Kalendsadventer 13: Menschmaschine [Update + Ende]

OCR-A und OCR-B

Anfang der 60er Jahre grün­deten 13 euro­päi­sche Computer- und Schreibmaschinenhersteller die ECMA (European Computer Manufacturers Association) mit Sitz in Genf. Die Hauptaufgabe des Verbandes war die Standardisierung der opti­schen Zeichenerkennung, zum Beispiel für den maschi­nen­les­baren Zahlungsverkehr. Vor allem wollte man verhin­dern, dass die kurz zuvor in den USA einge­führte Schrift OCR-A zum Einsatz kommt, die man abfällig als »Roboterschrift« bezeich­nete. Gemeinsam mit Adrian Frutiger setzte man dieser nach 2-jähriger Entwicklungszeit die für das mensch­liche Auge ange­neh­mere OCR-B entgegen.

Die Lesemaschinen der Hersteller werteten unter­schied­liche Merkmale der OCR-Schrift aus: den Abstand zwischen den Buchstaben, deren Form, Zeichenhöhe, die Innenräume und andere Eigenschaften. Ein großes Problem stellte die Unterscheidung von B und 8 dar. Vor allem die Maschinen, die die Innenräume auswer­teten, konnten beide Glyphen nicht unter­scheiden. Da kam Adrian Frutiger eine einfach wie auch geniale Idee. Welche?

Wenn Eure Antwort in den kommenden Stunden nicht in den Kommentaren erscheint, ist sie mögli­cher­weise richtig. Damit die Spannung lange anhält, legt nämlich mein Quizfilter die rich­tigen Antworten erst mal zur Seite.
Für die rich­tige Antwort winkt heute das aktu­elle TypoQuiz von Susanne Lechner aus dem Schmidt-Verlag (5. komplett über­ar­bei­tete Auflage). Es enthält 100 Wissenskärtchen mit neuen kniff­ligen Typo-Fragen. Die hier gestellt ist aller­dings nicht darunter.
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Kalendsadventer
ist der verkehrte Advendskalender von FontShop: bis Nikolaus (6. 12. 2008) 24 mal eine (typo)grafische Frage statt Türchen und täglich ein toller Preis.

[Update] Danke für die rege Beteiligung … es gab 37 rich­tige Antworten. Die Lösung war: Adrian Frutiger konstru­ierte die Ziffern der OCR B etwas höher als die Versalien. Das Los entschied für Felix Beckheuer. Ich gratu­liere zum Typodarium.


63 Kommentare

  1. Michael

    Weil gerade keine Zeit für die Übersetzung: „One of the most diffi­cult pairs of charac­ters to distin­guish is B and 8. The machine reco­gnizes two closed inte­rior spaces in each of these, with two lateral 1/4 foyers in the middle and four 3/4 foyers in the corners. The diffe­rence is that B lacks a foyer at the left. All letters and figures are easily reco­gnizable and distin­gu­is­hable from one another by these and similar features. „

  2. Woyfe

    Adrian Frutiger kam auf die Idee die Ziffern höher als die Versalien zu machen. Dadurch können auch die 8 und das B leichter unter­schieden werden.

  3. charly

    er defi­nierte für alle ziffern eine größere versalhöhe.

  4. Stefan

    Er zeich­nete eine »runde« Acht, welche sich deut­lich vom Versal-B unter­schied. In der Ocr-A war die Acht noch eckig.

  5. max

    Kontextbezogen, d.h. von VERSAL- auf Minuskelschreibweise umschalten und schauen, ob’s Sinn ergibt. Funktioniert wahr­schein­lich nicht mit Kryptischem Buchstaben-Zahlen-Salat (z. B. Bestellnummern).

  6. Timo

    OCR-B liegt ein feineres Grundraster zugrunde und ähnelt daher im Gegensatz zur OCR-A sehr viel stärker einer normalen seri­fen­losen Druckschrift. So war es möglich, die in der OCR-A komplett eckige 8 abzu­runden und somit vom B unter­scheidbar zu machen.

  7. Ralef

    Frutiger wählte einfach unter­schied­liche Zeichenhöhen für Ziffern und Versalien. Da auch die Zeichenhöhe ausge­wertet wird, ist so eine einfache Unterscheidung möglich.

