Unanständig billig
Irgendwie krieg’ ich da fast ein schlechtes Gewissen. Hab’ gerade das neue Album von Peter Doherty (Grace/Wastelands) bei Saturn für 4,99 € geladen (MP3, 320 kBit/s, DRM-frei). Im iTunes-Store kostet es auch nur 7,99 €, bei Amazon 15,95 € und bei Dussmann in der Friedrichstraße sicherlich 19,90 €. Gestern habe ich bereits zum gleichen Preis Jimi Hendrix’ »Are You Experienced«, James Lasts »Gold« und das aktuelle U2-Album geladen. Da soll noch mal einer behaupten, dass sich mit guten Preisen nicht die Wirtschaft ankurbeln ließe.
Noch bis zum 29. März bietet Saturn diesen mörderischen Preis für 250.000 alte und aktuelle Alben. Die Bedienung des Stores ist allerdings etwas hakelig, und die ZIP-Dateien werden nicht ordentlich gepackt, so dass man hier und da vom kostenlos angebotenen Nachladen Gebrauch machen muss. Die Auflösung der Cover-Art-Dateien schwankt beliebig, und in den Metadaten gibt es Schreibfehler (»Foxey Lady«). Bezahlen funktioniert über Klick&Buy.
58 Kommentare
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Markus
Stimmt, das ist recht günstig – im Vergleich zu früher. Doch warum soll man heutzutage für Musik noch EXTRA Geld bezahlen, das mache ich doch schon monatlich über die GEZ?! Ich kann mir genauso gut die Musik kostenlos aus dem Internetradio mitschneiden. (kleiner Tipp clipinc.de) (btw. das U2 Album habe ich hier auch komplett kostenlos bekommen – sogar mit Lyrics, direkt in den ID3-Tag geschrieben)
Mich wundert es sowieso das Künstler noch immer CDs pressen. Ich denke wir sind mittlerweile in einem Zeitalter angekommen, wo alles digital und über Mp3-Player läuft. Immerhin haben die meisten Künstler schon gemerkt, dass sich der Umsatz nicht mehr über die Plattenverkäufe ankurbeln lässt, sondern hauptsächlich durch Konzerte.
Vroni
Ich wundere mich bei solchen Beiträgen überhaupt nicht mehr, weshalb Grafik Design- oder Typodesign-Kunden auch auf das mittlerweile gar nicht mehr so schräge Brett kommen, möglichst wenig für „Kunst“ zahlen zu wollen. Wenn hier noch einer jammert, den…
Der Kaugummiautomat
Wer wegen 3 Euro Unterschied beim „Sparen“ haklige Downloads in Kauf nimmt, der darf doch gar nix mehr dagegen sagen, wenn der Kunde seinerseit ihn, den Designer als bunten Kaugummiautomaten begreift: Oben a Zehnerl neischmeißen, ziehen und irgendwas wird schon rauskommen.
Wie kurbelt der Designer seinen Umsatz an. Gibt er Konzerte? Ach so, ganz anderer Markt, kann man nicht vergleichen. Na dann.
[Ist ja fein, wenn man der großen bösen Musikindustrie nix gönnt. Frag mich nur, wohin die mp3-Hamster-Billigdenke führen soll. Disclosure: Ich habe lieber eine gut gestaltete CD einer Band vor mir liegen, lese gern die Lyrics da drin und verschenke auch sowas lieber. Ach ich vergaß, der Apple Musicstore verdient gut an Musik-Downloads, er ist natürlich nicht große böse Musikindustrie…]
fhuber
*hust*
Registrierung funktioniert ohne Bestätigungsmail… komisch.
Nach der Registrierung Fehlermeldung beim Einloggen (Passwort falsch)
„Passwort vergessen?“ Button verschickt nur leere Emails. Und das alles ohne sichere https Verbindung.
Fazit: Finger weg!
Das schenke, ich dem lieben Fontblogger lieber sein nächstes Album, bevor er seine Leser mit so etwas verführt :)
Übrigens ist das Internetradiomitschnibbeln noch eine rechtliche Grauzone, weil zahlen die denn wirklich Gema Gebühren? – meines Wissen wird da doch ziemlich rechtlich gekämpft wegen der Gebührenhöhe…
Mit der GEZ bekommt man keinen Freischein für alles im Internet, Markus.
Das klingt doch etwas nach Piratebay argumentation – und die hatten nur ein Achselzucken auf die Frage, womit dem im digitalen Zeitalter, Künstler Geld verdienen sollen…
van holland (amica)
Vroni hat es mal wieder auf den Punkt gebracht.
ich ich ich
wenn ich geld für etwas bezahle, möchte ich aber schon gerne etwas in der hand haben. rein physikalisch macht es schon einen unterschied ob ich ne cd kaufe oder brenne auf der einen seite (gebrannte cds sind hässlich), oder ob ich mp3s kaufe oder runterlade (da ist das ergebnis absolut identisch). ich bekomme also nichts dafür dass ich sie kaufe.
andererseits sind cds auch widerwärtig hässlich mit dem plastikhüllenhorror und den lächerlichen booklets.
ich fände es interessant, sowas wie plattenhüllen zu kaufen, die dann irgendwie nen pixelbarcode haben und ich damit meine digitale musik aktivieren kann. dann hab ich was schönes in der hand, kann es jederzeit reaktivieren, kann im laden stöbern, man braucht keine plattenfirmen, und gestalterisch ist es wieder ein großer gewinn.
der ganze sermon mit den bösen raubkopierern ist einfach nur ein reflex einer mafiösen industrie, die sich nicht mehr bewegen will, nachdem sie ein produkt erfunden hat das eh unfug ist („content“). ich hoffe die plattenindustrie, die es vor 100 jahren nicht gab, geht wieder zugrunde. menschen haben vor 3000 jahren musik gemacht, und sie können es heute auch, und zwar auch ohne dieses gangstertum.
