Froh! – Wie eine WM ohne Vuvuzela
Das ausgesprochen angenehme Gesellschaftsmagazin Froh! – ich habe es schon mehrfach lobend erwähnt (z. B Die neue »Froh!« ist da … und Die neue Froh! – Leseprobe …) – widmet sich in der aktuellen Ausgabe dem Thema »Finale«. Es geht um Fußball, aber aus überraschender Perspektive: »Man kann mit dem Fußball eigentlich alles vergleichen: Die Leidenschaft, das Glück, das Drama. Man findet die großen Themen des Lebens, verdichtet auf 5000 qm Rollrasen.«, so Chefredakteur Sebastian Pranz.
Bernd Schneider erzählt, wie er vier Finale in einem Jahr verlor und warum dieses Jahr trotzdem das schönste seiner Laufbahn war. Heiko Schäfer fotografierte die Boote, in denen Menschen auf dem Weg von Afrika nach Europa ihr Leben riskieren. Der Autor und Verleger Hermann Schulz erzählt vom Fußball in einem afrikanischen Dorf. Gesine Schwan verrät, worauf es für sie im Leben ankommt, Costa Cordalis berichtet von übernatürlichen Eingaben. Heribert Faßbender erklärt, was man nur sieht, wenn man ganz nah dran ist und in einer Reportage wird über Kairos größten Slum berichtet, in dem der Abfall der Stadt eine zweite Chance erhält.
Außerdem gibt es in bester Froh!-Tradition wieder vieles zu entdecken: Die Erfolgsrezepte großer Fußballnationen zum Selberkochen, ein Care-Paket, das sich in einen Ball verwandeln lässt oder eine Theorie, wie unser Universum enden wird. Das Non-Profit Magazin präsentiert sich auf 100 Seiten durchgängig werbefrei und wird klimaneutral produziert und versendet – praktisch wie eine WM ohne Vuvuzela.
Ihr könnt Froh! online bestellen, oder gleich um die Ecke kaufen (Bezugsquellen) und am Sonntag als Gastgeschenk zum Homeviewing mitbringen.
16 Kommentare
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thomas brand
bedauerlich, dass die postkolonialistischen ressentiments bundesdeutschen fussball-gemüts – im offensichtlichen versagen, andere facetten von fussball-fan-kultur (die vuvuzela) wahrzunehmen und zu akzeptieren – auch hier einzug halten. fontblog goes bild-zeitung?!
Jürgen Siebert
Thomas brand, bevor Du hier anhebst, Traditionen afrikanischer Völker zu verteidigen: Die Vuvuzela ist ein Fanartikel, vor rund 10 Jahren erfunden. Dass sie uns als tradierte Kultur verkauft wird, ist schlichtes Marketinggewäsch. In der Ethnologie bezeichnet man das als Erfundene Tradition (Wikipedia-Link). Die Lizenzverwalter von http://www.vuvuzela.ch liegen nicht nur optisch dich am Fußball-Verbandswesen, sondern auch geografisch in unmittelbarer Nachbarschaft der FIFA. Soviel zum Thema Globalisierung und Plastiktröten.
Sebastian Nagel
ob die vuvuzela jetzt ein globalisierter fan-artikel oder eine südafrikanisches spezifikum im ausdruck von jubel ist (ob alt oder neu ist ja ziemlich egal, es findet offenbar statt), werden wir dann bei der gegenprobe während der nächsten EM oder WM feststellen …
thomas brand
lieber jürgen siebert, zunächst: bevor du die vuvuzela auf einen vor 10 jahren erfundenen fanartikel reduzierst, sei eine bessere recherche ans herz gelegt.
darüber hinaus habe ich nicht die traditionen afrikanischer völker angesprochen, sondern die mangelnde akzeptanz anderer fankulturen.
ich hatte allerdings auch nicht gewagt zu hoffen, dass die kritik auf verständnis treffen würde ;)
Jürgen Siebert
Ich lasse mich gerne mit fundierten Argumenten vom Gegenteil überzeugen.
mark steiner
na ja, der weg von fontblog zur bild zeitung, über welt und spiegel ist ja schon öfters ein kurzer gewesen. ich finde das thomas brand mit seiner anmerkung zur nicht akzeptanz (…) vollkommen recht hat. dieses anti-vuvuzela getröte ist wirklich unterstes niveau und reiht sich hierzulande in die allgemeine anti-südafrika berichterstattung ein. („die bekommens nicht hin“). lieber jürgen siebert – anstatt fadenscheinig nach gegenargumenten zu fragen, mal lieber etwas netzrecherche betreiben und sie werden sehen wer ihre anti-vuvuzela freunde sind. ihre reaktion zu t.brand sagt aber eigentlich schon alles was sie zu dem thema zu sagen haben.
