Die Twitter-Schrift ›Pico‹
Beliebt ist, was bekannt ist. Und weil Millionen Menschen Tag für Tag auf Twitter herumhängen, hat die Free-Font-Familie Pico (Black, White) enorm an Popularität gewonnen. Sie wurde 2001 vom japanischen Designer Masayuki Sato entworfen (Büro: Maniackers Design, auf Twitter unter @mksdsato aktiv). Auf einer Flickr-Seite beschreibt Sato, die Geschichte seiner Schrift und die Abweichungen im Twitter-Logo. Auf dieser Seite liegt seine Schrift Pico in verschiedenen Formaten zum kostenlosen Download bereit. Es ist sicherlich kein typografisches Meisterwerk (erwartet bitte keine Klothoiden in den Rundungen) … aber für zu Hause ein netter Spaß.
4. Vienna Design Week, 1. – 10. Oktober
Mit über 80 Workshops, Vorträgen, Ausstellungen, Präsentationen und Installationen verwandelt die Wiener Designwoche ihr Stadt Anfang Oktober für 10 Tage zum Mittelpunkt der europäischen Designszene. In diesem Jahr steht der Wiener Bezirk Hernals im Fokus der 4. Vienna Design Week. Hier lädt unter anderem die Mailänder Gruppe Esterni zum Bau von »Everybody’s Bench«, einer in kreativer Interaktion mit den Bezirksbewohnern entstehenden Riesenholzbank. Auch im übrigen Stadtraum wird die Veranstaltung nachhaltige Spuren hinterlassen, ganz im Sinne von Wien Tourismus, der erneut als Partner auftritt … zum Beispiel die Workshops der Gruppe Design°mobil oder die Bustouren des neuen Partners Trafo.K, die in Zusammenarbeit mit Schülern der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt entwickelt wurden; sie bieten Erwachsenen und Jugendlichen Gelegenheit zu spielerischem Erforschen und kritischer Auseinandersetzung.
Auf Einladung der Vienna Design Week kommen auch vier Stars der Designwelt nach Wien, um über eine grundsätzliche Frage zu sprechen: Warum Design? »Für mich ist Design eine Geisteshaltung, eine Art des Beobachtens, des intuitiven Verstehens«, so die Antwort von Gijs Bakker, dem Gründer von Droog Design. Ein weiterer Gast ist Stefan Sagmeister. Darüber hinaus konnten der deutsche Produktdesigner Konstantin Grcic und die Französin Inga Sempé, Trägerin des Großen Designpreises der Stadt Paris, als Vortragende gewonnen werden.
Der Startschuss zur Wiener Designwoche fällt bereits am 30. September, in den prunkvollen Palais-Räumen des Liechtenstein-Museums. Das Opening gilt als bedeutendes Treffen der österreichischen Kreativbranche. Erstmals wird bei diesem Anlass eine Ausstellung präsentiert: »Barocker Glanz und Stainless Steel«. Drei renommierte Designteams – Studio Makkink & Bey (NL), Claesson Koivisto Rune (SW) und Olgoj Chorchoj (CZ) – inszenieren Tafelkultur mit Vergangenheit und Zukunft.
Weitere Informationen auf www.viennadesignweek.at …
Norman Palm: »Easy«
Meine aktuelle Nummer 1 in der ewigen Bestsellerliste (typo)grafischer Musikvideos: Norman Palms »Easy«, gestaltet von Frank Höhne. Danke für den Tipp, der sich in meinem Berg von Urlaubspost befand. Danke auch an die Video-Plattform Vimeo für den neuen Einbettcode, der diesen Clip auch Lesern anzeigt, die Fontblog auf dem iPhone, dem iPod Touch und dem iPad lesen.
[Update: zu früh gefreut … mein iPhone meldet ”Sorry – There is no mobile version available for this video.“ Das liegt aber jetzt nicht an Video, sondern an den Publishing-Einstellungen des Videos, denn auch der direkte Link zur Vimeo-Quellseite … liefert die Fehlermeldung.]
✪ Corporate-Font-Familie Museo Sans, für 55 €
Die Museo-Schriftfamilie, entworfen vom holländischen Designer Jos Buivenga, ist selbst ohne Aktionspreis eine ausgesprochenes Schnäppchen: der Einzelschnitt ab 12,50 €, die 10-köpfige Familie gerade mal 65 €. Und trotzdem reduziert FontShop diesen Preis nochmals um 10 €, weil wir der gut ausgebauten, modernen Museo als Stern der Woche mehr Aufmerksamkeit geben möchten. Zur Stern-der-Woche-Bestellung …
Museo Sans ist eine sehr gut ausgebaute lineare Groteskschrift, die Schwester der raffinierten Museo Slab …
Ihr kräftige Architektur und die schwachen Kontraste garantieren ihre Neutralität, so dass sie vor allem im Corporate Design, bei Leitsystemen und im Editorial-Design punkten kann. Weil beim Entwerfen die Lesbarkeit im Vordergrund stand, erweist sie sich auch in Lesetexten und sogar am Bildschirm als ausgesprochen gut lesbar.
Das in Arnhem angesiedelte Ein-Mann-Fontlabel Exljbris wurde 2004 von Jos Buivenga gegründet. 1984 begann er sein Studium an der Academy of Arts Arnhem. Seine erste Schrift Delicious entwarf er 1994. Diese wurde dann nur zwei Jahre später veröffentlicht. Seitdem fesselt ihn das Schriftengestalten. Hauptberuflich arbeitet er in einer Werbeagentur als Art Director. Neben dem Beruf entwirft er mit Begeisterung weiterhin Schriften.
