im rechten bild suchen.
    anrufer 1: „rechtes bild? ist das eine fang­frage die sind doch beide rechts“
    anrufer 2: aufge­legt!
    anrufer 3: „der scheitel ist falsch herum!“

    keiner bei den LMA wird sich darüber aufregen das der hitler wieder da ist. verdum­mung der mensch­heit. ameri­ka­ni­sie­rung? die frage ist betei­ligen oder nicht.

  37. robertmichael

    @ ivo.
    klaro, das ist sicher auch verkaufs­stra­tegie. aber macht guido knopp nicht das gleiche? sehen sie demnächst: hitlers küchenchef.

    oder anders: ein plakat für einen kinde­re­vent für kinder bis 8 jahre ist meis­tens bunt gestal­tete, mit luft­bal­loons und 3d effekten. auch wenn es die kinder sicher nicht lesen werden. die erwach­senen müssen sehen: aha! hier gehts um kinder. total affig, klar. aber versuch mal ein buch über den krieg zu gestalten und bei dem verlag ein anderes cover durch­zu­bringen als schwarz, weiss, rot mit dicken, schmalen buch­staben und fetter unterstreichung.

  38. Ivo

    Klar, letzt­lich macht dieser Artikel hier auch das Gleiche. Da möchte ich nicht einmal Absicht unter­stellen. In meinem Artikel sprach ich deshalb ja auch von der Verguidoknoppisierung … ;)

  39. tino

    Ganz ehrlich: Als Verbraucher bin ich manchmal über schlechte Werbung wirk­lich dankbar. Wie viel Zeit sie einem doch erspart. Man stelle sich nur vor, es gäbe nur gut gemachte, seriöse und anspre­chende Werbung. Die Abbildung von Hitler auf diesem Banner (man bemerke als einziger ohne Namen!) hat mir gleich gesagt: unse­riös! Wegklicken!

  40. Florian Schommertz

    A. Hitler – nur echt mit diesen Zeichen – aso – sorry – Retusche!!! – ach es ragt unten heraus – joot!

    Ich halte die Werbung für belanglos – bis zum müden Gähnen.

    Einstein ist auch da – sollen sie die Köppe rotieren lassen – feddich.

    »Geschmacklos« – heisst bei genauer Betrachtung ja auch neutral im Geschmack.

    Der Werberat ist Zensur ohne Zähne – ein Beweis, dass unsere Kultur hoch genug ist sich so etwas leisten zu wollen und zu können. Sollen Sie rügen, sollen Sie loben am End inter­es­siert man sich für Cannes und Lead und Co.

    PS.: Ich wäre gern mit Churchill verwandt.

  41. Florian Schommertz

    | Sarkasmus start |
    A. Hitler – nur echt mit diesen Zeichen – aso – sorry – Retusche!!! – ach es ragt unten heraus – joot!
    | Sarkasmus ende |
    sorry – die tags hat es gelöscht

  42. Cortex

    Gute Werbung braucht Geschmack und das beinhaltet Moral.
    Angebot gleich Nachfrage, die Gesellschaft ist verblödet sonst würde mora­lisch, verwerf­liche Werbung sich nicht bewehren.

    Dazu fällt mir gerade das Plakat ein: In was für einer Gesellschaft möch­test du leben? Erinnert mich immer an Mediamarkt, Hauptsache laut sonst nimmt der medi­en­über­for­derte und konsum­geile Durchschnittsbürger nichts mehr wahr.

  43. thomas | BFA

    cortex: bei dem von dir ange­spro­chenen plakat dachte ich exakt das gleiche.

  44. Arne

    Off-Topic:
    @Cortex und Thomas: Dito!

  45. Simon Wehr

    Entspannter Umgang mit der Vergangenheit? Ich will mit den Anstreicher aus Braunau nicht «entspannter» umgehen und auch nicht mit Vergangenheit. Die «Geschichte» ist leider keine Geschichte sondern bei 16 tausend rechten Straftaten im Jahr Realität. Die Position vom Schlage: Ja es war schlimm, aber last und damit entspannt umgehen; also die abwie­gelnde Betroffenheit, ist eine altbe­kannte Position der rechten Mitte unserer Gesellschaft, wie sie sich selbst defi­niert. Der rich­tige Satz von Tucholsky dazu lautet: « Schlagt die Faschisten, wo Ihr sie trefft».

