Beef 1/2010: Warum Kreative Konflikte suchen
Pünktlich zum Start des Art-Directors-Club-Festivals in Frankfurt erscheint die neue Beef, das Kreativmagazin von Horizont und des Art Directors Club für Deutschland. Bereits seit Mittwoch tagen 341 Jurymitglieder, um die Einsendungen des 46. ADC-Wettbewerbs zu bewerten. Nach den zwei Jurytagen wartet der ADC-Gipfel 2010 mit einem Kongressprogramm, der weltweit größten Kreativschau und den Junior Days auf. Wer die begehrten Nägel gewonnen hat, wird Samstag auf der Preisverleihung bekannt gegeben.
Bei der aktuellen Beef ist der Name Programm: Beef steht im Hip-Hop-Jargon für Streit. Die Vorzüge einer gesunden Streitkultur thematisiert das Werber-Magazin ADC und Horizont. Bevor es in der Mainmetropole unter dem Motto Clash of Creative Cultures richtig zur Sache geht, haben einige Top-Referenten wie Modedesigner Paul Smith, Blogger Sascha Lobo, Industriedesigner Dieter Rams und der TYPO-Eröffnungssprecher Peter Kruse bereits für beef den kreativen Schlagabtausch geprobt. Außerdem erklärt Rapper Sido, weshalb Streit für ihn eine einfache Art ist, sein Leben interessanter zu machen.
Fast unbemerkt feiert Beef einen kleinen Abschied – typografisch gesehen: Den zuvor eingesetzten Avant Garde und Lubalin folgt nun die Futura, »die Schrift, die Vilim Vasata für das erste ADC Jahrbuch 1965 eingesetzt hat« schreibt mir Beef-Art-Director Andreas Liedtke in einer netten E-Mail.
Beef 1/2010 kann unter www.beef-magazin.de bestellt werden (19 €) und liegt während des ADC Festivals 2010 in der Messe Frankfurt aus.
25 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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What
19 Euro… Haha, guter Scherz.
timeout
Männer die auf ihrem Schreibtisch stehen und dabei ein Selbstporträt im A1 Format in der Hand halten, wirken auch irgendwie seltsam…
bernie
Sascha Lobo gehört verklappt. Sinnbildlich natürlich.
Feisch
Beef steht beim Schlachter für Rindvieh.
Jo
Wie können die Herren Verunstalter das Heftchen Beef nennen. Es gibt bereits ein aesthetisch und inhaltlich ansprechendes Magazin mit diesem Namen: Beef! Magazin für Männer mit Geschmack.
Barb
@Jo: Dieses beef gab es schon vor dem anderen beef. Das nur so am Rande…
bernie
Bin immer wieder erstaunt, wie infantil doch diese Hefte beim Leser ankommen. Als ob wir Designer allesamt dämlich wären. Jeder normaldenkende weiss, dass Sascha Lobo ein Luftbefeuchter mit Wischmop ist, dass Bilder, auf denen Typen Bilder von sich selbst zeigen, der Selbstbeweihräucherung dienen, und ein Preis von € 19 ganz exklusiv wirken soll. Dazu noch ein Begriff aus der Hiphop-Szene und schon sind wir ganz ganz cool – mit unseren dicken Hornbrillen, Freitag-Taschen und Converse Turnschuhen auf der Typo Berlin. Ja ja, Klischee Olé.
Ist das irgendwie schwer ein berühmter Designer zu sein, und trotzdem »normal« zu bleiben? Auch Weidemann ist nicht normal, oder Erik Spiekermann. Unnormal im Sinne von extrem ausgeprägt auftretend, redend, präsentierend. Wird man so, wenn man »berühmt« ist? War man vorher normaler? Oder liegst in den Genen?
bieeeefiii
Das Magazin scheint irgendwelche ernsthaften Probleme zu haben, anders kann mir so einiges nicht erklären.
Letztes Jahr waren nur 2 von 4 Ausgaben vollwertige Magazine wie man sie von 2008 (damals übrigens noch für 15 euro) kennt. Ausgabe 2 war ein dünnes Heftchen unter dem Titel „Cannes-Report“, ich dachte erst das sein nur eine Beilage, aber nein es soll das ganze Heft sein. Zwar reduziert im Preis für Einzelkäufer, aber eine Frechheit für Abonnenten! Bei Ausgabe 4 dann das gleiche Spiel, nur diesmal mit festerem Umschlag.