Jürgen
Bin ich froh, kein Weblog über Musik zu schreiben. Sind die Kommentare auf solchen Seiten ähnlich dämlich wie die von Markus und ich ich ich?
ich ich ich
aha, es ist als dämlich sich über anzugtragende kulturcontroller auszulassen. die gleichen leute die auch den armen designern ihre aufträge wegstreichen, wenn sie zuviel kosten, weil das eben auch, nunja, nur ‚content‘ ist. aber die propaganda scheint ja zu sitzen.
Jürgen
Hoppla, ich hätte gar keine Antwort erwartet. Gut, dann möchte ich auch auf Deinen vorigen Kommentar antworten.
Dann müssten Kino und Theater umsonst sein, denn nach dem Verlassen der Veranstaltung hält man nichts in der Hand. Gilt auch für Konzerte.
Ich bin bisher davon ausgegangen, dass eine MP3-Datei die Musik enthält, die ich hören möchte. Für mich ist das mehr als nichts. Eigentlich 100 % das, was ich wollte.
Mit welchem Recht stellst Du diese totalitäre Forderung, wenn es auf der einen Seite tausende von Künstler gibt, die ihre Musik vertrieben wissen wollen und auf der anderen Seite Millionen Musiklieber, die sie hören möchten?
ich ich ich
>Dann müssten Kino und Theater umsonst sein, denn nach >dem Verlassen der Veranstaltung hält man nichts in der >Hand. Gilt auch für Konzerte.
ich habe ja auch von mir gesprochen, und das sind äpfel und birnen. auch bei einem konzertbesuch bekomme ich etwas physikalisches, es ist eben zeitlich begrenzt. aber da macht wirklich jemand etwas.
>Ich bin bisher davon ausgegangen, dass eine MP3-Datei >die Musik enthält, die ich hören möchte. Für mich ist >das mehr als nichts. Eigentlich 100 % das, was ich >wollte.
das ist aber nicht mehr als wenn ich es einfach so runterlade.
>Mit welchem Recht stellst Du diese totalitäre >Forderung, wenn es auf der einen Seite tausende von >Künstler gibt, die ihre Musik vertrieben wissen >wollen und auf der anderen Seite Millionen >Musiklieber, die sie hören möchten?
das ist auch wieder nur meine hoffnung, und keine forderung. und ich kann ja nichts dafür dass die musikindustrie über jahrzehnte die leute erfolgreich so erzogen hat, dass sie jetzt nachbeten dass das die alleinige möglichkeit ist, nachdem man über jahrtausende einfach so musik gemacht hat, und keiner absurde rechte an ‚geistigem eigentum‘ und ähnlichem unfug besessen hat.
aber dass es so kommt, behaupte ja nicht ich, sondern die, und ich kann nur hoffen, dass es auch so kommt. wenn copy wirklich music killt, dann hoffentlich möglichst schnell und hart ;-) dann entsteht wieder freiraum für neues.
ich ich ich
achso, noch etwas zu den ‚künstlern‘. wenn jemand ein künstler ist, dann ist sein produkt kunst, und nicht kommerz. dann macht er etwas angeblich ja um etwas idealistisches zu schaffen, das wird dann ja auch gerne großspurig behauptet.
wenn er aber ein kommerzialist ist, und auf eine vermarktung setzt, die längst veraltet und nicht mehr funktionsfähig ist, dann ist er vor allem ein ganz schlechter vermarkter, und sollte vom markt endlich genullt werden. es gibt überhaupt keinen grund irgendwelche dinosaurier, die einem den baum im garten, die haare vom kopf oder die oma wegfressen, aus tierliebe am leben zu halten, wenn sich die welt drumherum ändert.
HD Schellnack
Musik ist keine Kunst, meine Lieben, jedenfalls nicht dass, was wir da bei Saturn angeboten kriegen.
Als jemand, der gerade komplett vom Trägermedium CD, weil es ihm einfach die Schränke zumüllt, zur reinen Datensammlung wechselt – mit all den gemischten Gefühlen, die sowas mit sich bringt – finde ich 4,99 schon grenzwertig. Ein Preis zwischen 5 und 10 Euro ist aber fast zu teuer, wenn man bedenkt, wie billig Musik heute produzierbar ist – vor allem wenn man das Presswerk etc wegdenkt. Da werden noch spannende Dinge passieren, zumal nur niedrige Preise der Raubkopie einigermaßen begegnen können. Wir Designer sollten uns da nicht freuen, denn nicht zuletzt stirbt damit das für unsere Branche so zentrale Medium Plattencover. Saville, Vaughan, Carson, Sagmeister, Rudolph, Hipgnosis… man mag gar nicht dran denken. Eine schicke Flash-Site kann das nicht ersetzen, ein JPG oder PDF auch nicht. Zumal die permanente Entwertung kreativer Arbeit sicher keine gute Zukunft für uns alle bedeutet. Musiker brauchen kein Geld, die machen ja aus Spaß Musik (wer kommt eigentlich auf so einen Quatsch?) – da ist es nur ein Schritt, das gleiche über Designer zu sagen. Und manchmal ist das ja auch wahr. Manchmal machen wir ja Sachen aus Spaß, aus Abenteuerlust. Aber ICH will das entscheiden – und ebenso muss ein Musiker entscheiden, ob er Geld will oder nicht. So oder so, meine CD-Sammlung füllt inzwischen fast vier Meter Schrank, es reicht, ich MUSS umsteigen. Oder aufhören. Und bei Musik glaube ich leider nicht 100% an less is more.
Das, nebenbei, denke ich, wird passieren, wenn mehr Musiker online direktvertrieb machen. Es wird nicht bei BMG, nicht bei iTunes, nicht bei Saturn passieren, wo der Wert der Musik nivelliert wird. (Fast) JEDE CD kostet 9,99 bei iTunes, egal, wie teuer die Produktion tatsächlich war.
