5 Fragen an Anton Koovit und Yassin Baggar, Fatype

FAType bei FontShopFür Typefacts gehören Ihre Schriften zu den besten Entwürfen von 2013: Fatype. Anton und Yassin grün­deten Fatype (zusam­men­ge­zogen aus „fat“ und „type“) nach dem Entwurf von Editorial-Schriften für die GQ France und für Google.

Geboren in Estland, studierte Anton Koovit Grafikdesign in Tallinn, Paris und Amsterdam, bevor er sich in Berlin nieder­ließ. Er hat Typografie unter­richtet und regel­mäßig bietet er Workshops an.

Studio Fatype

Konstruieren, zeichnen, plotten, schneiden – Yassin Baggar und Anton Koovit haben sich in den letzten Jahren durch Maßanfertigungen in der Modebranche einen Namen gemacht. Als Fatype veröf­fent­li­chen sie Ihre Entwürfe seit kurzer Zeit.

Yassin Baggar ist Schweizer und marok­ka­ni­scher Herkunft, studierte Grafik-Design in La Chaux-de-Fonds, arbei­tete für verschie­dene Design-Studios, er lebt heute in Berlin und der Schweiz. Beide sind Absolventen der „Type and Media“ Meisterklasse an der Royal Academy of Art, Den Haag.

Wir freuen uns, Fatype als Hersteller im FontShop-Angebot zu begrüßen und stellten fünf Fragen an Anton und Yassin.

1. Was hat Euch bewogen, Schriften zu entwerfen und ein eigenes Schriftenhaus zu gründen?
Verschiedenes: Das Entwerfen von Schriften verschafft Freiheit. Um zu arbeiten brau­chen wir keinen festen Platz. Um Schriften zu entwerfen wählen wir die Richtung der Art von Schrift, die wir erfor­schen möchten. Schriften sind sowohl Konsumwaren als auch Komunnikationswerkzeuge.

So erschaffen wir auch ein soziales Gut von Wert, mit dem wir der Gesellschafft etwas was wir wirk­lich wert­schätzen zurückgeben.

Fatype_Adam

Vielfältige Einflüsse brachte Anton Koovit in der Sans-Familie Adam zum Ausdruck: die Groteskschriften des frühen 20. Jahrhunderts prägen die Versalien, die Minuskeln hingegen beruhen auf  Zeichnungen mit einem breiten Filzstift. Die Kursiven verstärken den Kontrast mit zusätz­li­cher Script-Anmutung. 

2. Ihr habt in der letzten Zeit viel für die Modebranche gear­beitet: Custom Fonts für Balenciaga entworfen und die Editorial-Schriften für die Berlin Fashion Week Zeitschrift „Derzeit“. Gibt es spezi­elle Fashionfonts?
Besonders Modehäuser stützen ihr Branding mit Schriften. Wie überall, gibt es in der Modebranche Codes und Konventionen, nicht jedoch etwas wie DEN Fashionfont. Die Schriftwahl richtet sich nach dem Image, das die Marke trans­por­tieren möchte – ihrer Positionierung.

Adam Familie - fatype

Ursprünglich entwi­ckelt für eine Reihe kunst­kri­ti­scher Veröffentlichungen, machen acht Schriftschnitte und vier Cut-Schnitte die Adam zu einer viel­sei­tigen wie ausdrucks­starken Editorial-, Branding- oder Signage-Familie, die trotz Ihrer Formenvielfalt einen hohen Wiedererkennungswert bei guter Lesbarkeit bietet.

Viele Modefirmen setzen Schriften mit klas­si­scher Anmutung ein, weil es ihrer Linie entspricht und den Erwartungen ihrer Klientel. Manche Häuser posi­tio­nieren sich kantiger, weniger glatt und unkon­ven­tio­nell. Letztlich trans­por­tiert die typo­gra­fi­sche Gestaltung die Marke und sollte ihrem Wesen entsprechen.

Derzeit_photo03

Fatype Custom-Editorial-Familie für das Berliner Fashion Week Magazin Derzeit

Mode ist ein span­nender Bereich für typo­gra­fi­sche Gestaltung. Es geht um Kommerz und um Kreativität. Manche Projekte wünschen Originalität, sogar Experimente und das Branding soll aus mehr als einem Wirbel um leere Gestaltungshülsen bestehen. Immer steht für den geschulten Modeblick die Qualität an erster Stelle, was uns sehr motiviert.

Nichts ist schlimmer als ein Projekt mit gleich­gül­tigen Auftraggebern.

Obwohl unsere Aufträge für Balenciaga und Derzeit uns in die Modewelt führten, stammten sie von sehr unter­schied­li­chen Auftraggebern und betrafen sehr unter­schied­liche Projekte: Julien Gallico über­ar­bei­tete die Corporate Identity für Balenciaga. Er zeigte uns ein älteres Label mit einer Sans-Schrift, auf das er bei Recherchen gestoßen war und briefte uns, eine Schrift mit geome­tri­schem „O“ zu entwi­ckeln. Dieser Font bildete einen Ausgangspunkt für U8.

