Kalendsadventer 1: Georg enstraße [Update]

Mitten in Berlin, direkt am Bahnhof Friedrichstraße, gibt es ein Straßenschild, über das ich immer wieder stol­pere – typo­gra­fisch gesehen. Warum wird hier die Georgenstraße, anders als auf der gegen­über­lie­genden Straßenseite »Georg enstraße« geschrieben? Wer die wahre Antwort weiß (beleg­bare durch einen Zeitungsartikel oder ein behörd­li­ches Dokument) gewinnt den heutigen Preis. Ansonsten gewinnt die phan­ta­sie­vollste Antwort … ermit­telt aus allen phan­ta­sie­vollen Antworten per Los (Kommentare, die bis 0 Uhr heute Nacht hier erscheinen).

Unser Preis heute: die limi­tierte 7″-Single »Fakir« der Hardrock-Band Orange Sunshine. Der Song ist der gleich­na­migen Schrift des hollän­di­schen Designbüros Underware gewidmet, das eigens für diesen Titel einen welt­weiten Coverwettbewerb ausrief. Mehr über den sieg­rei­chen Entwurf von Supergabi aus der Schweiz im Fontblogbeitrag vom August diesen Jahres.

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Kalendsadventer
ist der verkehrte Advendskalender von FontShop: bis Nikolaus (6. 12. 2008) jeden Tag eine typo­gra­fi­sche Frage (statt Türchen), mit tollen Preisen

[Update] Das Straßenschild wurde inzwi­schen umgetauscht …


39 Kommentare

  1. Kolja

    zählt google auch als dokument?

    ich tipp mal, dass die geor­gen­straße in wirk­lich­keit nämlich georgIenstraße heißt.

    siehe http://www.google.de/search?q=friedrichstra%C3%9Fe+georgienstra%C3%9Fe&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a

  2. user001

    … das war wohl mal ein Schild für eine «Georgienstrasse» :-)

  3. tom

    „Georgenstraße
    Mitte (Dorotheenstadt),
    von der Straße Am Kupfergraben bis zur Neustädtischen Kirchstraße.

    Sie erhielt 1799 den Namen des Unternehmers Benjamin George. An der Straße verläuft das Viadukt der Stadtbahn. Die 25 ausge­bauten S-Bahn-Bögen werden jetzt u. a. von Gaststätten und Antiquitätengeschäften genutzt. Unter Denkmalschutz steht das um 1870 entstan­dene Mietshaus Nr. 45. Zu dem denk­mal­ge­schützten Komplex Unter den Linden/Dorotheenstadt gehört darüber hinaus auch das 1903–1906 von Georg Thür (1846–1924) erbaute Botanische Institut der Universität (Nr. 40–42).“

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    Ich nehme an, dass dieser Teil der Georgenstraße zu dem von Georg Thür erbauten Institut gehört und deshalb der Name Georg auf dem Straßenschild vom Rest durch ein Leerzeichen getrennt ist.

  4. Manuel

    Vielleicht wurden die Schilder der Georgienstraße durch Entfernen des Buchstaben „i“ rezykliert!?

  5. Nathanael

    Naja, die Straße heißt halt einfach nicht „Georgenstraße“, sondern „Georg enstraße“. Ist doch gar nicht so schwer gewesen.

  6. Gerrit Terstiege

    Das ist natür­lich gar kein Strassenschild,
    sondern eine verdrehte Webadresse:

    Geenstrasse​.org

  7. Markus L.

    Eine sump­fige Wiese am Ufer der Spree in der dama­ligen Neustadt (später Dorotheenstadt) sollte in ferner Zukunft trau­rige Berühmtheit erlangen, aber davon ahnte man im 18. Jahrhundert noch nichts. Dieses Stück Land gehörte zum Besitz eines reichen Brennereibesitzers und Spirituosenkaufmanns namens Benjamin George. Nach ihm wurde später die Georgenstraße benannt, an deren Stelle damals ein schmaler Damm namens Katzenstieg bis an das Ende der sumpfi gen Wiesen am Ufer der Spree führte. Die Gärten der Häuser an der Letzten Straße (heute Dorotheenstraße) grenzten an diesen Damm, der beider­seits durch eine Gittertür verschlossen war.[1]

    1 Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befind­li­cher Merkwürdigkeiten, und der umlie­genden Gegend. Berlin 1786, S. 178.

