Anti-Atom ohne Öko
Arik Hohmeyer und Tim De Gruisbourne, beide Kommunikationsdesign-Studenten an der HTW Berlin, schreiben mir: »Seit drei Tagen ist unsere Webseite nukevader.com online. Anlässlich der brisanten Geschehnisse in Fukushima versuchen wir hierüber eine Anti-Atom-Kampagne ins Leben zu rufen. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf der visuellen Gestaltung. Unser Ziel ist, der kritischen Bevölkerung freies Protestmaterial (Sticker, Flyer, Poster, …) zur Verfügung zu stellen, das dem althergebrachten, klischeehaften Bild vom ›alternativen Öko‹ entgegen wirken soll. Wir wollen der Buntheit des Atomausstiegs durch anderes Design ein Gesicht geben. Unser Dieses Projekt verfolgt keine kommerziellen Ziele.«
23 Kommentare
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Max
Der Ansatz ist sehr gut und auch für meine Fälle sinnvoll. Genauso wie Politik ein anderes Gesicht bräuchte, sollten sich auch Personen zu dem Thema bekennen können ohne gleich in eine Schublade sortiert zu werden.
Einziger Kritikpunkt für mich, ist der Bezug zu Star Wars. Dadurch wird das „farbenfrohe“ sehr stark in den Hintergrund gedrängt . Die Vielfalt der Anhänger einer solchen Kampagne die sich in einer Buntheit ausdrücken soll, ist dadurch leider etwas verlorgen gegangen. Meiner Meinung nach ist das Ansatz sehr gut, aber durch die Festlegung auf eine Thematik, (Darth Vader) die auch den Namen der Kampagne wiederspiegelt, ist der Schwerpunkt falsch gelegt worden.
Und trotzdem ein Lob für den Mut zur Initiative.
Da Stefan
… ich frage mich ja, wie das rechtemäßig aussieht. Kann mir kaum vorstellen, dass Lucasfilm auf Starwars und seine Figuren keine Rechte mehr besitzt. Und die Kampagne zieht starken Nutzen aus der Bekanntheit dieser Figuren. Also, ICH wäre da vorsichtig. (Auch wenn die Kampagne keinen kommerziellen Ziele verfolgt.) Von daher: mutige Entscheidung, das…
Bau
Außer einem – scheinbar – in der Pause zusammengefrickelten Motiv mit zweifelhaftem Spruch nix auf der Seite aber schonmal die Adresse streuen.
Ach ja. Das Hauptaugenmerk liegt ja rein auf dem Visuellen.
Ivo
Von der Grundidee zweifelsohne gut und ehrenvoll, aber die Wahrscheinlichkeit, dass unangenehme Post von George Lucas ins Haus flattert schätze ich ziemlich hoch ein.
Plamen Tanovski
Meistens hat man die Botschaft beim Mißbrauch des Radioaktivitätszeichens aus dem Kontext erraten, aber was wollen die „Grafikdesigner“ jetzt kommunizieren? Das Böse ist der Vater der Radioaktivität? Jede Anwendung der Radioaktivität soll also verboten werden? Und wenn nuke ein Wortspiel auf Luke ist, was ist dann nuke vader?
HAL
»Die aktuelle Nachfrage für das Anti-AKW-Logo beendet auch eine Debatte, die wir hier im Fontblog vor einem halben Jahr angestoßen hatten: Braucht ›Atomkraft? Nein Danke.‹ ein Redesign? Nein.« (Jürgen Siebert, Fontblog 24. März 2011)
R::bert
Ich bezweifle, dass die gewünschte Botschaft vom Normalbürger problemlos und schnell (wie es bei einem Plakat o. ä. erforderlich ist) entschlüsselt werden kann. Von daher ist es schade um die Mühe.
Philipp
Eine bewußte Isolation des alternativen Ökos von der Thematik finde ich ehrlich gesagt etwas respektlos. Schließlich ist das genau die Menschengruppe, aus der eine Bewegung hervorging, die mittlerweile als Partei Politik gestaltet.
Magenta – Bold – Darth Vader: Parodie ohne Kommunikationsziel?
