(Typo)grafische Sommerspiele 2008 (1): Eröffnung

Eigentlich wollte ich etwas ausführ­li­cher über die visu­ellen Zaubereien der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Peking schreiben, die vor 60 Minuten begann. Doch mir blieb schlicht die Spucke weg ange­sichts der bahn­bre­chenden Licht- und Musikshow, mit der sich der Gastgeber der Welt präsentierte.

Hunderte chine­si­sche Soldaten, die in den vergan­genen Jahren zu Tänzern ausge­bildet wurden, stellten auf einer ausge­rollten Papierrolle die Meilensteine der chine­si­schen Geschichte dar (Tagesschau: »sozia­lis­ti­sche Massenchoreografie«). Inszeniert wurde der Bildreigen vom Filmregisseur Zhang Yimou, der ein farben­frohes Lichtspektakel veran­stal­tete, unter­malt von den sphä­ri­schen Klängen des  Star-Pianisten Lang Lang.

Gegen Ende entwi­ckelte sich das Spektakel zu einem medi­ta­tiven Erlebnis, das mir sämt­liche kriti­schen Gedanken, die man mit diesem Ereignis in Verbindung bringen kann, aus dem Gehirn pustete. Dann erhob sich aus dem Rasen des Stadions eine turm­hohe beleuch­tete Weltkugel, die ihre Farben wech­selte und zwischen­durch die Kontinente aufblitzen ließ; Turner über­querten in der Horizontalen die Kugel wie Ameisen eine reife Frucht.

Schließlich erschienen auf dem Pol der Kugel das chine­si­sche Pop-Idol Liu Huan gemeinsam mit der briti­sche Sängerin Sarah Brightman, um die olym­pi­sche Hymne in die Nacht zu träl­lern. Den Abschluss der Feier bildete ein Feuerwerk auf dem olym­pi­schen Gelände, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.

Demnächst mehr … zum Beispiel Fotos von Getty … und auf flickr.
Das Drehbuch der Eröffnungszeremonie …


22 Kommentare

  1. Paul

    Diese Spiele sind eine Frechheit und ein Schlag in das Gesicht aller über­zeugten Sportler, Demokraten, Menschenrechtlern …
    Egal wie schön die Lichtershow sein mag (die übri­gens imo von einem Deutschen entwi­ckelt wurde), egal wie perfekt die Spiele im Fernsehen rüber­kommen, der Preis den dafür Tausende von Menschen zahlen mussten ist pervers teuer!

    „Gegen Ende entwi­ckelte sich das Spektakel zu einem medi­ta­tiven Erlebnis, das mir sämt­liche kriti­schen Gedanken, die man mit diesem Ereignis in Verbindung bringen kann, aus dem Gehirn pustete“

    Hier sieht man wozu Gestaltung in der Lage ist. Sie kann die massen­hafte Vertreibung von Menschen, die Folter und Wegsperrung von Kritikern, die Zerstörung ganzer Existenzen und die blutige Niederschlagung des Tibetaufstandes übertünchen.

    Gestaltung heißt immer auch Verantwortung, der hier leider nicht nach­ge­kommen wird!

  2. SlickOne

    Die Show war einfach richtig gut. Tibet hin oder her. Das darf man so auch sagen, finde ich!

  3. Christian

    @ Paul: ich weiß nicht, wie Diplomatie funk­tio­niert, aber ich denke, dass die chine­si­sche Regierung nach den Spielen nicht einfach weiter­ma­chen kann wie vorher. Dann hätten die Spiele schon was gebracht.

  4. Paul

    @Christian
    Eher andersrum, alle hofften darauf das China sich vor den Spielen mehr an die Einhaltung von Menschenrechte hält. Aber das was vor den Spielen passierte war echt eine boden­lose Frechheit und es gab keine!!!!!! einzige ernste Konsequenz!

    Die meisten befürchten das China nach den Spielen, wenn alle Welt wieder wegschaut und sich lieber um sich selber kümmert noch härter zu Gange sein wird.
    Die olyp­mi­schen Spiele bringen für China und die Welt keinen Frieden, aber der chine­si­schen Herrschaftselite helfen sie die Propagandamschine im Land zu füttern!

