Fontblog Spaß

bukowskigutentag 1/12: Kabel & Liebe

ensch, so eine span­nende Geschichte und ich finde den Link nicht mehr zu der Webseite, auf der ich das gelesen habe. Egal. Ich erzähle es Ihnen einfach:

Kürzlich haben ameri­ka­ni­sche Wissenschaftler ein Experiment mit denkbar simplen Mitteln, aber epochalem Ergebnis durch­ge­führt. Der Versuchsaufbau bestand aus nicht mehr als zwei handels­üb­li­chen Kabeln, wie man sie zum Beispiel für den Anschluss von Elektrogeräten aller Art nutzt. Diese beiden Kabel wurden nun in einem Laborraum parallel neben­ein­ander, also ohne Berührung mitein­ander auf einen Tisch gelegt und der Raum wurde danach verrie­gelt. Kein Mitarbeiter und schon gar kein Außenstehender hatte Zugang zum Versuchsraum. Einzig eine Kamera hielt fest, was im Inneren des Raums geschah.

Nach einer Woche, während der die Kamera unun­ter­bro­chen lief, wertete man die Aufnahmen aus. Dazu ließ man die Filme im Zeitraffer ablaufen. Das Ergebnis: Nach wenigen Tagen und ohne jegli­chen äußeren Einfluss begannen die beiden Kabel sich zunächst langsam aufein­ander zuzu­be­wegen und sich später dann heillos inein­ander zu verknoten, verstri­cken und verwirren. Sprich: ein klas­si­scher Kabelsalat war entstanden – ganz ohne mensch­li­ches Zutun. Was alle ahnten, wäre damit empi­risch bewiesen. Kabel neigen von Natur aus dazu, sich inein­ander zu verknäueln. Ist so.

An diese Geschichte musste ich denken, als ich neulich mal wieder in der Agentur war, für die ich ab und an als Senior-Trainee arbeite. Es stand gerade der Besuch eines wich­tigen Kunden an, als ich plötz­lich unter einem Schreibtisch den Texter und die Art Directorin entdeckte, die beide offen­sicht­lich schwer inein­ander verschlungen waren. »Kinder, der Kunde kommt gleich«, sagte ich, »wich­tiger Termin jetzt. Ihr könnte doch hier nicht unter dem Tisch rumliegen und Euch inein­ander verwurs­teln. Losloslos!« – »Ey, was’n?«, antwor­teten die Beiden, »Wir sind Kabel!« – »Ach so, verstehe«, sagte ich.

Da wir die Art Directorin und den Texter nicht mehr recht­zeitig entknäulen konnten, ließen wir die Beiden einfach unterm Tisch liegen und erklärten dem Kunden, dass die Mitarbeiter gerade ein Experiment durch­führen würden, von dem wir uns neue Kampagnen-Impulse für die kabel­her­stel­lende Industrie verspre­chen. Das kam gut an und der Termin verlief auch sonst erfolgversprechend.

In meinem spezi­ellen Tagebuch, in dem ich Vorfälle notiere, die mit Kabeln und/oder Liebe zu tun haben, machte ich an diesem Tag noch folgenden Eintrag: »Wo die Liebe hinfällt, da stehen viele ja so schnell erst mal nicht wieder auf.«

 

Michael Bukowski


Neue Freitag-Serie im Fontblog

iebe Fontblog-Leserinnen und -Leser,

zu jedem guten Themen-Blog gehört eine Kolumne, die nichts mit dem Thema zu tun hat. Die fehlt uns leider seit über einem Monat. Warum? Die knall­hart geführten Honorarverhandlungen mit unserem Hofkolumnisten Michael Bukowski zogen sich länger hin, als geplant. Das Ergebnis: Leider zahlt uns der Mann weniger Honorar für die Publikation seiner Kolumne, als wir in unserem Business-Plan vorge­sehen hatten. Aber da der Herr Bukowski irgendwie ein netter Kerl ist, machen wir das trotzdem mal. Ab morgen also jeden Freitag um 13 Uhr 30 ein neuer Beitrag.

Und das dürft ihr erwarten: Um Material für seine Texte zu sammeln, verkleidet sich Bukowski aufwändig und schlüpft à la Wallraff under­cover in die Rolle eines »Herrn Bukowski«, der gerne mal für die eine oder andere Agentur arbeitet oder auch mal im Café rumsitzt. Bei ersterem kommt Geld rein, bei letz­terem fließt’s wieder ab. Aber unterm Strich bleibt ausrei­chend Futter für mehr oder weniger tief­gründig-bekloppte Schoten aus dem Berufs- und sons­tigen Leben.

Wir freuen uns und wünschen euch gute Unterhaltung!

P.S.: Bitte beachten: Die Kolumne sieht eine Mischung von tages­ak­tu­ellen Themen und Spaßbeiträgen vor. Insbesondere Letztere sind reine Unterhaltung, weswegen wir im Gegensatz zu unseren sons­tigen Gepflogenheiten die Kommentar-Funktion deaktivieren.


Sommerschrift Comic Suns von Klub7

Das 6-köpfige Kunst- und Design-Kollektiv Klub7 (Berlin, Halle) hat mir heute ihre ganz eigene Interpretation der Comic Sans vorge­stellt. Das Alphabet nennt sich »Comic Suns«, ist also eine Art Sommerschrift, an der man sich an einem tristen Tag wie heute erfreuen kann. Entworfen wurden die Buchstaben von Mike Okay und Otto Baum, zwei Mitglieder des Kollektivs. 

Wer mit dem Illustrationsstil von Klub7 vertraut ist, wird die Handschrift sofort erkennen. Die grafi­schen Arbeiten der Mitglieder kombi­nieren Urban Art, Pop Art, Comic und weitere Stile der popu­lären Kultur mit den Materialien Papier, Holz, Textilien und Bauelementen. Die Wurzeln der Gruppe reichen zurück in die 90er Jahre, Graffiti-Szene Halle, wo man sich 1998 zusam­men­schloss. Als einige Mitglieder 2009 in Berlin Friedrichshain ein Büro eröff­neten, wurde Klub7 zur festen Nummer in der Illustrationsszene der Spreemetropole.

Weitere Abbildungen zu Comic Suns sind in diesem Flickr-Album zu finden.


Nichtlesen-Comic #12

Mit dieser Nr. 12 verab­schiedet sich die Lektüre für Nichtleser in die Winterpause. Weiter geht’s im Laufe des nächsten Jahres.

© Michael Bukowski (freier Texter/Konzeptioner)