Neue Vergütungsregeln bei desi​gnen​lassen​.de

Vergangene Woche hat die Crowdsourcing-Plattform desi​gnen​lassen​.de, nach langer Entwicklungszeit, wesent­liche Änderungen einge­führt, unter anderem Vorkasse-Projekte, einen Nutzungsvertrag und neue Vergütungsregeln. Geschäftsführer Michael Kubens, der nächste Woche auf der TYPO-Berlin-Konferenz am TYPO-Panel Quo vadis Designprofession teil­nehmen wird, gegen­über Fontblog: »Sie hatten im letzten Jahr einen offenen Brief an unser Unternehmen desi​gnen​lassen​.de ins Fontblog aufge­nommen, der Beitrag wurde intensiv kommen­tiert. Für uns war diese Diskussion nicht neu und wir haben uns dieser gerne gestellt. Als Ergebnis führen wir einige Neuerungen auf unserer Plattform ein.«

Bis zuletzt war das Business auf desi​gnen​lassen​.de so geregelt:

  • Es gab keine Vorkasse-Option, das heißt die Zahlungsabwicklung und die Übergabe der Feindaten zwischen Auftraggeber und Gewinner-Designer wurden gene­rell nach Projektende zwischen beiden Parteien gere­gelt. Die Plattform war daran nicht beteiligt.
  • Alle Projekte liefen nach dem »the winner takes it all«-Prinzip ab, 100 % des Preisgeldes gingen an den Gewinner-Designer.
  • Die Nutzungsrechte wurden auf Basis unserer AGB über­tragen, es gab keinen expli­ziten Nutzungsvertrag den man sich ausdru­cken konnte.

Die jetzt einge­führten Neuerungen betreffen die Vorkasse-Option, die Aufteilung des Preisgeldes und den Nutzungsvertrag:

  • Bei Vorkasse wird das Preisgeld bei der Einstellung des Projektes an desi​gnen​lassen​.de bezahlt. Wenn ein Gewinner bestimmt wird werden die Daten über die Plattform über­geben. Sobald der Auftraggeber den Eingang der Daten bestä­tigt hat wird das Preisgeld auf den Designer-Account über­tragen und kann ausge­zahlt werden. Hierfür wird bei Auszahlung eine Handling-Gebühr von 10% erhoben.
  • Bei Vorkasse-Projekten werden nur 75% an den Gewinner und 25% an dieje­nigen Designer ausge­schüttet, die eine gute Bewertung Ihres Designs erhalten haben. Dadurch wollen wir die Plattform gerechter machen, denn ein Großteil der Projekte wird öffent­lich durch­ge­führt und oft ist ein gutes Gewinnerdesign das Ergebnis eines erfolg­rei­chen Projektverlaufs bei dem mehrere Designer gute Ergebnisse beigesteuert haben.
  • Es gibt jetzt einen sepa­raten Nutzungsvertrag zwischen Auftraggeber und Gewinner-Designer

Vorkasse ist derzeit eine Option. Es gibt nach wie vor die klas­si­schen Projekte ohne Vorkasse. Ziel sei es, so Michael Kubens, irgend­wann alle Projekte so abzu­wi­ckeln. Auch eine Garantie-Option werde es bald geben, dann verpflichtet sich der Auftraggeber zur Auszahlung des Preisgeldes. Derzeit besteht immer die Möglichkeit auch keinen Gewinner zu bestimmen und das Preisgeld nicht auszuzahlen.

Alle Änderungen im Detail sowie die ersten Kommentare dazu im Blog von desi​gnen​lassen​.de …


23 Kommentare

  1. Peter Roth

    Naja, diese neuen Vergütungsregeln sind sicher nicht der große Wurf. Aber das ist meine persön­liche Meinung — ich stehe der Kombination Design und Crowd-Sourcing sehr kritisch gegen­über, weil sie keine sinn­volle Arbeitsbasis für eine vernünf­tige Zusammenarbeit von Auftraggeber und Designer bietet.
    Aber ich will nicht alles negativ sehen: Es freut mich wirk­lich zu sehen, dass aus einer zuweilen SEHR lebhaften, und teil­weise leider wenig konstruk­tiven Diskussion konstruk­tive Schlüssen gezogen werden! Das ist sehr erfreu­lich! Bitte diesen Weg weiter gehen.

