National Punctuation Day … Hallo‽

Links das Standard-Interrobang, in der Mitte die Schwatzsche Konstruktion aus den Schriften Amplitude und Fritz, rechts die Preidelsche Konstruktion

Es gibt viele verrückte Feier- und Gedenktage, aber dass es einen Nationalen Satzzeichentag gibt, war mir dis dato neu. In den USA wurde er am 24. September zum 5. Mal zele­briert: National Punctuation Day, eine Privatinitiative, wie das ® auf der dazu­ge­hö­rigen Webseite verrät. FontShop-Kollege Stephen Coles hat des Ereignis zum Anlass genommen, im FontFeed über eine seltenes Satzzeichen zu philo­so­phieren, das Interrobang (‽). Es vereint die Funktionen eines Frage- und eines Ausrufezeichens und wird aus diesen beiden konstruiert.

Ein Interrobang am Ende einer Frage soll zeigen, dass sie erregt oder ungläubig gestellt wird: »Du gehst mit Jochen‽« Auch das stark in Mode gekom­mene, über­trieben betonte »Hallo‽« – als ironi­sches Statement – ist ein Interrobang-Kandidat.

Das Satzzeichen wurde bereits 1966 veröf­fent­lichte, von Richard Isbell in der Schriftart Americana (American Type Founders). Ab 1968 verfügten einige Remington-Schreibmaschinen über eine entspre­chende Taste. In den 70er Jahren erlebte das Interrobang seine Hochphase.

Stephen Coles ist nun der Ansicht, dass seine klum­pige Konstruktion mitver­ant­wort­lich für die seltene Verwendung des Satzeichens sei. Das Aufeinandertreffen einer geraden und einer kurvigen senk­rechten Strichs ist eine typo­gra­fi­sche Kopfgeburt, die durch das schlichte Übereinanderlegen der beiden Formen einfach nur irri­tiert. In Textgrößen läuft das Standard-Interrobang meist zu.

Beim näheren Betrachten zweier Christian-Schwartz-Schriften (Amplitude and Fritz, beide The Font Bureau, Inc.) entdeckte Coles eine Interrobang-Konstruktion, die bei weitem durch­dachter scheint (siehe Abbildung oben, mitte) und besser funk­tio­nieren dürfte. Die Schwartzsche Konstruktion erin­nert an ein Comic-Zeichen und ist auch in kleinen Größen gut lesbar.

Der freie Art-Direktor Michael Preidel (Esse est percipi) macht sich eben­falls gerade Gedanken über das Interrobang und verwendet eine selbst konstru­ierte Form, bei der das Fragezeichen nach links und das Ausrufezeichen nach rechts gedreht ist (siehe Abbildung oben, rechts). Parallel dazu erin­nert er an ein eben­falls schon in den 60er Jahren einge­führtes Zeichen für Zustimmung (Unbekannte Satzzeichen), das aus zwei Ausrufezeichen besteht und einem V zum verwech­seln ähnlich sieht.


5 Kommentare

  1. David

    Ich hätte gerne ein Satzzeichen, das den Doppelpunkt und das Fragezeichen kombi­niert, ein „Interrokolon“. Hat den das noch niemand erfunden?

  2. Christian Vogel

    Der, dem das Interrobang nicht obskur genug ist, kann sich ja mit dem Gnaborretni ausein­an­der­setzen, der Symbiose aus auf-dem-Kopf stehenden Ausrufe- und Fragezeichen für den Satzanfang, z.B. im Spanischen.

    http://​de​.wiki​pedia​.org/​w​i​k​i​/​G​n​a​b​o​r​r​e​tni

  3. thomas | BFA

    jaja bezeich­nend für sowas ist, dass die »erfinder« nicht in der lage sind ihre idee wenigs­tens mal als skizze zu ZEIGEN. aber 65.000 zeichen sind ja geduldig.

  4. Adam Twardoch

    Schwatzsche? Das kommt sicher­lich von schwatzen, aber so ein großer Schwätzer ist der Christian Schwartz doch nicht, oder? ;)

  5. fish

    Was spricht denn gegen neues Satzzeichen wie das inter­ro­bang? Sprache ist nunmal unüber­sicht­lich und viel­schichtig und es muss nicht jeder Mensch jedes Zeichen benutzen … es gibt dann eben mehr Möglichkeiten.

    Zudem finde ich den Bedarf schon offen­sicht­lich, weil Zwei Satzzeichen hinter­nander zu schreiben ist auch – oder gerade – unglogisch .!

    es gibt auch eine Sammlung von Beispielsätzen auf http://​www​.inter​ro​bang​.eu da sieht man mal wozu es gut sein kann (wenn­gleich nicht alle Beispiele da beson­ders gut sind)

    mfg
    f

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