    China liefert Waffen in den Sudan, ist dort für die Aufrechterhaltung des Krieges mit verant­wort­lich, unter­stützt andere Diktatoren in Afrika (Die UN konnte wegen China keine Verurteilung des Präsidenten von Simbabwe erreichen).
    China ist dort damit für Tod und Folter verantwortlich.
    Das China für Tod und Folter im eigenen Land verant­wort­lich ist hab ich schon im ersten Beitrag geschrieben.

    Angesichts dieser Tatsachen kann ich mich der Show nicht erfreuen. Wenn ich in die Gesichter der chine­si­schen Soldaten schaue die diese Maschinerie am Leben erhalten, dann kommt in mir Wut auf, keine Freude!

    Und als Gestalter verbietet es sich in meinen Augen für solch ein Regime zu arbeiten. Aber China weiß wie man Koolhaas und andere Gestalter instru­men­ta­li­siert, man muss nur gestal­te­ri­sche Freiheit und Geld verspre­chen! Das gestal­te­ri­sche Freiheit mehr ist als nur die freie Wahl geome­tri­scher Formen für ein Gebäude drücken viele einfach weg.

  5. Lucas

    In meinen Augen steht die Show symbo­li­sie­rend für China. Die ganzen Teilnehmer wirkten so gedrillt. Wer da einen Fehler macht, muss bestimmt Angst um sein Leben haben (dras­ti­sche Darstellung). Aber die ganze Inszenierung stellt meines Erachtens China als eben eine solche dar.

  6. ff55

    Die Show war bestimmt spitze, keine Frage. Aber irgendwie sind diese Olympischen Spiele für mich bereits verbrannte Erde. China ist eine kapi­ta­lis­ti­sche Diktatur die Menschen und Umwelt gnadenlos kalt macht. Wir müssen uns damit abfinden dass China jetzt mitspielt. Aber China muss auch begreifen, dass es mit der rest­li­chen Welt besser koope­rieren muss.

  7. Engywuck

    Kann man diese Show eigent­lich irgendwo in Wiederholung sehen oder herun­ter­laden? 14-18 Uhr MESZ ist leider etwas zu früh für viele arbei­tende Menschen :(

  8. Benjamin Hickethier

    Ich weiss nicht, ob das off-topic ist oder konter­re­vo­lu­tionär wie einst der Beatles’ ›Revolution‹ oder anti­ame­ri­ka­nisch, aber ange­sichts der Eröffnungsfeier mitsamt Strahlemann George W. Bush nebst Gattin (Bush, der ja vor wenigen Tagen noch öffent­lich­keits­wirksam der chine­si­schen Regierung ins Gewissen redete – sich dann das Spektakel aber doch nicht entgehen liess), kam ich ein bißchen ins Grübeln über das trendy China-Bashing der letzten Zeit und den ausge­brei­teten Dalailamismus mit Roland Koch als Fanclubvorsitzenden. Da bin ich natür­lich nicht der erste, aber mir stiess dann auch beim anschlies­senden Querlesen in der ZEIT erneut so manche laut geäu­ßerte Kritik am ›kommu­nis­ti­schen‹ China auf. Dort steht zB. dass in keinem Land der Welt so viele Todesurteile voll­streckt werden. Keine Frage – Todesstrafe gehört abge­schafft, nur: voll­stre­cken die USA zB. relativ oder absolut mehr Todesurteile? Ganz zu schweigen natür­lich von den Menschenrechtsverletzungen, Folterungen, und sogar geheimen Gefangenenlagern auf fremden Territorien, für die die USA stehen.
    Ich über­legte eine Weile noch, in wie viele Staaten seit dem 2. Weltkrieg chine­si­sche Truppen einmar­schiert sind bzw. die von China bombar­diert wurden, mir persön­lich trat aller­dings mal wieder vor allem das Dilemma des viel-zu-wenig-über-China-Wissens vor Augen. Dieses mag auch der Grund sein, dass ich hier vorsichtig hinter­frage oder zu diffe­ren­zieren versuche. Glücklicherweise gibt es ja zur Zeit überall aller­hand Interessantes zu Erfahren.
    Mir ging es erstaun­li­cher­weise aber auch eher wie Jürgen, wenn mir auch nicht alle kriti­schen Gedanken aus dem Gehirn gepustet wurden. Mir kamen, sozia­lis­ti­sche Massen hin oder her – wobei ich auch da positiv über­rascht wurde, da ich eher etwas DDR-/Nordkorea-mäßiges erwartet hatte, so wenig weiss ich über das China des Jahres 2008 – eher die Tausende von Individuen nahe, denen viel­leicht wirk­lich etwas an der Eröffnungsfeier, den 15 Minuten Berühmtheit oder sogar am Bild Chinas in der Welt lag.

