Ein grünerer FontShop

In letzter Zeit sind immer wieder Unternehmen aus der IT-Branche in die Schlagzeilen gekommen, weil sie in den Augen der Umweltorganisationen den Umweltschutz sträf­lich vernach­läs­sigen. Dies ist der Anlass für FontShop, die eigenen Öko-Bilanz unter die Lupe zu nehmen.
Es ist grund­sätz­lich nicht FontShops Politik, Zukunftspläne auszu­po­saunen. Wir spre­chen norma­ler­weise über unsere Arbeit, wenn sie voll­endet ist. Unglücklicherweise hat diese Politik unsere Kunden, Aktionäre und Angestellten darüber im Dunkeln gelassen, wie intensiv FontShop daran arbeitet, grüner zu werden. Unsere Anteilseigner verdienen und erwarten mehr von uns, und das ist auch gut so. Sie wollen, dass wir in Sachen Umweltschutz führend sind, so wie es bei den Fonts und den lizenz­freien Fotos der Fall ist. Also ändern wir ab heute unsere Politik.
Ich möchte Euch jetzt erzählen, was wir tun, um giftige Chemikalien in unseren Produkten zu vermeiden und wie wir sie noch nach­hal­tiger recy­celn werden.

Giftige Chemikalien entfernen

Blei. Dieses giftige Element war über Jahrzehnte das Sorgenkind der Druckvorstufe. Durch die Hände eines durch­schnitt­li­chen Bleisetzers glitten bis zu 10 Kilogramm Blei pro Tag. Viele Menschen dieser Berufsgruppe erlitten dauer­hafte Schäden an Haut und Organen.
FontShop war das erste Schriftenhaus, das seit seiner Gründung im Jahre 1989 komplett auf Bleibuchstaben verzichtete.
Eine Notiz zum Vergleich: Linotype, Monotype und Berthold haben über Jahrzehnte Druckformen und Lettern aus Blei hergestellt.

PVC. Viele Unternehmen bedienen sich des Polyvinylchlorids (PVC) sowie den hiermit einher­ge­henden Weich- und Bleichmachern, um ihre Produkte zu verpa­cken bzw. einzu­schweißen. Bereits vor 15 Jahren führte FontShop – zur Vermeidung von Datenträger-Versand – die wieder­ver­wend­bare Freischalt-CD als Quelle für Schriftdaten ein: Unsere Kunden bekamen eine CD mit Hunderten von verschlüs­selten Fonts, von denen sie einzelne gewünschte Dateien per tele­fo­nisch über­mit­telten Freischalt-Code benutzbar machen konnten. Mit dem Aufkommen des Internets hat FontShop unmit­telbar das Downloaden von Fonts einge­führt, so dass keine physi­schen Datenträger mehr verschickt werden müssen.
Heute liefert FontShop über 60 % seiner Fonts per Download aus. Unser Ziel ist es, diese Quote im Jahr 2008 auf 95 % zu erhöhen.

Silberbromid (AgBr), Essigsäure, Natrium-/Ammonium-thio­sulfat. Diese Chemikalien werden für die Herstellung vom Papierfotos verwendet (Entwickeln, Stoppen, Fixieren, Wässern). FontShop war das erste Handelshaus, das von Anfang an auf den Vertrieb physi­scher Bilder verzich­tete und zu 100 % digi­ta­li­sierte Fotos anbot. Ein Großteil dieses Angebots liegt zur Zeit noch auf CDs vor, doch seit 3 Jahren arbeiten wir fieber­haft an der Konversion zum Download. Im Moment werden rund 45 % der Bildverkäufe über Download abge­wi­ckelt. FontShops Ziel ist es, diese Quote im Jahr 2008 auf 90 % zu erhöhen.
Eine Notiz zum Vergleich: Getty, Corbis und Mauritius bieten noch heute Fotos auf Papier oder als Diapostiv an.

Drucksachen. Mit der Einführung des Webshops und des Fontblogs haben die Drucksachen in der FontShop-Geschichte den Höhepunkt ihrer Verbreitung erreicht. Sicher werden wir – auch auf Wunsch unserer Kunden – nicht ganz auf gedruckte Schriftmuster und Bilder verzichten können. Jedoch erweisen sich schon heute die elek­tro­ni­schen Informationskanäle Webshop, Weblog und E-Mail-Newsletter als die schnel­leren und ökolo­gisch über­zeu­gen­deren Wege. Im Jahr 2010 werden sie in der Kunden-Kommunikation die Bedeutung des Papiers über­holt haben.