Generell steht die Musikbranche – dicht gefolgt von Film und sehr bald auch Buch – vor einem Umbruch und vor der Frage, wie man noch Geld verdient, wenn das, womit man eigentlich Geld verdient, kein Geld mehr bringt. Man lebt heute halt nicht mehr vom Plattenverkauf, sondern von Merch, Konzerten, Lizenzen und Management. Was zur Folge hat, dass Konzerte vieler Bands mittlerweile exorbitant teuer geworden sind… und natürlich ist ein Konzert nichts »physikalisches« (abgesehen davon ist ja nun alles mehr oder minder physikalisch), sondern ebenso ein Produkt und eine Inszenierung, so authentisch oder unauthentisch, wie ein Film, ein Schauspielstück, eine CD oder eine MP3. Es hängt immer vom Einzelfall ab. Ich glaube, wenn die Leute wüssten, wieviel bei Konzerten inzwischen nicht mehr handgemacht ist, würden sie weniger von dem «echten» beim Life-Act reden.
Vronis Kaugummiautomaten find ich super – wir haben einen Getränkeautomaten bei einem Pitch als Bild verwendet, um zu erklären, dass GENAU DAS die Attitude der Kunden uns gegenüber ist – oben Geld rein (ha, nicht mal) und unten kommt ein fertiges Produkt raus.
Schade, dass du im Mai nicht bei der Typo bist, echt.
ich ich ich
wie auch immer man sich was schönredet bzw zum ausdruck bringt, es gibt jedenfalls so im wesentlichen zwei möglichkeiten, entweder gehen die jungs in den anzügen den bach runter, dann wollen aber immer noch leute musik machen und hören, und dann findet man entsprechend andere lösungen.
oder das ganze ist nur geschrei und panik von leuten die halt ihren shareholdern noch ein paar pfennige mehr versprechen müssen, und nichts passiert. dann braucht ihr euch ja keine gedanken zu machen. ich persönlich würde es wie gesagt vorziehen, diese mafia würde weggewaschen, aber relevant ist eh nur wie sich der markt verhält.
ich kaufe übrigens aus prinzip keine musik von diesen leuten, und kino und konzerte interessieren mich nicht, aber meine musik leihe ich mir ganz legal aus der bibliothek aus und kopiere sie ganz legal auf meinen rechner. damit verbinde ich alle vorteile, und komme genauer an die musik ran die ich haben will. wahrscheinlich geht dann per gema über die bibliothek was davon an die ‚künstler‘, was für mich eh die einzige variante ist die ich gut finde.
Sebastian Nagel
Ich kauf immer noch CDs in Hüllen mit Booklet – „digitales Zeitalter“ und wer da jetzt schon angekommen ist und wer nicht hin oder her. Warum? Wenn ich mich bei einem Bier mit einem Freund über Musik unterhalte, und sage „Titel XY auf der Platte Z“, haben beide ein Bild vor Augen, etwas das man sich „vorstellen“ kann. Das klappt nur wenn das Album bei mir im Regal steht, bei einem MP3-Download hat das bisher noch nie geklappt dass ich das „zuordnen“ konnte.
Mich wundert also überhaupt nicht, warum Künstler (Idealisten, die aber genauso von was leben müssen und wollen) noch CDs pressen: um ihren Werken auch jenseits eines Konzertes ein Gesicht geben zu können. Warum das Kommerz-Musiker (gar nicht abschätzig gemeint) noch machen… ich denke lange so geht das nicht mehr, es sind nur noch bei weitem nicht alle so fortschrittlich „digital“ wie Markus aus Beitrag 1 von sich aus auf andere schließt.
„Musik-Mafia ausrotten“, „ich zahl doch schon GEZ“, „Piratebay befreien die Kultur“, „ist doch gar nicht physisch“, „die Künstler kriegen eh kaum was“, … sind für mich Alibi-Argumente, wenn jemand nicht bereit ist etwas zu zahlen für etwas das er erhält und jetzt einen Grund braucht warum das schon ok oder sogar gut ist. Ich bin der Meinung es gibt weder ein Recht auf Musik, noch eine Pflicht, Industrie-Inhalte zu konsumieren. Es gibt genug freies Material, genug „Underground“, niemand leidet unter Musik-Entzug oder muss eine Mafia unterstützen, nur weil eine kommerzielle Schiene der Musik existiert.
ich ich ich
das ist so nicht ganz korrekt, weil die kommerzialisierung der kultur ansprüche von seiten der musik- und filmmafia schafft, die die entwicklung von neuer kultur, wie es über jahrhunderte geschehen ist, teils unmöglich macht. das scheint ihr auch garnicht mehr mitzukriegen, soweit geht das schon. über jahrhunderte konnte man einfach teile der kultur nehmen und da weitermchen, indem man sie weiterbenutzt und erweitert. es gibt keinerlei sachen die vollkommen neu sind in der kulturgeschichte, jeder klaut bei jedem. aber in dem moment, in dem diese gangsterfirmen angefangen haben diese öffentliche kultur zu stehlen und durch lobbyarbeit zu ihrem ‚besitz‘ zu erklären, ist das so gut wie unmöglich geworden.
ein ganz gutes beispiel ist der erste film von walt disney, ’steamboat willy‘. das ist eine kopie von buster keatons ’steamboat bill jr.‘. natürlich ist es ein zeichentrickfilm, walt disney hat etwas dazugetan. so entsteht kultur. aber niemand darf jetzt die filme von walt disney nehmen und damit machen was er will. durchgesetzt durch die macht eines konzerns.
und wie gesagt, wenn diese syndikate jetzt zurechtgestutzt werden, freue ich mich tierisch, die welt ändert sich endlich.
aus dem piratebay-film ’steal this film‘:
when the wind of change is blowing, some people build shelters, others build windmills.
viel spass im bunker, liebe industrie ;-)
christian
Ach, irgendwie komm ich mit der digitalen Musik nicht klar, das ist – auch bei diesen Preisen – kein Ersatz für eine haptisch erfassbare CD oder Platte. Sonst eigentlich immer Digital Ist Besser schreiend fehlt mir da doch etwas.
Einen schönen Weg geht zum Beispiel die Band Klez.E mit ihrem jüngst erschienenem Album Vom Feuer der Gaben, das m.E. nicht nur musikalisch das Highlight des bisherigen Jahres darstellt: Ein schön gestaltetes Hardcoverbuch anstatt schnöder Plastikhülle, zu jedem Lied ein Kunstwerk.