  8. der chabo

    Frutiger hat den oberen Teil der „OCR-A 8“ verklei­nert, und so den Innenraum verklei­nert. Das „OCR-A B“ belässt er mit gleich­großen Punzen.

  9. Gordon

    Die Ziffern haben eine größer defi­nierte Versalhöhe. Somit kann ganz klar zwischen Buchstaben und Ziffern unter­schieden werden.

  10. Oliver

    Meines Wissens hat er das Problem gelöst, indem grund­sätz­lich alle Zahlen schlanker und höher ausfallen als die kapi­talen Zeichen. Aber nagelt mich nicht fest. ;)

  11. Johannes Brückner

    Die Majuskel sind nied­riger als die Ziffern und die Minuskel.

  12. seb

    Er erhöhte die Höhe (Versalhöhe?) aller Ziffern, dadurch konnte die »8« eindeutig vom »B« unter­schieden werden..?

  13. Christian Büning

    Adrian Frutiger verab­schie­dete sich von der einheit­li­chen Versalhöhe und ließ die Ziffern etwas größer werden. Das war für die Maschinen dann erkennbar, vermute ich.

  14. Phil

    Frutiger hatte die Idee, die Majuskeln etwas kleiner („weniger hoch“) zu machen als die Zahlen. Für das mensch­liche Auge kein Problem, für Maschinen aber klar erkennbar.

  15. Florian

    Die Ziffern wurden etwas größer als die Versalien ange­legt – was sich auch auf Größe und Position der Innenräume auswirkt.
    Die daraus resul­tie­renden, norma­ler­weise uner­wünschten Unregelmäßigkeiten in gemischtem Satz spielen bei OCR-Texten keine Rolle.

  16. Sharif

    Bei der OCRB sind die Ziffern größer als die Versalbuchstaben. So kann kann man die 8 mit dem B nicht mehr verwechseln.

  17. Johann Peter Werth

    Sämliche Ziffern sind höher als die Versalien.

  18. Hans Reichardt

    Frutiger hat die Ziffern größer gezeichnet als die Versalien. Dann funk­tio­nierte die Erkennung.

  19. stk

    Hm, das ist schwer dieses Mal… mir scheint, die Punzen des B sind signi­fi­kant groesser als die der 8, was dann zusammen mit der Kantenerkennung bessere Ergebnisse bringen koennte?

  20. Nadine

    Er hat die acht rund gezei­chet statt eckig, womit sie sich deut­lich vom Versal B unterschied.

  21. Joey

    Also, da nicht nur „8“ und „B“, sondern auch z.B. „5“ und „S“ Probleme berei­teten, und die Computertechnologie zu dieser Zeit inso­fern Fortschritte gemacht hatte, als dass eine feinere Auswertung der Zeichen möglich war, kam Frutiger auf die Idee, das Grundraster der Schrift zu verfei­nern und die Unterscheidung ähnli­cher Glyphen möglich zu machen. Die Arbeit mit der Ecole Estienne und Bull Electronics hieran dauerte ca. 5 Jahre, macht die OCR-B, die sich deut­lich von der ameri­ka­ni­schen OCR unter­scheidet, dann aber 1973 zum ISO-Standard.
    Grundgedanke hierbei war, eine Schrift zu entwerfen, die sowohl für Maschinen, als auch für das mensch­liche Auge ange­nehm zu lesen sind.

  22. frizzo

    Er hat den Raum außer­halb der Zeichenform (sog. Foyers) aufge­teilt: Bei der 8 erkennt die Maschine zwei seit­liche 1/4 Foyers in der Mitte und vier 3/4 Foyers in den Ecken – beim B hingegen ist es nur ein seit­li­ches 1/4 Foyer in der Mitte …

  23. Jörg N.

    Frutiger zeich­nete die Versalien der OCR-B kleiner als die Ziffern.

  24. frizzo

    Er hat sich auf die Außenräume konzentriert?!

  25. max

    Die Zahlen wurden konse­quent größer als die (Groß-)Buchstaben entworfen.

  26. Christian

    Die Ziffern der OCR-B sind etwas größer als die Buchstaben, wodurch auch die Unterscheidung von Null und Versal-O ohne Strich in der Null möglich wurde.

  27. Dr. Schnuffel

    Die obere Punze der 8 ist, im Gegensatz zu der beim B, kleiner als die untere.