    _______

    Da stimme ich tom zu.

    nur warum „Georg enstraße“ da denke ich anders und zwar philo­so­phi­scher, da ich dazu nicht finden kann ;/

    Bei der Erbauung der letzt­ge­nannten Häuser trat Benjamin George einen größeren Streifen seines Grundstücks zur Verbreiterung der Straße ab und ließ auf eigene Kosten einen Bürgersteig anlegen.[13]

    13 Schickert: Die Militärärztlichen Bildungsanstalten (wie Anm. 10), S. 120.

    Durch das abgeben des Grundstückes entstand eine lücke die später im stra­ßen­schild vear­beitet wurde.

    lg & gl ;)

  8. Torsten

    Ihr seit alle viel zu verkopft. Jürgen hat ganz einfach ein biss­chen im Photoshop rumge­spielt. :-) Ach ja, was inter­es­sieren mich Straßenschilder in Berlin? ^^

  9. philipp

    verplottet?

  10. julia

    Früher verlief genau an der Stelle der Lücke von oben bis unten ein Kabel oder von eiem Baum hing ausge­rechnet dort ein Ast ins Schild, und man wollte keines­falls, dass dort ein Buchstabe verdeckt wird. Also hat man die Stelle lieber ausgespart.

  11. JaySee

    Ich schließe mich dem ersten Kommentar an. Ursprünglich sollte es wirk­lich »Georgienstraße« heißen. Als aber Wladimir Putin kurz nach Ausbruch des Georgienkonfliks am 30. Februar 2006 inko­gnito durch Berlin fahren sollte, durften die Deutsch-Russischen-Beziehungen nicht durch ein pope­liges Straßenschild gefährdet werden. Die vom Geheimdienst vorge­nom­mene Umbenennungsaktion »Georgen Freedom« wurde aber von dem geor­gi­en­stäm­migen Werbetechniker verei­telt und konnte erst durch eine Spezialeinheit mit verlän­gertem »Berlin-Mandat« durch Abrubbeln des »i« beendet werden.

  12. jakob vicari

    Eine zu über 97 Prozent histo­risch belegte Erklärung für einen über­flüs­sigen Leerraum 
    Es war fast unfassbar, dass Berlin den Kaufmann Benjamin George mit einer Straße ehren wollte, einen Bürgerlichen. Und dann auch noch so einen! Mit Alkohol, nämlich der Destillerie „Zur Goldenen Kugel“ war George reich geworden. Jetzt hatte er das Pflastern des alten Katzenstiegs bezahlt. Da kam man nicht drum herum. Der Schildermaler hatte schon ange­fangen „Georg…“ zu setzen. Da kamen ihm Zweifel. Sollte aus dem unbe­deu­tenden Stieg tatsäch­lich eine Straße werden? Er setzte ab, fragt den Boten des Rates der den Auftrag brachte. Derr Bote beteuert: „Eine Straße soll es sein.“ Während er sich noch wundert über die Ehre für so einen, ist es ihm passiert: Das „e“ ein Stück zu weit rechts geraten, die Lücke im Schild – Zeit zur Korrektur war keine mehr.

  13. Gunther Schenk

    Als nach dem zweiten Weltkrieg der Tagesspiegel gegründet wurde, hat man zwischen den beiden „S“ im Titel auch ein halbes Leerzeichen Platz gelassen, um nicht an die SS zu erin­nern. Erst bei der Neugestaltung des Tagesspiegel vor ein paar Jahren wurde diese Lücke geschlossen.

    Wieso das der Grund ist, warum auf diesem Straßenschild ein zusätz­li­ches Leerzeichen einge­fügt wurde, weiß ich aller­dings auch nicht.

  14. vk

    Ich vermute, dass in jeder größeren deut­schen Stadt eine Georgenstraße nach ieinem berühmten Georg benannt ist und da „Be rlin“ als deut­sche Bundeshauptstadt etwas ausge­fal­lener und beson­derer sein wollte wurden bei allen Straßenschildern will­kür­lich Leerräume zwischen Buchstaben eingefügt.

    Da sich jedoch dadurch einige Jugendliche dazu aufge­for­dert fühlten mit Edding (oder einem wasser­festen schwarzen Fasermaler einer anderen Marke) die Leerräume zu füllen wurden diese Schilder mit Leeräumen nach und nach ersetzt.

    Nur das Schild der Georg enstraße wurde nicht erneuert um Einwohner und Besucher der Bundeshauptstadt darauf aufmerksam zu machen wie „bunt“ und „einzig­artig“ „be rlin“ doch ist.

  15. Jürgen

    Eines kann ich defi­nitiv ausschließen: Es ist keine Fotomontage, das Schild steht dort seit Monaten so … kann jeder in Berlin nachprüfen.