R::bert
Sehe ich auch so. Außerdem stellt sich mir die Frage, warum man sie ausschließt. Sicher gibt es hier und da Ziele, die ich auch nicht unterschreiben würde. Aber unterm Strich denke ich, eine gemeinsame partnerschaftliche Zusammenarbeit würde mehr bewirken. Kleinkrieg kann jeder. Sympathiepunkte sammelt man damit aber schon längst nicht mehr.
Simon Wehr
Ich teile Eure Kritik. Ich laufe auch lieber mit Sonnenblume rum, als mit Ikonen der Filmindustrie Protest zu proklamieren. (Wie bei den Wahlen: Im Zweifel lieber das Original nehmen.)
Ich möchte das Engagement trotzdem begrüßen. Manche Menschen sehen eher die Müsli-Klischees, als die historische Herkunft des Anti-Atom-Zeichens. Und genau diesen Menschen sollte man etwas an die Hand geben. Und Nuke Vader mag für einen kleinen Teil von ihnen die richtige Idee sein, oder? Und: Allzuviel Aufwand war’s ja bisher nicht.
Sanddorn
Ach so sieht der Lüfter in Darth Vaders Helm aus. Mit warmer Luft kennen sich die beiden ja scheinbar gut aus. BTW Was hat Fukushima mit Atomwaffen(Nuke) zu tun?
mickey
bei aller vernunft, die ich in der aktuell aufblühenden anti-atom-bewegung sehe, empfinde ich dieselbe gleichwohl als ausgesprochen heuchlerisch. mit sehr grosser wahrscheinlichkeit ist nicht einmal die hälfte dieser bewegung so weit gegangen den stromanbieter zu wechseln. das ist traurig und gewiss eine sache, die zu kommunizieren von grösserer bedeutung wäre.
ich hoffe, es fühlen sich möglichst wenige von diesem kommentar angesprochen.
Christian
Ich selbst beziehe schon seit mehr als fünf Jahren meinen Strom von einem Anbieter, der ihn zu fast 100% aus Wasserkraft gewinnt. Trotzdem bin ich für den Ausbau der Kernkraft. Ein Widerspruch? Nun, für manche Leute muss Darth Vader – der Inbegriff des Bösen – als Symbol für Kernkraft herhalten. Vermutlich sind das auch dieselben Leute, die den Marlboro-Cowboy cool finden.
Vroni
@ Christian
„Trotzdem bin ich für den Ausbau der Kernkraft. “
Warum? Trotz was?
Nico
Schön, dass Anti-Atom mittlerweile scheinbar in der Popkultur angekommen ist. Die Frage stellt sich scheinbar nicht mehr, ob die „Bewegung“ durch derartige Kampagnen nicht vielleicht banalisiert wird.
Aber um diesen ikonisierenden Hedonismus mal weiter zu spinnen: Wie wär’s denn mit Hitler mit einem Atomsymbol als Bart? Auch der Teufel würde sicher gern teilnehmen.
Super witzig und sexy. Helvetica. Bold. Rein visuell. Karneval.
Tim & Arik
Zunächst vielen Dank für die Kritik. Das hilft uns ungemein!
Wir möchten uns doch kurz zu Wort melden, da vielleicht missverständlich war, um was es eigentlich geht:
Es ist sehr erfreulich, dass am Samstag in Deutschland so viele Menschen wie nie zuvor gegen die Nutzung von Atomkraft protestiert haben. Erschreckend finden wir, wie viele und vor allem wie viele junge Menschen NICHT auf den Demonstrationen zu finden waren. Unser Eindruck ist, dass es im Allgemeinen eine Art Furcht davor gibt, öffentlich Protest zu äußern, die wir darin begründet sehen, nur allzu schnell einen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Ob der nun den Abdruck „Öko“, „Lefty“ oder sonst was hinterlässt, ist eigentlich ziemlich egal. Auch wenn wir hier schon wieder von Popkultur lesen und uns den Stempel von der Stirn wischen müssen, sehen wir, wie schnell so etwas gehen kann.
Wir wollen nicht leugnen, dass es all diese Gruppierungen gibt und dass sie ihre spezifischen und wichtigen Merkmale haben. Wo kämen wir hin, wenn es nicht so wäre. Aber warum sollte nicht jeder die Chance haben, Kritik zu äußern ohne in eine Schublade gesteckt zu werden oder eben in der zu bleiben, wo er sich wohl fühlt?