  28. Alpha-Hasi

    Soweit ich mich erin­nern kann, war ein wesent­li­cher Punkt in der Neugestaltung die Einführung von Kleinbuchstaben. In so fern wird das Problem der Notwendigkeit zur Unterscheidung, zumal wenn im Kontext gelesen, erheb­lich reduziert.

  29. Dr. Schnuffel

    … oder viel­leicht hat er die 8 einfach abge­schafft. Seit dem ist 4 + 4 = 7,9. Klappt im Alltag zwar ganz gut, nur mit dem Achterbahnfahren ist’s seitdem ziem­lich schwierig geworden.

  30. Jürgen

    Im Moment liegen 17 rich­tige Antworten in meinem Kommentartresor ;-)

  31. Fabian

    MMh… hätte auch auf feineres Grundraster getipt.
    Oberlänge erhöht, rund, mitte der 8 über­kreuzen sich.

  32. wb

    Frutiger schreibt in seinem „Buch der Schriften“:
    „Die Zeichen können auf einem feineren Raster gezeichnet werden. Zudem wird vom Lesegerät nicht nur der einfach Schwarzweißkontrast erkannt, sondern die einzelne Zelle erfaßt auch die Randrichtung der Form und zerlegt sie in die Diagonalteilung der Zelle.“

    Dadurch kann dann, denke ich mal, die gerade linke Seite vom B deut­lich von der kurvigen (=diago­nale Randrichtungen) linken Seite der 8 unter­schieden werden.

  33. formschub

    Die Ziffern sind größer als die Buchstaben, somit ist die 8 durch ihre Versalhöhe als Zahl defi­niert und muss rein formal nur noch von den anderen Ziffern unter­scheidbar sein und nicht mehr von einem Buchstaben.

  34. Jussi

    Die »8« sieht aus wie ein um 90° gedrehtes Unendlichkeitszeichen (und nicht wie zwei gesta­pelte Kreise). Dadurch haben ihre Innenräume eine Tropfenform, bzw. einander zuge­wandte Spitzen (die das »B« nicht hat).

  35. Martin

    Die Versalien sind deut­lich kleiner als die Ziffern

  36. Jussi

    Die Ziffern sind etwas größer als die (Versal-)Buchstaben.

  37. Joey

    Vielleicht hat er einfach die Innenräume vergrößert ^^;

  38. Marco

    dass B verfügt nicht über Foyer auf der linken Seite

  39. Dominik Lenk

    Die Zeichen-Höhe der 8 ist deut­lich höher als die der Buchstaben. Ich nehme mal an das dies auch der Fall ist für die 5 und das S.

  40. felix

    Ich würde ja mal mutmaßen (genau weiß ich es nämlich nicht) das der ange­wandte Trick der ist das Herr Frutiger die Ziffern höher, größer als die Versalhöhe gemacht hat.

  41. philipp

    das b hat 2 gleich große punzen im gegen­satz zur 8.

  42. Holger

    Das „B“ hat einen senk­rechten Aufstrich und einen dazu recht­wink­ligen Steg, während die „8“ aus 2 kreis­runden Elementen – ähnlich einem gedrehten „Unendlich“ – gebildet ist.
    Eine Texterkennung kann allein durch eine nicht vorhan­dene Senkrechte am Anfang des Objektes einen Buchstaben ausschließen.
    Hinzu kommt, dass die obere Punze der „8“ bei unscharfen Bildern eher zuläuft als die untere. Beim „B“ mit seinem symme­tri­schen Aufbau behält stets einen ausge­gli­chenen Grauwert.

  43. Sascha

    Er hat das B inner­halb der Zelle verschoben, da nicht nur die Konturen sondern die ganze Zelle gelesen wurden.

  44. cee

    mh. Also man kann erkennen, dass die Versalhöhe der OCR-A gleich der Höhe der Zahlen ist. Im Gegensatz dazu sind die Versalien der OCR-B sichtbar verklei­nert als deren Zahlen.

  45. Christian

    Sämtliche Ziffern sind grösser als die Buchstaben, so kann die 8 eindeutig den Ziffern und der B den Buchstaben zuge­ordnet werden.

  46. Stefan

    Unwahrscheinlich aber es könnte daran liegen, dass er die Ziffern größer gezeichnet hat als die Versalien. Und daher allein durch die Zeichenhöhe eine Unterscheidung möglich ist.

