Unmut über neues Logo der EU-Kommission
Die Europäische Kommission hat sich in den vergangene Monaten von einem belgischen Designbüro eine visuelle Identität und ein neues Logo (siehe rechts) entwickeln lassen, die im kommenden Monat eingeführt werden. Das Logo zeigt die Europa-Flagge auf 26 grauen Linien, die das sternförmige Hauptquartier der Brüsseler Behörde andeuten. Noch vor der offiziellen Ankündigung regt sich Protest unter EU-Abgeordneten, vor allem aus Großbritannien.
Wie der Daily Express berichtet, seien die 135.000 Euro für die Entwicklung des neuen grafischen Auftritts nur der Auslöser für eine Kostenlawine, die am Ende weit über fünf Millionen Euro liegen dürfte. »Die Einführung des kommissionsweiten Logos im nächsten Monat führt zur Verschrottung von 400 Abteilungs- und Behördenlogos … ganz zu schweigen vom Druck neuer Geschäftspapiere und Faltblättern.« heißt es in dem Bericht.
Der britische Europaskeptiker Daniel Hannan, seit 1999 Mitglied des Europäischen Parlaments, äußerte gegenüber der Presse: »Es ist schon außergewöhnlich, wenn 27 EU-Mitgliedsstaaten gerade ihre Haushalte zusammenstreichen und jeden gesparten Penny nach Brüssel überweisen, dass mit diesem Geld solche Pläne verfolgt werden.« Sein Kollege Paul Nuttall von der United Kingdom Independence Party, deren Hauptziel der Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union ist, schlägt in die gleiche Kerbe: »Das Redesign ist ein Fall extravaganter Eitelkeit. Ein weiters Beispiel dafür, wie weit die Brüssler Elite von den Menschen entfernt ist, die ihre stetig wachsenden Rechnungen begleichen.«
Ein Vertreter der EU-Kommission, so der Express, widersprach den britischen EU-Skeptikern gestern Abend. Tatsächlich spare das neue, einheitliche Corporate Design jede Menge Kosten, weil es viele individuelle Entwürfe ersetze. Wörtlich zitiert ihn die Tageszeitung: »Eine einheitlicher Auftritt der Kommission wird deren Aktionen und Produkte in der Öffentlichkeit klarer erkennbar machen.« Natürlich würden bestehende Drucksachen weiter genutzt, bis sie vergriffen oder veraltet seien.
13 Kommentare
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Florian
Herrliche Weitsichtigkeit der Konservativen !
_Sven
Mal abgesehen von der Geschmacksverirrung.
p
Hmm. 26 Linien für die 27 Staaten minus Großbritanien.
till1
hahaha … „400 Abteilungs- und Behördenlogos“ sind also kostengünstiger :)
Dominik
Das Logo ist trotzdem seltsam.
janosch
«Natürlich würden bestehende Drucksachen weiter genutzt, bis sie vergriffen oder veraltet seien.»
Mit dem neuen Logo sind sie veraltet, will er das damit sagen?
:-)
Markus
Alle Jahre wieder … ;)
Bernd
Die „Wutbürger“ sammeln sich: 135.000 Euro für ein Logo …
Christian Büning
Jürgen, hier fließen zwei Diskussionen ineinander:
1) die über den Preis für Kommunikationsdesign
2) die über die die Qualität dieses Entwurfs.
zu 1) Eine neue visuelle Kommunikation ist üblicher Bestandteil der Außendarstellung und umgerechnet auf Arbeitsstunden für Designer (± 12 Designer, 1 Monat Arbeit) ist das in meinen Augen ein akzeptabler Rahmen für ein Projekt dieser Größenordnung. Die Verkürzung der Summe auf das Entwerfen des Logos ist etwas fahrlässig, da die eigentlich Leistung das Formulieren einer konzeptionellen Zielsetzung sowie die komplette Realisation sind.
Ich vermute, dass die gleichen Kommentare erscheinen würden, wenn die EU-Kommissionen mit einem dürftigen oder armseligen Erscheinungsbild agieren würden. Fazit: Design ist notwendig, Design kostet Geld. Wenn die hessische Landesregierung mehrere Millionen an Miete diskutiert, sind diese Beträge hier sicher wesentlich sinnvoller investiert.
zu 2) Ich kenne den Prozess nicht, der hinter diesem Ergebnis steckt. Wer hat Mitspracherechte? Wer hat die Entwürfe bewertet? Wer hat Zielsetzungen bewertet? Eine Fehlinvestition wäre es wirklich, wenn als einziges Ergebnis diese neue Vignette herausgekommen ist.
Fazit: Auch die Kommunikation über Kommunikationsdesign sollte mitgeplant und professionell betrieben werden. Dann hätte die EU-Kommission jetzt nicht so einen Wirbel.
robertmichael
die frage ist doch eher: »braucht die kommission ein ‚richtiges‘ logo und wenn ja, warum?« eine EU-kommission muss nichts verkaufen, ich würd sagen die EU-flagge und ein ordentlicher schriftzug hätten auch gereicht. dafür braucht man keine langen entwicklungsprozess.
Christian Büning
@ robertmichael: Geht es nicht um Kennzeichnung eines Absenders? Da ist es doch zweitrangig, ob etwas verkauft werden soll oder nur kommuniziert, oder irre ich da?
koni
Absender hat er doch genannt:
Karl Pongratz
Die haben sich mit diesem Logo scheinabr alle Muehe gemacht die europaeische Kommission so darzustellen wie sie ist.
Protzig, technokratisch, buergerfern, undemokratisch, gepaart mit einer Prise Groessenwahn.