    In diesem Fall bin ich mal nicht mit Tucholsky einer Meinung, da ich schlagen als keine passable Lösung erachte.
    Mit entspanntem Umgang meinte ich nicht leger, lässig, lax oder derglei­chen. Ich meinte unver­krampft. Und in meiner Schullaufbahn habe ich ne Menge sehr verkrampften Umgang mit unserer deut­schen Geschichte erleben müssen. Und ich denke, sehr wohl, das Schuld in gewissem Sinne vererbbar ist, warum sonst, sollte Deutschland heute noch an irgendwen Ausgleichszahlungen zahlen für Greueltaten oder Leid aus der Hitlerzeit. (Was man mit Geld natür­lich nicht ausglei­chen kann). Also was ich meinte ist: von der vierten bis zur 13. Klasse habe ich in jedem Jahr immer wieder die Judenverfolgung auf den Tisch serviert bekommen und dass »wir Deutschen« damals so böse waren – das hat bei mir ganz gefähr­liche Abwehrreaktionen erzeugt. Es sind bei der gene­rellen Thematik zu viele wich­tige und inter­es­sante und ambi­va­lente Aspekte ausge­lassen worden und mir wurde immer wieder so eine Moralkeule um die Ohren gehauen. Mit entspann­terem Umgang meinte ich eine gleich­mä­ßige, umfas­sende Aufklärung, die nicht einseitig ist.
    So ich will hier jetzt aber nicht mein persön­li­ches Trauma aufar­beiten, aber ich hatte oft das Gefühl, dass es vielen meiner Altersgenossen ebenso ergeht. Also bitte: Nie verharm­losen oder verdrängen, aber auch nicht immer nur die Moralkeule.
    Und irgendwie sehe ich zwischen Adolf Hitler und heutigen Neonazis keinen direkten und logi­schen Zusammenhang. Eher zwischen Fremdenhass und rechter Ideologie an sich. Neonazis gäbe es in diesem Land auch ohne Hitlerdeutschland, so wie in Frankreich, Italien, England […] auch. Ein Problem sind sie trotzdem, das ist klar.

  46. Simon Wehr

    zum Thema Werbung und »Zensur«. Mir ist nicht bekannt, dass eine Werbung vor der Veröffentlichung bestimmte Gremien passieren müsste. von daher finde ich den Begriff Zensur auch nicht ange­messen. Aber es sollte sehr wohl eine Instanz geben, die auch der Werbung Einhalt gebietet. Es gibt da manchmal Werbungen, die will ich einfach nicht sehen müssen. Und wenn »die Werbung« von sich aus manchmal nicht genug Anstand und Respekt mit sich bringt, dann sollte es eben ein Gremium geben, dass solche Werbung zurecht weist. Dass der erwünschte Aufmerksamkeitseffekt dann natür­lich trotzdem (oder gerade deswegen) erzielt wird, ist aller­dings ein Dilemma. Ich schwanke da zwischen Zensur, nach­träg­li­cher Bewertung und völliger Freiheit des Marktes. Irgendwie ist alles nicht richtig. Und persön­liche Geschmacks- und Moralgrenzen sind nunmal sehr indi­vi­duell. Was ich noch Ok finde, mag meinen Nachbarn schon verletzen.

  47. robertmichael

    > Es gibt da manchmal Werbungen, die will ich einfach nicht sehen müssen.

    zum beispiel?

  48. x

    zu 46. letzter Abschnitt, letzte 4 Sätze

    … bildungs-, geschichts­fern, unlo­gisch, kausal falsch.

  49. Markus Wäger

    Hier geht’s ja mal wieder rund!
    Mich persön­lich stört das Sujet über­haupt nicht. Weshalb soll man Hitler nicht in der Werbung verwursten? Wenn es jemanden gibt, der Verwurstet gehört, dann doch Hitler. Wenn ihr daraus ein Tabu macht, unter­stützt ihr doch nur den Kult und die Aura des unan­tast­baren, der ihn umgibt.