Dieses Jahr fragte ich mich nun seit längerem ob es das Magazin überhaupt noch gibt? Fünf Monate kein Lebenszeichen und auch keine Ankündigung einer kommenden Ausgabe. Jetzt, Mitte Mai, erscheint dann endlich Ausgabe 1.
Wenn das so weitergeht, werde ich mein Abonnement nicht fortsetzen.
christopher
adc und horizont — das sagt doch alles. schadé.
HD Schellnack.
Die Futura mag ich, auch am aktuellen ADC-Auftritt. So schlecht, dass es einfach schon wieder zeitlosgrandios ist, so unsichtbar, dass es ins Auge fällt. Optischen Randausgleich hätte man den Anführungszeichen in den Headlines aber gönnen dürfen – und mehr manuelle Zurichtung.
Das Zitat das Krieg «Entertainment» ist, würde wahrscheinlich gern Baudrillard-Kälte haben, kommt aber nur bizarr aus der Ich-Perspektive des westlichen Kristallpalastes heraus, ist doch gruselig. Krieg ist Krieg ist Krieg, zumindest aus Opfersicht insofern durchaus «hell». Solchen Pop-Zynismus kann sich wirklich kein Magazin der Welt leisten, gerade nicht ein oberflächliches Designerwerberheft.
Wie man den Vergleich mit Tempo als Kompliment meinen kann, ist mir ansonsten ziemlich schleierhaft. Zumal die neue Tempo doch schon Neon heißt und eben auch entsprechend ist.
HD Schellnack.
PS
Das Spannende ist, dass ich mich bei dem Heft oft eben SELBST frage:
Where IS the beef?
Was für eine Chance, so ein Magazin zu machen – und Inhalte reinzunehmen. Kritisch zu sein, böse zu sein, anzupissen, Waden zu beissen. Der ADC könnte sich das eigentlich rausnehmen. Aber so ist es eine Art Kundenmagazin wie alle anderen auch und bleibt leider etwas in der Gemütlichkeit, die solchen Magazinen immer anhaften. Gut gemacht – wie so viele exklusive Produkte – aber, um Peter Hein zu zitieren: «Es mag sich zwar reimen, aber warum?»
bernie
HD, weil keiner dem anderen in die Suppe spuckt, deshalb. Man tut so als ob. Wenn Sascha Lobo wirklich mal was böses sagen würde, er wäre weg vom Fenster.
Imgrunde wollen alle irgendwie originell auf sich aufmerksam machen, irgendwie etwas spröde und kantig auftreten, doch die Anpassung ans Designestablishment zwingt doch wiedereinmal die Selbstzensurschere hervor und schnippelt alles zum kleinsten gemeinsamen Nenner hinunter. (Deswegen braucht Sascha Lobo diesen Irokesenschnitt. Weil sein Gesagtes nicht ausreicht.)
Untendrunter garniert man den Auflauf mit einer Prise Sido, in der Hoffnung, dass dieser nasse Lappen nicht zu früh in die Altpapiertonne wandert. Aber was hat Sido bitte mit Grafik-Design zu tun? Machen wir jetzt auf dicke Hose?
Au ja. Ich tätowiere jetzt mein Firmenlogo rechts auf den Hals.
Voll fett. Echt beef :-)
What
@bernie »Ist das irgendwie schwer ein berühmter Designer zu sein, und trotzdem »normal« zu bleiben«:
Ich denke dieses wichtigtuerische, altherrenmäßige Gebaren ist zum Teil Ursache für Berühmtheit. Nicht, dass es nicht auch »normale«, bekannte Gestalter (Erler, König et al.) geben würde, aber die bekanntesten sind halt einfach die üblen Schnacker, bei denen man sich jedes mal vorstellen muss, wie sie sich vorm Spiegel morgens erstmal einen auf sich selbst keulen.
Naja, die wirklich guten Sachen machen die Keuler auf jeden Fall nicht, das ist doch ein schöner Trost, oder?
HD Schellnack.
Ich muss mal sagen – die «altherren», die ich so kenne, sind alles andere als abgehoben, vor allem wenn man bedenkt, dass die beiden von dir genannten Herren ja auch Grund hätten, nicht mehr bodennah zu sein. Weidemann ist meinungsstark und bissig, aber noch normaler als ein Typ mit Bierflasche in der Hand, der völlig offen das Gespräch sucht und offen ist, geht es kaum – und Erik habe ich selbst nie anders als interessiert und interessant erlebt. Beide können lästern, was das Zeug hält, wenn nötig ist, beide glauben mit Seele an ihr Ding, beide sind auch weit entfernt von dem Designerklischee, das du zitierst :-D.
