Nichtlesen #31: Grüße aus dem ruhigen Lübberstedt

Bekanntlich führen die zahl­rei­chen Dienstreisen unseren Herrn Grabowski mit schöner Regelmäßigkeit an die Tresen dieser Welt. Nicht so sein letzter Ausflug. Aus geschäft­li­chen Gründen buchte er eine private Reise zur Familie aufs Land, die er als »Projekt-Besprechung« steu­er­lich absetzen wollte.

Zu einer jeden guten Reise gehört nach der Anfahrt eine Ankunft, und die fand dann auch am Freitag letzter Woche statt. Und zwar in einem 300-Seelen-Dorf namens »Lübberstedt«, das rund 44 Kilometer südlich von Hamburg in der Lüneburger Heide liegt und mit dem Auto in einer halben Stunde Fahrt erreicht ist. In den Bildern dazu sehen Sie Grabowskis Aufnahmen vom Bahnhof Lübberstedt, intern auch »Grand Central Lübber-Station« genannt.

Laut Fahrplan für das Jahr 2010 (siehe Abbildung weiter unten) verkehrt hier auf der einglei­sigen Bummel-Bahn-Trasse ein paar Mal im Jahr der »Heide-Express«, der Ausflügler durch die Lüneburger Heide kutschiert. 

Sodann quar­tierte sich Herr Grabowski im fami­liären Domizil ein und verbrachte ein unge­störtes Wochenende mit Projekt-Besprechungen zu Themen wie »Käffchen?« oder »Kuchen?« und ähnli­chen, bis es plötz­lich in der Nacht von Sonntag auf Montag mit der länd­li­chen Ruhe vorbei gewesen sein sollte.

Kurz nach Mitternacht nämlich – Herr Grabowski arbei­tete mit seinen Geschwistern gerade an der Umsetzung des Konzepts »Kaminfeuer an und Filmchen kieken!« – meinte man, in der Ferne eine Fanfare zu hören. Wenig später vernahm man die Fanfare aus der Nähe. Gleichzeitig wackelte das ganze Haus. Da Herr Grabowski von den Erschütterungen ohnehin schon aus dem Sessel geflogen war, ging er zum Fenster und schaute nach, was da los war.

Tatsächlich war da so einiges los; ein Güterzug immerhin! Und zwar ein echter Kaventsmann von einem Güterzug mit locker 20 bis 30 Waggons, der hier um kurz nach 0:00 Uhr durchs Dorf und etwa 7 Meter am Grabowskschen Haus und Wohnzimmer vorbei­bret­terte. Wieder ertönte die Fanfare, die sich jetzt als Signalhorn des Zuges heraus­stellte, sich deswegen aber nicht unbe­dingt leiser anfühlte.

Wenige Stunden später lag Herr Grabowski tief schlum­mernd im Bett, als er plötz­lich vor Schreck fast aus dem Bett purzelte. Erneut das Signalhorn, wieder das Gerumpel, wieder ein Güterzug. Grabowski schaute auf die Uhr: Es war 3 Uhr 34 mitten in der Nacht von Sonntag zu Montag. Jetzt doch leicht unge­halten über die Störung und ja ohnehin unsanft geweckt, ging Grabowski zum Fenster, wo es ihm gelang, diese spek­t­ak­tu­läre Film-Aufnahme des zweiten durchs Dorf knat­ternden Güterzuges zu machen. (Spektaktulär an diesem Film ist zum Beispiel, dass man fast nichts sieht außer tief­schwarzer Nacht. Dafür hört man aber sehr schön. Wir empfehlen für vollen Film-Genuss, die Lautsprecher Ihres Abspielgerätes auf maxi­male Lautstärke zu stellen.)

Am Montag dann fuhr Herr Grabowski etwas verschlafen nach der zerschos­senen Nacht zurück nach Berlin, wo er in dieser Angelegenheit recher­chierte. Seine Ergebnisse zusam­men­ge­fasst führen uns direkt zur Pointe dieser Geschichte, die da lautet: Es gibt keine. Das alles ist voll­kommen real. Wir betonen das nur deswegen, falls es Ihnen so schwer wie uns fallen dürfte, das zu glauben. Und wie die Recherche weiterhin ergab, handelt es sich beim nächt­li­chen Güterzugverkehr vom letzten Wochenende auch nicht um eine Ausnahme. So sieht’s aus.

Michael Bukowski

P.S.: Falls Interesse, hier ein paar Links zum Thema: eine Bürgerinitiative und das verant­wort­liche Bahn-Unternehmen


2 Kommentare

  1. Henning

    Hart, echt hart. Ich frage mich da auch immer gleich wie ich da helfen kann?

  2. Chrs

    Ich verstehe nicht. Wo ist hier das Problem? Dass auf einer Bahnstrecke auch Zugverkehr statt­findet? Das verwun­dert doch wohl keinen, sondern ist — im Gegenteil — lobens­wert, denn es nimmt Verkehr von der Straße und schont die Umwelt.

    Vor allem: Was hat das im Fontblog zu suchen? Hat der Autor etwa schlecht recher­chiert und ist von seinem Urlaubsziel enttäuscht?

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