    Übrigens bin ich Österreicher, und habe damit bessere Chancen als die meisten von euch mit dem alten Kotzbrocken aus Braunau verwandt zu sein. ;-)

    Greetinx. Markus

  50. Tobias

    Da es sich um die Werbung von Abzockern handelt, berührt mich die Verwendung Hitlers an dieser Stelle kaum. Wenn das Angebot schon betrü­ge­risch ist, vermag ich mich darüber nicht groß aufzuregen.
    Zum Thema Layer Ads und salon­fähig empfehle ich diesen Spiegel-Online-Artikel von heute:
    http://​www​.spiegel​.de/​n​e​t​z​w​e​l​t​/​w​e​b​/​0​,​1​5​1​8​,​5​5​2​3​9​3​,​0​0​.​h​tml

  51. mesiu

    ein viel größeres tabu als zum beispiel unser dama­liger umgang mit juden scheint mir heute unser umgang mit tieren zu sein. und ich meine nicht hund oder katze.
    obwohl zwei von drei tv-spots produkte bewerben, für die allein in deutsch­land jähr­lich hunderte millionen tiere getötet oder ausge­beutet werden, wird nicht gezeigt, wo die „rohstoffe“ dafür herkommen. bei pflanz­li­chen produkten ist das anders, siehe wogendes korn­feld oder weinberg.
    kennt jemand tabu­bre­cher in diesem bereich? danke!

  52. Benjamin Hickethier

    Ich finde es sehr uner­träg­lich und es verblüfft mich gera­dezu, mit welcher Naivität und Dummheit hier kommen­tiert wird, insbe­son­dere in den martin­wal­se­ri­schen Elegien von Simon Wehr.
    Simon Wehr, Du machst ja wirk­lich gute Grafik, aber eigent­lich lässt es sich nur so erklären, dass Du hier im ›Büro-für-Aufmerksamkeit‹-Pingpong den Tabubruch exer­zieren willst. Deine Beschreibungen Deines Holocaust-Traumas zeugen von gren­zen­loser Beschränktheit.
    Wie schon vorher von x ange­merkt wurde, ist Deine Präsentation »bildungs-, geschichts­fern, unlo­gisch, kausal falsch«. Du formu­lierst Aussagen zur »Moralkeule« (http://​de​.wiki​pedia​.org/​w​i​k​i​/​A​u​s​c​h​w​i​t​z​k​e​ule) mit der Du offenbar zeit­le­bens kämpfst – und die bei Dir »ganz gefähr­liche Abwehrreaktionen erzeugt« haben.
    Diese ›gefähr­li­chen Abwehrreaktionen‹ würde ich gerne von Dir noch einmal ganz offen ausfor­mu­liert haben.

    »Also was ich meinte ist: von der vierten bis zur 13. Klasse habe ich in jedem Jahr immer wieder die Judenverfolgung auf den Tisch serviert bekommen und dass »wir Deutschen« damals so böse waren – das hat bei mir ganz gefähr­liche Abwehrreaktionen erzeugt.«

    Das ist eine so unglaub­liche Provokation, die nicht einmal irgend­einen Sinn in diesem von Thomas Junold in Richtung Tabubruchsfantasien getrie­benen thread macht, sondern einzig und allein schreit, dass Simon Wehr über­haupt nichts verstanden hat.

    Denk mal bitte, ganz abge­sehen von Vergangenheit und ›Wir bösen Deutschen‹, an die Überlebenden der vom ›Unhold‹ ange­führten Verbrechen. Die heute trotz aller versuchten ›Wiedergutmachung‹, der Du ja groß­zü­gi­ger­weise Dein Verständnis zeigst – »Deutschland heute noch an irgendwen Ausgleichszahlungen zahlen« physisch und psychisch trau­ma­ti­siert sind, etwas anders als Du, der »von der vierten bis zur 13. Klasse« mit der Moralkeule bear­beitet wurde, über die bösen Deutschen, und diesen Unhold Hitler.

    Und denke auch viel­leicht noch mal an Nachkommen von Überlebenden oder Toten, die unter den Umständen auch heute noch immer leiden. Das sind zum Beispiel auch ›gute Deutsche‹, deren beide Großväter und alle Großonkel mütter­lich­seits im großen vater­län­di­schen Vernichtungskrieg dieses ›Unholdes‹ drauf­ge­gangen sind.

