Magazin-Premiere: »bauhaus« ist wieder da
Als im Dezember 1926 das Bauhausgebäude in Dessau eröffnet wurde, erschien zum ersten Mal die Zeitschrift bauhaus. Sie berichtete (mit Unterbrechungen) vierteljährlich über das Dessauer Geschehen und über wichtige Tendenzen der Moderne. Gezeichnet waren die Artikel mit Namen wie Walter Gropius, László Moholy-Nagy, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Marcel Breuer. Die letzte Ausgabe der Zeitschrift kam 1931 auf den Markt.
80 Jahre später gibt die Stiftung Bauhaus Dessau eine neue Zeitschrift unter dem alten Namen heraus. Sie wurde bereits auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt, ist seit heute im Handel und wird halbjährlich erscheinen. Das erste Heft ist dem Künstler am Bauhaus gewidmet und enthält Beiträge über Paul Klee als Lehrer, den künstlerischen Programmierer Kurt Kranz, den Vorkurs von Josef Albers als Vorbild für das heutige parametrische Entwerfen und frühe Formen von Künstlerkuratoren. Zu den Autoren des ersten Heftes gehören u. a. Regina Bittner, Torsten Blume, Kai-Uwe Hemken, Christian Hiller, Andreas Kühnlein, Olaf Nicolai, Werner Möller und Philipp Oswalt.
Seine Berlin-Premiere erlebt die Zeitschrift, die im Leipziger Verlag spector books erscheint, morgen um 20.30 Uhr in der Buchhandlung pro qm (Almstadtstraße 48-50). Herausgeber Philipp Oswalt und die Redakteure Ingolf Kern und Andreas Kühnlein werden das Heft vorstellen.
20 Kommentare
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Balthier9999
Hab es gerade im Bauhaus für fünf Euro erstanden. Ist ganz nett. :)
erik spiekermann
Kann mal jemand was zur Typografie im Heft sagen?
Heinrich
erik, ich habe es nur kurz gesehen, es gibt auch gesperrte gemeinen. :(
hier gibt es ein paar bilder.
StefanB
Für die Typografie wurde die ›Dessau‹ (Headlines) und die ›Walbaum‹ eingesetzt. Das gesamte Heft ist sauber durchgestaltet, auch wenn mir die Referenz an die originale Bauhaus-Typografie etwas zu deutlich ausgefallen ist.
erik spiekermann
Aha, Dessau. Ist ja klar, dass man diese Schrift nehmen muss, sie heisst ja so.
Auf Flickr gibt es die Gruppe „LTypI“, Lack of Typographic Information. Da werden Beispiele gezeigt von Logos, Beschriftungen u.ä. mit Schriften, die so heissen wie die Firma. Z.B. der Souvenirladen aus ITC Souvenir, Mistral Communications aus … eben.
K. E.
Unglaublich! Eigentlich muss es uns eine Ehre sein, dass Herr Spiekermann persönlich (ich nehme es als die Wahrheit an!) an dieser Stelle als Blogger zu Äußerungen bereit ist. Sein Berufskollege Jan Tschichold, der – darf ich Erfinder sagen(,) oder habt ihr Fachleute dafür einen eigenen Ausdruck parat? – Erfinder der Sabon-Familie, ist in einer wunderbaren Ausgabe des Verlages Bernd Detsch mit schönem Rundumgoldschnitt, Leinenschuber und mit einer CD samt Lizenzvertrag (leider nur für einen Schnitt!) unter dem Titel Jan Tschichold | Meister der Typografie | Sein Lebenswerk in Bildern ausführlich beschrieben worden. Auch dieses Buch ist für die Leser dieser „Site“ empfehlenswert – behaupte ich.
Florian
Das erwähnte Buch wurde von Martin Z. Schröder für die SZ rezensiert: »Elend in häßlichem Glanz«
dertobi
Einen Mangel an typografischer Inspiration sollte man den Machern des Erscheinungsbildes vom hort nicht vorwerfen. Zu ihrer (in Typografenkreisen) radikalen Wahl einer angepassten (Dessauer) Courier und der Arial black für Headlines kann man stehen wie man will, mich überzeugt das Konzept jedenfalls.