    Grüße
    Peter Roth

  2. Uwe Borchert

    Hallo,

    bei Projekten ohne Vorkasse-Option sehe ich weiterhin ein sehr hohes Missbrauchspotential. Wer über­prüft ob über­haupt ein Vertrag zustande gekommen ist oder ob einfach nur die Ideen abge­griffen wurden?

    MfG

  3. robertmichael

    es gibt leider noch weitere mängel auf design­lassen. die jetzigen besse­rungen sehen eher so aus, als wolle man die fach­be­su­cher kurz vor der typo berlin beru­higen, bzw. das angebot von design­lassen beschönigen.

    ein blick in den soge­nannten ‚logo­shop‘ zeigt, dass man hier leider wenig respekt vor grafik­de­sign hat.

    Die bereits gestal­teten Firmenlogos werden mit allen Nutzungsrechten zu Festpreisen von 90 € + MwSt bis 190 € + MwSt verkauft.

    natür­lich sind die ange­bote zu 90 % unterste schub­lade und sicher­lich keine 190 euro wert (http://​www​.desi​gnen​lassen​.de/​l​o​g​o​s​h​o​p​/​l​o​g​o​s​/​6​3​7​7​5​1​.​jpg).
    logo­shop trifft es daher genau auf den punkt: es sind logos von der stange, massen­ware, keine maßge­schnei­derte desi­gner­mode eher kik. aber anscheind gibt es genü­gend kunden die nur etwas buntes oben rechts in der ecke des brief­kopfes brau­chen. dies zeigt deut­lich das niveau von dieser platt­form, grafiker die ihr hand­werk verstehen sind dort eher selten zu finden. und ich denke solange dort logos für 90 euro inklu­sive aller nutzungs­rechte verschleu­dert werden, werden sich echte grafiker dort auch kaum anmelden.
    ich habe übri­gens bis heute noch nicht verstanden warum man als kunde zu so einer platt­form greift, dass liegt doch sicher nur am budget? der kunde bekommt viele bunte entwürfe für wenig geld. masse statt klasse. ich rate allen auftrag­ge­bern: geht zu dem grafiker um die ecke, wenn ihr keinen kennt, fragt im bekann­ten­kreis. dort kosten die entwürfe und leis­tungen sicher­lich etwas mehr geld, dafür bekommt man in den meisten fällen ein passendes konzept gelie­fert, keine massen­ware bei der nur die farben und schriften vom vorhe­rigen entwurf getauscht wurden.

  4. Uwe Borchert

    Hallo,

    ich versuche mal meinen Einwand vom ersten Posting zu präzi­sieren. Das Modell geht in etwa so:

    Ein Auftraggeber schreibt eine Arbeit aus und lässt sich die Entwürfe zeigen. Diese werden von einem quali­fi­zierten Grafiker geprüft und analy­siert. Dieser nimmt sich nun die guten Ideen und wirft diese billigen oder gar kosten­losen Praktikanten zur Umsetzung vor. Diese sind im Umkreis von HfG preis­wert erhält­lich. In großen Mengen durch­ge­zogen rechnet sich das schnell. Der krea­tive Teil der Entwicklung ist ein nicht uner­heb­li­cher Kostenfaktor und kann so stark redu­ziert werden.

    MfG

  5. Johannes

    es sind nicht die details, es ist das prinzip, das falsch ist.

  6. armer designer

    ich muss gestehen das ich auf dieser platt­form mitge­macht habe und auch zu einer der besseren gehörte, jedoch ist das mitt­ler­weile für mich der größte abzock­laden den ich gesehen habe. mit abstand wurden die miesesten arbeiten vom auftrag­geber gewählt, wenn dann einer sich mal entschlossen hatte. der auftrag­geber kann sich nie entscheiden weil in seinen augen immer wieder etwas besseres kommt. die schlimmsten auftrag­geber waren Frauen die konnten sich nie entscheiden. diese platt­form ist für den grafiker sehr nerven aufrei­bend und stressig, depres­si­ons­faktor hier sehr hoch. die jetzigen verbes­se­rungen bringen nichts, ein tropfen auf einem heißen stein. hier wird eher an den Auftraggeber gedacht als an den grafiker. geschweige von der leis­tung. und mit diesem lösungs­an­satz wird dann dem grafiker nochmal 10% wegge­nommen sollen sie doch die einstell­ge­bühren hoch­schrauben finde ich ne schweinerei!