  53. thomas | BFA

    benjamin: viel­leicht sollte ich dazu sagen, das ich es ein wenig schade finde, das man sich am gezeigten beispiel fest­ge­bissen hat und nicht auf die suche nach weiteren möglich­keiten des »mora­li­schen schei­terns« von werbern gegangen ist. ich denke nämlich schon, das es da so einiges gibt.

    zum thema hitler selber werde ich micht nicht äussern. das ist meine privat­an­ge­le­gen­heit. ich bitte da um verständniss.

  54. Benjamin Hickethier

    Aber, Thomas, damit machst Du doch genau das, was Du hinter­fragen willst: Wenn es mit einem Hitler-Bild als Ausgangspunkt auf die »Suche nach weiteren Möglichkeiten« geht, wird nicht nur die Wertung der Verbrechen des Nationalsozialismus als histo­ri­sche Singularität berührt, sondern eine kommer­zi­elle Werbung mittels Hitler-Bild gewis­ser­maßen akzep­tiert, da es ja nur eine von ›weiteren Möglichkeiten‹ des Einsatzes bestimmter Werbestrategien ist, die in einem Grafikdesignblog disku­tiert werden sollen.

    Entweder dreht sich Deine Aufmerksamkeit um das beson­dere Ereignis, den beson­deren Tabubruch des Hitler-Banners oder um die Frage Werbung und Ethik. Ich fürchte, wenn Dir das ›Festbeißen‹ an Deinem Beispiel nicht gefällt, hättest Du ein anderes wählen sollen.

    Und was meinst Du eigent­lich mit »Aufgeklärte Verbraucher haken diese billige Art der Provokation rasch als dumme Werbung ab. Gute Werbung sollte dem Konsumenten voraus eilen.«? Was passiert mit den nicht­auf­ge­klärten Verbrauchern? Und wer genau ist ›nicht aufge­klärt‹? Was hilft es den aufge­klärten Verbauchern, die Werbung als ›dumm‹ abzuhaken?

  55. r3lite

    Der eigent­liche „Skandal“ ist nicht, dass auf dem Bildchen Hitler abge­bildet ist, sondern die Natur der sich dahinter verber­genden Webseite, die mit einem scheinbar kosten­losen Dienst direkt in die Abofalle lockt. Für eine solche Seite mit einem poli­tisch korrekten Empör-Artikel quasi indi­rekt eben­falls Werbung zu machen halte ich persön­lich für ziem­lich bedenk­lich. Sowas gehört schlicht ignoriert.

  56. Simon Wehr

    Hm, ich bin hier irgendwie falsch verstanden worden …
    Ich wollte nicht das Thema der Kommentare ablenken und um Aufmerksamkeit und Tabubruch, lieber Benjamin, ging es mir wirk­lich nicht! Ich befürchte, dass hier einige ein Bild von mir bekommen haben, das mit meiner Person nicht über­ein­stimmt. Ich werde doch noch einmal Off-Topic-Raum in Anspruch nehmen müssen.
    Ansonsten werde ich mich in Zukunft sicher­lich vorsich­tiger ausdrü­cken. Oder gleich zu thomas’ Lösung übergehen.
    Also gut:
    1. Neo-Nationalsozialisten, haben natür­lich einen Bezug zu Nationalsozialisten. Und deren Anführer war nunmal Hitler. Da habe ich mich wirk­lich vergriffen, entschul­digt bitte. Die Strömung zum radi­kalen Fremdenhass war das, was ich meinte. Und die gab es schon lange vor Hitler und wird es leider auch in Zukunft noch geben. In allen Ländern.
    2. Die Zeit von 1930(!) bis 1945 wurde in meiner Schullaufbahn thema­tisch auf den Holocaust redu­ziert. Und zwar ausschließ­lich! Und das ist unge­nü­gend! Das hat wirk­lich dazu geführt, dass mich das Thema Judenverfolgung zwischen­zeit­lich richtig gehend genervt hat. Benjamin, genau dieses »Denke doch mal bitte an die Überlebenden etc. …« War das, wozu ich über­hapt keine Lust mehr hatte! Durch die Reduktion der Hitlerzeit auf ausschließ­lich den Holocaust habe ich mich wirk­lich einer Moralkeule ausge­setzt gefühlt. Vor einem Verbrechen von dem ich bis heute nicht verstehe, wie so etwas passieren konnte, wollte ich bitte einfach endlich einmal in Ruhe gelassen werden.
    Und das wiederum halte ich für nicht richtig und – wie gesagt auch für gefähr­lich. Ich sympa­thi­siere nicht mit rechten Kreisen und habe das nie getan. Aber mit meinem Hintergrund kann ich verstehen, wie ein Herr Walser zu seinen Aussagen gekommen ist. Und das mag für euch der Beste Beweis dafür sein, das etwas nicht richtig gelaufen ist.
    3. Benjamin, kann es sein, dass Du mich zum Thema Ausgleichszahlungen falsch verstanden hast? Ich halte sie für den Versuch, den Schmerz der Betroffenen zu lindern und Schuld anzu­er­kennen. Geld kann nicht für Schmerzen entschä­digen, aber das Symbol zählt. In sofern befür­worte ich sie.

