Obama holt Kommunikationsdesigner in Beraterstab
Die Nachricht rauschte bereits vor 2 Tagen durchs Twitter-Universum: Der Designwissenschaftler Edward Tufte wurde von US-Präsident Barack Obama in das Beratergremium einberufen, das die Verteilung des 787 Mrd. Dollar schweren staatlichen Investitionsprogramms überwacht. Bruce Nussmaum schreibt dazu in der Business Week: »Tufte zu verpflichten ist ein großartiger Schritt von Obama und ein Gewinn für die Innovationskraft.« Der Designer bewertet seine neue Rolle mit diesen Worten: »Ich habe das Angebot angenommen, weil ich Verantwortung und Transparenz liebe, sowie an öffentliche Dienstleistung glaube. Außerdem ist es das komplette Gegenteil von dem, was ich sonst tue. Vielleicht lerne ich etwas.«
Edward Tufte (68) ist Informationswissenschaftler und Grafikdesigner mit den Arbeitsschwerpunkten Informationsvisualisierung, -grafik, -design und visuelle Bildung. Zu diesen Themen verfasste er bis heute 7 Bücher, darunter Standardwerke für Kommunikationsdesigner, zum Beispiel »Envisioning Information«, »Visual Explanations« und »The Visual Display of Quantitative Information«. In Europa wurde er weiteren Kreisen durch seine Kritik an PowerPoint bekannt (Fontblog berichtete). Die Struktur der Software bestimme den Denkstil und führe so zu Informationsverlust. Zitat: »Powerpoint is evil«.
Fazit der Business Week: »We need more designers and design thinkers like Tufte in government«. (Abbildung: Cover-Ausschnitt »Envisioning Information«)
5 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Florian Pfeffer
halleluja! das ist mal wirklich ein tolle sache und die beste werbung, die sich unser beruf vorstellen kann: ein designer, der nicht engagiert wird, um grafiken zu machen, sondern um für transparenz zu sorgen.
Walter Bohatsch
So etwas baut auf, denn es ist ein Hinweis auf die Bedeutung und Reichweite dessen, was man offensichtlich unter Informations- und Kommunikationsdesign beginnt zu verstehen, bzw. der Disziplin zutraut.
guest
seine bücher sollte eigentlich jeder designer gelesen haben. völlig gleich, welche spezialisierung man hat.
ich ich ich
Edward Tufte ist aber Statistiker und Politwissenschaftler, Design ist keine Wissenschaft. Er benutzt auf herausragende Weise grafische Methoden in seinen Darstellungen von Fakten, das liegt aber daran dass er die eben versteht und ein Verständnis für die faktenbasierte Präsentation von Daten hat, was man im Kontrast zu normalen Designern schnell sieht, die bestimmt auch alle dünne Linien und reduzierte Farben tollfinden können, aber dadurch noch lange keine Ahnung von den Inhalten haben. Wenn man keine Ahnung von Statistik hat, bringt einem auch das Feintunen nichts.
Uwe Borchert
Hallo,
Edward Tufte ist IMHO kein Grafiker. Er kommt aus dem mathematisch-wissenschaftlichen Umfeld und seine Arbeiten sind thematische Kartographie (Infografik). Für Wissenschaftler und Techniker sollte er ebenso Fachlektüre sein wie für Grafiker.
Der Grund ist einfach: Ein Grafiker hat nur selten ausreichendes Hintergrundwissen in den jeweiligen Bereichen, kann daher die Sachverhalte auch nicht erfassen und korrekt rüberbringen. Und ein gestalterisch unfähiger Wissenschaftler oder Techniker wird ebenfalls scheitern, da er die Kommunikation nicht beherrscht.
Nein, es ist meistens nicht sinnvoll wenn ein Grafiker versucht Diagramme aus fachfremden Bereichen von Wissenschaft und Technik zu überarbeiten.
Ps: Design ist doch eine (interdisziplinäre und empirische) Wissenschaft.
MfG