Font-Ermittlung in Wiesbaden
Als ich vor einer Woche durch Wiesbaden flanierte, begegnete ich in der Webergasse Fred Butler. ›Wer um Himmels Willen ist Fred Butler‹ werdet ihr jetzt fragen. Genau das hat mich auch interessiert. Auf der Schaufensterfläche war zu lesen: »Die natürlich Reinigung«. Fred behauptet von sich, die umweltfreundliche Alternative zur chemischen Textilreinigung zu sein: »Bei unserem Reinigungsverfahren verwenden wir nur Wasser, biologisch abbaubare Waschsubstanzen und CO2 – das ist in etwa das Gleiche, was Sie auch in einer Mineralwasserflasche finden.« Da behauptet also jemand, mit Seife und Selterswasser genauso sauber reinigen zu können wie mit giftiger Chemie. Ich bin sehr skeptisch … vor allem jedoch aus typografischen Gründen.
Fred Butler hat seine Botschaft nämlich mit einer Schrift auf die Scheibe geklebt, die FontShop gemeinsam mit der Peter Schmidt Group vor 2 Jahren exklusiv für die Linde AG angefertigt hat. Leser unserer Corporate-Font-Broschüre (hier kann man sie als PDF downloaden) kennen die beiden Hauptunterschiede zwischen der Linde Dax und der FF Dax: gerader statt schräger Querstrich beim e und die Anschlusslücke im R (siehe Abbildung oben im Wort »Rein«). Wie kommt Fred Butler an diese Schrift? Hat sie jemand aus der Linde-Zentrale in der Wiesbadener Abraham-Lincoln-Straße geschmuggelt?
Ich kombiniere: Fred Butler reinigt mit Gas … die Linde AG ist eines der führenden Industriegas-Unternehmen der Welt. Gibt es vielleicht eine Verbindung zwischen Fred Butler und Linde? Diese geheime Mitteilung vom März 2007 brachte die Auflösung: »The Linde Group wird sein umweltfreundliches Verfahren zur Textilreinigung auf CO2-Basis unter dem Markennamen Fred Butler® in den kommenden Jahren europaweit ausrollen … Investitionssumme: 50 Mio. Euro … Bis 2011 rund 200 Fred Butler-Areas in Europa geplant.«
Ich bin beruhigt. Ermittlungen abgeschlossen. Wann kommt Fred Butler nach Berlin? Das klingt gut, reinigen mit Mineralwasser …
8 Kommentare
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Maik
Vermutlich geht es um sogenanntes „überkritisches CO2:“ Man setzt es so sehr unter Druck, dass es sich eigentlich verflüssigen müsste, gleichzeitig erhitzt man es aber so sehr, dass es auch nicht flüssig werden kann. Es entsteht ein „überkritisches Fluid.“ CO2 ist in diesem Zustand ein hochwirksames Lösungsmittel. Kann mir gut vorstellen, dass man damit Dreck aus Kleidung kriegt … und wenn man nicht aufpasst, die Farbe gleich mit, denn mit hochwirksam meine ich wirklich hochwirksam.
stefano picco
kann ich abgemahnt werden, wenn ich nun zu hause meine wäsche mit mineralwasser, der selben marke reinige? ^^
Andreas
Möglicherweise, stefano. Google mal die Sache mit dem Stickstoffmonoxyd für den medizinischen Gebrauch… auch wenn ich nicht weiß was aus der Sache geworden ist, ist die Linde AG seither bei mir unten durch.
Abgesehen davon passen das „Fred Butler“-Logo und die Linde Dax irgendwie kein Stück zusammen… oder?
David
Witziger Zufall, bin am Wochenende aus dem Norden auch nach Wiesbaden gereist und AUCH über Fred Butler gestolpert. Allerdings nicht über einen modifizierten Font, sondern eher über den „Inhalt“, also das „natürlich“. :-)
Ich hoffe, Du hast Dich beim Weinfest durch die Region probiert – ich fand’s sehr lecker…
phl
Sehe die Frankfurter Filiale aus meinem Zimmerfenster. Eventuelle Auffälligkeiten werden gemeldet.
H. Erich Fraas
Interessant wäre die Sache mit den Rechten an der Schrift: Wenn Fred Butler „eine Marke der Cleaning Enterprises GmbH“ ist, und diese eine „hundertprozentige Tochter des Technologiekonzerns The Linde Group“, braucht dann die Reinigungs-GmbH eine extra Lizenz, oder gilt „exklusiv“ bis ins dritte und vierte Glied? (Wenns kein FontShop-Betriebsgeheimnis ist …)
Jürgen
Gute Frage(n).
Linde hat für die ›Linde Dax‹ eine unbegrenzte Unternehmenslizenz erworben. Hierzu gehören auch alle 100-prozentigen Tochterunternehmen.
Sollte Fred Butler (juristisch gesehen) nicht hierzu gehören, müssten sie die Original-Schriften FF Dax lizenzieren. Linde könnte ihnen dann ihre modifizierte Version zur Verfügung stellen. Es liegt allein in der Entscheidung von Linde, wer mit ihren Schriften arbeiten darf. Weiterverkaufen können sie die Fonts natürlich nicht: Die Rechte liegen weiterhin beim Herausgeber der FF Dax, bei FSI FontShop International.
Ähnlich funktioniert dies mit den sogenannten Dienstleister-Font-Lizenzen. Wenn der Kunde es wünscht, übernimmt FontShop den Vertrieb seiner modifizierten Schriften. Wir können dann auch dafür sorgen, dass nur autorisierte Partner die Schriften erhalten.
Albrecht
Bin von Linde.
Die Schriftart ist auf allen Firmen-Computern – auch in Tochterunternehmen – verfügbar. Wir haben die Schrift selbst auf Baustellen in Saudi-Arabien und anderen Teilen der Welt eingesetzt.
MfG