  7. BigWhoop

    So what? desi­gnen­lassen bedient doch eh nur Ahnungslose mit Bückware. Warum darüber aufregen?

    Kunden die sich dort glei­cher­maßen wie die Gestalter veräp­peln lassen würden auch außer­halb dieses Modells keinen Pfifferling an Geld dafür bewegen.

    Ist doch Genugtuung genug, dass sich deren „Kunden“ anschlie­ßend auch noch mit Ihrem Zeichen der Geringschätzung schmü­cken und wirk­lich „nur was Buntes“ für den Briefbogen haben, anstatt eine ausge­ar­bei­tete Lösung, die lang­fristig trägt und ange­messen kommuniziert.

    Lasst die Bauern mit den Bauern spielen und ihre Abziehbildchen tauschen – sie wissen es einfach nicht besser und wollen das auch gar nicht.

  8. Janni

    Ich glaube, das Beunruhigende an Plattformen wie desi​gnen​lassen​.de ist vor allem die Tatsache, dass uns Designern hier beson­ders deut­lich vor Augen geführt wird, welch geringen Stellenwert unsere Arbeit in unserer Gesellschaft besitzt.

    Vielleicht ist dennoch etwas mehr Gelassenheit ange­sagt im Umgang mit derar­tigen Auswüchsen. Schließlich ist unsere Branche nicht die einzige, die sich mit dem Phänomen ausein­an­der­setzen muss, dass kaum noch jemand Geld für indi­vi­du­elle und quali­tativ hoch­wer­tige Produkte ausgeben will, wenn mans beim Discounter um die Ecke doch für einen Bruchteil bekommt.

    Oder anders ausgedrückt:
    Derjenige von uns, der keine IKEA-Möbel in seiner Wohnung stehen hat, sondern sich alles vom Schreiner anfer­tigen lässt, der werfe den ersten Stein.

  9. Anton Reichert

    Ich finde was „armer desi­gner“ sagte inter­es­sant. Das Frustrationspotential eine Arbeit in dieser Form durch­zu­führen ist riesig. Ich kann zum Teil junge Grafikdesigner und Studenten verstehen, die daran teil­nehmen, aufgrund mangelnder anderer Aufträge, oder gar mehr oder minder um Praxis Erfahrung zu bekommen. Ich bezweifle aber, dass der anonyme Prozess viel Erfahrung bringt in dem Sinne grafi­sche Lösungen zu Problemen zu entwi­ckeln. Wenn man sich die Kommentare der Auftraggeber, in der Diskussion zu den Projekten anschaut: „Schatten bitte wie in #134, Logo aus #61 und bitte in hell­grün, wie von User X in #123“ … der Gestalter redu­ziert als Software-Bediener. Okay, das ist wohl den meisten hier klar, aber meine Empfehlung für all jene, die am Anfang stehen und nach der gestal­te­ri­schen Praxis suchen:
    In jedem Bekanntenkreis gibt es die Notwendigkeit für gestal­te­ri­sches Arbeiten: Visitenkarten, Logos, Speisekarten, … man kann sich diese Arbeit auch Schaffen, mit Angeboten, Verbesserungsvorschlägen usw. („Wie wäre es, wen ich euch ein neues Logo mache?“) In diesem Falle muss man auch direkt im wahren Leben kommu­ni­zieren. Die Entlöhnung wird zu Beginn ähnlich schlecht sein, wie bei dieser Plattform, aber man knüpft Kontakt in der wirk­li­chen Welt und eines kann zu anderen führen, und man beutet sich nicht für eine anonyme Firma aus, sondern tut etwas Gutes für seine Freunde. Wenn die Arbeit für sich spricht kommen Kunden und kommt Geld.