Das ganze dann im freundlichen Label-Laden für mehr als faire 12,50€ (Text und Fotos dazu).
Einen anderen Weg gehen z.B. so Label wie das Grand Hotel can Cleef oder auch Audiolith, die ihren Vinyls kleine Code(Karten) mitgeben, mit denen man sich dann die Tracks downloaden kann und sich das mühsame Digitalisieren erspart, oder zur Vinyl zumindest die CD dazu packen – somit hat man dann das schöne, anffasbare und die Bequemlichkeit in einem.
Sebastian Nagel
Solange mir die Musikindustrie nicht die Stilmittel verbietet (mir ist es recht egal ob ich Nirvana kopieren/remixen/verarbeiten darf oder nicht, solange ich Grunge spielen darf – jede Neukreation bringt mich weiter als ein Remix). Soweit ist die Industrie zum Glück nicht und wird sie auch nicht mehr kommen weil sie sich langsam selbst begraben bzw. überholt werden – somit ist mir die Industrie mit all ihren Unarten ziemlich egal – ich kriege meine Musik jenseits des Mainstreams, ich kann Musik jenseits des Mainstreams machen, nur weil die Industrie etwas ähnliches herstellt ist mir meines noch nicht verdorben, auch wenn ich Steamboat Itchy nicht verwursten „darf“. Filme wie Virgil Widrichs „Fast Film“ zeigen dass man das durchaus tun kann – speziell wenn es um Kulturschaffen und nicht erneutes Ausschlachten einer nicht-eigenen Idee in leicht veränderter Form geht, klappt das plötzlich doch noch, man muss es nur erst meinen und sich nicht einschüchtern lassen – wie schon seit Jahrtausenden also.
Nico
man könnte sich ja so einig werden:
Die Preise für Musik sind schon ok, ich hab‘ nur kein Geld dafür.
:)
sharif
Ich kaufe inzwischen nur noch CDs. Die runterladbaren MP3s reichen mir nicht von der Soundqualität.
Meine letzte Anschaffung war eine wunderbar gemachte CD+DVD von McCoy Tyner („Guitars“) für 19,90€. Die beiden Silberscheiben und das schön gemachte Cover + Booklet waren das Geld mehr als wert.
ich ich ich
ich hab mehr als genug geld, aber nicht ‚dafür‘, für diese industrie und ihre methoden leute zu verfolgen (das gilt auch für die gez).
aber wie gesagt, man kommt ja auch ‚legal‘ an seine musik. ich kann mir auch gut vorstellen dass es auf absehbare zeit ne sinnvolle plattform gibt, die ohne industrie den musikern das verkaufen ihrer musik ermöglicht. bis dahin sehe ich sehr gern bei der apocalypse zu.
Benjamin Hickethier
Jürgen, sag mal, hast Du Zeit, die ganzen Musikerwerbungen, die Du hier im Fontblog beschreibst (testweise oder nicht), zu hören? Mein größtes Problem mit dem heutigen Angebot an (großartigster) Musik (nicht umsonst ist 2008 bekanntermassen ein sehr gutes Jahr für die Musikentwicklung gewesen, da stimme ich Spex und Konsorten voll zu), ob digital, analog in Vinyl gegroovt, physikalisch oder metaphysisch, im Laden geklaut oder heruntergeladen und mit dazu bestelltem ›Special-Edition-Deluxe-Package‹ ist, dass ich schlicht gar nicht hinterherkomme, die ganze neue Musik, die sich auf den verschiedensten Tonträgerformaten bei mir ansammelt, zu hören.
Vielleicht sollte man das Überschreiten einer Grenze von Track-Mengen strafrechtlich verbieten, und wer mehr zum Besitz von mehr als der hörbaren und gesetzlich erlaubten Menge aufruft, oder größere Mengen in Umlauf bringt, wird bestraft – das käme HD entgegen und würde Musikindustrie und Piratebay gleich treffen.
Außerdem empfehle ich den ›Luisterpaal‹ des holländischen Rundfunksenders VPRO/3voor12, da könntest Du zB das neue Album von Pete Doherty auch gestreamt hören. Erfreulicherweise (vgl. oben) sind die CDs dort nur eine begrenzte Zeit zu hören.
Was anderes: gibt es hier jemanden, der/die Spotify empfiehlt?
Benjamin Hickethier
http://3voor12.vpro.nl/luisterpaal/
irgendwie hab ich hier Probleme mit dem linken…
Sascha
Spotify? Not available in your Country. :-( Das würd ich aber gerne mal antesten.
Der digitale Weg für Musik ist nun mal der schnellste, direkteste und beste heutzutage und was sich in den letzten 2-3 Jahren an hochgradigen Musikern im Netz aufgetan hat, ist grandios. Myspace, last.fm, die Bloglandschaft & hypem haben soviel für gute neue Musik getan, die nichts mit der großen Musikmafia zu tun hat. Hier kann man auch in den meisten Fällen von Künstlern reden, die mit Liebe und viel Leidenschaft ihren Ideen freien Lauf lassen und ich bin sehr froh hier drum. Hier gibt es auch wirklich ein ganze Menge an sehr guten Netlabels, die ihre Musik kostenlos zur Verfügung stellen und selbst dort sind auch oft Künstler vertreten die in kommerziellen Projekten mitspielen.
Diese Künstler sollte man unterstützen und es gab schon so einige Alben die sich auf meinem Rechner verirrt hatten (diese könnte man nie bei Saturn, etc. finden) und ich war froh diese später physisch in meinen Händen zu halten und selbst wenn nur 30 Zuschauer auf dem Konzert waren.
@ HD … Überschlage mal den Kaufwert und sag in welchen Segment sich das Auto befinden würde, welches man dafür kaufen kann. Ich würde mich für die Musik entscheiden.
Im Gegensatz dazu spricht man doch in der großen Musikindustrie intern auch nicht mehr von Künstlern, sondern von Produkten und das ist doch verständlich. Die meisten dieser Produkte interessieren doch die Leser hier sowieso nicht und diese Produkte besitzen ein Menge an „Brennwert“.