Was die Walbaum im Magazin macht, weiß ich allerdings nicht.
Hier gibts mehr info:
http://www.hort.org.uk/347
StefanB
Achtung, bitte nicht verwechseln: Das Erscheinungsbild vom Hort ist für die Stiftung Bauhaus Dessau. Die Gestaltung der Bauhauszeitschrift durch Novamondo ist von den Gestaltungsrichtlinien des visuellen Auftritts getrennt zu betrachten. Das Konzept ist, soweit ich mich recht erinnere, dass jedes Jahr eine andere Agentur die Akzidenzien des Bauhauses gestaltet. Die übergeordnete visuelle Identität der Stiftung ist davon nicht nicht betroffen.
Kurt
Danke, Florian – da ist was Wahres dran, aber ganz so schlimm habe ich es dann doch nicht empfunden! Wenn nämlich Leute wie ihr, die was von Typografie verstehen, nicht bereit sind, über die eigene Zunft zu publizieren, dann macht das eben irgendein Autor – Ergebnis bekannt.
erik spiekermann
Courier und der Arial black für Headlines
Das Argument war, die beiden häufigsten und damit quasi generischen Schriften zu nehmen und dadurch der Diskussion um die „richtige“ Schrift für diese Institution auszuweichen. Das kann ich nachvollziehen, aber der Gedanke, dass mit Arial der Klon eines originalen Entwurfes (Arial hat die Dickten der Helvetica und Microsoft vermied damit Lizenzen zu bezahlen) gewissermaßen sanktioniert wird, ist unerträglich. Immerhin sollte die Bauhaus Stiftung wissen, wie wichtig der Umgang mit geistigem Eigentum ist. Also wäre Helvetica die richtige Wahl gewesen.
Allerdings auch nicht eigentlich in Verbindung mit Courier, denn diese war lange Zeit Ersatzschrift, wenn in einem PostScript Dokument die richtige Schrift nicht geladen war. Heute in einem PDF erledigen das Adobe Sans und Serif, die einspringen und sogar die echten Dickten nachahmen. So gut, dass es viele nicht merken. Kann man sehen an der März-Ausgabe der Zeitschrift mobil.
Solche Überlegungen hätte ich mir auch von Eike und seinem Hort gewünscht, anstatt diesen populistischen Weg zu wählen, weil der Auftraggeber es auch nicht besser weiss.
Heinrich
die MOBIL ausgabe ist ein sammlerstück, würde ich sagen.
K. E.
2003 ist beim Verlag Knaur Kay Tangermanns Buch Werbung | Der Milliarden-Poker erschienen, in dem eine Schrift verwendet worden ist, deren Name ich nicht habe herausfinden können. Wer nennt mir den Namen dieser Schrift?
Eine positive Antwort würde mich freuen!
Mit bestem Dank im voraus
K. E.
Florian
Kurt – es ist ja nicht so, dass es keine ausgezeichnete Literatur gäbe. Neben den in der Rezension bereits erwähnten, in 2 Bänden bei Brinkmann & Bose
erschienenen eigenen Schriften 1925–1974 Tschicholds empfehle ich Christopher Burkes Active literature: Jan Tschichold and New Typography (Hyphen Press).
K. E. – das Type-ID-Forum hilft sicher gerne. Kostenlos anmelden und Scan bzw. Foto der Schrift hochladen: http://typophile.com/typeid
Myself
Hier seht ihr die Schrift schon am Umschlag!
Kurt
Florian, danke für den Tipp!
georg
@Myself
rotis semi serif
@erik spiekermann
kurze (aber inhaltlich wichtige) korrektur:
die flickr gruppe heißt »Lack of Typographical Imagination«
nicht »(…) Information«. ;)
Kurt
:)))))))
Danke Georg! Ich bin mir sicher gewesen, dass ihr das einfach so im Kopf habt. Dachte schon, sie sei eine Hausschrift Tangermanns!
Myself
DITO!
erik spiekermann
Danke, Georg. Ich sollte meine Beiträge vor dem Abschicken selber lesen ;-)