  10. BigWhoop

    {…] vor Augen geführt wird, welch geringen Stellenwert unsere Arbeit in unserer Gesellschaft besitzt.

    @janni
    Design hat nicht unbe­dingt einen geringen Stellenwert in der Gesellschaft. Designleistungen sind nach­wievor hoch­preisig, indi­vi­duell und Ausdruck von Wert. Die Gesellschaft ist nicht stereotyp. Es gab und gibt immer Menschen deren Schwerpunkte unter­schied­lich gewichtet sind.
    Menschen gehen auch für 10€ zu einem All-you-can-eat-Brunch. Sterneköche werden beklagen sich aber auch nicht darüber, weil die ohnehin nicht deren Gäste wären.

    desi­gnen­lassen bedient eben den Grabbeltisch, nicht die Feinkosttheke.

  11. Uwe Borchert

    Hallo,

    Schatten wie in #XY, aber bitte noch ZX ins Motiv … Ich stelle mir das auch als Außenstehender extrem frus­trie­rend vor. Besonders wenn der Auftragegeber keine gestal­te­ri­schen Fähigkeiten hat und der Erfüllungsgehilfe am Rechner sieht wie er von einer guten Lösung abgleitet und immer mehr nach unten rutscht.

    Kann es sich ein Gestalter leisten einfach den Entwurf hinzu­legen und zu sagen: Nehmen Sie den Entwurf oder vergessen wir die Sache? Als Amateur geht das problemlos und spart viel Nerven und Zeit (die man für die echte Arbeit braucht). Vielleicht wäre da eine gesunde LMAA-Haltung ange­bracht? Aufträge einteilen in echte Arbeit und LMAA? Crowd-Sourcing ist IMHO echtes LMAA.

    MfG

  12. robertmichael

    ich stimme ‚amer desi­gner‘ in allen punkten zu. auch ich bin dort ange­meldet und habe bei einem wett­be­werb mitge­macht, weniger um zu gewinnen oder ‚geld zu verdienen‘, sondern um das system zu verstehen und zu schauen wie so etwas abläuft.

    mein fazit:
    je höher das ‚preis­geld‘ desto mehr desi­gner betei­ligen sich am projekt. einige laden massig entwürfe hoch (teil­weise nur leicht verän­dert in schrift und farbe) in der hoff­nung das einer der entwürfe genommen wird. der auftrag­geber schaut aller paar tage mal rein, setzt einen kommentar unter den entwurf , ähnlich wie das Anton Reichert schon beschrieb. wenn jetzt ein anderer desi­gner den kommentar ließt, ist es natür­lich auch einfach diesen entwurf zu verbes­sern und dem kunden nach xxx kommen­taren genau das zu zeigen was er will … egal wie es aussieht. selbst wenn man was mit köpf­chen macht, was auf den kunden zuge­schnitten ist (also nicht clipart + free­font) dann versteht das der kunde meist nicht und irgendwie fehlt auch der direkte kontakt zum kunden um ihm die idee zu vermitteln/verkaufen.

    ergeb­niss von meinem logo-wett­be­werb (preis­geld 300 euro):
    es wurde kein ergeb­niss erzielt.
    die ausschrei­bung war am 4.9.2009 ausge­laufen, bis dahin wurden 127 logos einge­sendet (eigent­lich mehr, da viele vorschau­bilder 2–3 vari­anten enthielten). der auftrag­geber hat sich nicht an sein eigenes brie­fing gehalten und mehr­mals seine wünsche geändert.

    zum ende des wett­be­werbs schrieb der auftraggeber:
    Hallo zusammen,
    wie das bei wich­tigen Entscheidungen so ist brau­chen wir wohl noch 2-3 Wochen Bedenkzeit. Wir bitten noch um ein wenig Geduld und melden uns. 

    ich hab soeben nach­ge­sehen, weil ich die platt­form schon wieder aus den augen verloren hatte, der letzte kommentar vom auftrag­geber ist vom 11.05.2010:
    leider haben wir uns für keinen Gewinner entschieden, es war leider nichts dabei was uns über­zeugt hat.

