12 Alternativen zur FIFA-WM-Schrift 2014

Über das Briefing der FIFA bezie­hungs­weise deren Agentur The Works Ltd zur Brazil-0815-Schrift Pagode kann man nur speku­lieren. Zwei Schnitte wurden gefor­dert – Regular und Bold –, der grafi­sche Stil: irgendwas zwischen verspielt, spontan und hand­ge­macht. Das Ergebnis: Kindergarten. Nichts gegen kind­liche Schriften, ausge­schnit­tene Buchstaben oder Pinselstriche. Das Problem von Pagode ist, dass ihre Buchstaben keinen gemein­samen Nenner haben. Und weil ihre Formen beliebig sind, ist Pagode keine Schrift sondern eine Ansammlung von Glyphen. Ein solches Konglomerat funk­tio­niert noch halb­wegs in der floralen visu­ellen Sprache der WM 2014, und in deren defi­nierter Farbwelt. Außerhalb sind die Pagode-Lettern beliebig, was bei einer Produktserie wie den Lidl-Team-Shirts unmit­telbar deut­lich wird. Die Trikots sehen nicht offi­ziell lizen­ziert aus, obwohl sie es sind, sondern wie selbst mit einem Testilstift beschriftet.

pagode_alternativen

Die hier gezeigten Verwandten zur FIFA-Schrift Pagode tummeln sich auf dem glei­chen Spielplatz: kind­lich-naiv, unkon­ven­tio­nell, laut, teils  provo­kativ – ein durchaus span­nendes Terrain im Schriftdesign. Sie alle wurden von ange­se­hene Schriftentwerfern geschaffen, darunter Max Kisman, Hannes von Döhren, Cyrus Highsmith, Richard Kegler und Rian Hughes. Und obwohl ihre Lettern schrift­in­tern starke Kontraste aufweisen, haben ihre Designer auf eines geachtet: eine gemein­same formale Sprache. Diese mani­fes­tiert sich in den Formen und Dimensionen von Vertikalen, Horizontalen und Innenräumen, aber auch in den seit Jahrhunderten geltenden Regeln für das Zusammenspiel latei­ni­scher Buchstaben. Erst wenn dies gelingt, entsteht ein Glyphen-Gebinde, das sich Schrift nennen darf und belastbar ist für die Kommunikation von Marken, Produkten oder Veranstaltungen. Pagode erfüllt dieses Kriterium nicht.


Ein Kommentar

  1. Christian

    Erst wenn dies gelingt, entsteht ein Glyphen-Gebinde, das sich Schrift nennen darf und belastbar ist für die Kommunikation von Marken, Produkten oder Veranstaltungen. Pagode erfüllt dieses Kriterium nicht.

    Die Frage ist, ob die gezeigten Schriften großer Schriftgestalter deswegen wirk­lich besser aussehen. Ganz subjektiv empfinde ich viele der gezeigten Alternativen als häss­li­cher. Interessant wäre, wie ein Schriftgestalter die Pagode so verbes­sert, dass sie den genannten Kriterien entspricht.

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