Ich kann leider dem Begriff Musikmafia nichts abgewinnen, wo fängt sie an und wo hört sie auf. Hierbei handelt es sich um eine Industrie, welche die breiten Massen bedient, sich neue Distributionswege sucht und zur Zeit wieder klein und gesund schrumpft.
HD Schellnack
Sascha – ich hör ja weiter Musik, mehr als zuvor. Nur eben nicht mehr auf nem Silberling. Das ist das Ding mit dem Älterwerden, oder? Zuviele Bücher, zuviele Comics, zuviele CDs, zuviel Stuff. Guter Stuff, aber bei den CDs stand ich irgendwann davor und dachte: Yeah, fuck you. Bei den Comics bin ich auf Tradepaperbacks umgestiegen und lese weniger. Wenn Marvel und DC preiswerte iPhone-Comics bringen, die sich nett lesen lassen, maybe.
Musikmafia ist so ein Ding, dass ich als Begriff nicht mag. Da steckt eine Naivität der Branche gegenüber drin, oder eine Verbitterung qua eigenem Mißerfolg. Ohne die Plattenfirmen hätte eine Menge gute Popkultur nicht stattgefunden. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass die Branche sich nicht ohne Grund als «Industrie» bezeichnet – und so wie die Hühner in der Fleischverarbeitung ist halt der Musiker in dieser Industrie behandelt. Da ist viel Gängelung, viel Beschnitt, viel Wo-bleibt-der-Hit, viel ROI-Denken, viel Kurzatmigkeit – und die ganze Popbranche ist eh etwas absurd, wie jeder schnellmerkt, der nur drei Sekunden ein Radio oder Viva anschaltet. Und – aus meiner Sicht – die Mainstream-Popkultur ist in den letzten beiden Dekaden nun echt nicht besser geworden.
Der Alternative aber durchaus. Insofern ist der grobe Kamm immer etwas schwierig, weil für jedes Majorlabel das nur Musik für die Ladenmädchen produziert und auf den 20.000sten Pink-Clone wartet zehn oder zwanzig Mini-Label da sind, die versuchen, das richtige zu tun und dabei zu überleben. So wie es eben die BILD gibt und kleine Mags in Miniaturauflage wie Dummy oder Clownfisch oder Slanted. Da spricht doch auch niemand von Pressemafia :-D
(Sehr nette Sachen auf deiner Site!!!)
Jürgen
Ich höre oft Musik beim Arbeiten am Rechner. Bei der Bildbearbeitung geht alles, auch Metal und Independent, beim Texten hilft nur Seichtes – wie James Last, Barry Manilow und Bee Gees – kreative Durststrecken zu überwinden.
Im Moment läuft die gestern erworbene Peter Doherty – ein großartiger Songschreiber und Performer.
Die Art, wie ich Musik konsumiere, hat sich bei mir seit Jahrzehnten kaum geändert … Radio und Konserven, selten Musikvideos. Früher ließ ich mich täglich zu den Hausaufgaben berieseln. Sehr erbaulich auch: Mit Freunden alte Sachen hören und die Geschichten dazu erzählen. Ich kenne alle populären Methoden zum Aufbewahren von Unterhaltungsmusik – Tonband – Cassette – LP – Singles (inkl. Jukebox) – MiniDisk … MP3 und iTunes ist mit Abstand das eleganteste und schnellste Tool, ein Segen.
Ich betone: Geschichten erzählen. Wie man sich diesen Spaß an der Freude durch eine selbstgestrickte Plattenmaffia-Ideologie verderben kann, die einen ja permanent verfolgen muss, ist mir ein Rätsel.
HD Schellnack
Wobei iTunes derzeit eher ein Fluch ist – ich fighte mich mit CDEx einerseits durch meine CD-Sammlung, zum anderen versuche ich, den Tracks mit TuneUp und Firefox Cover und die richtigen Trackinfo zu geben, gerade bei obskuren Sachen eeeetwas zu viel Zeit, die ich gerade nicht hab :-D.
Und iTunes wird sich natürlich auch wandeln. Flatrate, Musik offline auf dem Anbieterserver oder in deiner eigenen «Wolke».
Jürgen
Klingt umständlich. Wofür brauchst Du diese Zusatztools?
Ich stecke meine CDs einfach ins Laufwerk, iTunes verbindet sich automatisch mit CDDB und liefert die Metadaten, dann klicke ich auf »CD importieren« und in 10 Minuten sind die Track in der iTunes-Bibliothek – in der von mir voreingestellten Auflösung.
Die Cover-Art liefert entweder iTunes mit einem Klick aus dem Store, bei alten Scheiben recherchiere ich in den beiden besten Quellen für Hi-Res-Cover-Art: Rate Your Music und Discogs.
HD Schellnack
Ich mach das nicht mit iTunes, die Qualität ist ja erst seit 8.1.1 überhaupt mal brauchbar und die Features kaum einstellbar. Ich nehm CDEx, das ist etwas besser und mit einem kleinen Skript kriuegt man in den wenigen Fällen, wo die eine CD nicht erkennen, die Daten via iTunes. Etwas frickeliger ist es, den gesammelten digitalen Tracks und bereits gerippten CDs aus x Jahren Cover und richtige Titel zu verpassen, vor allem wenn man da obskure Mixes, Bootlegs,80s Zeug und so dabei hat, die Itunes mal so gar nicht erkennen will :-D. TuneUp ist eine große Hilfe für korrekte ID-Tags, aber manchmal muss man eben doch etwas suchen, um ein schöneres Cover zu finden :-D.