    8 (acht) monate später. hahaha!

    das lustigste kommt noch: der auftrag­geber hat natür­lich in der zwischen­zeit ein neues logo, jedoch keines aus dem wett­be­werb. ich muss zugeben, da waren einige designs dabei die waren teil­weise nicht schlecht, wenn auch 08/15 aber sie waren ordent­lich umge­setzt. jetzt hat er eines nach dem prinzip ‚buntes clipart + coole schrift‘. für mich sieht es so aus, als wollte der auftrag­geber nur mal sehen was mit seinem namen, bzw. seinem alten logo alles machbar ist, eine art stiller zuhörer bei einem brainstorming.

    sorry, leute – aber für mich klingt das nach betrug. im real­fall hätte ich bei einem normalen kunden mein geld schon rein, auch wenn ihm die entwürfe nicht gefallen.
    8 monate … tse, kein wunder das der depres­si­ons­faktor groß ist.

    und wie BigWhoop schon sagte, die kunden die dorthin gehen sind keine normalen auftrag­geber. wahr­schein­lich sind sie in anderen agen­turen schon rausgeflogen.

    dadurch das die vorkasse-rege­lung derzeit eine option ist, wird sich dort auch nicht viel ändern. die hand­ling­ge­bühr ist zudem noch ein schlag in die rich­tung der gestalter.

    noch ein kleiner aufruf an alle die dort mitma­chen oder mitge­macht haben:
    zieht nach der been­di­gung eines wett­be­werbs eure entwürfe zurück, sofern ihr nicht gewonnen habt. wer weiss was damit noch geschieht … den bei desi­gnen­lassen gibt es zwei gewinner: der auftrag­geber und die platt­form­be­sitzer. der desi­gner zählt leider nicht dazu.

  13. Sebastian Nagel

    „stylen­lassen“ wäre vermut­lich der bessere name.

  14. Anonym

    Utopie?

    „Der Auftraggeber (…) ist meist durch gesell­schaft­liche Bindungen, durch Konventionen oder indi­vi­du­elle Anschauungen (Geschmack) fest­ge­legt. Es ist möglich, daß sich diese Anschauungen während der Zusammenarbeit und vor allem bei Vorlage eines eindrucks­vollen Entwurfs ändern können. Aber solche Möglichkeiten sind begrenzt, und es ist zweck­mäßig, diese Spanne richtig einzu­schätzen und notfalls, wenn die Wünsche des Auftraggebers gegen das künst­le­ri­sche Gewissen des Gebrauchsgrafikers oder Typografen verstoßen, den Auftrag abzu­lehnen. (…) Der zweite Faktor, der zu bedenken wäre, ist die Art und der Zweck des Auftrags. Es ist durchaus nicht selten, daß der Auftraggeber von der Typografie nur wenig versteht. Es genügt deshalb nicht, den schrift­lich formu­lierten Auftrag in der gege­benen Form anzu­nehmen. Man muss möglichst erfahren, welchen Zweck der Auftrag verfolgt, ob nicht andere Mittel der Kommunikation besser geeignet sind, um das ange­strebte Ziel zu erreichen (…).“

    Albert Kapr / Walter Schiller in Gestalt und Funktion der Typografie, VEB Fachbuchverlag Leipzig, 1977

  15. timeout

    Wie wäre es, den Grafikdesignern die von einem Auftraggeber zu einem Projekt einge­laden werden, eine Aufwandsentschädigung von 150 Euro für jeden Entwurf zu zahlen? Dann könnte man viel­leicht von einem sinn­vollen Konzept sprechen.

    Ansonsten kann man diese Lotterie der Scheinlösungen nur als den Niedergang der grafi­schen Kultur und Ausbeutung von Arbeitszeit bezeichnen.

    Die Auftraggeber sollten sich lieber die Profile auf http://​www​.grafiker​.de anschauen oder sich in ähnli­chen Foren umsehen und danach Aufträge vergeben. Jedenfalls wenn sie durch­dachte Gestaltungslösungen von seriösen und ausge­bil­deten Grafikdesignern für ihr Geld haben wollen.