  16. Erwin-Eduard zu Elvers-Elbertzhagen

    Die Straße sollte ursprüng­lich Georg-von-Neumann-Kosel-Freiherr-zu-Lindow-Ruppin-und-Burgsdorff-Straße heißen. Weil das aber nicht auf ein einzelnes Straßenschild gepasst hätte, hatte die städ­ti­sche Straßenverwaltung ange­ordnet, den Namen etwas zu verkürzen. Der zustän­dige Sachbearbeiter nahm „verkürzen“ aber zu preu­ßisch-genau und machte aus „Georg von Neumann-Kosel Freiherr zu Lindow-Ruppin und Burgsdorff“ kurzer­hand „Georg N.“. Daher diktierte er seiner Sekretärin den Auftrag, die Straße „Georg-N.-Straße“ zu benennen und diesen Auftrag an die Schildermacherei weiter­zu­leiten. Beim Diktat über­be­tonte er aber das „N“ so sehr, dass die Sekretärin nur „Georg En-Straße“ verstand. Ohne Durchsicht durch den leitenden Beamten wurde dieser Auftrag weiter­ge­geben und mit deut­scher Gründlichkeit ausge­führt, nur der Bindestrich fiel, um den Richtlinien der städ­ti­schen Straßenbenennung zu genügen, noch heraus, so dass schließ­lich ein Schild mit der Aufschrift „Georg enstraße“ geprägt wurde.

    So war’s! Und wer etwas anderes behauptet, lügt oder macht nur Scherze.

  17. diaet

    Ganz einfache Erklärung: das ursprüng­liche Schild war, dank eines typo­gra­phisch unbe­fan­genen Vertreters einer radi­kalen Rechtschreibreform zunächst mit „ss“ („Strasse“) geschrieben.

    Da die Korrektur dieses Schildermalerfehlers durch das bekannte und korrekte „ß“ von hinten vorge­nommen wurde, blieb natür­lich nach vorne Platz. Der korri­gie­rende Schildermacher („Georg“), entschied sich, diesen Leerraum noch etwas weiter zu ziehen, um sich und seine Korrektur zu verewigen.

    Dass der Austausch des „ss“ rein poli­ti­sche Gründe hatte, ist hingegen histo­risch nicht zu belegen.

  18. Valentin

    Es ist tatsäch­lich nur ein dummer Fehler gewesen. Georg>i<enstraße klingt auch nicht so anders.
    Da der Berliner Haushalt aller­dings SEHR begrenzt ist,
    (siehe hier: da hast du deinen Offizielles Stadtdokumentm Jürgen)
    konnte es sich die Stadt nicht leisten das Schild neu fertigen zu lassen. Darum wurde das i einfach wegge­kratzt. Man sieht sogar noch einen kleinen Rest, wenn man genau hinschaut.

  19. philipp

    viel­leicht symbo­li­siert es auch die tren­nung berlins (durch die mauer) die genau dort verlief.

  20. Christian Speelmanns

    Ganz klar: das ist ein Deppen Leerzeichen! ;-)

  21. amica

    Nun ja, die Erklärung ist eine einfache: als der erste Weltkrieg ausbrach, gehörten die Georgische Minderheit auf einmal zu den Außenseitern. Es ging sogar soweit, dass kleine Kinder, die Georg hießen, umge­tauft wurden. Dementsprechend wurden auch etliche Straßennamen umbe­nannt. Bei dem gezeigten Beispiel handelt es sich um das letzte Umbenennungs-Objekt, das aufgrund des Ausbruchs des Krieges leider nie volendet wurde.
    Heute hängt es da, um die Völker dieser Erde an diesen Vorfall zu erinnern.
    Mögen diese Zeiten nie wieder kommen.

  22. katinka

    Zwischen g und e ist ein kleiner Fleck in der Lücke, dieser Fleck hat die Form von olle Heinrich Zilles Gesicht und der Schildermacher konnte in unmög­lich entfernen, denn Zille gejöhrt zu ma zu Berlin, wah?!. Drum ließ er lieber eine kleine Lücke und immer wenn er dran vorbei kommt denkt er an sein Milljöh…

  23. kolja

    Ich ziehe meine Aussage übri­gens zurück und schäme mich ein bisschen.

  24. chris

    nee. nee. nee.
    ist doch ganz klar. „georg“ hat sich mit seiner „nstraße“ verstritten. also nehmen sie etwas abstand voneinander.

  25. Sieghart

    Die Version von Valentin gefällt mir, denn der Schilderhersteller hatte von Benjamin George noch nie was gehört. Also schrieb er Georgienstrasse, merkte den Fehler anschlies­send, hatte gleich Feierabend und entfernte das i, anstatt ein neues Schild zu produ­zieren. Denn: Ein Wortabstand bei den Schildern ist bedeu­tend grösser als die Lücke, die ein i reisst. Und ausser Jürgen und noch so ein paar hat diesen Fehler sowieso noch niemand bemerkt.
    Sorry für ss-Schreibung, aber das gibt’s bei mir nicht (CH).