Jürgen
Sorry, ich muss es mal direkt sagen: Du willst es umständlich haben, das scheint eine HD-Charaktereigenschaft zu sein ;-)
Und: iTunes kann seit Jahren CDs in CD-Qualität importieren: AIFF, MP3 bis 320 mBit/s, Apple Lossless, AAC …
Selbst bereits gerippte CD-Daten lassen sich mit iTunes nachträglich mit Metadaten versehen: Man legt eine intelligente Wiedergabeliste an, deren Kriterium das exakte Datum der Digitalisierung ist (Import) und lässt sich für diese Playliste, die dann einem Album entspricht, die Metadaten einspielen.
ich ich ich
achso, und verderben tut sich für mich überhaupt nicht, im gegenteil. ich hör ja mehr musik als früher, kann sie besser archivieren und finden, usw. und nebenbei geht halt die contentmafia den bach runter und heult sich eins drüber ab, das ist ja noch zusätzliche freude ;-)
HD Schellnack
Jürgen, wenn du mir jetzt noch sagst, wie ich itunes dazu kriege, keine Ordner anzulegen, sondern MUSIKER_ALBUM_TRACKNUMMER_TRACKNAME zu machen, super :-D.
Wobei rippen unter iTunes oder CDEx wirklich keinen Unterschied macht, beides läuft gleich, CDEx ist einen Hauch schneller und komfortabler, iTunes erkennt manche CDs etwas besser, nimmt sich nicht viel – es ist die schiere Menge. Einerseits knapp 27.000 Tracks, die es durchzuarbeiten gilt – nicht alle, ich bin ja schon bei P :-D. Und zum anderen noch stapelweise CDs zu rippen. An sich keine Sache, muss man nur halt einmal durch. Danach ist ja gut.
ichichich: Das sind einfach Templates, das ist nicht geklaut – es ist nur die wunderbare neue Welt des Web, in der wir alle umgeben sind von umgestrickten Templates. Ich heule jedesmal, wenn ein Kunde eine Site in Typo3 haben will und versuche sie zu etwas individuellerem zu überreden. Bei reinen Blogs ist das aber irgendwie okay, die sind niedrigschwelliger als echte Sites.
Jürgen
Du willst doch nur, dass ich jetzt frage: Warum in aller Welt müssen Deine Dateinamen auf diese Art gebaut sein? ;-)
HD Schellnack
Weil ich das so will. Ich find das unglaublich übersichtlicher, ehrlich gesagt.
Obwohl – seitdem ich bei iTunes kaufe, ist es ja eh nicht mehr so. Das packt ja automatisch in Ordner.
Ich sollte mich Steve Jobs also einfach ergeben und alles in Ordner packen, oder?
:-D
Benjamin Hickethier
HD,
;-)
wie alt?
das layout bzw engine von http://typeneu.com/ ist open source und frei verfügbar..
HD Schellnack
Ich?
Zeit?
Wir sitzen derzeit an zwei umfassenden Corporate-Relaunches, 1200 Seiten Katalog plus drumherum-Medien, 200 Seiten Saisonheft, 112 Seiten Saisonheft plus komplette Saisonplanung (Plakate, Abendprogramme), dazu jede Menge Kleinkram… und kriegen erst im Juli unsere neue Mitarbeiterin (Yeah!!!!).
Gottseidank merke ich von Wirtschaftskrise derzeit noch recht wenig. Kann auch gernnnne so bleiben.
Benjamin Hickethier
…und nicht zu vergessen, Du bist erst bei P!
;-D
David
Ich fand’s auch erst furchtbar, dass ich der Software die Katalogisierung überlassen sollte – aber man muss (und kann) sich echt davon verabschieden, in dieser Hinsicht die Kontrolle zu haben. Warum auch? Wenn man sich einmal auf iTunes mit all seinen Filterkriterien und intelligenten Listen eingelassen hat, ist die Datenstruktur im Hintergrund doch _völlig_ egal. Und wenn ich wirklich mal die MP3-Datei suche – Rechtsklick, im Finder anzeigen, fertig. Schneller kann ich doch gar nicht an die Datei rankommen. Was nützt mir dann dieser Dateinamen-Bandwurm?
HD Schellnack
An T darf man ha gar nicht denken :-D
Und David, du hast natürlich recht.
Yoram
@ HD Schellnack
nur so am Rande: Du kannst durchaus Deine eigene Struktur behalten, in dem Du in iTunes nur einstellst (Einstellungen>Erweitert), das es NICHT Deinen Musik Ordner organisiert und NICHT die Musik die Du hinzufügst in den Musik Ordner kopiert. Danach kannst Du alles selber bestimmen; sowohl Ort als auch Ordnung. Zusätzliche Hilfe kannst Du Dir mit Media Rage auf Deinen Rechner holen – zum Umbenennen und editieren der Dateinamen als auch der MP3/AAC-Tags.
HD Schellnack
Joah, oder ich machs mit CDEX und habs gleich richtig :-D
Wobei ich tatsächlich überlege, mich zu opfern und irgendwann itunes die Veraltung ganz in die Hand zu drücken… mal sehen.
tatsache ist aber natürlich, dass bei allen Mängeln die appletypische hermetisch tighte Verbindung von Rechnern und iPods eine feine Sache ist, wobei sich Musik inzwischen bitte mal auch via WLAN syncen dürfte und einige andere Sachen noch nicht optimal sind.
Aber klar ist natürlich, dass selbst mit den vorhandenen Mängeln der Komfort 100-fach der der bisherigen Lösungen ist. Ich vermisse nur das Wühlen in CDs, die Suche nach einer bestimmten Platte und das lustige Finden von ganz anderen Bands, die man auch mal hören könnte – wobei man das eigentlich gesuchte Album natürlich nie findet ;D. iTunes ist das zu perfekt.
Sascha
@ wie alt … das template von typeneu ist von Suprb, die auch eine Open Source Version rausgebracht haben.
http://suprb.com/grid-a-licious/
Fjord
@ HD
Ich bin vorletztes Jahr umgezogen und habe gnadenlos in Bücher- und CD-Regalen ausgemistet. Ich glaube es waren an die 8 Umzugskartons Bücher und 5 Kartons CDs, die an Gebrauchthändler gingen. Und ganz im Ernst: Ich vermisse kein einziges Buch und kein einziges Album. Ganz im Gegenteil: alten Ballast abschmeißen hat etwas Erleichterndes. Und schafft Raum für Neues. Bis zum nächsten Umzug eben, hihi. ;)
Will sagen: Was ist so sexy am Sammeln, An- und Aufhäufen von Dingen? (Und das digitale Archivieren von Songtitelmassen ist meiner Meinung nach auch wieder nur so ein Jungs-Ding. So wie früher die Spielzeugeisen- oder Carrerabahn. Nur vielleicht ein wenig spaßfreier.)