  47. timeout

    Er hat die Zahlen etwas größer (höher) gezeichnet als die Versal Buchstaben, so dass die Maschine zwischen Zahlen und Buchstaben unter­scheiden kann?

  48. Sascha

    Mal schauen, ob es diesmal stimmt.
    Bei der Analyse der Schrift ist mir aufge­fallen, dass die Versalien alle kleiner sind als die Ziffern, ich würde sagen ca. 90 – 94%.
    Somit konnte es keine Verwechslung mehr geben, auch nicht bei anderen Kombinationen (S,5 & D,0)

  49. clexs

    Die Zahlzeichen/Ziffern sind alle­sammt ein Stück größer als die Großbuchstaben/Majuskeln. Somit unter­scheidet sich die 8 vom großen B eindeutig durch ihre etwas längere Höhe.

  50. Mischa K.

    Die 8 ist größer als die Versalhöhe.

  51. Joey

    Vielleicht hat er die Zeichen dahin­ge­hend verän­dert, dass eine Verwechslung durch die 2 Scanzeilen, die jeden Buchstaben erfassen nicht mehr möglich ist.
    Ich könnte mir hier eine verti­kale Verschiebung bzw. eine asym­me­tri­sche Verkleinerung/Vergrößerung der jewei­ligen Glyphenteile (oben/unten) vorstellen.

  52. Alpha-Hasi

    Darf man auch zweimal? ;o) Bei der neu gestal­teten Acht ergibt sich durch die Linien ein deut­li­ches Kreuz (sozu­sagen ein X). Das dürfte sich von den eher waage­rechten Unterteilungen des B klar unterscheiden.

  53. Jürgen Huber

    Das B machte er innen rund, die Acht dagegen eckig.

  54. pH

    Er machte die Versalien alle­samt kleiner als die Zahlen.

  55. Nick Blume-Zander

    Hallo, die 8 hat eine größere Höhe als das B und ist rund. ;-)

    Mist, hätt ich gerne das Typodarium gewonnen. :-0

  56. Manuel

    Die Zahlen sind höher als die Versalbuchstaben der Schrift!

  57. Tobias

    Die einfache und geniale Idee Adrian Frutigers bestand darin, die Ziffern der OCR-B ein Stück höher zu zeichnen als die Majuskeln. Die Ziffern beginnen auf der Grundlinie und enden, im Gegensatz zu Versalziffern «gewöhn­li­cher» Antiqua-Schriften, nicht auf Majuskelhöhe sondern auf der Oberlängenhöhe.
    Dieser Höhenunterschied macht die zuver­läs­sige maschi­nelle Unterscheidung von B und 8 möglich.

  58. Typomane

    Adrian Frutiger hat die Buchstaben deut­li­cher unter­scheidbar gezeichnet:

    Das B hat gleich große Bögen/Punzen oben und unten; dazwi­schen ist ein hori­zon­taler Steg –> hori­zontal-syme­tri­sche Buchstabenform

    Die 8 hat stark unter­schied­lich große Bögen/Punzen (oben enger/kleiner als unten); alle Bögen enden in diago­nalen Geraden, welche als X zusam­men­treffen (es gibt also keinen hori­zon­talen Steg) –> vertikal-syme­tri­sche Buchstabenform

    (eckige Bögen wie in der OCR-A hat er bewusst vermieden)

    Viele Grüße
    Typomane

  59. Till Westermayer

    Ist das nicht dieses komi­sche B, was oben so supereng ist?

  60. Michi Bundscherer

    Die vom Computer als 8 erkannte Form basiert bei der OCR-A auf einer Matrix von 5×9 Feldern. Bei der OCR-B von Frutiger sind es 14×19 Felder, die zusätz­lich diagonal geteilt werden konnten, was wesent­lich feinere Formen zulässt.

    Dennoch konnten Maschinen welche die Innenräume der Lettern auswer­teten die Zeichen 8 und B nicht richtig erkennen. Erst als Frutiger alle Versalien gegen­über den Ziffern verklei­nerte, berei­teten ihm auch diese Lettern kein Bauchweh mehr.

  61. threedots

    neben den zuvor genannten Änderungen (Zusammespiel von feinerem Raster, Berücksichtigung der diago­nale Randrichtungen und der Tropfenform) wurde das B deut­lich verbrei­tert – einfach aber effektiv.

  62. thomas junold

    namens­än­de­rung.

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