  26. Max

    Das Schild wurde in der Ausbildungswerkstatt erstellt, da es bereits kurz Feierabend war und die beiden Auszubildenden (A. und B.) unbe­dingt zu einem Spiel der Hertha wollten entschieden sie sich das Schild gemeinsam zu bekleben. A fing also von links und B von rechts an, die unge­faehre Laenge des textes kannte man ja vom anderen Schild, leider hatte sich einer der beiden aber in der Eile etwas vermessen und so traf man nicht ganz pass­genau aufeinander.

  27. soophie

    Ich stimme dem Kommentar 16 zu. Der Pragmatismus verhin­derte die Nachfrage. Man will ja nicht zur Generation Doof gehören (Quelle 1: http://​pisto​-magazin​.de/​a​r​t​i​k​e​l​/​d​e​r​-​g​r​o​s​s​e​-​p​r​a​g​m​a​t​i​s​mus, Quelle 2: http://www.amazon.de/Generation-Doof-bl%C3%B6d-sind-eigentlich/dp/3404605969) Wenn das keine amtli­chen Bestätigungen für Argument 16 ist, tja dann weiß ich auch nicht

  28. ksklein

    es gibt ja in berlin die geor­gen­strasse und die geor­gi­en­strasse. da man ein falsches schild aufge­stellt hat, hat man einfach das „i“ überklebt.

  29. sascha

    Geht Text über den Bund hinaus, dann ist es schöner die Buchstaben so zu setzen, dass sie nicht direkt im Falz stehen – das sieht nicht schön aus. Man muss nur das Schild zuklappen, dann sieht man, was ich meine …

  30. benem

    Die Strasse heisst eigent­lich Georgienstrasse und das Schild auf dem Foto war zuerst da ;) dann hat jemand das i runter­ge­fum­melt oder über­malt, und als man dann auf der anderen Strassenseite auch ein Schild aufstellen wolle, wusste der Schildbedrucker nicht, wie’s richtig war und hat halt einfach abgeschrieben… :)

  31. Florian

    Für mich ist Sascha der Gewinner … top!
    :°D

  32. sanddorn

    Der echte Name ist ganz sicher Georg’enstraße. Der Apostroph ist nur etwas klein geraten.

  33. Tjark

    … und ich hatte schon immer gedacht, ich hätte einen Knick in der Pupille, wenn ich aus dem Bahnhof Friedrichstrasse raus­komme und zur Tram latsche ….

  34. Georg

    Au, das ist mir pein­lich. Ein Kumpel hat mir gesagt, dass Ihr hier mit ´n Schild n´großet Ding draus macht.
    Oh nee, das war voriges Jahr, so im Februar, dass wir raus­ge­fahren sind, von Adlershof, genau hier das Straßenschild (heißt eigent­lich Straßenzugleitschild) sollten wir wegen Beschädigungen ersetzen. Mein Kumpel und ich waren den ganzen Tag prollig drauf gewesen und hatten wegen der Kälte ´n paar Kümmerling zuviel intus. Unser Chef war nicht da, und – naja, scheiße – weil ick ebend Georg heiße… ham wa det so blöde falsch jesetzt. Sollte lustig sein.
    Bitte nich´ jetze lachen. Au wenn det mein Chef erfährt, dann kann ick ma ankieken. sorry leute.

  35. Steffi

    Klar die Straße hieß ursprüng­lich Georgienstraße. Das I ist dann irgend­wann verschwunden und der Straßenarbeiter der für die Erneuerung der Schilder zuständig war hielt das verschwun­dene I für ein Leerzeichen und wollte diesen Fehler natür­lich nicht wieder­holen und so wurde aus der Georgienstraße die Georgenstraße.

    Ende

  36. Britta

    Mit diesem Straßenschild wird an Georg, den Drachentöter gedacht. Weil „Georg tötete den Drachenstraße“ nicht auf das Schild gepasst hätte, steht das kleine Leerzeichen für „tötete den Drach“.
    Dass das Straßenschild auf der anderen Seite keinen Platzhalter hat, zeigt, dass es keine bewie­sene Historie, sondern nur eine Sage ist.

  37. igor

    Sieht mir ganz nach einer fehler­haften Blocksatz Funktion aus :-)

  38. ami studentin

    Ich bin heute beim Zufall bei dem Schild gelaufen – jemand hat ein komi­sches i auf der Rückseite in der Lücke ange­malt. Der Rest des Tages könnte ich nur an dieser Frage denken! hat sascha das rich­tige Antwort?

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