  9. Paul

    @ Benjamin
    » …so wenig weiss ich über das China des Jahres 2008 …«
    — Und arg viel mehr weißt du leider auch nicht, nichts für ungut.

    Es geht doch nicht nur um Tibet.
    China ist in keinem Land einmar­schiert, nichtmal für das Öl das sie so drin­gend benötigen.
    Aber dann muss man sich auch fragen, wie kommt China an Öl? Waffen in (Bürger)kriegsregionen gegen Öl! China ist mit für tausende Tote im Sudan verant­wort­lich. China liefert auf der einen Seite Waffen und verhin­dert in der UN entschie­de­nere Schritte.

    Wie kommt es das Nordkorea so lange Zeit über­leben kann? Menschenrechtsverletzungen supported by / made in China.

    Wo es um Menschenleben und Menschenrechte geht darf man einfach nicht wegsehen!
    Das Argument das es gerade eben mal hip/in sei dafür die Stimme zu erheben ist schlicht eine Frechheit.

    Und hier komm ich wieder als Grafiker ins Spiel. Ich bin der Meinung das Design immer im poli­ti­schen Kontext gesehen werden muss um es voll­kommen zu verstehen, so auch die Show. Ich verstehe nicht wie Gestalter für solch ein Regime arbeiten können.

  10. Benjamin Hickethier

    Paul, ich habe wirk­lich keine Ahnung von China. Ich war gerade wieder mal über etwas über­rascht: »In China […] steht die über­wie­gende Mehrheit der Bevölkerung hinter dem Parteistaat«, schreibt Prof. Thomas Heberer, Ostasienpolitikwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen, in der digitaz. Trotzdem bestehen wohl kaum Zweifel an Repression, Zensurpolitik, Menschenrechtsverletzungen, auto­ri­tärer Staats- und Gesellschaftsform in China. Mein Anliegen war es vor allen Dingen, Differenzierung auch in der Kritik zu suchen. Selbstverständlich auch, Dazuzulernen und in meinem Grübeln weiter­zu­kommen und eigene Positionen zu revidieren.

    Am Interessanten erscheinen mir Deine Ansätze, die das Ganze auch wieder in Richtung Oberthema dieses blogs bringen würden: »Und hier komm ich wieder als Grafiker ins Spiel.« Ich stimme Dir voll zu und bin eben­falls der Meinung, dass (Kommunikations-)Design immer im gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Kontext gesehen werden muss. Du sagst, »ich verstehe nicht wie Gestalter für solch ein Regime arbeiten können«. Gesetzt den Fall, Du wärest in der Position – was würdest Du tun?

  11. Benjamin Hickethier

    Ach so, ich muss auch die ganze Zeit an einen Ex-Kommilitonen denken, der als Austauschstudent aus der VR China nach Berlin kam. Der ist, glaube ich, derje­nige Chinese, mit dem ich in der letzten Zeit am meisten Austausch hatte. Und der machte gar nicht den Eindruck eines Flüchtlings aus einer menschen­ver­ach­tenden ›kommu­nis­ti­schen‹ Diktatur. Dabei wissen wir ja alle ganz genau, wie übel es allen Chinesen da drüben geht. Der war auch Designer. Allerdings kann ich schon gar nicht mehr sagen, ob er eher Propaganda-Designer oder eher konspi­ra­tiver Dissidenten-Designer mit einem Bein im Gefängnis war.
    Nuancen, anyone?

  12. Paul

    Ich musste bei den Bildern übri­gens an Leni Riefenstahl denken, viel­leicht ging es ja noch jemanden so.

    Ich weiß das ist eine rheto­ri­sche Kanone aber ich muss sie einfach loswerden :-)
    Nur weil die Mehrheit hinter dem Regime steht heißt das noch lange nicht das es gut ist – Nazideutschland war auch nur durch eine Mehrheit machbar.
    So schlecht dieser Vergleich ist, so schlecht ist auch die Annahme das etwas, hinter dem die Mehrheit steht etwas Gutes haben muss.