Meine »PAGE-Fundstücke«, ab jetzt auch online
Warum sind wir nicht schon früher auf die Idee gekommen? Seit heute gibt es meine monatliche PAGE-Kolumne nicht nur im gedruckten Heft, sondern auch auf PAGE online zu lesen: Fundstücke von Jürgen Siebert. Vielleicht, weil sie bald 20 Jahre wird? Ich fasse es nicht: Seit 1991 knöpfe ich mir monatlich ein Thema aus der Welt der Kommunikation vor, das mich ärgert oder erfreut, um Frust oder Freude mit den PAGE-Lesern zu teilen. Anfangs hießen die Fundstücke noch »Miszellen«. Seit gestern schreibe ich an der nächsten Folge, die in 3 Wochen erscheinen wird … pünktlich zur Veröffentlichung von PAGE 10/2010.
Ein Fall aus der Praxis
Etwa einmal im Monat erhalte ich eine E-Mail-Anfrage aus Studentenkreisen, so ähnlich wie diese:
»lieber herr siebert,
ich studiere an der fachhochschule in XXXXXXX design und möchte nun meine letzte prüfung vor dem diplom durch eine theoretischen arbeit ablegen. das thema welches ich vorgeschlagen habe ist die geschichte der schrift im kontext zum ökonomischen und soziologischen zeitgeschehen.
also warum kamen damals die sans-serif auf und warum sehen sie so aus. ich würde gerne zusammenhänge herausfinden die einen anhaltspunkt geben könnten, warum die verwendeten schriften einer zeit verwendet werden und warum sie diese form haben. vielleicht gibt es parallelen zur kunst, zur mode, zur architektur…
das problem was ich nun habe ist, dass ich kaum oder keine informationen dazu finde. vielleicht hat sich noch niemand dieser frage gestellt?!? vielleicht fällt ihnen oder den leser des fontblogs informationsquellen ein die mir helfen können an diesem thema zu arbeiten.
die arbeit stelle ich ihnen nach der prüfung auch gerne zur verfügung.«
Nachdem ich Zeilen dieser Art gelesen habe, durchsuche ich mein Büro gerne mal nach einer versteckten Kamera (Verstehen Sie Spaß?) oder goggle nach Namen von Titanic-Mitarbeitern. Ich fühle mich auf den Arm genommen.
Ich hatte HD Schellnack vor 16 Jahren auf seinen Vordiplom-Fragenkatalog in meiner jugendlichen Arroganz sinngemäß geantwortet, dass es ein wichtiger Teil der Zwischenprüfung sei, sich die Fragen durch eigene Recherchen selbst zu beantworten. Wörtlich: »Darüber sollten Sie sich Gedanken machen.«
Heute würde ich so etwas nicht mehr schreiben. Ich habe aber auch keine Lust, Studierenden die Arbeit abzunehmen. Haben die keine Betreuer mehr an den Hochschulen? Oder sehe ich die Sache zu streng? Also stelle ich das Schreiben einfach mal im Fontblog zur Diskussion.
Die 12 häufigsten Satzsünden
Gestern wies ich über Twitter auf das PDF Thirty Four Typographic Sins hin. Nach dem Erik Spiekermann meinen Vermerk weitererzählte (to retweet) mit der Einschränkung »I don’t agree with all of them«, fing die große Verunsicherung an. ›Welchen der 34 Regeln soll ich nun folgen, welchen nicht?« fragten sich sinngemäß viele Leser der Mitteilungen (tweets).
Das Thema ist uralt, es gibt zig Bücher und Checklisten dazu. Trotzdem hat es mir keine Ruhe gelassen, weil gerade durch die neuen Webfonts sich viele User erstmals mit der typografischen Aufbereitung von Texten beschäftigen. Und so habe ich eben mal, wie man so sagt »schnell und schmutzig«, mit Textedit ein paar typografische Todsünden (auf deutsch) notiert. Am Ende wurden es ein Dutzend, was schon mal verdaulicher ist als 34. Außerdem hat der Autor des oben zitierten PDFs meiner Ansicht nach typografische Regeln mit Schreibregeln vermischt: erstere sind Auslegungssache, während über die zweiten nicht diskutiert werden muss (falls doch: gerne unten in den Kommentaren).
Die erwähnten Schreibregeln heißen für die Werkzeuge, mit denen wir täglich schreiben und publizieren, Satzregeln. Der Begriff kommt von setzen (Schriftsatz, einenText setzen) und nicht vom grammatikalischen Satz als Wortgefüge. Zu Bleisatz- und Fotosatzzeiten war das Setzen ein Beruf, heute gibt es den nicht mehr, weil wir alle das mit links bzw. mit unserer Computertastatur selbst erledigen.
Auch wenn das Setzen heute ein Kinderspiel ist, spricht einiges dafür, die Regeln des Schriftsatzes nicht zu vergessen, damit es die Leser unserer Texte leichter haben, diese aufzunehmen und schnell zu verstehen. Seit Jahren wehre ich mich dagegen, die schlampige Satzqualität einer Spiegel-Online-Site als gottgegeben hinzunehmen. Leider halten viele der Typosünden bereits Einzug in den gedruckten »Qualitätsjournalismus«.
✪ Paper for Great Graphic Design, für 14 € statt 37 €
In der Druckwelt beeinflusst die richtige Wahl der Papierart jedes Designprojekt. Gerade Designer klagen oft über den Mangel an wirklich gutem Referenzmaterial. »Paper for Great Graphic Design« versucht die Lücke zu füllen.
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