Nichtlesen (11): Taxi!

eue Montagskonferenz bei Auweier Unhold & Partner – die Agentur mit dem Kunden™! Das könnte inter­es­sant werden. Hören wir also gleich mal rein. Agentur-Oberhirn Grabowski ergreift das Wort.

Grabowski: Meine Damen und Herren, hohes Parlament. Ich fasse noch mal die aktu­ellen Ereignisse zusammen. Wir hatten kürz­lich am eigenen Leibe erlebt und bilan­ziert: Es gibt einfach zu viel Schlechtigkeit in der Welt. Da müssen wir was machen. Eure Hausaufgabe fürs Wochenende war demgemäß, entspre­chende Lösungen zu entwi­ckeln. Ich bin gespannt.

Long Dong Copy: Wie wär’s mit einer Kampagne?

Charming Heinz: Süper Idee, Long Dong.

Grabowski: Wieso eigent­lich »süper«? Türkdeutsch?

Charming Heinz: Nein, Konjunktiv.

Grabowski: Verstehe.

Aber »Kampagne« wäre ja schon mal ein guter Ansatz, fanden alle. Und wenig später präsen­tierten der Texter und seine Assistenz-Texterin die ersten Ansätze.

Long Dong Copy: Wir dächten da an eine bundes­weite Großflächenplakatierung, ggf. flan­kiert von ein paar Guerilla-Maßnahmen, gut abge­schmeckt mit einer Prise Viral und einem Teelöffel Ambient.

Eisi Verspeisi: Genau, und der Slogan lautet: »Für das Gute, gegen das Böse!«

Grabowski: Starker Slogan. Süper Sache. Leute, lasst uns die Welt verbessern!

Long Dong Copy: Ja, aber eine Frage noch, wer soll denn das schalten, bzw. bezahlen?

Charming Heinz: Nee, unser Erbsenzähler mal wieder.

Grabowski: Na ja, ganz Unrecht hat er nicht. Damit steht die nächste Aufgabe fest: Herausfinden, wer diese Kampagne bezahlt!

Einige Tage später.

Grabowski: Leute, wir müssen los, unsere Kampagne gegen das Schlechte in der Welt präsen­tieren. Eisi, ruf bitte schnell ein Taxi, aber unbe­dingt eines ohne Konversation. Ich brauche Ruhe vor der Präsentation.

Eisi Verspeisi: Geht klar, Chef. … Ja, hallo, ein Taxi für Nichtplauderer, bitte.

Grabowski: Hat jemand eine Ahnung, wo mein Katzenkostüm stecken könnte?

Eisi Verspeisi: Chef, sie können uns im Moment nur einen Fahrer mit Gesabbel schicken.

Grabowski: Verdammt, ausge­rechnet vor der Präsentation. Welches Thema?

Eisi Verspeisi: Welches Thema? … Aha. … Ein Wetterplauderer wäre verfügbar und ein Dampfablasser.

Grabowski: Verdammt, ich kann so nicht präsen­tieren. Können die uns nicht wenigs­tens einen nicht-deutsch­spra­chigen Fahrer schicken?

Eisi Verspeisi: Hallo, und einen nicht-deutsch­spra­chigen Fahrer? … Aha. … Hm, Nicht-Deutschsprachige sind ausge­bucht, Chef.

Grabowski: Die Welt ist einfach zu schlecht für unsere Kampagne.

Anmerkung der Redaktion: Völlig unklar bleibt bis heute, bei welchem Auftraggeber die Agentur eigent­lich ihre Weltverbesserungs-Kampagne präsen­tieren wollte. Das würden wir nämlich auch gerne wissen. Obwohl das eigent­lich auch egal ist: Da die Idee schon an der Hinfahrt geschei­tert ist, wird die Welt vorerst noch auf eine Reduzierung der Schlechtigkeit warten müssen.

Das ist zwar durchaus schade, aber wenigs­tens für die Agentur hat sich die Sache gelohnt: Man betreibt als zweites Standbein nämlich seitdem ein Taxi-Unternehmen, das ausschließ­lich mit Fahrern ohne lästigen Konversationsdrang arbeitet. Und da kommt aber mal richtig Schotter rein!