Uwe Borchert
Hallo,
jeder der in seinem Fach gut ist muss Extremist sein. Das ist in anderen Bereichen auch nicht anders. Seht euch mal im Bereich Forschung und Entwicklung um. Allerdings kann das Extreme bei den Kreativen zu einer überzogenen Form der Selbstvermarktung führen. Aber das gehört auch zum Geschäft.
MfG
bernie
@ HD.
Nicht abgehoben. Anders, exorbitant anders. Nicht unbedingt im negativen, aber doch platzeinnehmend, herausstechend. Und ob diese Merkmale gerechtfertigt sind. Und ich frage mich, ob das nicht irgendwann zu stark ausarten kann – in Extremsitutationen, wenn sie dann auf ihr Recht pochen. Aber jeder hat seine Schlagseite. Auch ich.
Mir ist jeder recht, der gute Arbeit macht, darauf stolz ist und dann ne Fluppe raucht bzw. ne Flasche Bier gut findet. Ohne Allüren.
Das Designerklischée, welches ich zitierte, sollte nicht auf die beiden zutreffen. Da sind sie gottseidank weit von entfernt. War nur so in den Raum geworfen. Aber Sascha Lobo mit seinem Iro. Ach, naja. Ohne wäre er wohl kein Sascha Lobo mehr.
HD Schellnack.
>Sascha Lobo mit seinem Iro
Ich kenne Lobo nicht, hab nur seinen text im Spiegel auf Schirrmacher gelesen und fand beide müd.
Aber ist der Iro nicht einfach Marke – wäre er nicht ohne einfach nur ein Gesicht? Ist doch simpel gute Selbstvermarkte. Wenn der Mensch selbst zum Produkt wird, gilt auch hier der Druck, sich immer mehr zu verknappen auf eine einzige leicht zu verstehende Idee, einen Look, ein Soundbite eben.
bernie
Was wären Sagmeister, Weidemann oder Spiekermann ohne Iro? Einfach nur Gesichter?
Es ist nicht nur Marke. Es ist Gewöhnung. Wie einer mit Glatze. Man lernt sie so kennen, mag sie oder nicht – und wenn sie dann mit Haaren kommen, wirds meist übel.
HD Schellnack.
Weidemann ist die Ausnahme (Schuhe, Hut, Rotzäpfle usw), und Chip Kidd ist sicher jemand, der sich visuell einen «Marken»-Look gegeben hat (der aber bei ihm recht glaubhaft zu ihm passt und eher Ausdruck einer Ganzheit ist)… aber Erik und Stefan sind – anders als zumindest der öffentliche Auftritt von Sascha Lobo – ja nicht «gestylt», oder? Keiner von beiden hat einen bewussten «HEY LOOK HERE!!!!»-Effekt in den eigenen Auftritt eingewoben, ein visuelles Meme, dass quasi vor gesprochene oder geschriebene Inhalte tritt. Sagmeister und Spiekermann kennst du durch Aussagen und vor allem durch Arbeiten, die – wenn auch ganz verschieden – einen deutlichen Stil, eine Handschrift, eine Haltung haben. Keiner von beiden hat sich auf eine Art visuellen Steno-Code-Gag verkürzt. Und das ist vielleicht auch gut so, wie schwer es ist, aus dieser Identität, einmal etabliert, wieder herauszukommen, da kann Gene Simmons/Chaim Witz sicher ein Lied von singen. (Wobei die Maske ihn ja durchaus reich gemacht hat!)
bernie
Und Sascha Lobo zählt wieoft ich seinen Namen erwähnt habe.
Nennen wir es Loboimpressions®
bernie
Who the eff is Frau Schubart?
bernie
Wenn man’s im Kontext Krieg sieht, ja, aber die Frau hat scheinbar wenig mit dem zu tun. Aber die Dänen haben auch die Mohammedkarikaturen … ach mir doch egal – soll sie doch schwätzen.
Bild Geschenk
Die Bilder sehen toll aus.
bernie
Frau Käßmann propagiert Geburtenkontrolle in der katholischen Kirche.
Es wird immer absurder.
Anne
My German is not so good, so a small note in English.
The „quote“ from Schubart is not a qoute but a book title:
http://www.amazon.com/War-Isnt-Hell-Entertainment-Representation/dp/0786435585
It is not the view from the editor that war is just for fun, but a title indicating how war, also, is depicted in the media, for instance in Hollywood movies.