Warum sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren und sich von Entbehrlichem trennen? Macht den Kopf frei. ;)
Jürgen
Das ist doch alles – teils seit Jahren – gelöst, HD. Über Bonjour kann ich die iTunes-Mukke meiner Kollegen hören; oder ich sauge meine Musik auf die Lautsprecher des Rechners in der FontShop-Lounge. AirPort Express erlaubt das Streamen von Musik im ganzen Haus. Seit einigen Monaten kann man mit seinem iPhone oder dem iPod-Touch die Musik per Wlan steuern (Fernbedienung). Mit »Simplify Media« kann ich die Musik auf meinem iTunes zu Hause unterwegs hören (iPhone, iPod Touch). Lediglich das Syncen zwischen Desktop und iPod/iPhone erfordert ein Kabel, was technische Gründe hat, denn Syncen heißt bei Apple sinnvollerweise auch Backup.
Benjamin Hickethier
Jürgen, wie schön, dass Du eben doch ein Weblog (auch) über Musik schreibst.
Sebastian Nagel
Ich hätte einfach Angst, eine so große Sammlung alleinig einem Programm zu überantworten. Was wenn das Programm irgendwann nicht mehr supportet wird? Wenn ich mal umsteigen möchte weil ein anderes viel besser ist?
Deshalb würde ich es genau wie HD machen … Rippen mit EAC oder CDEx mit Feineinstellung (MP3 ist nicht gleich MP3, wenn ich einen miesen Encoder verwende statt Lame… oder gleich ogg?) und dann importieren ohne die Dateien verwalten zu lassen erscheint mir sinnvoller. Da habe ich immer noch einen sinn-tragenden Datenstand auf File-Basis, von dem ich bei „null“ anfangen kann falls notwendig.
HD Schellnack
Jürgen, ich meinte Sync von Playlists vom Mac zum iPhone ohne Kabel, das geht noch nicht. Den Rest mach ich doch, alter Nerd, der ich bin. Backup würde nebenbei auch via LAN gehen, vor allem, wo wir doch jetzt Dual-AirPort kriegen (der IMMER noch kein VDSL wegpackt).
Uh, übelster Techno-Geek-Drift hier.
Das mit dem Kopf frei machen teile ich generell, früher war DIE EINE Platte wichtig, die du gehört hast, bis das Vinyl nicht mehr mitwollte. Und ich bin auch lange kein mensch, der besinnungslos alles downloaded – ich kaufe so zwischen drei und fünf Alben im Monat, mal mehr, mal less. Musik und Literatur ist der einzige Luxus ;-D
Fjord
Sorry, Missverständnis! Das wollte ich damit auch überhaupt nicht sagen.
Aber zum Thema Luxus: Vielleicht ist der wahre Luxus heutzutage, sich aus dem Marketing-Grundrauschen einfach einmal auszuklinken? ;-)
Wenn ich schaue, was von den letzten zwanzig Jahren an Musik in meinem Regal übrig geblieben ist, dann sind das vielleicht 100 oder 150 Alben. Und selbst davon halte ich noch mindestens die Hälfte für entbehrlich, höre sie kaum.
Luxus ist vielleicht, zu sehen, dass etwas entbehrlich ist. – Auch auf der Festplatte. ;-)
Trash-Gordon
@ HD:
gibt es dann bei dir bald den „CD zu verschenken Foto-wettbewerb?“ :-)
HD Schellnack
Das wär nicht schlecht, oder?
Statt Photos müssen die Leute dann selbstgesungene Lieder schic… moment. Maybe not. :-D
@Fjord. Man muss aber auch aufpassen, dass man diesem neokatholischen Less-is-More nicht total auf den Leim geht. Man muss sich immer fragen, wo solche Simplify-«Ethiken» herkommen, warum sie und über welche Medien sie verbreitet werden. Das ist eigentlich nur eine Variation des alten Motivs vom «armen Reichen» (so unsagbarer Quatsch wie Lieber arm und gesund als reich und krank – als ob Armut automatisch Gesundheit bedingt). Das ist auch, teilweise zumindest und (wahrscheinlich) unbewusst, ein Mechanismus, damit die Leute schön zufrieden in ihren eigenen Schichten bleiben?
Dieses ganze Wellness-Asketentum ist ein Trend, und stellt auch mal wieder zu sehr die Frage nach der EIGENEN Glücksformel in den Mittelpunkt. Die Frage ist ja nicht, ob man verzichten sollte, um selbst glücklicher zu werden (fragen wir mal Rupert Murdoch zu dem Thema Less is More…), die Frage ist vielmehr, ob Verzicht global nicht inzwischen zum Imperativ werden MUSS – und solche Trends nur die Gemütslage dazu schaffen. Wobei ich mich immer frage, ob wir den Punkt, wo man durch etwas weniger Konsum, Energieverbrauch und und und noch etwas retten könnte, nicht um 30 oder 40 Jahre verpasst haben …
Fjord
Gut. Wir stimmen dahingehend überein, dass „Simplify“ genauso eine Marketing- und Vermarktungs-Strategie sein mag, wie der fröhliche Hedonismus des Sammlers. Beide Haltungen im Extrem vertreten sind wenig hilfreich. Erstere führt in nihilistische Weltabgewandtheit, letztere in egomaische Völlerei. Wahrscheinlich liegt die beste Position irgendwo in der Mitte zwischen beiden Polen, wo wir uns gern einmal gemütlich zu einem Käffchen treffen und uns gegenseitig unsere Lieblingsalben vorspielen können. ;-)
Allerdings: Warum soll ich mich um Objekte kümmern, die ich seit Jahren nicht angefasst respektive angeschaut, gelesen oder angehört habe? Warum soll ich sie hegen, pflegen und ihnen ein Dach über dem Cover gewähren? Nur weil die Chance bestehen könnte, ich könnte irgendwann einmal einen Blick hinein oder darauf werfen? Das hat nichts mit „Asketen-Wellnesstum“ zu tun. Und erst recht nichts mit der Rettung der Welt. Sondern allein mit meinem persönlichen Umgang mit kulturellem Konsumgut: Was mir wert ist, bleibt, was sich überlebt hat, ist sowieso schon tot und fliegt raus. ;-)
ps: Ginge es hier um ein Auto, dass ewig geparkt und nur zweimal im Jahr für Fahrten zu einem schwedischen Einrichtungshaus genutzt würde, wäre es doch auch nur vernünftig, zu fragen, ob der Unterhalt des Automobils an dessen Nutzung gemessen noch sinnvoll sei oder eher nicht, oder? … Es sei denn, es ginge gar nicht um den Nutzen und die Nutzung des Objektes an sich, sondern um dessen Wert als Distinktionsmittel und Status-Objekt. Da gelten zugegebenermaßen andere Regeln. ;-)
Fjord
Und zum eigentlichen Thema nochmal:
@ Vroni (#2): Super!