    In den chine­si­schen Städten vergisst man ganz schnell die wirk­li­chen Probleme des Landes. Dies ist doch nichts anderes als eine bewusste Steuerung des Regimes. In Peking wurden zB Mauern zwischen Straßen und den ärmli­chen Siedlungen gebaut, die man nicht abge­rissen hat (die meisten wurden ja sowieso abge­rissen). Überleg mal zwischen deinem Haus und der Straße baut jemand einfach eine Mauer. Und der Mauerbau ist noch die geringste Frechheit des Regimes.

    Zum Grafikerthema:
    Ich würde hoffent­lich Nein sagen! Und zwar hoffent­lich entschieden und laut!

    Ich gehe nächste Woche für ein halbes Jahr nach Tel Aviv in ein Praxissemester. Ich bekam bei der Suche nach einer Stelle eine Einladung einer Agentur die für den Mossad (israe­li­scher Geheimdienst) arbeitet. Aber lieber gehe ich gar nicht nach Tel Aviv bevor ich für einen Geheimdienst arbeite (obwohl ich Israel und die Israelis wirk­lich mag!).

    Geld ist nicht alles. Denkst du Koolhaas ist mit dem Geld wirk­lich glück­lich geworden? Mit Geld kann man sich kein Glück kaufen. Das Glück das man bei einer wirk­lich zufrie­den­stel­lenden und verant­wor­tungs­vollen Arbeit findet ist 1000mal mehr Wert. Ich hoffe dies bleibt für immer ein Leitsatz für mein Leben.

  13. Berliner Kindl

    Kurze Antwort: Wir sind Menschen! Und der Mensch ist eine Krankheit, die diesen Planeten bevöl­kert! Wir tun uns und allen anderen Lebensformen gegen­seitig alles mögliche an. Und das werden wir auch weiter so machen, so lange es uns gibt.
    Jetzt ist das hier doch länger geworden als ich wollte.

  14. sharif

    Ich fands wunder­schön. Wie kann man da nur auf Riefenstahls Nazikörperkultkitsch kommen? Unbegreiflich.

  15. Paul

    @ Berliner Kindl
    Was für eine Antwort! Lasst uns also lieber Olympia, die Spiele des Friedens und die Show genießen als über das nach­zu­denken was hinter dieser Show des Friedens steckt.
    Nebenbei ist der Mensch keine Krankheit sondern etwas wert­volles. Leben ist ein hohes Gut, ein Gut das von einigen ange­griffen und von anderen vertei­digt wird. »Der Mensch ist eine Krankheit« ist einfach nur platt.

    @sharif
    Also wenn das Feuerwerk kein Kitsch war weiß ich auch nicht mehr was kitschig ist.
    Ich dachte übri­gens weniger an die Nahaufnahmen als an die Aufnahmen der Massen und die sind bei mir einfach sofort wenn ich das sehe.

  16. albert

    So wie die Show fast vergessen lässt, dass China Menschenrechte miss­achtet, so wird beim Anblick der einma­schie­renden Sportler (knip­send und filmend) direkt die gran­diose Show aus dem Gedächtniss geschoben.
    Muss dieser Teil der Eröffnungszeromonie immer so lang­weilig abge­ba­cken werden? Ist es nicht möglich, diesen Teil mal so zu gestalten, dass es erträg­li­cher wird?

    @Paul: Das „Nazometer“ schlägt aus

  17. Raketentim

    Der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen ist grund­sätz­lich eine gute und unter­stüt­zens­werte Sache. Allerdings hört der Kampf meist beim gespro­chenen oder geschrie­benen Wort auf. Ob ein biss­chen schlecht über China reden, wo es doch momentan sowieso jeder tut, viel ändert ist eher frag­lich. Wenn man in einem Land wie Deutschland lebt, dass unge­fähr doppelt so viel an Rüstungsexporten verdient (ich will gar nicht wissen, wie das Verhältnis bei einer pro Kopf-Rechnung wäre), wie China, sollte man viel­leicht auch mit Waffenhandel-Argumenten zurück­hal­tender sein.