  16. Christian

    auch wenn jeder ernst­hafte Designer weiß, dass Design mehr ist als deko­rieren, wird der discount-Bereich nicht wegzu­dün­keln sein. viel­mehr sollten wir uns Gedanken machen, wie faire regeln aussehen könnten. ich finde es nicht fair, dass die Arbeit vieler Teilnehmer nicht vergütet wird.
    wie wäre es denn, wenn die Kunden gezielt Designer zu einem Wettbewerb einladen würden und ein pitch­ho­norar verein­baren. das ginge in die rich­tige Richtung.

  17. Uwe Borchert

    Hallo,

    @robertmichael, Bezug auf Nachricht 12: Danke für die Bestätigung meiner Annahme. Das Modell ist gera­dezu eine Einladung für dieses Verhalten. Nein, es ist wie geschaffen dafür und vmtl. auch deswegen entwi­ckelt worden.

    Crowd-Sourcing ist die konse­quente Weiterentwicklung der alten und plumpen Methoden aus der Zeit vor 2000 über Wettbewerbe an Know-How zu kommen. Ich kam mir damals sehr verarscht vor und habe im Geist den Machern einen Stinkefinger gezeigt. Aber das was ich jetzt so sehe spottet jeder Beschreibung.

    MfG

  18. Carsten

    Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich kannte das Projekt garnicht. Daher vielen Dank für den Link. Mit der Vergütung ist natür­lich was ich so lese auch bei dem neuen Modell so eine Sache. Aber ich werde mir die Seite mal in Ruhe anschauen.

  19. Christian

    Die Neuerungen sind in meinen Augen reine Kosmetik. Es bleibt dabei dass diese und ähnliche Internetplattformen eine Einladung zur Selbstausbeutung für die Gestalter darstellen. Für die Auftraggeber ist es die Bestätigung, dass Designerarbeit nichts wert ist und somit auch nichts kosten darf.

    Warum erin­nere ich mich in dem Zusammenhang an die eine Szene in Douglas Adams‘ Anhalter-Saga? Die Bewohner des Planeten Golgafrincham hatten ein ganzes Raumschiff mit Telefon-Desinfizierern, Versicherungsvertretern, Friseuren und sons­tigen unsin­nigen Berufen voll­ge­packt und unter dem Vorwand Golgafrincham würde demnächst von einem Meteoriten getroffen, als „Arche B“ ins All geschickt. Diese Leute landeten schließ­lich auf der prähis­to­ri­schen Erde :P

  20. Bernie

    Was geht? Erik Spiekermann macht’s doch vor: We don’t parti­ci­pate in unpaid pitches.

    Gute Kunden muß man sich erar­beiten. Und das heisst auch, den Bodensatz, sprich, die Abripper, Kostenloshabenwoller und Crowdsourcer igno­rieren zu lernen. Man hat viel­leicht anfangs ein paar Kunden weniger, aber wenn man ein paar gute Namen kennt, werden die einen auch weiter­emp­fehlen – an die rich­tigen Partner/Freunde/Kollegen und nicht an die falschen, weil man als sich als Lowcostidiot einen Namen gemacht hat.

    Frei nach Aerosmith: „I kept the right ones out and let the wrong ones in.“

    Andersrum wird ein Schuh draus. Und das klappt auch. Erik Spiekermann wurde auch nicht an einem Tag berühmt.

  21. insider

    Ich möchte nicht wissen, wieviele von denen, die sich an dieser Diskussion betei­ligen nicht sogar selbst dort mitge­macht haben, sie aber wohl fürchten als „Nestbeschmutzer“ abge­stem­pelt zu werden, wenn sie es zugeben würden.

    Ich selbst habe dort sehr aktiv mitge­macht und bin schnell unter die Top 10 der „besten“ Designer gekommen. Für mich war es in der Finanzkrise der einzige Weg, über­haupt über die Runden zu kommen und Aufträge zu erhalten, auch wenn ich mir dabei wie eine billige 5EUR-Nutte vorge­kommen bin.