Unser Sticker ist einfach nur ein Anfang, mit dem wir unser Projekt ins Leben gerufen haben. Und natürlich banalisiert er das Thema. Aber verfehlt er es damit sogleich? Die Resonanz auf die Aufkleber, die wir am Samstag verteilt haben, war riesig (übrigens durch alle Gruppierungen hindurch), was uns ermutigt, weiter zu machen. Und wir wünschen uns nun vor allem bunte Unterstützung von allen Seiten, denn momentan dominiert unsere Aktion nur eine Farbe und das soll sich auf jeden Fall ändern!
Kev*
nichtssagender slogan der zudem noch missverständlich bzw. nicht-verständlich ist.
aber atombomben sind ja auch scheiße.
ansonsten natürlich ehrenvolles engagement. evtl noch einmal dran arbeiten!
Marc Marius Müller
Ich muss sagen, so lobenswert ich die Idee als solche finde, umso fragwürdiger finde ich die Umsetzung. Wie bereits mehrfach erwähnt ist die Verwendung einer Filmikone recht kritisch. Zum einen ist Vader als Popikone stark polarisierend und daher als Symbol für eine „bunte“ Kampagne nicht vollkommen stimmig. Zum anderen ist die rechtliche Situation ja offenbar nicht eindeutig.
Ich würde sagen, bisher macht das Ganze den Eindruck, als würde man dem Kontext nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenken. Die Idee, auch Leute, die mit dem dem teils krampfhaft auf alternativ getrimmten Öko nichts gemein haben, ansprechen zu wollen ist SEHR begrüßenswert (ich fühle mich sofort endlich verstanden). Aber bisher kommt es einfach zu halbherzig und wie ein Schnellschuss daher.
ABER: Bitte weitermachen, denn alles, was in der Protestkultur für Vielfalt sorgt ist prinzipiell begrüßenswert!
Radioman
Trotz aller Kritik, die ja zumindest zum größten Teil richtig ist, finde ich die grundsätzliche Ästhetik ziemlich gut.
Warten wir doch auf Korrekturen und neue Projekte von den beiden; ich vermute die werden (noch) besser gefallen!
fritz
ich hab den aufkleber am samstag zuerst auf einem kinderwagen gesehen und war erstmal verstört, was mir die junge mutter damit vermitteln möchte. meine beiden lieblingsplakate, die ich dort gesehen habe, waren handgeschrieben und lauteten: „ohne meiler is geiler“ bzw. „fickt euch“. vom lettering her super fand ich das transparent „kapitalismus abschalten“. die popkultur ist längst im anti-akw-protest angekommen. junge leute aus den verschiedensten soziotopen meinem eindruck nach auch. die soziale durchmischung am samstag war großartig.
Holland
Spendet lieber 50 Euro an Japanese Red Cross Society;
oftmals besser als die Umwelt mit unausgereiften, visuellen Gedöns zu verpesten. Die Menschen haben andere Sorgen.
Um mit den Worten von Roland Tichy abzuschliessen;
»Wir trauern mit Ihnen in anteilnehmender Stille«
(Quelle: Roland Tichy: Seitenblicke, WiWo No.12 vom 21.03.2011).
Johannes
Vielfalt und Offenheit zeichnen die Anti-AKW-Bewegung schon lange aus, warum nicht auch mal mit Darth Vader?
Als Ergänzung (auch zu älteren Diskussionen im Fontblog) noch ein Link zum Sprachgebrauch und zu Floskeln der Atomindustrie — von jemand, dem wir das bislang nicht zugetraut haben.
freeman
Es ist wirklich bemerkenswert, was Ihr alle leistet.
Wir dürfen uns allen nur wünschen, dass die Betonköpfe der Politik endlich begreifen, was wir ALLE wollen: umgehenden Ausstieg!
Manchmal zweifle ich wirklich an der Intelligenz dieser Kaste. Vermutlich ist es die Machtgier dieser Existenzen, die einen Mangel an Aufmerksamkeit und Demut gegenüber dem Volk vermissen lassen.
Zu dem Thema bin ich gerade auf eine sehr spannende Seite gestossen
http://www.fortunanetz.de
auf der Klartext geredet wird.