Typostammtisch: Historischer Moment


The Fontastic Four: Hannes von Döhren, Vincent Connare, Jens Kutilek und Martin Wenzel (von links nach rechts)

Leider konnte ich am letzten Berliner Typo-Stammtisch nicht teil­nehmen. Und so geht es wir wie den meisten Lesern hier … uns ist ein histo­ri­scher Augenblick entgangen. Es trafen sich nämlich vier Schriftentwerfer, die eines nicht ausstehen können und alles dagegen tun, dass es sich weiter verbreitet: die Comic-Sans-Pest.

Ihr Entwerfer selbst, der sympa­thi­sche Vincent Connare, produ­zierte sie einst bei Microsoft und gestand auf dem Stammtisch, »dass er die darauf folgende Entwicklung bis heute nicht nach­voll­ziehen kann und sich noch immer wundert, in welchem Winkel der Welt ihm seine Schrift begegnet« (Zitat Fontwerk); seine Schrift werde pene­trant unpas­send einge­setzt. FSI-Kollege Jens Kutilek ist der Ansicht, dass es drin­gend leicht zugäng­li­cher Alternativen bedürfe und schuf die kosten­lose Comic Jens. Martin Wenzel reizte die OpenType-Fonttechnik und entwarf die – eben­falls unver­bun­dene, spon­tane – Handschrift FF Duper, deren Buchstaben auto­ma­tisch zwischen 3 Varianten wech­seln, so dass sie tatsäch­lich wie hand­ge­schrieben aussieht; an Comic Sans erin­nert Duper nur entfernt. Hannes von Döhren zeich­nete eine seri­fen­be­tonte Alternative zur Comic Sans, die er konse­quen­ter­weise Comic Serif nannte, eben­falls ein Free-font.


4 Kommentare

  1. Nico

    Was mir bei den Comic Sans Alternativen so ein biss­chen fehlt ist eine Schrift, die eine (fast) iden­ti­sche Laufweite, usw. aufweist. Gäbe es sowas könnte man die Schriftart auch leichter beispiels­weise als Webfont nutzen, weil man als Fallback-Lösung immer auf Comic Sans zurück­fallen könnte ohne sich Sorgen um ein komplett anderes Erscheinungsbild machen zu müssen.

  2. max

    @Nico: Die Fallback-Lösung würde bei mir nicht funk­tio­nieren. Comic Sans gibt es bei mir nicht mehr – gelöscht!

  3. Jens Kutílek

    Nico, ich hatte mal zeit­weise mit dem Gedanken gespielt, Comic Jens »CS-kompa­tibel« zu machen. Letzlich fand ich das aber zu restriktiv.

    Man wäre einge­schränkt bei den Buchstabenformen, die nicht mehr oder weniger Platz einnehmen dürften als beim »Original«. So wäre z.B. meine I-Form nicht möglich gewesen, da schmaler als das Serifen-I der CS. Und das Kerning müßte auch iden­tisch (= in diesem Fall nicht vorhanden) sein.

    Außerdem vermute ich, wer Comic Sans einsetzt, dem kommt es eh nicht auf Umbruch-Konsistenz an ;)

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