Fatype_Aleksei

Kreisförmige Bewegungen inspi­rierten  Anton Koovit beim Zeichnen der Serif-Familie Aleksei. Anstriche, Fähnchen, Bäuche der Buchstaben bringen das Kreismotiv zum Ausdruck und sorgen in Kombination mit schmalem Strich und mode­raten Kontrasten für gute Lesbarkeit im Mengensatz.

Die Schrift für das „Derzeit“-Magazin, das zur Berlin Fashionweek erscheint, entstand in enger Zusammenarbeit von Yassin Baggar mit Manuel Schibli. Als Artdirektor arbei­tete Schibli an einem Redesign des Magazins mit Ecken und Kanten. Er brachte eine klare Vorstellung ein, wie die Magazinschrift aussehen sollte. Seine Ideen und Gestaltungsansätze vermischten sich mit Yassins Entwürfen, der letzt­lich die Derzeit-Schrift fertig stellte.

Aleksei-fatype

Anton Koovit rich­tete die acht Schnitte der Aleksei-Familie beson­ders für den Einsatz im Mengensatz aus. Als Textschrift …

3. Was sollte eine moderne Schriftenfamilie können? Über welche Fähigkeiten sollte sie verfügen?
Eine Schrift muss in der Umgebung funk­tio­nieren in der sie einge­setzt werden soll: Ob im Buch, in der Zeitung, auf Postern oder am Bildschirm. Ungeachtet der tech­no­lo­gi­schen Entwicklungen hat hier nicht wirk­lich eine Veränderung stattgefunden.

Baton GQ custom font

Fatype Custom-Editorial-Familie Baton für die fran­zö­si­sche GQ

Vielleicht erwarten Schriftennutzer heute einen umfang­rei­cheren Zeichensatz als früher. So muss man zum Beispiel damit rechnen, dass in einem engli­schen Text ein tsche­chi­scher Name auftau­chen kann oder eine Tabelle in einer Unternehmensdrucksache.

In unserem Interesse liegt es, neue typo­gra­fi­sche Ideen zu entwi­ckeln und hoch­wer­tige zeit­ge­mäße Schriften zu entwerfen.

Technologie ist wichtig, zum Beispiel sind die Möglichkeiten die OpenType bietet inter­es­sant, doch Technologie allein schafft noch keine inter­es­sante Schrift.

Baton-fatype

 Yassin und Anton entwarfen die schmal­lau­fende Display-Schrift als Mix aus unge­wöhn­li­chen Buchstabenformen mit den schlichten Formen moderner Sans-Schriften. Auch als Headline-Schrift und in Leads macht Baton in Versalien oder gemeinsam mit ihren Minuskeln eine gute Figur.

 

4. Wel­che Eurer eige­nen Schrif­ten ist Euer per­sön­li­cher Liebling?
Wir mogeln und wählen zwei. Baton, weil der Entwurfsprozess uns großen Spaß bereitet hat und wir die Familie als etwas beson­deres betrachten. Und U8 weil ihre Entwicklung – es gibt sogar grie­chi­sche und kyril­li­sche Erweiterungen – Anton einen großen Arbeitseinsatz abver­langte und unge­zählte Recherchen.

Fatype_U8

 

Der Name verrät es: U8 von Anton Koovit orien­tiert sich an der Schrift an der gleich­na­migen Berliner U-Bahn-Linie. Er nahm die Schriften der Bahnhofsschilder als Ausgangspunkt für die Suche nach einer geome­tri­schen Sans-Form zwischen DIN und Bauhaus. 

5. Wel­che ist Eure per­sön­li­che Lieb­lings­schrift eines ande­ren Entwerfers?
Anton: Swift von Gerard Unger. Yassin: DIE Lieblingsschrift habe ich nicht. Ich bewun­dere viele. Des Interviews wegen entscheide ich mich für Rocky von Mathew Carter. Ich erin­nere mich, wie sie mir als Headline-Font in „Le Monde“ ins Auge sprang und ich dachte „Wow, die ist es!“. Der Light-Schnitt ist sehr klar und edel – so wie ich Schriften mag.

U8-fatype

Die sieben Strichstärken und passenden Kursiven entstanden zunächst für den Display-Einsatz und funk­tio­nieren zusätz­lich in Textgrößen. Die Familie verfügt über einen voll­stän­digen Zeichensatz für ost- und west­eu­ro­päi­sche Sprachen.

Aleksei Regular

Schriften-Pakete von fatype

Adam Complete Family OT | 12 Fonts | € 360

Adam Text Pack OT | 8 Fonts | € 250

Adam Cut Pack OT | 4 Fonts | € 130

Adam Regular OT | Einzelschnitt | € 50

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Aleksei Complete Family OT | 8 Fonts | € 250

Aleksei Regular OT |  Einzelschnitt | € 50

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Baton Complete Family OT | 10 Fonts | € 350

Baton Regular OT | Einzelschnitt | € 50

Baton Complete Family Web (woff, eot) | 10 Fonts | € 420

Baton Regular Web | Einzelschnitt | € 60

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U8 Complete Family OT | 14 Fonts | € 400

U8 Regular OT |  Einzelsschnitt | € 50

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