Jost Hochuli zu Besuch bei FontShop

Die Schweizer Typografie-Legende Jost Hochuli (links) und sein Schüler Roland Stieger vom Büro TGG, St. Gallen, spre­chen im FontShop über gute gestal­tete Bücher und die Notwendigkeit von »Apfel i«

Anfang der 1990er Jahre hat FontShop die beiden Standardwerke »Das Detail in der Typografie« und »Bücher machen« zu hunderten an seine Kunden versendet. Ihr Autor: Jost Hochuli, einer der ange­se­hensten Buchgestalter und -Typografen unserer Zeit. Heut war er im FontShop, eine Premiere für beide – denn persön­lich waren wir uns bisher noch nicht begegnet.

Jost Hochuli studierte an der Kunstgewerbeschule St. Gallen. Danach arbei­tete er als Setzer bei der Druckerei Zollikofer; an der Kunstgewerbeschule Zürich bildete er sich weiter. 1959 schloss er seine Abbildung in Adrian Frutigers Klasse an der Pariser Ecole Estienne ab. Seitdem arbeitet Hochuli als frei­schaf­fender Designer und Typograf, spezia­li­siert auf Buchgestaltung. Im Jahr 1979 war er Mitbegründer der VGS Verlagsgemeinschaft St. Gallen, für die er viel gestal­tete. Seit 1967 lehrt Hochuli an Schulen in Zürich und St. Gallen. Er war Herausgeber der jähr­lich erschei­nenden »Typotron«-Broschürenserie (1983-1998) und der Edition »Ostschweiz« (seit 2000).

Hochuli weilte anläss­lich seiner Ausstellung »Buchgestaltung in St. Gallen« in Berlin, die noch bis zum 22. 1. 2011 (8:00-20:00 h) an der Kunsthochschule Weißensee zu bewun­dern ist (Fontblog berich­tete: Jost Hochuli in Berlin). Ein persön­lich über­reichtes Apfel i brachte ihn sofort ins Schwärmen, über die Präzision und die Freiheit des digi­talen Gestaltens. Er selbst entwirft zwar nicht mehr so viel am Computer, aber das Internet, Webshops und E-Mail sind seine tägli­chen Begleiter.

Meine Gretchenfrage hob ich mir bis zum Ende des Besuchs auf: Hat Jost Hochuli even­tuell ein Thema für die TYPO 2011? Er zögerte. »Eigentlich wollte ich nur noch Seminare für bis zu 50 Zuhörer geben.« Ich erschrak. Er habe da zwar einige Vorträge, die er hin und wieder mal halte, aber er fände es lang­weilig, immer dieselben Referate zu halten. Ich versprach ihm, dass kaum ein TYPO-Besucher seine Vorträge kennen werde. Sein eben­falls anwe­sender Schüler Roland Stieger unter­stützte mich glück­li­cher­weise: »Ich war schon drei mal auf einer TYPO, das erste Mal 2000. Ein Vortrag von Ihnen würden dort wunderbar hinpassen.«

Dann zitierte ich eine Passage aus dem Podiumsgespräch vom Freitag (Fontblog berich­tete), als er über den Tunnelblick der Basler und der Züricher Schule lästerte – es fiel sogar die Vokabel »faschis­toid«. Auf einmal begannen seine Augen zu leuchten. »Sie bringen mich auf eine Idee. Noch niemand hat etwas über die Entwicklung vom Bauhaus zur Swiss Typography gesagt.« Bingo. Genau das wollen wir von ihm hören. Wir einigten uns auf den Arbeitstitel »Bauhaus – Zürich – Basel … und nebenan«. Mehr wird noch nicht verraten. Freut euch auf die TYPO 2011.


7 Kommentare

  1. Christoph

    Und wie ich mich freue! Zumal ich wirk­lich traurig war, die beiden am Donnerstag wegen des Wetters nicht zu treffen.

  2. StefanB

    Ein wirk­lich inter­es­santes Thema für die Typo – klingt vielversprechend!

  3. André

    Ist das sicher Jürgen? dann melde ich mich heut noch an!

  4. Jürgen Siebert

    Es ist sicher. Jost Hochuli schrieb mir heute: »Sie haben mich mit dem Vorschlag, an der Typo ‘11 einen Vortrag zu halten, uner­wartet erwischt – und ich freue mich: auf ein Wiedersehen mit Berlin, mit Ihnen und mit vielen Kolleginnen und Kollegen.«

  5. marcus

    oh, die beiden waren gestern noch bei uns im büro. ich kannte ihn gar nicht. jetzt begegnet er mir schon zum zweiten mal. ange­nehmer zeit­ge­nosse auch wenn ich ihn kaum gespro­chen habe.

  6. DanU

    sehr schön, zum glück hab ich schon das ticket gebucht!

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