  57. Benjamin Hickethier

    Ich finde nicht, dass es beson­ders off-topic ist, wenn ein Artikel mit Aufregung über die Verwendung eines Hitlerbildes in kommer­zi­ellem Kontext beginnt, sich über Wirkung und Bildsemantik und deren histo­ri­sche Begründungen und Zusammenhänge auseinanderzusetzen.

    Ansonsten können wir uns, Simon, aber auch gerne aus dem font­blog-thread ausge­glie­dert per mail weiter miss­ver­stehen. Andererseits liest wohl keiner mehr hier die 57. und 58. Beiträge einer insge­samt wohl etwas schief­ge­lau­fenen Diskussion.

    Zu Deinen Anmerkungen und Korrekturen will ich hier gar nicht viel weiter sagen – ich habe mir schon gedacht, dass Du das, was Du vorher geschrieben hast, wohl kaum über­legt gemeint hattest. Dein moral­keu­len­ge­schä­digter Bewußtseinsapparat hat aller­dings auch hier wieder einige Merkwürdigkeiten hinter­lassen… Wie die ›Hitlerzeit‹ ›von 1930 bis 1945‹ in Deiner Schullaufbahn ›auf den Holocaust redu­ziert‹ werden konnte, kann ich nicht nach­voll­ziehen, kann mir aller­dings vorstellen, dass kluge Lehrer den Holocaust eben nicht als das ›Detail‹ der Geschichte darstellen wollten, als den ihn zB. Jean-Marie Le Pen einmal bezeichnet hat. Die Geschichte des ›Dritten Reiches‹ aber auch der deut­schen Teilung und ›Wieder-‹vereinigung, die Gründung des Staates Israel oder auch zB des Völkerbundes/UNO lässt sich nun mal nicht ohne den Hintergrund des Holocaustes verstehen/erklären.

    Martin Walser hat im Übrigen wohl kaum die glei­chen Probleme in seiner Schullaufbahn gehabt, ihn plagt eine ganz andere Keule, und als ehema­liger williger Vollstrecker wohl auch ein anderes Verantwortungsgefühl, als Rädchen im System, das ›Auschwitz‹ erst ermöglichte.
    Herrn Walsers Äußerungen können durchaus als Schlüssel zu Verständnis der inneren Logik der indus­triell orga­ni­sierten und mit deut­scher Gründlichkeit ausge­führten Vernichtung der euro­päi­schen Juden nütz­lich sein. Und sorry, »Ich sympa­thi­siere nicht mit rechten Kreisen und habe das nie getan. Aber mit meinem Hintergrund kann ich verstehen, wie ein Herr Walser zu seinen Aussagen gekommen ist.« – Wenn man zwischen ›rechten‹ und ›extrem rechten‹ Kreisen diffe­ren­ziert, ist Herr Walser wohl unbe­stritten Teil der krei­senden Rechten, die salon­fä­hige Schnittmengen bis hinein in bürger­liche Mitten ausmachen.
    Trotzdem glaube ich verstanden zu haben, was Du meinst, und dass Dir trotz ›gefähr­li­cher Abwehrreaktionen‹ klar ist, wie ernst dieses Thema ist und ›wo Du stehst‹, um’s mit dem Oktoberklub zu sagen. Schönen Abend nach Mainz!

  58. Jürgen

    Ansonsten können wir uns, Simon, aber auch gerne aus dem font­blog-thread ausge­glie­dert per mail weiter missverstehen.

    Gute Idee.

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