© Michael Bukowski (freier Konzeptioner/Texter) , mehr davon bei: lektuere​-fuer​-nicht​leser​.de


14 Kommentare

  1. Texti Pupexti

    Texti Pupexti: Ich will meine Zeit zurück, die ich beim zwei­ma­ligen Lesen verloren habe ohne dabei ergründen zu können weshalb dieses Machwerk in meiner RSS-Lieferung gelandet ist.

  2. Yeti

    Schließe mich meinem Vorredner an.
    Hab aber ökono­misch nur einmal gelesen – dafür jedoch auch kommen­tiert, aber das geht ja wohl auf meine Kappe.

    Find es schade, dass diese nicht­lustig… ich mein nicht­lesen Traffic verur­sacht und (nicht mehr) schöne Zeilen hier im Fontblog einnimmt.

    Da fällt mir ein, ich wollte heute nochmal schmun­zeln, mal sehen was auf nicht­lustig kommt. Notfalls reicht sogar N24 als Kontrast. 

    Stuttgart21 für Text… Schade drum

    Yeti

  3. burean

    Herr Bukowski gerade jetzt auf Motor​.fm; die 3-Minuten-Lesung zum Wochenende.

  4. Michael Bukowski

    Eigenartig, hatte vorhin für einen Moment den Impuls, eine Geschichte mit dem Titel „Texti Pupexti und das Geheimnis des RSS-Feeds“ zu schreiben …

  5. Yeti

    Ich bitte drum! Solang die amüsant wird!

  6. thomas junold

    bei JvM bekommen die groß­kop­ferten für so eine nummer noch nägel und bretter dazu.

  7. Yeti

    Das bei JvM Schwund ist weiß man, aber die müssen ihre Särge nu‘ selber zimmern?
    Eieiei, wie tief sind die gesunken?
    Ach ja… 1,8m

    Schönes Wochenende allen Lesern, aber natür­lich auch den Nichtlesern!

  8. Mart

    Boring. Die Nummer mit der Agenturverarsche gibt es schon lange (und besser) beim Knüwer.

  9. thomas junold

    es gibt auch tausende weine und tausende schriften und trotzdem kann man sich an vielen verschie­denen erfreuen. schlechtes argu­ment mart ;)

  10. Mart

    Ja – das passt dann auch super als Argument für sämt­liche me-too’s dieser Welt. Kann man sich ja auch dran erfreuen. Warum eigent­lich über­haupt irgend was Neues machen?

    Nee – ernst­haft: mehr als der Artikel/das Posting von mbukowski nervt mich, das der Kram trotz diverser Aufrufe meiner­seits immer noch als neu in meinem Feedreader ange­zeigt wird.

  11. Michael Bukowski

    Was auffällt:
    nega­tive Kritik = anonym (siehe Kommentar 1, 2, 8)
    posi­tive Kritik = verlinkt (siehe Kommentar 3, 6, 9)

  12. Mart

    @11:
    Jetzt besser?
    Ich frage mich jedoch, was das bringen soll – hätte ich behauptet, dass ich das mit der Agenturkritik, oder den Witzchen selbst alles viel besser mache, verstände ich die Frage nach einem Link eher. Ich habe aber nur den Text an sich kriti­siert. Muss jetzt jeder, der Kritik übt seine Adresse angeben?

  13. blue-skies

    Ich hätte gerne einen Feed ohne „Spaß“, danke.

  14. thomas junold

    mart: das ist eine wirk­lich endlose diskus­sion und ein ebenso verbrei­tetes phänomen. wer mault oder kritik in einer eher unsach­li­chen art und weise übt, macht dies unter dem deck­mantel der anony­mität. ich persön­liche ärgere mich über diese »störer aus dem hinter­grund«, weil sie selten etwas kostruk­tives beizu­tragen haben. hier ist der vergleich mit so mancher »klowand­schmie­rerei« so weit nicht herge­holt um mal bei den hambur­gern zu bleiben. ;)

    ich finde insge­samt, dass man über die branche sehr wohl späße machen kann und sollte. immerhin bin ich mir sicher, die meisten werden es ertragen. ;)

    ich unter­stelle jedem »werber« mal ein gesundes ego, sonst wäre er nicht das, was er ist. 

    »me too« und »me too« sind schon zwei dinge, finde ich, zwischen echtem plagiat und einer ausar­bei­tung, die aufgrund einer ähnlich gela­gerten inten­tion vergleichbar ausfällt ist zu unter­scheiden, oder?

    aber das sind alles andere und eben­falls immer wieder disku­tierte themen …

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