http://tinyurl.com/25q4nd3
http://berlinergazette.de/vuvuzela-rassismus-fussball-wm/
frank
Dann lag es meist an dem brisant-persönlichem Mitteilungsbedürfnis des Autors; gerne auch zum Thema iPad & iPhone. Mittlerweile meide ich Artikel mit tags like iPad, iPhone usw., wenn es nicht gerade zufällig um die font-shuffle app geht. Schließlich finden sich genügend lesenswerte(re) iReviews ohnehin auf den gängigen apple news-seiten.
thomas junold
http://nichtlustig.de/downloads/noten.jpg
jungs, locken machen, mal den obersten knopf der rotarmistenbluse aufmachen und die brust in die sonne hängen. :-D
Jürgen Siebert
Lasst uns beim Thema bleiben. Aus der W&V vom letzten Donnerstag: Gerd Kehrberg – Die Lizenz zum Tröten.
Verkürzt nacherzählt: Deutscher Ex-Fußballmanager Gerd Kehrberg erwirbt 2007 beim südafrikanischen Hersteller Massincedane Sport die Vuvuzela-Lizenz, sichert sich mit seinem Geschäftspartner Frank Urbas die Rechte an dem Instrument für 27 Länder, und verkauft es heute den Südafrikanern wieder zurück. Alles gut?!
Zur weiterführenden Lektüre empfohlen: http://vuvuzelas.org
vuvuvuu
Herr Siebert, – das Thema war nach der Kritik von Herrn Brand „mangelnde Akzeptanz anderer fankulturen.“
Jürgen Siebert
Das Thema war:
Der Vuvuzela-Hype ist aber das Ergebnis eines banalen Produktmarketings (und dies auch noch Made in Germany) und hat mit »anderen Fankulturen« (womit sehr wahrscheinlich ›afrikanische‹ Fankulturen gemeint waren) nichts zu tun.
Zilly
Leute, hört die Signale. Ja, die Vuvuzela ist ein kapitalistisch-kontrollierendes Instrument – aber die Wahrheit habt ihr wohl noch nicht erkannt. Der Feind ist nicht die globalisierte Werbe- und Marketingmaschine, sondern die FIFA.
Die Vuvuzela dient der Konditionierung der Massen. Pawlow, der Hund und das Glöckchen entsprechen der FIFA, dem Publikum und der Vuvuzela. Wenn erst mal der Pawlow’sche Reflex in uns implementiert wurde, wird ein fernes Quaken schon ausreichen uns willen- und gedankenlos zum nächsten Fernsehapparat zu bewegen.
Die wissenschaftlich erforschte und bewusst gewählte besondere Frequenz der Vuvuzela trägt ihren Klang durch den dicksten Klangteppich der Stadtgeräusche und lässt Glas und Beton zu Resonanzkörpern werden.
Joseph Blatter, wenn nicht sogar Lothar Matthäus verstecken sich im Schatten der 1000 Tröten. Wacht auf, die Wahrheit muss gehört werdBZZZZZZZZZ
P.S. und ganz im Ernst: Ich finde es einigermaßen absurd, wie verbissen hier -und nicht nur hier- über eine banale Tröte diskutiert wird und dafür gleich die ganz dicken Keulen ausgepackt werden.
thomas junold
zilly. *thumps up* genau so sieht es aus! es ist totaler humbug aus einer vierwöchigen »lärmbelästigung« eine völlig absurde »rassismusdebatte« gemacht zu haben. ist wohl gerade sommerloch in kreuzberg …
Karin SchmidtFriderichs
Ging es nicht ursprünglich mal um ein mutiges, tolles, erst in der dritten Ausgabe erschienenes, werbefreies, hervorragend gestaltetes Magazin, das FROH macht???
Jürgen Siebert
Geht es immer noch.
Und ein »werbefreies, hervorragend gestaltetes Magazin« ist eben wie ein gutes Fußballspiel, von der Stehtribühne aus verfolgt und ohne Vuvuzela ;-)
@thomas junold: Die Rassismusdebatte hab’ ich nicht angezettelt. Also Sommer in Kreuzberg: Ja. Sommerloch: Auf keinen Fall (siehe die Artikel weiter oben).
Übrigens stammt auch der Vuvuzela-Bezug nicht von mir, sondern von FROH … ich verteidige ihn aber gerne weiter.
Michael Schmidt (FROH! Magazin)
Danke Jürgen, wir sehen es genau wie du und finden: Lasst uns doch lieber alle über die schöne WM freuen und über Magazine, die leise zu genießen sind und nicht voll lauter Werbung stecken …