Der Vergleich macht’s kurios: € 4,99 für den Download eines aktuellen Musik-Albums. € 80 beispielsweise für den Download der OT Parry Grotesque Normal beim Fontshop. Nun ist ein Album kein Font. Aber in beiden Fällen geht es um eine kreative Leistung, die angemessen honoriert werden will. Ganz egal, ob mir oder meinem Kunden die € 80 für die OT Parry Grotesque Normal (nur als Beispiel, bin OurType-Fan) zu teuer sind oder nicht: Ich denke, der Preis ist im Vergleich zum Nutzwert absolut angemessen. Und der Vertrieb (im Musikfall das Label) möchte natürlich auch Geld verdienen. Die € 4,99 sind dagegen ein Armutszeugnis und zeigen, wie wenig kreative Leistung heute wertgeschätzt wird. Traurig.
HD Schellnack
Fjord, es geht ja nicht um Objekte, sondern um Kultur. Gelle? Ich bewahre hier nicht Glasmurmeln auf, sondern Bücher, die man gern auch ein zweitesmal liest, und Musik, die man immer und immer wieder hört. In beiden Bereichen geht es mir wie dem Junkie, der nach mehr ruft. Nun kann man sicher sagen, nach dieser oder jener Band – je nach eigener Sozialisierung – kommt nüscht mehr. Aber ebenso undenkbar wie plötzlich alle Gang-of-Four-Alben wegzuwerfen ist der Gedanke, nicht weiter nach guten Tracks zu suchen. Ich kann da einen Peel oder einen Fiehe gut verstehen, die Garagen voller Musik haben soll(t)en. Ditto beim Buch.
Das man dabei gnadenlos immer wieder den SCHEISS aussiebt, sei es durch Wegwerfen, verschenken oder aktueller durch Löschen, gehört ja ohnehin dazu. Aber auch vom Guten sammelt sich in den Jahren einiges an ;-D, zumal man ja immer breiter schaut, wo du als Teen nur Pop hörst, bist du als Erwachsener in Jazz, Klassik und verschiedenen Genren unterwegs.
Ansonsten bin ich irgendwie in der Mitte – bestimmte Dinge bleiben, weil sie mir wichtig sind, anderes wird bedenkenlos entsorgt, weil es Blei in den Schuhen ist.
Aber Musik ist eben kein Tellerservice.
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Zum Preis: Es ist ja bekannt, dass Polarkreis 18, die eine ganze Zeit an der Spitze der Singlecharts mit Allein Allein standen und nun damit leben müssen, dass die kleinen Mädchen ihre Konzerte besuchen, um EIN LIED zu hören… bei ihren Eltern wohnen, weil sie nicht genug verdienen? Mag UrbanMyth sein, aber zeigt, wie wenig für den Künstler (den Durchschnittskünstler, nicht Madonna et al) am Ende bleibt, oder? Sehr harter Markt.
Fjord
@ HD: Okay. ;-)
Ich wäre ja für Käffchen und Vorspielen der Lieblingsalben, hehe. Und gebe zu: Nichts macht so viel Spaß, wie in Sammlungen fremder Leute herumzustöbern. ;-)
Jürgen
Ich empfinde die Aktion von Saturn weder als traurig, noch als Armutszeugnis. Schließlich werden an die Lieferanten (und Künstler) die feststehenden Margen gezahlt – davon gehe ich jedenfalls aus, weil alles andere ökonomischer Unsinn wäre. Saturn trägt die Preisdifferenz, weil sie mit aller Gewalt auf ihren Online-Shop aufmerksam machen wollen … sie subventionieren die Verkäufe aus dem Marketing-Topf. Das ist Marktwirtschaft. Und den Verbraucher freut’s. Ob Saturn damit langfristig seinen Service retten kann steht auf einem anderen Blatt.
HD Schellnack
Mich als Verbraucher überzeugt das leider gar nicht – die Alben hab ich entweder schon oder mag sie nicht.
Ansonsten gilt aber natürlich: besser für 5 Euro kaufen als raubkopieren… wobei das, so wie es sich oben anhört, fast einfacher und besser funktioniert.
Fjord
@ Jürgen (#54)
Stimmt, das ist wohl die Strategie, die dahintersteckt. Allerdings glaube ich nicht, dass Ottonormalverbraucher das so differenziert sieht. Für ihn steht eher die folgende Gleichung im Vordergrund: Musik = extremramschbillig.
Hier in Köln gibt’s ein Sprichwort: Was nix kostet, ist auch nix wert.
Sascha
Bei der DVD-Einführung von „The Dark Knight“ hat es Media Markt ja nicht anders gemacht. Ich glaub unverschämte 10 Euro wollten die damals für den Film haben und da wurde sicherlich ne ganze Menge draufgelegt um die Massen in ihren Markt zu bekommen. Da hab ich doch gerne die 16 Euro fürs IMAX bezahlt.
Brecht
I’m not a really big fan of Pete Doherty but that being said, the cover art seems a lot like these two albums of Zucchine Drive (http://shadowanimals.zzillezz.net/alb14.htm and http://shadowanimals.zzillezz.net/alb13.htm) from three years ago…