    Der Wille, als Designer poli­tisch als auch sozial bewusst und korrekt zu arbeiten ist lobens­wert, aber oft schwer zu reali­sieren. Natürlich kann man sich weigern, für China oder den israe­li­schen Geheimdienst zu arbeiten. Aber wo zieht man die Grenze? Bis wohin kann man gehen, ohne die Linie zum gesell­schaft­lich oder poli­tisch bösen Design zu über­schreiten? Darf man für Adidas gestalten, die ja Offizielle Sportswear Partner der Olympischen Spiele 2008 sind? Oder was ist mit Coca Cola, einem weiteren Hauptsponsor, der zusätz­lich mit den eigenen Menschenrechtsverletzungen in Lateinamerika und Umweltverschmutzungs-Vorwürfen (viel zu selten) konfron­tiert wird. Darf man für die gestalten? Sollte man seine Freunde bei jeder Coke, die sie trinken darauf hinweisen, was sie damit unterstützen?

    Und was ist mit dem Sport? Ist der eigent­lich noch wichtig bei den Olympischen Spielen?

  18. Paul

    Das geschrie­bene Wort ist Ausdruck der Hilfslosigkeit. Helfen kann man kaum direkt, aber die vertuschten Schreie wieder deut­lich machen. Dies führt zu einem stär­keren Bewusstsein in der Bevölkerung, was sich doch z.B. in Wahlen nieder­schlagen sollte. Die öffent­liche Kampagne gegen den Irakkrieg in Deutschland kann man z.B. als erfolg­reich betrachten. Im Bundestagswahlkampf war dieser Punkt damals mitentscheidend!

    Und wo der Einzelne seine Grenzen zieht ist eine Gewissensfrage die jeder selbst entscheiden muss.
    So ist es konkret in meinen Augen nicht Aufgabe der Sponsoren, Sportler und sonst wem Olympia zu boyko­tieren sondern Aufgabe des IOC für vernünf­tige Spiele im olym­pi­schen Geist zu sorgen.
    Dort wo aber für jeden offen­sicht­lich Menschenrechte verletzt werden darf man die Gestalter schon fragen, warum sie sich instru­men­ta­li­sieren lassen.

  19. Benjamin Hickethier

    Auch noch mal eine inter­es­sante Meinung, aus dem letzten Spiegel (31/2008), Interview mit Jacques Herzog, dem Leiter des Architektenteams für das Olympiastadion in Beijing. Er formu­liert selbst die Frage, »warum wir in einem Land, das die Menschenrechte nicht akzep­tiert, in einer Diktatur über­haupt einen Auftrag ange­nommen haben«. Inzwischen seien sie sich sicher, dass es richtig war, dort zu bauen. Unter anderem sehen sie einen Fortschritt in China, und denken, dass sich etwas in diesem Land geöffnet hat, das sie womög­lich mit der Stadionplanung unter­stützen. Darüber kann man selbst­ver­ständ­lich geteilter Meinung sein. Jacques Herzog betont die Wirkung von Architektur nach Innen, nicht nur als Repräsentation nach Außen, und spricht von dem öffent­li­chen Raum, der durch die archi­tek­to­ni­schen Planungen geschaffen wurden. Er behauptet im Stadion subver­sive, nicht leicht kontrol­lier­bare Elemente inte­griert zu haben, und geht sogar soweit, das Stadion als »eine Art troja­ni­sches Pferd« zu bezeichnen – demnach hätten die Architekten das vorge­ge­bene Raumprogramm dahin­ge­hend inter­pre­tiert, »dass es in seinen Randbereichen anders genutzt werden kann. So haben wir alltäg­liche Treffpunkte an Orten möglich gemacht, die nicht so leicht einsehbar sind, mit lauter Nischen und klei­neren Abschnitten […]«. Die Berichte über die als ›Antiterrormaßnahmen‹ geneu­sprechten omni­prä­senten, teil­weise weiß getünchten oder mit Planen abge­deckten Militärfahrzeuge rund um das Stadion und totale Überwachung scheinen diese hehren Ansinnen aller­dings zu konter­ka­rieren. Trotzdem finde ich diese Gedanken wenigs­tens interessant.

  20. fhuber

    …und während­dessen, noch unbe­achtet reibt sich der geor­gi­sche Präsident den Schlaf aus den Augen. Ein Großer Tag soll ihn erwarten!
    Medvedjedew aller­dings hatte schon Magenschmerzen beim Frühstückstee, was ist passiert?

  21. McCain Fan

    Die Eroeffnungsshow erin­nerte mich viel zu sehr an dieje­nige von 1936 in Berlin.

    Massenauflaeufe von Menschen in Reih und Glied.

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