Das Recyceln unserer Produkte (E-Müll)

Digitale ausge­lie­ferte Produkte recy­celn unsere Kunden zu 100 % rück­stands­frei, indem sie diese per Drag-&-Drop in den Papierkorb ihres Desktops ziehen und den Befehl »Papierkorb entleeren« ausführen. Datenreste in PDFs oder Quelldokumenten lassen sich auf die gleiche Art entsorgen.
In der Vergangenheit ausge­lie­ferte physi­sche Datenträger nehmen wir gerne zurück und entsorgen sie vorschriftsmäßig.

Die Zukunft

Heute disku­tieren wir zum ersten Mal offen über unsere Pläne, ein grünerer FontShop zu werden. Es wird nicht das letzte Mal sein. Wir werden mindes­tens jähr­lich Updates liefern und planen, weitere Umwelt-Themen auf den Tisch zu legen.
Wir werden den CO2-Abdruck all unserer Produkte unter­su­chen, erste Zahlen wahr­schein­lich schon in diesem Jahr veröffentlichen.
Wir entschul­digen uns dafür, Euch so lange im Dunkeln gelassen zu haben. FontShop ist führend im Vertrieb grafi­scher Software, und mit denselben Anstrengungen, die uns dort hin gebracht haben, wollen wir auch ökolo­gisch führend werden.

Jürgen Siebert

(Abbildung: Imagesource via FontShop)


12 Kommentare

  1. michi

    ihr bekommt nen orden.

  2. Eric

    Ganz großes Kino… Steve Jobs hätte es nicht besser machen können :)

  3. Florian

    Schön schön, alles sehr löblich, weiter so!
    Aber das Äpfel-mit-Birnen-Bild gehört wohl zum Blei-Vergleich mit Linotype & co., oder? ;)

  4. Nick Blume

    Der Kampf »Pear« gegen »Apple«. ;)

  5. Sascha Broich

    Da hast Du wohl endlich mal in »Corporate Language« geguckt, was?

  6. robertmichael

    Unglücklicherweise hat diese Politik unsere Kunden, Aktionäre und Angestellten …

    Aktionäre? Ihr seid an der Börse?

  7. Jürgen

    Robert: Als Nicht-Mac-User und -Fan sollte ich Dir fairer­weise sagen, dass mein Beitrag eine Parodie auf das gest­rige Wort des Apple-Vorsitzenden Mao Tseve Jobs ist …
    Trotzdem: Wir haben Aktionäre, 30 an der Zahl … es sind die Firmengründer und fast alle Mitarbeiter des FontShop. An der Börse sind wir nicht notiert, ist auch nicht geplant.

  8. Max

    Ihr solltet den Anteil an Bold- und Black-Schriftschnitten bei Bildschirmschriften aktiv erhöhen. Ein ausge­schal­te­teter Pixel braucht schließ­lich weniger Strom als ein einge­schal­teter. Bei den Printschriften müsste man natür­lich um die Ressourcen (=Druckfarbe) zu schonen den umge­kehrten Weg gehen…

  9. robertmichael

    nein, ich bin wirk­lich kein dauer­ma­cuser, aber trotzdem fan.
    wenn es aktio­näre gibt, gibt es auch aktien – oder?
    kannst du uns die aktie mal zeigen?

  10. Jan Middendorp

    das gest­rige Wort des Apple-Vorsitzenden

    was ich sehr beein­dru­ckend finde, ist, dass apple auf dieser webseite und im pdf total auf grafi­sche gestal­tung, display­schriften, bilder, farben usw. verzichtet. ein klareres signal, dass es apple mit der umwelt ernst nimmt, ist kaum denkbar! jetzt noch alles kleinschreiben!

  11. jamie

    Vielleicht der rich­tige Moment und auf folgende Seite von Greenpace hinzu­weisen: http://​www​.green​peace​.org/​a​p​p​le/ (Die Sache ist schon älter)

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