    ABER: Aus den gewon­nenen Projekten wurden fast immer feste Kundenbeziehungen und ich habe „rich­tige“ Preise für die Folgeaufträge verlangt. Komischerweise haben die meisten Kunden das auch akzep­tiert, sodass ich mitt­ler­weile einen weit gestreuten Kundenstamm in ganz Europa habe, die immer mal wieder was bei mir bestellen. Wenn ein Kunde mir bei einem poten­zi­ellen Folgeauftrag ange­sichts meines Angebots sagte: „Wenn ich das bei desi­gnen­lassen einstelle zahle ich aber nur ein Drittel von dem Preis“, dann habe ich nur geant­wortet, dass er das dort einstellen soll, ich verzichte dann gerne auf den Auftrag >>> Ich habe den Auftrag trotzdem bekommen!!! So bin ich allmäh­lich zur Edel-Nutte aufgestiegen ;-)

    ERGO: Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Kunden eigent­lich nur einen Grafiker für Ihre Belange suchen, aber nicht wissen, wo sie mit der Suche starten sollen und sich dann auf solche Portale verirren. Wenn Sie aber von der Leistung begeis­tert sind, sind sie gerne bereit für Folgeleistungen „norma­lere“ Preise zu bezahlen. AGD-Preisvorstellungen sind in der heutigen Zeit eh fernab jegli­cher Realität und wer behauptet, er könne diese Preise beim Bäcker um die Ecke, oder beim Handwerker durch­setzen lügt ganz einfach!
    Leute, bitte wacht auf, die goldenen Zeiten der Werbebranche sind für alle Zeiten vorbei und werden nie wieder­kommen. Heute ist jeder der einen Rechner hoch­fahren kann Grafikdesigner und Photoshop macht’s möglich. Es gibt eine neue Realität in der Werbebranche, wer das nicht sieht ist blind, oder macht auf Vogel Strauß.

    ABER II: Designenlassen hat den größten Fehler begangen, die Designer mit zur Kasse zu bitten. Mittlerweile sollen sie sogar 13% Handlingpauschale zahlen. GEHT’S EIGENTLICH NOCH!!!! Wofür sollen denn die Grafiker bezahlen??? Für eine simple Überweisung des im Voraus entrich­teten Preisgeldes. Wenn dem so wäre, dann frage ich mich, warum man bei 1000 EUR Preisgeld 130 EUR zahlen soll und bei 100 EUR „nur“ 13 EUR? Der Aufwand für die Überweisung ist immer der selbe.
    Diese Entscheidung hat den Anfang vom Ende des Portals einge­läutet. Die meisten guten Grafiker, so auch ich, haben dem Portal den Rücken gekehrt und haben sich nicht weiter abzo­cken lassen. So sank das Niveau des Portals binnen Monaten auf ein uner­träg­li­ches Maß. Mittlerweile gibt es fast nur noch Copy&Paste-Artisten, die sich mit Vorliebe an bereits vorhan­dene Entwürfe anlehnen um diese, wie sie es selbst gerne nennen, „weiter­ent­wi­ckeln“ und das Beste ist, die Portalbetreiber sehen offenen Auges zu und unter­nehmen nichts >>> Kein Wunder das da ein gestan­dener Grafiker keinen Bock mehr hat sich dort zu betei­ligen, seien die Chancen an Neukunden zu kommen noch so reizvoll.

    Der größte Clou der Portalbetreiber ist aber ein ganz anderer. Immer wieder wurde über Umfragen versucht heraus zu finden, ob die Grafiker nach Gewinnen im Portal Folgeaufträge gene­rieren können. Ich vermute dass es den Kollegen ähnlich wie mir ging, und sie das bestä­tigen konnten.
    „All das schöne Geld geht also nach einem Sieg auf unserem Portal an uns vorbei“ haben sich die Portalbetreiber gedacht und haben einen tollen Einfall gehabt.
    „Wir versu­chen den direkten Kontakt zwischen Grafiker und Kunde zu verhin­dern, sodass die Folgeaufträge auch wieder bei uns einge­stellt werden und nicht mehr neben dem Portal direkt vergeben werden“
    So hat nun die Übergabe der rein­ge­zeich­neten Designs ausschließ­lich über das Portal zu erfolgen. Man bekommt vom Auftraggeber keine Kontaktdaten mehr und kann somit gar nicht mit ihm eine persön­liche Beziehung aufbauen. Alles wird halbann­onym über Formularfelder abge­wi­ckelt. Das Kalkül ging auf: Seither hatte ich kaum Folgeaufträge gene­rieren können, weil die Kunden nichts von mir mitbekommen.
    Somit ist der Grund, weshalb so ein Portal halb­wegs Sinn macht gestorben. Die Preisgelder waren nie ein Antrieb, da sie sich auf Taschengeldniveau bewegen, aber die Chance an neue, treue Kunden, die normale Preise bezahlen, zu kommen war schon gut und lohnenswert.

    Ich sage dem Portal eine schwarze Zukunft voraus, da es sich perma­nent verschlech­tert, sowohl was das grafi­sche Niveau als auch den Respekt vor den Grafikern (v.a. seitens der Portalbetreiber aber auch inner­halb der „Kollegen“) anbe­langt. Es ist mitt­ler­weile nur noch pure Abzocke und Ausbeutung krea­tiver Leistungen, daher würde ich allen abraten da mitzumachen!

    Wenn ihr, aufgrund der o.g. Vorteile, in einem Crowd-Sourcing-Portal mitma­chen wollt, dann sucht euch ein anderes Portal, wo ihr nicht so abge­zockt werdet und das Niveau nicht dermaßen im Keller ist. Es gibt sie!

    Hoffe die Sicht eines Insiders konnte dem ein oder anderen helfen das Phänomen Crowd-Sourcing für Designleistungen, besser zu verstehen.

  22. Susanne

    Mein Testlauf bei desi​gnen​lassen​.de ergab zwei frus­tie­rende Einsätze. Der Verdacht des Missbrauchs von Desginleistungen liegt nahe. Daraufhin habe ich via life-chat bei desi​gnen​lassen​.de nach­ge­fragt inwie­fern der Auftraggeber eigent­lich zu seinem Einsatz steht.

    Hier ein kleiner Auszug:

    ich: … fällt mir auf, dass das Feedback des Auftraggebers ledig­lich aus Ratings besteht. Nicht aber konstruktiv gefor­dert wird, wie der Designer den Vorstellungen des Auftraggebers entgegen kommen kann. … Darüber hinaus wurde für das erste Projekt, welches nun seit geraumer Zeit abge­laufen ist nicht einmal ein Gewinner gekürt….Gibt es hier irgend­eine Sicherheit, dass meine Vorschläge nicht durch die „Auftraggeber“ miss­braucht werden? Viele Grüße

    Designenlassen​.de:Ich kann Ihnen aus unserer Erfahrung sagen, dass Missbrauch sehr selten vorkommt, zumal bei uns ja alle Projekte im Voraus bezahlt werden. Leider kann man die Auftraggeber nicht dazu zwingen ein Feedback zu geben, obwohl es im eigenen Interesse wäre.

    ich: Heisst dass, dass die Ausgeschriebene Summe über 750,00 EUR bereits vom Auftraggeber bezahlt wurde?

    Designenlassen​.de: Ja, er hatte diese Summe per Vorkasse bezahlt, das Geld wurde aber bereits wieder an ihn zurück­ge­zahlt, er hat die Geld-zurück-Garantie in Anspruch genommen.

    ich: Aus welchen Gründen?

    Designenlassen​.de: Das kann ich Ihnen nicht sagen… ich weiß es nicht, wahr­schein­lich war keines der Designs nach seinen Vorstellungen.

    ich: Das heisst die Geld zurück Garantie erfolgt ohne Angabe von Gründen?

    Designenlassen​.de: Man kann selbst­ver­ständ­lich einen Grund angeben, aller­dings ist das nicht verpflich­tend. Wir bieten dem Auftraggeber einer Geld-zurücl-Garantie

    blablabla…

    Designenlassen​.de: Dieser Chat ist für Hilfestellung und Support gedacht, nicht für Grundsatzdiskussionnen. Ich hoffe Sie haben dafür Verständnis

    ich: Vielen Dank für Ihre Mühe.

    Designenlassen​.de: Danke dass Sie mit uns Kontakt aufge­nommen haben
    Chat-Sitzung getrennt.

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